Es war abzusehen: Nachdem die ursprüngliche Console 1 bereits ein kleines MK2 Update bekommen hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis eine komplette Nachfolgerin auftaucht. Zehn Jahre später ist sie nun da: die Softube Console 1 MK3, ein erstklassiger DAW/Plugin-Controller-Konzept.
Und mit ihr präsentieren die Schweden auch gleich eine neue Host-Software für ihre Symbiose aus Hardware-Controller und Plugin-Mixing-Suite. Die Software heißt jetzt Core Mixing Suite und funktioniert sowohl mit der alten Console 1 als auch mit dem alten Console 1 Fader – und ja: eine neue Version des Fader-Packs ist angekündigt, gesehen hab ich die aber auch noch nicht.
Checkliste zum Kauf von Softube Console 1 MK3 & Core Mixing Suite Test
- All-In-One-Plugin mit DAW-Controller
- Core Suite mit wichtigen Effekten und Drive-Sektion
- Hi/Low-Filter, 4-Band Vintage EQ & 6-Band Modern EQ
- Tape-Preamp, Shaper, Gate, Pan, Spread
- FET, OPTO, BUS & Dual-Band/Tilt-Compressor
DETAILS
Common Ground
Softube Console 1 MK3 ist der bisher fetteste DAW-Controller für den Console 1 Kosmos und perfekt auf die hinzugekommenen Möglichkeiten der ebenfalls neuen Core Mixing Suite zugeschnitten.
Im Wesentlichen hat sich am Konzept nichts geändert: Trotzdem fällt das Gesamtergebnis im Detail hochwertiger, schöner und durchdachter aus!
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Mit Maßen von 435 x 51 x 217,5 mm (BHT) ist die MK3 2 cm tiefer und 1 cm breiter als die MK1/2 geworden. Sowohl die Hardware als auch die Software selbst glänzen mit einem noch schnelleren Workflow. An der Spitze geht es ohnehin bekanntlich nur noch um Details …
Teurer ist der Spaß aber auch geworden: 979 Euro verlangt man jetzt für das Paket aus Controller und Grundsoftware. Die Software, also die „Core Mixing Suite“, gibt’s allerdings auch einzeln. Sie ist damit als kostenpflichtiges Soft-Upgrade für MK1- und MK2-Nutzer zu verstehen. Ohne Controller macht die Software allerdings nur wenig Sinn. Ihr Preis: 139,- Euro.
New Software
Der wichtigste Unterschied zwischen altem und neuem Konzept liegt ohnehin bei der Software: Es gibt jetzt mehr Slots für Effekte, woraufhin sich die Gefahr, mehr als eine Instanz “Console 1” pro Track verwenden zu müssen, stark reduziert.
Zudem sind jetzt einfach mal gleich zwei EQs, zwei Kompressoren und auch zwei Shaper im virtuellen Channelstrip vereint, wo bisher nur jeweils eine der Effektsorten Platz nehmen durfte. Softube nennt das Dual-EQ, Dual-Comp und Dual-Shaper.
Kurz zur Erinnerung: das Channelstrip-Plugin packt man idealerweise auf jede Spur in der DAW seiner Wahl und bekommt so auch eine übergreifende Mixer-Funktionalität: Dazu gehören Solo, Mute, Select, Level, Pan und Send sowie Track-Name und -Nummer.
Je nachdem, wie die DAW verzahnt ist, steuert man sogar die Fader und Regler des tatsächlichen DAW-Mixers – und nicht „nur“ das Plugin selbst. Ja, sogar der Transport ist möglich, wenn auch aktuell nur mit Fader MK1. Alle wichtigen 64-Bit-Plugin-Formate werden unterstützt, gleiches gilt für die DAW.
New Channelstrip
Für die Effekte gibt es jetzt also neun Slots, wobei ein Slot auch weiterhin für gewisse Arten von Effekten reserviert ist, sodass man an dieser Stelle nicht jeden Effekt an jede Stelle packen kann. Das beschleunigt anderseits die Auswahl am Gerät ungemein.
Grundsätzlich macht die halb-starre Vor-Konfiguration also Sinn und orientiert sich ohnehin klar am klassischen Mischpult – wenn auch hier viel umfangreicher! Die Reihenfolge der Prozesse lässt sich ändern, die Reihenfolge der Anzeige bleibt hin und wieder gleich. Ob man das Übersichtsfenster oder das Plugin-Fenster nutzt, macht beispielsweise dahingehend schon auch ein Unterschied.
Die Console 1 Core Mixing Suite besteht aus folgenden Effekten: Softube Tape/Preamp Sektion, Transient Shaper, Dual-Kompressor, Vintage- und Modern-Equalizer sowie den “Console 1 Editionen” von FET Compressor Mk II, Bus Processor und OPTO Compressor sowie dem speziell entwickelten Core Drive-Algorithmus. Einzel-Plugins scheinen nicht weiter Teil des Lieferumfangs zu sein.
