Thorens TD 1601 Test

Wir schreiben das Jahr 2020 und fortan bietet Thorens mit dem TD 1601 wieder einen riemengetriebenen Plattenspieler an, der mit Subchassis-Laufwerk, einem geraden 9-Zoll- Tonarm, dem weiterentwickelten TP92, symmetrischen und unsymmetrischen Schnittstellen sowie einem elektrischen Lift sowohl klanglich als auch optisch an alte Thorens Traditionen anknüpfen möchte. Konkret: anknüpfen an einen Plattenspieler, der auch namentlich eine große Ähnlichkeit mit den Bezeichnungen der aktuellen Serie aufweist. Gemeint ist der Thorens TD160, der von 1972 bis Ende der 90er-Jahre gebaut worden ist und in jenem Zeitraum mit den Modellen MkII bis MkV nur einer subtilen Modellpflege unterzogen wurde. Für den TD160 ist wohl der Begriff „Klassiker“ erfunden worden.

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Transformation eines Klassikers: Thorens TD 1601, riemengetriebener Subchassis Plattenspieler


Thorens bietet das derzeit einzige Subchassis-Laufwerk im Sortiment in zwei verschiedenen Ausführungen an. Der TD 1600 ist ein rein manueller Plattenspieler mit konventionellem Lift und verzichtet auf jedwede Automatik, also auch auf eine Endabschaltung, die bei Vinyl-Puristen auch nicht besonders beliebt ist.
Gegen einen Aufpreis von rund 500 Euro erhält der sich nach etwas mehr Komfort sehnende Plattenhörer mit dem TD 1601 eine berührungslose Endabschaltung und den oben bereits genannten elektrischen Lift, der per Knopfdruck bedient wird. Beide Modelle werden jeweils mit einem schwarzen Hochglanz-Finish (black) oder einer mit Echtholz furnierten Zarge (walnut) angeboten. Klanglich sollten sich die beiden nicht unterscheiden. Die Frage lautet also eher: Bin ich eher ein manueller Typ oder eher ein halbautomatischer? Dieser und anderen Fragen widmen wir uns voll und ganz im folgenden Artikel.

Details

Der TD 1601 kommt mit üppigem Lieferumfang daher. Neben dem Laufwerk zaubere ich den 3,2 kg schweren, 12 Zoll im Durchmesser betragenden Aluminium-Platter, eine Vollgummimatte, eine Acrylhaube, einen Single-Puck, ein Tonarmgegengewicht, eine Tonarmwaage, ein externes Netzteil, das in einem massiven Metallgehäuse haust, ein Kaltgerätekabel, die Stromzuführung, die an beiden Enden über Rändelschrauben arretiert wird, eine 12-Zoll-Auflage mit Stroboskop und Überhangschablone sowie ein deutsches/englisches Benutzerhandbuch, das gut verständlich geschrieben ist, aus dem Papphut.
Alle Ingredienzien machen einen sehr guten Eindruck auf mich, besonders das Laufwerk samt Zarge sehen wirklich famos aus. Aber auch der Tonarm, der zunächst durch sein schlichtes Äußeres einen ersten falschen Eindruck erwecken könnte, scheint doch einiges auf der Pfanne zu haben, doch dazu später mehr. Das Gehäuse des externen Netzteils, in dem ein Ringkerntrafo für die korrekte Versorgungsspannung sorgt, wirkt massiv genug, um Einstreuungen auf herumliegende Signalkabel zu unterbinden. Insgesamt ein toller erster Eindruck.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Umkarton ist ein ganz schön großer Pappkamerad

Einfache Montage und Aufstellung

Das Subchassis ist mit Hilfe zweier Transportschrauben gegen die Aluminiumplatte gekontert. Der Innenteller ist mit Hilfe eines Styroporstreifens für den Transport fixiert. Für die erste Aufstellung müssen diese natürlich entfernt werden. Daraufhin wird der aus Aluminium gefertigte Platter, der 3,2 kg auf die Waage bringt, aufgesetzt. Nun kann man schon mal einen ersten Blick wagen. Wow!

Fotostrecke: 3 Bilder Die Transportschrauben sowie auch der Streifen Styropor müssen zuallererst entfernt werden

Nun wird es Zeit für die Acrylhaube, die nun nicht wirklich was großartig Besonderes darstellt. Sie ist aber okay, abnehmen würde ich sie vor einer Vinyl-Session dennoch.

