Sandberg California TM 4 Test

Zur Musikmesse 2015 stellte Sandberg seine Bässe der überarbeiteten California-Serie vor. Einen dieser frisch geschlüpften Zöglinge konnten wir sogleich für einen ausgiebigen bonedo-Check entführen. Unser Testmodell hört auf den Namen “California TM 4” – ich bin gespannt, welche Neuerungen die Braunschweiger im Vergleich zu den Vorgänger-Modellen vorgenommen haben.

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Mit unermüdlichem Fleiß und konstant hoher Qualität hat sich Sandberg um Masterbrain Holger Stonjek seit 1986 einen hervorragenden Ruf in der weltweiten Basszunft erarbeitet. Schon zu Beginn der Schaffensperiode fiel mir ein besonderes Designdetail auf, das vor allem immer dann optisch effektiv hervortrat, wenn während einer TV-Musiksendung in einem seltenen Moment auch einmal der Bassist eingeblendet wurde. Wie immer forscht der bassaffine TV-Zuschauer sofort fachinteressiert nach Bassmarke und -modell des eingeblendeten Stars. Oft bleiben dazu nur Sekundenbruchteile. Kurze Großaufnahme: Rechte Hand, Halsende – “Mist, könnt ihr den nicht noch mal in der Totale einblenden”? Pustekuchen, ist halt nur der Bassist und nicht der Sänger. Chance verpasst! Doch halt, da waren doch diese vier quadratisch angeordneten Punkte am oberen Korpus-/Halsübergang. Seit diesem Zeitpunkt sah ich dann immer häufiger diese markanten Punkte, stets bei Großaufnahmen gut in Szene gesetzt, und ich dachte mir: “Wie clever! Ob Absicht dahinter steht oder nicht, der Wiedererkennungswert durch ein solch kleines Detail ist phänomenal”. Für Holger Stonjek symbolisierten die vier Punkte ursprünglich lediglich die vier Basssaiten, aber nach und nach wurde man sich bei Sandberg bewusst, dass das Logo im Zuge der Zeit für die Verbreitung der Marke durchaus praktische Bedeutung erlangte.

Details

Der Sandberg California TM 4 wird in einem Sandberg-Stoffgigbag ausgeliefert. Das Gigbag bietet für den Tagesgebrauch ausreichenden Schutz, für ausgiebigeren Roadgebrauch würde ich persönlich jedoch in eine stabilere Transportversion investieren. Im Lieferumfang enthalten ist eine Bedienungsanleitung für sämtliche Einstellarbeiten und eine Beschreibung der aktiven Elektronik sowie sämtliches Einstellwerkzeug. Werkseitig sind alle Sandberg-Bässe mit hauseigenen Stainless Steel-Saiten bestückt. Der Bass kam im Auslieferungszustand perfekt eingestellt und justiert in meine Hände.
Die neuen Sandberg California-Bässe kommen (wie auch schon die Instrumente der erste Serie) mit ihrer Korpus- und Halsästhetik denjenigen Bassisten entgegen, die auf traditionelle fenderartige Bässe stehen, jedoch von der Soundpalette her größere Flexibilität erwarten. Darüber hinaus bieten Sandberg-Bässe eine kundenfreundliche Kombination aus Qualität und Preis – und das bei einem Instrument mit kompletter Fertigung im Heimatland mit dem Vorteil der lokalen Nähe zu Hersteller und Service!

Fotostrecke: 2 Bilder Der Sandberg California II kommt in einem Gigbag.

Der neuen California-Serie spendierte man eine veränderte Korpusform: von der klassischen Jazz Bass-Form ging die Reise in Richtung einer eigenständigen, nun stärker symmetrisch ausgelegten Variante, bei welcher das Korpusende oben etwas nach hinten und unten etwas nach vorne gezogen wurde. Insgesamt ist sie immer noch mit einer Jazz Bass-Anleihe versehen, insbesondere optisch gekennzeichnet durch die langgezogene chromfarbene Controlplate. Die Veränderung zum Vorgängermodell mag nicht massiv sein, aber ich empfinde sie (vielleicht auch gerade deswegen) als ästhetisch sehr gelungen.

Wie wir schon in einigen Tests in diesem Jahr festgestellt haben, geht der Trend im Bassbau offensichtlich derzeit in Richtung Gewichtreduktion. Bassisten scheinen das Schleppen und die Gänge zur Physiotherapie leid zu sein. Die Klagegesänge wurden entsprechend immer lauter und blieben auch im Hause Sandberg nicht ungehört. Der vorliegende Sandberg California TM 4 wiegt gerade mal 3,5 kg – trotz seines Erlebodies. Auf meine Nachfrage hin, ob der Body eventuell gechambered sei, also mit Hohlräumen versehen, erhalte ich ein “nein”. War auch eine blöde Frage, denn einen einteiligen Korpus mit transparentem Lack kann man natürlich nicht ohne sichtbare Spuren aushöhlen, es sei denn unter dem Pickguard. Allerdings bietet Sandberg auf Wunsch tatsächlich gechamberte zweiteilige Bodies an, bei denen das Chambering seitlich erfolgt, bevor die Korpushälften zusammengefügt werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Dieser Sandberg California II wird von einem traditionellen Look dominiert.