Damit ihr euch den Zugewinn besser vorstellen könnt, vergleiche ich die Neuware mit dem Altgerät einfach mal mithilfe einer kleinen Tabelle. Der Signalfluss ist dabei von links nach rechts zu lesen. Ich würde das in etwas so knapp interpretieren: In der Mitte ist nun alles Doppelt, am Rand gibt es weitere Ergänzungen.
MK3 | Tape/ Pre | Filter | Shaper | Shaper | EQ | Comp | EQ | Comp | Drive |
MK1/2 | Filter | Shaper | EQ | Comp | Drive |
Preamp mit Tape
Im Input beginnt man somit auch weiterhin mit dem Filter, das fixe Flanken für „Discrete“ und „Tube Sound“ hat. Das neue „Core Mixing Suite“ Filter kennt allerdings auch regelbare Flanken von 6 bis 48 dB/Oct für den Low- und Hi-Cut.
Abgerundet wird der Eingang mit einem „Preamp“, der aktuell auch nur ein Tape sein kann. Sehr geil allerdings, um bereits am Anfang Transienten via Input-Gain zu schmirgeln und die erste Schippe Durchsetzungskraft in Form von Obertönen darauf zupacken.
External Keying
Es folgen zwei Shaper-Module, über die man beispielsweise flink De-Esser, Gates oder gar Transient-Tools laden kann. Logo auch: Alle Console-1-kompatiblen Plugins lassen sich hier nutzen. Im folgenden Bild seht ihr beispielsweise bei der roten Kennlinie den Weiss-Shaper, daneben den “Core Suite Gate & Shaper”.
Ein erstes Kompressormodule könnt ihr ebenfalls bereit in den Shaper laden, mit seinen zwei Bändern für High und Low ist es eine Art Multi-Band mit Tilt-Funktion.
Außerdem kann man die Eingangsfilter in die Detektorwege von Comp und Shaper klemmen sowie External Sidechain nutzen. Eine übergreifende Key-Auswahl über alle Instanzen hinweg, ähnlich wie bei Moog Software, wäre das Bonbon, das ich hier vermisse.
Mach doppelt
Es bleiben vier weitere Slots: zwei für Equalizer, zwei für Compressor. Man muss nicht jedes Modul aktivieren und verwenden, insofern ist die Prozessreihenfolge auch durch die entsprechende Auswahl bereits änderbar.
Zuerst räumt man also beispielsweise mit einem modernen Equalizer auf, dreht also überwiegend Müll raus, danach komprimiert mach technisch und fängt extreme Spitzen ab. Nun könnte man mit einen färbenden EQ breitere Striche auftragen, bevor man vielleicht nochmal „musikalischer“ komprimiert. Erst 1176, dann LA-2A – oder gern auch umgedreht. Nice!
Solider Werkzeugkasten
Für diese Art klassischer Behandlungen hält Softube schon mit der Grundausstattung alle wichtigen Prozessoren bereit, die sich tatsächlich auch grundlegend voneinander unterscheiden – und nicht nur homöopathisch im Sound, sondern vor allem im Regelverhalten bzw. ihrer Art von Effekt.
Da wären zum einen die drei absoluten Kompressorklassiker FET, OPTO und BUS. Aber auch der Vintage EQ und der moderne EQ liefern das nötige Yin und Yang, unterschieden sich in ihrer Geschwindigkeit sowie den “flacheren Q”. Ob man nun noch diskrete und röhrenbasierte Filter braucht, sei es drum.
Und auch wenn die einzelnen Instanzen keine Lizenznamen mehr tragen: Der FET Comp ist sicherlich ein 1176 und der OPTO dürfte ein LA-2A sein. Der BUS-Comp zitiert klar den SSL G-Comp, und der Passive Parallel Vintage EQ ist sicherlich ein Pultec-Derviat. Alles absolute Klassiker und sowas wie die Grundfarben des zeitgenössisch-klassischen Audio-Malkastens.
Somit sind wir fast am Ende! Jetzt wird noch ein wenig geknurrt und gezerrt – eine Softube-Spezialität! Als Drive stehen wie üblich Diskret und Röhre zur Seite, was hier durchaus sinnvoll ist. Etwas ominös hingen wirkt der „Core Suite Drive“, der sich allerdings als besonders pragmatisch entpuppt und die meisten Sweetspots an Farben bereit hält. Der Gain-Ausgleich durch das Plugin hindurch ist grundsätzlich gelungen, könnte aber auch noch etwas mehr Neutralität vertragen.
Aber ich will hier gar nicht viel mehr „drum rum labern“, das hören wir uns besser einfach an – und zwar “über anschauchlich” in Form einer dicken Kick mit zunächst ansteigenden Drive sowie anschließender Charakter-Fahrt von Neutral zu Bright und zurück bis hin zu Dark. Hier und da gibt es auch ein wenig Aliasing zu vernehmen, wenn man genau hinhört.
