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Zildjian FX Raw Small & Large Bell Crashes Test

Sie sind nicht gehämmert, nicht abgedreht, nicht richtig rund und erinnern insgesamt buchstäblich an die verbogenen Topfdeckel, auf denen so viele Drummerinnen mal angefangen haben. Zildjian hat zwei Effektbecken vorgestellt, deren Konzept es ist, nahezu nicht bearbeitet zu sein. Ob aus den „Blechen“ tatsächlich ein Ton rauskommt und ob man damit Musik machen kann, erfahrt ihr im Test.

Zildjian FX Raw Crashes Test

Wer hin und wieder auf Instagram unterwegs ist und sich für ungewöhnliche Schlagzeug-Sounds interessiert, könnte in den letzten Monaten auf ein kurioses Effektbecken gestoßen sein. Es kam aus dem Zildjian Concept Shop, einer Abteilung für limitierte Neuentwicklungen, die zunächst einem kleinen Kreis erlauchter „Betatester“ zugeschickt werden. An der Reaktion des Netz-Publikums kann dann abgelesen werden, ob sie bei der Trommlerschaft ankommen. Das besagte „Becken“ kam ganz offenbar an, denn jetzt ist es weltweit erhältlich, hört auf den schlichten Namen FX Raw Crash und liegt in zwei Varianten vor. 

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Seht hier unser Video zum Testbericht:

Das Wort Becken habe ich in Anführungsstriche gesetzt, weil sich nicht nur eingefleischte Puristen fragen dürften, ob die Teile eigentlich schon fertig sind. Selbst Zildjian räumt ein, dass der Clou darin besteht, einen Großteil der traditionellen Fertigungsschritte wegzulassen, darunter nicht nur das Hämmern und das Abdrehen, auch eine gleichmäßige, runde Form ist nicht zu erkennen. Ob dieses Vorgehen den nächsten logischen Schritt bei der Produktion von Effektbecken darstellt oder einfach nur ein unfertiges Stück Bronzeblech heraus kommt, ergründen wir nun im Test.

Zildjian FX Raw Crashes Test
Fotostrecke: 4 Bilder Hämmerung? Abdrehmuster? Fehlanzeige, die FX Raw Crashes sind fast noch Rohlinge.

„Äh…schon fertig?

Es gibt Testobjekte, bei denen ich exakt vorhersagen kann, wie Kollegen und Schüler bei ihrem Anblick reagieren. Die neuen Zildjian FX Raw Crashes sind solche Testobjekte. „Hast du die selbst gedengelt?“, „Na, aus Versehen drüber gefahren?“ Die treffendste Frage war aber vermutlich: „Sind das Becken?“ Normalerweise hätte die Antwort wahrscheinlich gelautet, dass es noch keine Becken sind, sie aber nach ein bisschen Rundschneiden, Hämmern, Abdrehen und vielleicht Polieren gute Chancen haben, welche zu werden. Auf all diese Bearbeitungsschritte hat Zildjian nämlich bewusst verzichtet. Sowohl die Ober- als auch die Unterseite sind roh belassen und zeigen das grau-braune, schlierige Aussehen von B20-Bronze-Rohlingen nach dem Auswalzen. Haptisch wird der Eindruck treffend untermalt, denn die Becken fühlen sich nicht nur rau an, sie färben auch ordentlich ab. Ihre unregelmäßige, „Schlapphut-artige“ Form macht eine klare Durchmesserbestimmung unmöglich, ich würde jedoch schätzen, dass sie etwa die Spielfläche eines 21-Zoll-Beckens bieten.

Die FX Raw Crashes gibt es mit zwei unterschiedlich großen Kuppen

Interessant ist, dass Zildjian die FX Raw Crashes mit zwei Kuppengrößen anbietet, nämlich als Small Bell und Large Bell. Während das Small Bell Modell 2050 Gramm auf die Waage bringt, ist das Large Bell Becken mit 2670 Gramm schon ein ziemlich schwerer Brummer. Jetzt bin ich mächtig gespannt, wie diese ungewöhnlichen Instrumente klingen. 

Zildjian FX Raw Small & Large Bell Crashes Test
Fotostrecke: 4 Bilder „FX“ trifft es definitiv.

Die Antwort auf die Frage muss lauten: so wie sie aussehen! Angecrasht lassen beide Modelle einen dreckigen, fauchig-röchelnden Attack hören, der im Falle des leichteren Small Bell Modells höher und leiser daherkommt, das Large Bell Crash klingt hingegen tiefer und grollender. Beide Geräusche sind durchaus als komplex und nicht unmusikalisch zu beschreiben. Sie erzeugen im Musikkontext einen sehr trashigen, kurz aufblendenden Attack, der ein ganz bisschen an das ähnlich geformte Crash of Doom erinnert, dabei allerdings nochmals deutlich weniger brillant daher kommt. Allerdings kann man die Testobjekte auch als Rides einsetzen, was sie mit einem recht definierten Anschlagston, extrem kurzem Sustain und entsprechend guter Kontrollierbarkeit quittieren.