Der Korpus des Californias der zweiten Generation ist etwas schlanker im Durchmesser als sein Vorgänger, was bereits eine Gewichtsoptimierung unterstützt. Gewicht hat man aber auch zusätzlich noch seitens der verwendeten Hardware eingespart. Sowohl die vier Sandberg-Mechaniken, als auch die Control-Plate bestehen aus leichtem Flugzeugaluminium, womit bereits an der Kopfplatte das Gewicht von 320 auf 160 Gramm reduziert werden konnte.
Der einteilige Erlekorpus bietet eine edle Vintage-Optik, erzeugt durch eine Hochglanz-Lackierung in schickem Tobacco Burst und Tortoise Pickguard. Die Lackierung und sämtliche handwerkliche Verarbeitung sind tadellos. Der sechsfach verschraubte einteilige Ahornhals mit Palisandergriffbrett und gleichmäßig ovalem Profil ist mit 22 Medium-Bünden versehen, die mithilfe des PLEK-Verfahrens computergesteuert perfekt abgerichtet wurden. Die sechs Schrauben der Halsbefestigung sitzen versenkt in Metallösen. Das untere Cutaway hat man weit ausgeschnitten, was einen guten Zugang zum 20. Bund sicherstellt.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Bestückung mit einem Humbucker und einem Singlecoil darf heutzutage durchaus als klassisch gelten!

Vor dem schwarzen Sattel, der aus einem Graphit/Kunststoffgemisch besteht, befindet sich ein Nullbund, und im Bereich des Kopfplatten-/Sattelübergangs liegt der offene, versenkte Zugang zur Halsstellschraube. Diese ist bidirektional verstellbar – wie bei modernen Trussrods mittlerweile üblich. Das Palisander-Griffbrett des Testbasses besitzt keine Inlays, stellt also die Basisversion dar. Sandberg bietet allerdings auf Bestellung viele erdenkliche Inlay-Variationen an, obwohl ich gestehen muss, dass mir die Ausführung ohne Inlays durchaus gefällt. Orientierungsprobleme sind hier ohnehin nicht zu erwarten, denn an der oberen Griffbrettkante finden sich standardgemäß seitlich implantierte, helle Punktmarkierungen.

An der ebenfalls im Vergleich zum Vorgänger leicht verschmälerten Kopfplatte befindet sich neben den erwähnten vier offenen Extraleicht-Mechaniken noch ein Stringtree (Saitenniederhalter) für die G-, D- und A-Saite. Hier werden die Saiten lediglich bequem eingehakt und nicht unterführt/gefädelt, wie man dies vielleicht von anderen “barren- oder balkenartigen” Modellen her kennt. Sehr hübsche Detailarbeit kann man bei der Anbringung der Sandberg- und California-Schriftzüge erkennen, die aus perfekt platzierten Chrom-Metallic Buchstaben bestehen, welche zudem noch einen optischen Reliefeffekt erzeugen. Auf der Rückseite der Kopfplatte steht die eingestanzte Seriennummer, wiederum optisch liebevoll mit einem schwarzen Firmensignet umrandet, auf dem zu lesen ist: “German Quality since 1986”.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Headstock wurde im Vergleich zum Vorgängermodell etwas schlanker gestaltet.

Auch die Bridge ist eine Schnelleinhänge-Konstruktion, bei der die Saiten lediglich eingehakt werden. Zu tun haben wir es hier mit einer dreidimensional verstellbaren “full contact”-Brücke, bei der die Block-Reiterchen eng in Führungskanälen der Grundplatte liegen. In jedem einzelnen Reiterblock befindet sich eine Rollenachse, die sich zur Mitte hin verjüngt und so eine Kerbe für die darüber laufende Saite bildet. Diese Rollenachse lässt sich mittels einer separaten Inbusschraube am Reiterblock lösen und kann dann seitlich verschoben werden, um das String Spacing einzustellen – also um den Abstand der Saiten zueinander zu verändern. Die Saitenhöhe wird mittels drei weiterer Inbusschrauben justiert, nachdem noch eine zusätzliche Schraube die Arretierung des jeweiligen Blocks übernimmt. Letztere Arretierungsschraube muss auch gelöst werden, wenn man die Oktavreinheit justieren möchte. Dann kann man den Reiter vor- und zurück bewegen. Nachdem die Arretierungsschraube wieder festgezogen ist, kann sich nichts mehr ungewollt bei der Saitenlage oder Oktaveinstellung verändern. Fünf Madenschrauben, in einem einzelnen Reiterblöckchen untergebracht – das klingt nach viel Feinmechanik. Tatsächlich funktioniert es aber ohne jegliche Probleme. Die Bridge insgesamt wirkt ausreichend massiv, jedoch nicht klotzig. Sämtliche Teile wurden abgerundet, was sich als besonders vorteilhaft für die Handballenauflage beim Plektrumspiel herausstellt.

