Sugar Bytes Graindad Test

Sugar Bytes Graindad Test ist der Spezialist, der den granularen Klangspaß auffrischen soll. Schon lange ist die granulare Synthese kein Geheimtipp mehr, um futuristische Effekte zu erzeugen. Wie ihr in unserem Feature „Top Granular Plugins“ erfahrt, gibt es inzwischen einige gute Softwareprodukte. Und dieses Klangverfahren zählt zurecht zu den fünf beliebtesten Syntheseformen.

Eigentlich kann man sich schon denken, dass Sugar Bytes mit seinen Plugins irgendwann bei der granularen Synthese mitmischt. Im Produktfolio der Berliner fanden sich bereits über ein Dutzend Kreativeffekte und -Instrumente! Direkte Mitbewerber von Graindad sind Arturia Efx Fragments und Output Portal.

Schon auf den ersten Blick erkennt man, dass Sugar Bytes Graindad die beiden Konkurrenten allein mit seinem riesigen Funktions- und Parameteraufgebot überrollt. Weil Quantität bekanntlich nicht alles ist, möchten wir herausfinden, ob sich Graindad auch einfach handeln lässt und klanglich auf den Punkt kommt.

Details & Praxis

Graindad auf einen Blick

Wie alle Plugins mit granularer Synthese arbeitet auch Sugar Bytes Graindad mit winzigen Partikeln, die es in Echtzeit moduliert. Die Engine erlaubt bis zu 64 dieser Grains. Anders als bei vergleichbaren Produkten läuft die Prozedur nur mit einem einzigen Buffer, der das eintreffende Klangmaterial drastisch und dynamisch in Echtzeit verbiegen kann. Für einfache Soundeingriffe bietet Graindad zwölf Main-Controller, die den Mittelpunkt des GUI bilden.

Sugar Bytes Graindad: Main Controller.
Auf zwölf wichtige Parameter wie Grain Size, Pitch oder Filter Mod hat man dank Main Controller bei Sugar Bytes Graindad stets direkten Zugriff.

Zur Modulation stehen zwei Möglichkeiten zur Auswahl, die auch man kombinieren kann: 1) die bekannten LFOs, Hüllkurven und ein Step-Sequencer oder 2) ein visuelles dynamisches Modulationssystem namens „Harvester“, das Sugar Bytes übrigens erstmals beim FM-Synthesizer Aparillo (unter dem Namen „Orbiter“) vorgestellt hat. Auf seinem Modulationsfeld liegen alle zwölf Main-Controller räumlich verteilt. Man bewegt sich zufällig oder automatisiert zwischen diesen Punkten und erzeugt Klangverläufe – quasi wie ein magisches Labyrinth. Im Angebot sind natürlich ebenso profane Filter sowie Delay- und Reverb-Effekte.

Sugar Bytes Graindad: Modulation und Effekte.
Fotostrecke: 3 Bilder Der Kern der Granularsynthese erweitert Graindad um Sequencer, Hüllkurven, LFO, Filter und Effekte.

Was kann mit Sugar Bytes Graindad anstellen?

Generell verwendet man einen Granular-FX-Plugin anders als Filter, Reverb oder andere typische Standard-Effekte für die DAW. Mit ein bisschen Klanggespür lässt man sich zu neuen Experimenten verleiten. Oft ist der Weg das Ziel und nicht etwa das monotone Durchsteppen fertiger Presets. Graindad kann man zunächst ohne DAW verwenden. In der Standalone-Version stehen Audio-Recorder/Player bereit. Man lädt also beliebige Audiodateien und granularisiert sie – ohne sich von bestimmten Vorgaben eines Songprojekts dirigieren zu lassen. Das ist aber eher die Ausnahme. Normalerweise wird man Graindad als Audio-Effekt in einer Audiospur seiner DAW einsetzen und schließlich probieren, wie sich Drum Loops, Vocals oder andere Elemente künstlerisch verfremden lassen. Doch mehr noch: Sugar Bytes Graindad kann man auch als MIDI-gesteuerten Audio-Effekt einsetzen. Das eingespeiste Signal einer Audiospur lässt sich also tonal über eine Tastatur spielen. Graindad ist daher quasi auch ein Instrument. Wenn man möchte, kann man so etwa einen Drum Groove effektvoll melodisch spielen.

Wie klingt dieser Granular-Effekt?