Please top up now
Die Grundsoftware bringt alle wichtigen Prozessoren mit, wobei Softube auch nicht müde wird, mit weiteren Geschmacksrichtungen und Erweiterungen zu frohlocken.
Ich empfehle schon mal das WEISS GAMBIT, allein des Limiters wegen. Alte bekannten Erweiterungen behalten selbstverständlich ihre Gültigkeit, ja und auch fast alle UAD-Effekte können in die Console 1 geladen werden. Do not forget!
Slot-Effekte haben dabei grundsätzlich keine eigene GUI, sondern setzten auf das übergreifende, minimalistische Console 1 Design, das hier und da nur ein anderes Mini-Logo bei den Erweiterungen zeigt. Das alles kommt der Übersichtlichkeit wirklich sehr zugute. Leider kann man so auch nicht immer alle Parameter eines „konventionellen“ Plugins in Console 1 nutzen. Und so wie ich das sehe, gibt es auch leider keine Einzel-Lizenzen zum geschlossenen Paket dazu.
2+4+6 Bänder
Der Console 1 Channel kennt hardwareseitig weiterhin nur vier EQ-Bänder, sicherlich auch um abwärts-kompatibel zu bleiben. Das ist aber nicht so schlimm, weil man für mehr Bänder theoretisch beide EQs verbinden könnte sowie beim Modern EQ ein fünftes und sechsten Band via Shift erreicht. Die beiden Filter hat man ja auch noch. Das es leichte Klangunterschiede gibt, beweisen die beiden Gitarren-Beispiele, oben, bei denen ich möglichst identische Kurven erzeugt habe. Die Bedienung des EQs ist besonders intuitiv und eines der Highlights. Zweimal Vintage EQ oder zweimal Modern EQ in einem Zug zu nutzen ist ebenfalls möglich.
Alles beim Alten?
Im Prinzip schon, und wer sich erinnert: Damals kam die Console 1 mit SSL-Prozessoren heraus. Und da SSL inzwischen selber Controller und Plugins kombiniert, folgen diese nun keiner Lizenzierung mehr – was nicht weiter überraschen dürfte. Aber sind wir ehrlich: Ein SSL EQ fällt vor allem darum auf, weil er nicht auffällt. Er hat keinen wirklichen Klang, bleibt aber grundsätzlich frisch und präzise.
Hochwertigere Hardware
Damals, da war die erste Console 1 Hardware noch richtig fresh – auch weil das Konzept gänzlich neu war. So richtig geil war der olle Blechkasten selbst aber irgendwie auch nicht. Die Poti-Kappen waren wie Tonnen und sinnlos glatt – weshalb nicht wenige Console 1 Anhänger ihre Kappen schleunigst gegen etwas mehr Street-Credibilty getauscht haben.
Zum Glück hat sich in den Jahren dazwischen etwas getan, und auch wir Audioleute kommen inzwischen öfters in den Genuss von richtigem Industriedesign. Doch genug Geplänkel – was kann der neue Console 1 MK3 Controller mehr bzw. einfach „besser“? Auf in die Praxis!
K. Labauterbach sagt:
#1 - 05.04.2024 um 10:43 Uhr
naja, eigentlich hat sich Softube da etwas verannt. Alter Wein in neuen Schläuchen eben! Die Displays sind ein stylisches Gimmik, mehr nicht. Der Elefant im Raum: Kein Fader! Und es ist auch klar warum, hätten die einen einzelnen Fader spendiert, würde niemand die angekündigte Faderbank mehr kaufen wollen! Weiteres riesiges Manko: kein Standalone Mode, man kann das Ding wirklich NUR mit Softube Software verwenden, und das ist eine Frechheit, jedes Novation-Plastik-Bomberchen kann im Macki Hui Mode verwendet werden oder lässt sich per Software Editor frei programmieren bzw. mappen. Was den Sound angeht, nun ja, wer nicht auf das Namedropping-Marketing hereinfällt kann mit den Stockplugins jeder DAW Tophits produzieren, aber wer sich besser fühlt beim Gedanken dass das "Modelling" eine Analoge Konsole ersetzt die einst den Kaufpreis eines Einfamilienhauses hatte, dem sei das gegönnt. So gesehen finde ich es fair auf "Neve, SSL usw" verzichtet zu haben. Wer schlau ist, kauft sich zum halben Preis die MK2 Kombi aus Console und Faderbank, die Ersatzlizenzen kosten dann 80,- Tacken und man hat gleich die "Neue" Core Console. Und ja, die neuen Encoderkappen sind ein Verbesserung, aber zum Glück gibst ja Chroma Caps in allen Farben ;) Trotz aller Kritik, ich finde das Konzept immer noch gut, haptisches Mixen macht mehr Spass und geht schneller, ich sehe nur kein grosses Upgrade zur MK2 Version und wetten der angekündigte "Fader" kostet ebenfalls ca 900,- € ? da muss man schon einen Goldesel im Keller haben um fast zwei Riesen für ein paar Midi-Controller auszugeben.