Fotostrecke: 3 Bilder Einhängen und fertig: die Brücke des Sandberg-Basses erlaubt…

Der überarbeitete Sandberg California wurde mit zwei Tonabnehmern der Marke Delano ausgerüstet, wobei der Halstonabnehmer ein Singlecoil/Singlecoil (T-Style) ist, und der Bridgetonabnehmer ein Humbucker (M-Style). Letzterer kann mittels Kippschalter gesplittet und als Singlecoil betrieben werden, wobei dann die halsseitige Spule verwendet wird.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Tonabnehmer des Sandberg-Basses stammen…

Für eine facettenreiche Soundpalette des Sandberg California TM 4 sorgt neben den Tonabnehmern eine aktive Sandberg 2-Band Elektronik, mit Lautstärke-, Balance, Höhen- und Bassregler. Letztere drei Potis verfügen zudem über eine Mittelraste. Alle Potis wurden mit Chromknöpfen bestückt. Die für den Aktivbetrieb erforderliche 9-Volt Batterie ist in einem Schnellwechselfach auf der Korpusrückseite installiert. Der Bass kann auch ohne Batterie passiv verwendet werden. Für den Passivbetrieb muss das Push/Pull-Poti des Volumereglers herausgezogen werden. Erwähnenswert ist hierbei, dass der Höhenregler beim Passivbetrieb seine Funktion behält und als passive Tonblende fungiert, was für mich ein enorm wichtiges Feature darstellt, da es einen vollwertigen Passivbetrieb mit vielen tonalen Feinheiten gestattet.
Da für eine Klinkenbuchse auf der Controlplate selbst kein Platz mehr vorhanden ist, findet sie ihre typische Position in der unteren Korpuskurve. Leicht versenkt lädt sie zur Verwendung von Kabeln mit Winkelstecker ein.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Elektronik: das Herz des Sandberg-Basses!
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Profilbild von Peter Lustig

Peter Lustig sagt:

#1 - 05.08.2015 um 06:53 Uhr

1

Ich frag mich ja echt immer ob ihr die Dinger wirklich testet oder nur aus hörensagen irgendwas zusammenschreibt. Dass das Teil 22 Bünde hat ist also garnicht aufgefallen? Steht ja überall 20. Sowas kann kein Flüchtigkeitsfehler sein

    Profilbild von Oliver (Bonedo - Red. Bass)

    Oliver (Bonedo - Red. Bass) sagt:

    #1.1 - 05.08.2015 um 09:39 Uhr

    0

    Hallo lieber Peter,doch, es ist in der Tat ein Flüchtigkeitsfehler, aber wenigstens haben wir wachsame Leser. Danke für Deinen Hinweis. Es handelt sich um ein Detail, bei dem ich scheinbar entgegen den Fakten immer eine falsche Zahl getippt habe - akute Kleinhirnrinden-Fehlkommandoschleife. Auch nach mehrmaligen Gegenchecken, nach Fertigstellung des Testberichtes, habe ich das offensichtlich kontinuierlich überlesen. Nenn' es Urlaubsreife oder was auch immer, es ist passiert. Witzigerweise ist es wirklich bislang niemandem aufgefallen. Vielleicht ein hoffnungsvolles Zeichen, dass ich nicht der einzige Blinde unter den Sehenden bin oder generelle Nachsicht unserer lieben Leser.Du hast recht, es soll und dürfte nicht passieren, aber dort wo Menschen arbeiten, da passieren auch gelegentlich Fehler. Ich bin beileibe leider auch nicht frei davon, aber zu seinen Fehlern muss man dann auch stehen: Mein aufrichtiges Sorry !Eines kann ich Dir jedoch zu 100% versichern: Wir testen alles, was auf den Tisch kommt persönlich, ausgiebig und mit grosser Freude, in dem stetigen Bestreben, den Lesern einen möglichst informativen, objektiven und bisweilen auch unterhaltsamen Eindruck von den Testobjekten zu vermitteln.Also, ich leg dann noch zwei Bünde drauf, hoffe, dass Du mir vergibst und wünsche Dir weiterhin viel Spass mit unseren Beiträgen auf Bonedo.herzliche GrüsseOliver (Bonedo - Red. Bass)

    Antwort auf #1 von Peter Lustig

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