Fotostrecke: 2 Bilder Der TD 1601 ist schon ein echtes Schmuckstück …

Hinsichtlich der Aufstellung muss man sich bei einem gut konzipierten Subchassis-Laufwerk weitaus weniger den Kopf zerbrechen als bei einem Brettspieler. Der Untergrund sollte fest stehend sein und eine waagerechte und ebene Stellfläche bieten. Das war’s. Er muss nicht über eine hohe Masse oder eine besonders gute eigene Entkopplung vom Boden verfügen. An den störenden Einfluss von Tritt- bzw. Körperschall braucht man keinen Gedanken zu verschwenden. Dahingehend sollte der Thorens nahezu unempfindlich sein, wie wir im Praxisteil noch sehen werden. Einzig wichtig ist, dass er in der Waage aufgestellt wird und zu diesen Zweck eine herkömmliche Wasserwaage zu bemühen, ist für mein Dafürhalten nicht nur keine Schande, sondern im Grunde auch zwingend erforderlich. Sollte der Untergrund auf einem schiefen Fußboden stehen oder der Untergrund selbst ein wenig windschief konstruiert sein, können die drei Fußdämpfer, die unterhalb des Gerätebodens mit dem Chassis verschraubt sind, bemüht werden, um die Höhenunterschiede auszugleichen.      

Antrieb und Steuerung

Der Platter wird durch einen geschliffenen Riemen angetrieben, der vor Aufsetzen des Plattentellers um den Innenteller und den Antriebspulley des Motors gelegt wird. Ist der Riemen erst einmal um beide „Räder“ gelegt, muss der Teller einige Umdrehungen lang von Hand gedreht werden, damit sich der flache Riemen gerade um und an den Innenteller anschmiegt.
Die Wahl der Geschwindigkeit übernehmen drei auf der Aluplatte befindliche Taster, die ein deutlich hörbares Klicken als akustisches und haptisches Feedback senden. „33“ und „45“ führen zu den gleichnamigen Umdrehungszahlen und „0“ schaltet den Motor schlichtweg aus. 

Fotostrecke: 2 Bilder Hier der Antriebspulley des Motors

Ganz rund um den Tonarm herum

Der weiterentwickelte TP92 hat ein Tonarmgegengewicht mit Ring-Skalierung sowie einen Resonanzdämpfer in Form eines Rings erhalten, der bereits im Auslieferungszustand auf dem runden Tonarm sitzt und nicht verschoben oder entfernt werden sollte. Das 9 Zoll lange und gerade Tonarmrohr mündet in einer kardanischen Aufhängung, die auf einer höhenverstellbaren Basis sitzt. Die gesamte Basis haust auf seiner eigenen mattschwarzen Aluplatte, die wie der Innenteller ausschließlich auf dem internen Subchassis fixiert ist.
Thorens setzt auf einen eigenen Systemträger mit 23 Grad Kröpfung, der schlicht von oben mit einer kleinen Schraube auf dem Tonarmrohr fixiert wird. Die Skating-Kraft wird beim TP92 magnetisch kompensiert und die Auflagekraft ist durch die Verwendung eines Tonarmgegengewichts fix und nicht dynamisch. Die Feinjustierung des H-Azimut kann durch vorsichtiges Lösen des Tonarms, was die oben auf der Aufhängung versenkte Inbusschraube ermöglicht, und leichtes Verdrehen des Rohres realisiert werden. Alle Justierungen lassen sich gut durchführen und auch der Tonabnehmer lässt sich einigermaßen gut am Tonarmrohr fixieren. Eine ruhige Hand benötigt man hierfür aber natürlich schon.
Für den Tonarmlift hat Thorens einen Motor-Lift entwickelt, der den Tonarm per Knopfdruck sanft in die Rille herabsenkt und ihn ebenso wieder aus ihr heraushebt. Der patentierte Tonarmlift-Motor des TD 1601 machen sowie die berührungslose Endabschaltung, die opto-elektrisch ausgelöst wird, die beiden Unterschiede zum TD 1600 aus. 

