Der amerikanische Gitarrist und Sänger John Mayer widmet sich auf seinem neuen Album “Sob Rock” ganz den bunten 1980er-Jahren. Das Album lehnt sich nicht bei der Gestaltung des Covers, sondern auch musikalisch an diese legendäre Zeit an – auch die erste Single, “Last Train Home”, lässt einen beim Hören durch die Zeit reisen. Als Sideman am Bass hat sich Mayer bei “Last Train Home” mit Sean Hurley nach Pino Palladino die nächste Sessionlegende ins Boot geholt. Die Bassline dieses Tracks ist einfach wunderbar songdienlich und immer wieder blitzen interessante Highlights auf, die das gewisse Extra ausmachen.
“Last Train Home” – Originalvideo
Wie immer gibt es hier zur Einstimmung das Video von “Last Train Home” zu sehen und zu hören!
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Mehr InformationenRhythmik
Rhythmisch gesehen passiert im Song nichts Spektakuläres – Sean Hurleys Bassline folgt im Wesentlichen den Akzenten des Keyboards sowie dem Bassdrum-Pattern. Allerdings tut er dies nicht stringent, sondern im höchsten Sinne musikalisch und dynamisch.
So lässt Sean im ersten Vers und im Chorus bewusst ein paar Bassdrum-Schläge links liegen und hält sich mit Variationen und Fill-Ins noch zurück. Dies gibt ihm die Möglichkeit, ab dem zweiten Vers bis zum Ende den Song dynamisch zu steigern. Dafür hält er sich jedoch im späteren Verlauf konsequenter an die Bassdrum und verdichtet seine Bassline mehr und mehr, indem er zusehends mehr Lücken für Fill-Ins am Bass nutzt.
Oft handelt es sich hierbei nur um minimale Veränderungen, wie z. B. mal eine Sechzehntel-Note mehr. Doch genau diese Feinheiten machen in der Summe den großen Unterschied zwischen einem lebendig-dynamischen Song zu dem beliebten (aber leider sehr leblosen) “Copy & Paste”-Verfahren aus. Kurz: Sean Hurley zeigt hier meisterlich die Kunst einer songdienlichen Bassline!
Tonmaterial
Wir befinden uns in der Tonart E-Dur und Sean Hurley nutzt für seine Variationen entsprechend die passenden Töne E, F#, G#, A, B, C# und D#. Einiges reduziert sich auch auf die A-Dur-Pentatonik (A, B, C#, E, F#), welche aber ebenfalls in E-Dur enthalten ist.
Ich finde es höchst spannend, wie Sean den Song aufbaut und ab dem zweiten Vers tonal immer weiter verdichtet. Er erweitert die Anzahl der Töne, welche er aus der E-Dur-Tonleiter entnimmt, aber tut dies auf so subtile Weise, dass der Bass sich zu keinem Zeitpunkt in den Vordergrund drängelt. Dieser schmale Grat ist die hohe Kunst, einen Song dynamisch zu begleiten! Hach …
Eine kleine Besonderheit gibt es übrigens in jedem dritten Takt einer viertaktigen Phrase des Intros und des Verses: Der Bass spielt hier mit der Gitarre und den Keyboards auf den Zählzeiten 3 und 4 die gleiche Rhythmik. Harmonisch wechseln die beiden auf den Akkord E-Dur, der Bass bleibt jedoch auf A. Dadurch entsteht der Slashchord E/A, der auf tolle Weise für Spannung sorgt.
Hier kann man schnell mal dem Drang erliegen, melodisch der Gitarre und den Keyboards zu folgen und die Terz von E (also das G#) zu spielen. Das würde jedoch den Sinn und Zweck dieses Kniffs zunichte machen. Die kurzzeitige harmonische Spannung und anschließende Auflösung unterstützt nämlich ebenfalls die Dynamik dieses Parts.
“Last Train Home” – Basssound
Sean Hurley ist bekannt dafür, hauptsächlich alte Fender Precision-Bässe im Studio einzusetzen. Darauf würde ich auch bei diesem Track mein Geld setzen, obwohl ich keine Belege dafür gefunden habe. Der Rest erscheint mir wie eine Mischung eines Bassamps mit einem kleinen Anteil des cleanen D.I.-Signals.
Man sollte aber problemlos mit einem P-Style-Bass und einem Preamp in die richtige Richtung kommen. Bei anderen Bässen kann man einfach den Halstonabnehmer featuren, um den typischen kehligen Sound zu imitieren.
“Last Train Home” – Noten, TABs und Soundfiles
Auf geht’s: Hier findet ihr die Noten, TABs und Soundfiles mit und ohne Bass. Have fun!
Bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt