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Strymon Big Sky Test

Der „Big Sky“ ist das Reverb-Flagschiff der Pedal-Schmiede Strymon. Die Amerikaner haben sich nicht zuletzt mit digitalen Pedalen wie dem El Capistan oder dem Mobius bei Effekten verschiedenster Art einen erstaunlich guten Ruf erarbeitet. Im Vergleich zum eher minimalistischen, kleinen Bruder „Blue Sky“ wartet das „Big Sky“-Pedal mit einer großzügigen Palette an Features auf, die es zumindest auf dem Papier zum Reverb-Allrounder werden lassen. Das Ganze hat aber auch seinen stolzen Preis von knapp 500 Euro.

Dem Begriff „Sky“ macht Strymon mit seinem Reverb-Flagschiff tatsächlich alle Ehre. (Foto: Thomann)
Dem Begriff „Sky“ macht Strymon mit seinem Reverb-Flagschiff tatsächlich alle Ehre. (Foto: Thomann)


Aber zahlt es sich in der Praxis aus? Und wie schlägt die Stompbox sich im Zusammenhang mit Synthesizern? Wir haben genauer hingeschaut.

Details

Äußeres

Wie eigentlich alle Pedale aus dem Hause Strymon sagt auch das Big Sky beim ersten Date: „Auf mich kannst du dich verlassen.“ Dank des hochwertigen Aluminium-Gehäuses wird das Strymon-Pedal in Kombination mit seinem übersichtlichen Bedienfeld in schönem Blau rein optisch auf Anhieb zum robusten, treuen Tour-Begleiter. Platzsparern dürfte es mit dessen stolzen Maßen (B/H/T: 16 cm x 6 cm x 12 cm) zwar etwas zu groß für das Pedalboard sein, aber hey…großer Klang braucht halt auch manchmal Platz. Und für Keyboarder gilt: Die Stompbox solltet ihr allemal auf der Bedien-Oberfläche eures (Poly-) Synths untergebracht bekommen.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Strymon Big Sky Effekt-Pedal mal aus … (Foto: Thomann)

Aufbau & Bedienoberfläche

Die wichtigsten Parameter eines Reverbs springen sofort ins Auge, da ihnen je ein eigenes Poti spendiert wurde: Pre-Delay, Decay-Zeit, Mix. Dreht man am Decay-Regler, so präsentiert das kleine LED-Display gut lesbar die genaue Decay-Zeit, die je nach Hall-Modus variiert und in nahezu endlosen Hall-Kaskaden münden kann. Mix und Pre-Delay werden im Display nicht angezeigt, hier vertraut man auf die jeweiligen Stellungen der Potis und sein Gehör. Ein separater Modulations-Regler erlaubt dezente bis starke Chorus-Modulationen auf der jeweiligen Hall-Fahne. Neben einer „Tone“-Regelung (eine Art Low Pass-Filter für die Hall-Fahne) finde ich im Bereich der Klang-Bearbeitung noch die Regler „Param 1“ und „Param 2“: Das sind variable Parameter wie „Size“ oder „Diffusion“. Womit die Param-Potis belegt werden, lässt sich mithilfe des Meisters der globalen Einstellungen, dem „Value“-Regler, festlegen.
Die Parameter variieren je nach Hall-Maschine, von denen der Big Sky insgesamt zwölf Stück besitzt. Das Angebot reicht von klassischen Algorithmen wie Plate, Spring oder Room bis hin zu Swell-, Reverse- oder Shimmer-Effekten. Zwischen diesen lässt sich via Encoder auswählen. Ist der Lieblings-Hall fertig gebastelt, kann man ihn mithilfe des Value-Reglers im Gerät verewigen und benennen. Das Zentrum der Preset-Verwaltung sind die drei Fußschalter A, B und C. Über sie kann man die Presets der aktuellen Speicher-Bank auswählen und zwischen den Bänken umherschalten. Pro Bank gibt es drei Presets, die jeweils über die Switches ein- und ausgeschaltet werden. So kann man beispielsweise in einem Song problemlos mit drei verschiedenen Hall-Arten hantieren, ohne sich auch nur einmal näher über das Pedal beugen zu müssen. Die Footswiches dienen bei Gedrückthalten außerdem zum Einfrieren, dem „Freeze“-Schalten der jeweiligen Hall-Fahne.

Übersichtliches Bedienkonzept mit Fußschaltern und leicht verständlicher Poti-Struktur. (Foto: Thomann)
Übersichtliches Bedienkonzept mit Fußschaltern und leicht verständlicher Poti-Struktur. (Foto: Thomann)

Anschlüsse

Auf der Rückseite ist das Big Sky-Pedal gut und smart bestückt. Stereo In/Out-Buchsen erfreuen das Keyboarder-Herz, aber auch mit Mono Synths kann man Spaß haben: Das Strymon-Pedal legt je nach Wunsch und Kabeln einen Stereo-Hall auf das Mono Input-Signal. Der EXP-Eingang kann für verschiedene Zwecke genutzt werden: Mit einem separaten Footswitch können via Tapping Pre Delay und Decay-Zeiten intuitiv reguliert werden. Mit einem externen Expression-Pedal kann prinzipiell jeder der Klang-Parameter des Big Sky kontrolliert werden. Dabei ist einstellbar, ob nur einer, mehrere oder sogar alle Parameter gleichzeitig extern angesteuert werden. Des Weiteren finde ich rückseitig noch einen „Cab“-Schalter, dem ich tatsächlich zum ersten Mal an einem Reverb-Effekt begegne. Es handelt sich dabei um eine Art zuschaltbare Speaker-Simulation, die den Frequenz-Verlauf, beispielsweise eines Gitarren-Lautsprechers, nachempfindet.
Das kann interessant werden, wenn ein Instrument (vorwiegend eine Gitarre) ausschließlich per Line-In-Signal gespielt wird. Für Keyboards ist dieser Cab-Filter eher uninteressant, da sie selten über einen Amp gespielt werden und man diese Klang-Ästhetik folglich auch kaum vermisst. Per Midi In/Out sind jegliche Parameter des Big Sky auch durch einen externen Midi-Controller ansteuerbar und können komplett automatisiert werden. Die Stromversorgung erfolgt über ein einfaches 9V-Netzteil, ein Batterie-Fach suche ich vergebens – ist aber vielleicht bei solch einem modernen, digitalen Gerät auch etwas zu viel verlangt. 

Die Anschlüsse des Strymon Big Sky Effekt-Pedals befinden sich auf der Rückseite. (Foto: Thomann)
Die Anschlüsse des Strymon Big Sky Effekt-Pedals befinden sich auf der Rückseite. (Foto: Thomann)
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Praxis

Anhand der gebotenen Features wirkt das Big Sky-Pedal sehr vielversprechend. Aber kann es das auch in der Nutzung einlösen? Ich habe meinen Prophet 08‘ Poly-Synth an den blauen Charmeur angeschlossen – und langsam, aber sicher öffneten sich die Himmelspforten.

Bedienung

Das übersichtliche Konzept mit den Fußschaltern und die leicht verständliche Poti-Struktur, lassen mich die wichtigsten Ziele zum Traum-Hall schnell erreichen. Eine Wert-Anzeige für Pre Delay und Mix auf dem Display hätte mich gefreut, ist aber nicht essentiell. Etwas undurchsichtig wird es bei der Arbeit mit dem „Value“-Regler und den globalen/individuellen Einstellungen, kurz gesagt: Den „Sub Menüs“. Hier tappt man doch zunächst im Dunkeln und sollte sich die Bedienungsanleitung zur Hilfe nehmen. Ein etwas größeres Display oder 1 – 2 Potis mehr hätten sicherlich nicht geschadet, um den Workflow bis ins letzte Detail möglichst intuitiv zu halten. Gleichzeitig ermöglicht der Umweg über die Sub-Menüs aber auch diverse neue Klang- und Verwaltungsmöglichkeiten.

Übersichtliches Bedienkonzept mit Fußschaltern und leicht verständlicher Poti-Struktur. (Foto: Thomann)
Übersichtliches Bedienkonzept mit Fußschaltern und leicht verständlicher Poti-Struktur. (Foto: Thomann)

Klang

Die zwölf Hall-Algorithmen machen das Big Sky zum Reverb-Allrounder für eigentlich alle Anlässe. Während sich Effekte wie Spring oder Room noch eher für traditionelle Gitarren-Sounds eignen, öffnet sich mit Algorithmen wie „Cloud“ oder „Shimmer“ für Synths und Klang-Quellen aller Art, das Tor zum Himmelszelt. Bei Signalen, die nicht von einer Gitarre stammen, sollte man vor der Nutzung einmal den maximalen Output checken, den man von seinem Keyboard in den Big Sky schickt. Ist dieser zu hoch, fängt das Effekt-Pedal nämlich an zu zerren. Schnell eingepegelt, und schon kann die Reise losgehen. Einen Room kann man gut für Synth-Patterns im 1980‘s Style nutzen. Beim Big Sky funktioniert das ganz gut, allerdings fehlt mir ein Hauch Sättigung und Kompression. Der Room wirkt ein wenig verwaschen. Ich versuche, das mit Änderung der „Size“ zu beeinflussen, aber hier sind nur zwei Raum-Größen (Club/Concert) möglich. Von DAW-Plugins bin ich beim Parameter „Size“ eine Art stufenloses Poti gewohnt, das mich auch beim Big Sky sehr erfreut hätte. Aber da bin ich vielleicht auch etwas verwöhnt. 

Audio Samples
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Strymon Big Sky: Room

Der „Hall“-Algorithmus wirkt zunächst ein wenig dünn und fadig. Im „Plate“-Modus wird das Ganze dann noch ein bisschen voller, aber in der Klangfarbe gar nicht so wirklich anders – bis ich den Modulations-Regler ins Spiel bringe. Plötzlich befinde ich mich in einer lebhaften, träumerisch-fantastischen Welt. 

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Strymon Big Sky: Hall Strymon Big Sky: PlatePad

Der Plate-Algorithmus reagiert angenehm dynamisch auf Transienten, worüber sich im Synthesizer-Bereich vor allem Arpeggios freuen. 

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Strymon Big Sky: Plate Arp

Dreht man den Decay-Regler voll auf, entstehen in fast allen Modi scheinbar endlose Hall-Fahnen. Bei zugeschalteter Modulation wird aus der Hall-Fahne eine Art eigenständiges Synth-Pad. So lässt sich das Big Sky-Pedal also auch wie eine Art Instrument nutzen.

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Strymon Big Sky: Plate Reverb Instrument

Das Spielen im Austausch mit dem Big Sky ist auch durch die Freeze-Funktion möglich, die die Hall-Fahne in einen Endlos-Hall verlängert, so lange man den Footswitch gedrückt hält. Über dieses „Loop“-Pad kann dann beispielsweise auf Harmonien improvisiert werden, ohne dass man einen zusätzlichen Looper oder Musiker benötigt.

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Strymon Big Sky: Plate Freeze

Möchte man die ganze Pracht des Himmelszelts erblicken, so sei einem der „Cloud“-Modus ans Herz gelegt. Großzügige Decay-Zeiten lassen aus simplen Synth Pad-Klängen eine wohlige Wolke werden, die immer mehr anschwillt. Ein ähnliches, sanftes Anschwellen generiert auch der „Swell“-Algorithmus. Recht schnell wird klar: Wer will, kann dank Big Sky auf Lebenszeit im Hall-Whirpool baden und sich von den zuschaltbaren Blubber-Blasen in Form der Modulation verwöhnen lassen.