Audio Samples
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Beide FX Raw Crashes FX Raw Crash Small Bell FX Raw Crash Large Bell

Aufgrund der Profilform sollte man die Raw Crashes eher angewinkelt montieren

Was beim Spielen der Kuppen jedoch stört, ist die hochgewellte Profilform, die dazu zwingt, die Hand stark anzuwinkeln, damit der Handballen nicht auf das Becken schlägt. Hierzu sei jedoch angemerkt, dass die Kuppen keinen klassischen „Ping“, sondern eher ein kehliges „Täng“ hören lassen. Aufgrund ihrer unregelmäßigen Form besitzen beiden Becken zudem klare Schwerpunkte, sie drehen sich also bei Neigung immer in eine bestimmte Position. Insgesamt ist davon auszugehen, dass sich alle Raw Crashes sowohl formal als auch klanglich voneinander unterscheiden. 

Fazit

Becken mit der Bezeichnung „raw“ im Produktnamen gibt es viele, aber kein Hersteller nimmt den Begriff so wörtlich wie Zildjian bei seinen neuen FX Raw Crashes in den Varianten Small Bell und Large Bell. Dass die Instrumente aus Bronzeblech bestehen und ungefähr mittig eine Kuppe besitzen, ist so ziemlich das einzige, was sie mit ihren konventionell geformten Artgenossen verbindet. Auf eine gleichmäßig runde Form verzichtet der Hersteller ebenso wie auf das Hämmern, Abdrehen und Veredeln. Stattdessen werden die Testobjekte in einer Art Rohzustand belassen, welcher ihnen einen extrem schmutzigen und kurzen Crashsound sowie kehlig-trockene Rideklänge verleiht. Brillanzen oder ein gleichförmiges Sustain glänzen durch völlige Abwesenheit.

Damit empfehlen sich die Teile für Spieler, denen es gar nicht trashig genug zugehen kann. An stilistischen Einsatzgebieten ist von experimenteller Musik bis hin zu HipHop und Elektronika aller Art vieles denkbar. Etwas nervig sind die stark abfärbenden Oberflächen sowie die hochgewellten Schultern, die das Bespielen der Kuppen erschweren. Ob euch das spektakuläre Aussehen und die ungeschliffenen Sounds über 300 Euro wert sind, müsst ihr natürlich selber entscheiden.  

Zildjian FX Raw Crashes Test
Becken, als Schlapphüte getarnt: Die beiden Zildjian FX Raw Crashes klingen, wie sie aussehen. 
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • interessante, kurze Crashsounds
  • gute Definition als Rides
  • höchst individuelles Aussehen
Contra
  • Becken färben ab
  • Anatomie erschwert das Bespielen der Kuppe
  • für das Gebotene recht teuer
Artikelbild
Zildjian FX Raw Small & Large Bell Crashes Test
Für 349,00€ bei
  • Hersteller: Zildjian
  • Modellbezeichnung: FX Raw Crash Small Bell, FX Raw Crash Large Bell
  • Material: B20 Bronze
  • Klangcharakteristik: extrem trashig und kurz
  • Gewicht: Small Bell: Medium-Thin, Large Bell: Medium
  • Herstellungsland: USA
  • Preise (Verkaufspreise April 2022)
  • FX Raw Crash Small Bell EUR 319,-
  • FX Raw Crash Large Bell 355,-
  • Hersteller: Zildjian
  • Modellbezeichnung: FX Raw Crash Small Bell, FX Raw Crash Large Bell
  • Material: B20 Bronze
  • Klangcharakteristik: extrem trashig und kurz
  • Gewicht: Small Bell: Medium-Thin, Large Bell: Medium
  • Herstellungsland: USA
  • Preise (Verkaufspreise April 2022)
  • FX Raw Crash Small Bell EUR 319,-
  • FX Raw Crash Large Bell 355,-

Herstellerseite: https://zildjian.com

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Profilbild von Nils

Nils sagt:

#1 - 23.05.2022 um 09:39 Uhr

0

Angesichts der Tatsache, dass sogar der Hersteller angibt, die meisten Produktionsschritte einfach weggelassen zu haben, ist der Preis recht hoch.

Profilbild von Knecht ruprecht

Knecht ruprecht sagt:

#2 - 10.03.2023 um 08:57 Uhr

0
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