Fotostrecke: 2 Bilder Der TP92 lässt keine Wünsche offen

Anschlusspanel & Stromversorgung

Auf der Geräterückseite ist ein klassisches Anschlusspanel untergebracht, auf dem wir unsymmetrische Ausgänge in Form vergoldeter Cinch-Buchsen und symmetrische als XLR vorfinden, was die Verwendung von MC-Tonabnehmern in den näheren Fokus rückt. Für die Erdung zeigt sich wie üblich eine Rändelschraube verantwortlich. Darüber hinaus sehen wir hier den Anschluss für das externe Netzteil, das 16 Volt Gleichstrom liefert. Die Stromversorgungsleitung verfügt an beiden Enden über Rändelmuttern, mit deren Hilfe die dreipoligen Steckverbinder sowohl am Netzteil als auch am Chassis zugsicher arretiert werden können.
Die Feineinstellung der beiden Betriebsgeschwindigkeiten wird rückseitig über zwei versenkte Schlitzschrauben justiert und mit Hilfe der Stroboskop-Auflage gemessen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite beheimatet so allerhand

Subchassis – das Funktionsprinzip kurz erklärt

Der Plattenspieler steht auf drei Gummifüßen (1) auf dem Untergrund. Die Fußdämpfer sind von unten in die Bodenplatte oder Basis (2) des Geräts verschraubt, auf der der Synchronmotor (4) fixiert ist. Ebenfalls auf der Basis fußen drei von unten vorspannbare, im Inneren mit Schaumstoff gefüllte Kegelfedern (3), auf denen das aus MDF gefertigte Subchassis (5) aufliegt. Das Subchassis beheimatet sowohl das Lager für die Plattentellerachse, sprich den Subteller (7), als auch das Tonarmbrett (6), auf dem die Tonarmbasis montiert ist. Motor und Plattenteller haben nur Kontakt über den Flachriemen.
Zum einen erreicht man mit diesem ausgeklügelten Konzept natürlich eine ordentliche Fußdämpfung sowie eine Abkopplung des Motors vom Plattenteller, zum anderen eine Art „Gleichtaktung“ von Plattenteller und Tonarm, weil die beiden auf demselben Subchassis montiert sind, und zu guter Letzt eine höchsteffektive Entkopplung von Tonarm und Plattenteller vom Untergrund. Sowohl direkte Stöße gegen die Zarge als auch übertragene Schwingungen durch Trittschall müssen so nicht unbedingt gleich zu Nadelsprüngen führen. Auch elektroakustische Rückkopplungen sind so nahezu ausgeschlossen.

Das Prinzip eines Subchassis-Laufwerks
Das Prinzip eines Subchassis-Laufwerks
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Marco Heger sagt:

#1 - 04.08.2020 um 22:43 Uhr

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Ach nur 3000 Euros, die hab ich noch aufm Giro so rumliegen......halt stopp, da hätt ich noch mein Original Thorens von 1976, der geht noch. Mist 3000 Öcken gespart! Wohin nur mit dem Geld?

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Gerd sagt:

#2 - 24.10.2022 um 17:01 Uhr

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Gut geschriebener Testbericht! Aber interessant wäre einmal ein Vergleich zwischen dem unkaputtbaren Thorens 160/147 (mit Endabschaltung) aus Ende der 70er Jahre und dem Quasi-Nachfolger Thorens 1600/1601. Gute gebrauchte 160/147 kann man schon ohne Tonabnehmer ab ca. 300 € in der Bucht oder in den Kleinanzeigen ergattern. Selbst einen verbesserten ATR-Thorens 160 mit Mayware-Einpunkt-Tonarm bekommt man ab ca. 350 €. Der 1600/1601 ist also fast 10x so teuer. Und mein 147er (gekauft 1983) hat nach ca. 10 Jahren Spielpause in 2020 das erste mal einen neuen Riemen und ein neues System Goldring 1042 bekommen, da der Riemen gelängt war. Selbst das ursprüngliche 10 Jahre nicht genutzte Audio technica OC7 spielte immer noch top (keine Verhärtung der Gummilagerung klanglich feststellbar). Aber da ich damit nie richtig zufrieden war (Audio Technica MC,s waren bekannt für einen zwar spritzigen, hoch auflösenden, aber auch etwas dünnen, spitzen Klang) bin ich auf das Goldring MM-System umgestiegen und rundum glücklich damit. Warum sollte ich also 3.000 € ausgeben, wenn ich Vergleichbares für höchstens den halben Preis bekommen kann? Deshalb würde mich ein solcher Vergleich interessieren!

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