Sugar Bytes Graindad erfüllt klanglich alle Erwartungen, die man an ein solches FX-Plugin stellt. Auf Anhieb entstehen bizarre Stotter-Effekte, glitchige Eskapaden, futuristische Breakbeats oder ebenso ambient britzelnde Klangwolken. Für elektronische und cineastische Musik sind diese Effekte sehr willkommen. Das Klangbild von Graindad lässt in Sachen Transparenz aber manchmal ein wenig zu wünschen übrig. Für den höchsten audiophilen Genuss spielt der eigentlich mit drei FX-Typen (Reverb, Spring, Shimmer) vielseitige Reverb nicht mit. Unsere acht Audio-Demos zeigen, dass man aus idealerweise einfachem Audiomaterial extravagante Sounds und Loops zaubern kann. Dabei greifen wir überwiegend auf die mitgelieferten Presets zurück und wenden sie bei Drums, Piano, Guitar und Wassergeräusch an. Zuerst hört ihr den Basissound, danach die mit Graindad erstellte FX-Variante:

Audio Samples
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Sugar Bytes Graindad, Preset „IDM“ Sugar Bytes Graindad, Preset „Balancing Falls“ Sugar Bytes Graindad, Preset „MIDI Freeze Arp Stretch“ (per MIDI-Noten gespielt) Sugar Bytes Graindad, Preset „Low Drama Waves“ Sugar Bytes Graindad, Preset „Late Reflections“ Sugar Bytes Graindad, Preset „Choppy Bits ORB“ Sugar Bytes Graindad, Preset „Oetzi Freeze“ Sugar Bytes Graindad, Preset „Backward Timestretch“

Ist Graindad leicht zu bedienen?

Der erste Kontakt mit dem skalierbaren GUI könnte Granular-Einsteiger zwar leicht überfordern, doch lässt sich das gut strukturierte Plugin relativ einfach bedienen. Man findet eigentlich schnell heraus, welche Parameter wie auf den Sound einwirken. Bei Bedarf kann man also gezielt nachregulieren. Eine noch größere Rolle spielt der Zufall: Graindad unterstützt das Randomisieren an jeder Ecke, auch bei Harvester. Ungeniert kann man sich austoben und auf die nächste coole automatische Einstellung lauern. Nicht zuletzt führen auch die nützlichen Presets zu schnellen Aha-Erlebnissen. Trotzdem könnt ihr ruhig einmal selber mit dem „Default“-Preset starten und „Buffer Size“, „Density“, „Grain Size“ sowie andere zentrale Parameter austesten – das bringt einen hohen Lern- und Staunfaktor.

Sugar Bytes Graindad: Presets.
Sugar Bytes Graindad kommt schon ab der ersten Version mit einem zuverlässigen Preset-Aufgebot. Für einen guten Start ist es definitiv hilfreich.

Rentieren sich die Alternativen?

Wie schon erwähnt, ist Sugar Bytes Graindad nicht allein auf dem Markt. Als Alternative bieten sich Plugins von Arturia und Output an. Dabei ist das etwas kostspieligere Output-Portal wohl am einfachsten zu bedienen. Wenn es um seidige Reverbs für cineastische Klangwolken geht, die man schon moduliert ins Effektdesign integriert möchte, ist Arturia die beste Wahl. Die insgesamt größte Flexibiltät beim Granulieren bekommt man bei Sugar Bytes. Für eine umfangreichere Marktübersicht empfiehlt sich unser Bondeo-Feature “Die besten Granular-Plugins.”

Fazit

Sugar Bytes liefert mit Graindad ein Schweizer Taschenmesser fürs Design abstrakter futuristischer Effekte. Mit ihm entdeckt man das Granulieren in verschiedensten Szenarien. Oft entstehen dabei neuartige Klangstrukturen, die „abgefahren“ klingen und auch kompositorisch motivieren. Beim Reverb muss man qualitativ leichte Abstriche machen. Da aber jeder Producer sowieso auf seine hochwertigen Hall-Plugins schwört, ist das weniger tragisch.

Alles in allem ist Graindad ein tolles Produkt, das konzeptionell überzeugt und mit viel Liebe zum Detail entwickelt worden ist. Alle Liebhaber besonderer Kreativeffekte sollten es nicht versäumen, die Demo-Version auszukosten – am besten noch heute. Daumen hoch für diese süße Versuchung!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Inspirierendes Design-Tool
  • Als Audio-MIDI-Effekt spielbar
  • Relativ einfach bedienbar
  • Praktisches Randomisieren
  • Etliche Programmiermöglichkeiten
  • Gute Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • kein Contra
Artikelbild
Sugar Bytes Graindad Test

Features

  • Sugar Bytes Graindad
  • Effekt-Plugin mit granularer Synthese für kreative Audiobearbeitung
  • Mehrere Modi möglich (Freeze, Stutter, Glitch, Texture)
  • Engine mit bis zu 64 Grains
  • 12 Main Controller
  • Modulationssystem „Harvester“
  • 16 Step-Sequencer
  • Reverbs, Filter, Delay, Chorus, Flanger
  • Ab Windows 7
  • Mac OS X ab 10.12
  • VST2, VST3, AU, AAX, Standalone Version
  • PREIS: regulär 99,00 Euro
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