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Strymon Big Sky: Cloud Strymon Big Sky: Swell

Ein weiteres Highlight der Stompbox ist der „Shimmer“-Modus. Dieser Pitchshifting-Reverb hat sich in den letzten Jahren in diversen Reverb-Pedalen eingefunden, allerdings habe ich ihn noch nie so ausgefuchst erlebt wie beim „Big Sky“. Die meisten Shimmer-Reverbs geben standardmäßig die Quinte und die Oktave der Klangquelle im Hall-Signal hinzu, im Big Sky lassen sich diese Intervalle auf den Halbton genau einstellen. So kann man beispielsweise ungewöhnliche Intervalle wie Tritonus oder eine kleine Sexte festlegen, was in mystischen, dissonanten Klangwelten mündet. Sound Designers Dream !

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Strymon Big Sky: Shimmer Harmonic Strymon Big Sky: Shimmer Disharmonic

Aber selbst hier macht der Himmelsbote nicht halt. Ein Chor-Algorithmus lässt Synth-Klänge wahlweise in „Oooh“- oder „Aaah“-Klänge morphen. Vielleicht kein alltäglicher Effekt, aber durchaus brauchbar und wohlklingend.

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Strymon Big Sky: Choral Aah Strymon Big Sky: Choral Ooh

Schließlich sind auch noch sogenannte „Non-Linear“ und „Magneto“-Effekte mit an Bord. Diese lassen sich eher im Bereich Echo einordnen. In diesen Modi werden die Potis Pre Delay und Decay zu Feedback- und Delay Time-Reglern. Damit lassen sich sehr spaßige und abgefahrene Effekte erzielen.

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Strymon Big Sky: Non-Linear FX Strymon Big Sky: Reverse

Das Strymon Big Sky-Pedal wurde scheinbar ‚schlecht erzogen‘: Es kennt seine Grenzen nicht. Im Falle eines Reverb-Pedals kann das jedoch von großem Nutzen sein und ist positiv gemeint. Das zeigen die Hörbeispiele, die lediglich einen Bruchteil der diversen Klang-Möglichkeiten abbilden können. 

Video: Strymon Big Sky Sound Demo (No Talking) with Novation Peak

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Fazit

Dem Begriff „Sky“ macht Strymon mit seinem Reverb-Flagschiff tatsächlich alle Ehre. Wenn man möchte, geht hier klanglich tatsächlich der Himmel auf. Die vielseitigen Hall-Algorithmen liefern in Kombination mit diversen Bearbeitungsmöglichkeiten eine dynamische, universelle Reverb-Landschaft. Diese eignet sich zu Ambience-Klängen hingezogenen Keyboarder und Gitarristen. Lediglich im Bereich der Sättigung und Ansprache bei kürzeren Räumen fehlt ein wenig Biss. Die phasenweise etwas dünn wirkenden Klänge der unbearbeiteten Algorithmen werden egal, sobald die Modulation ins Spiel kommt. Durch eine intelligente Bedienstruktur sollten ratlose Blicke eine Seltenheit bleiben, was das Big Sky-Pedal insgesamt zum alltagstauglichen, intuitiven und zuverlässigen Reverb-Allrounder live und im Studio macht.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Klang, insbesondere mit Modulation
  • Vielseitige Einstellungsmöglichkeiten
  • Intelligente Bedienstruktur
  • Robuste Verarbeitung
Contra
  • Display zeigt nur ausgewählte Werte
  • Verhaltene Ansprache und Sättigung bei Raumeffekten
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Strymon Big Sky Test
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Dem Begriff „Sky“ macht Strymon mit seinem Reverb-Flagschiff tatsächlich alle Ehre. (Foto: Thomann)
Dem Begriff „Sky“ macht Strymon mit seinem Reverb-Flagschiff tatsächlich alle Ehre. (Foto: Thomann)

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