RCF ART 712-A MK4 und Sub 708-AS II Test

Der Traditionshersteller RCF hat schon so manchen guten PA-Lautsprecher entworfen, vor allem die erste Version der Kunststoffbox ART 312 konnte begeistern. Seitdem sind einige Jahre ins Land gegangen und RCF hat fleißig weiterentwickelt. Dabei schalten die Italiener direkt vom zweiten in den vierten Gang: Denn die ART 712-A MK4 ist der Nachfolger der erfolgreichen ART 712 MK2. Wir haben zwei ART 712-A MK4 unter die Lupe genommen; für Tiefton-Unterstützung sorgen zwei aktive Sub 708-AS II.

RCF ART 712-A MK4 und Sub 708-AS II

Details

Zunächst fällt die neue Farbgebung auf. Das Endzeitgrau der MK2 wird durch ein tiefes Schwarz ersetzt. Zudem ist das RCF-Logo auf dem Lautsprechergitter nach unten gerutscht. Das ist alles? Äußerlich gesehen sind das die einzigen, erkennbaren Änderungen. Den Aufdruck MK4 verdient sich die Box allerdings durch den Gewinn an innerer Stärke. Durch ein Upgrade der DSP-Sektion im Ampmodul legt der Testkandidat die Prüfung zum schwarzen Gürtel in Controller-Kung-Fu ab.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein tiefschwarzes Gehu00e4use und eine andere Position des Logos sind die optischen Neuerungen der ART 712-A MK4

Anstatt dem internen Controller lediglich eine Handvoll FIR-Filter für die Crossover-Sektion zu spendieren, entwickelte der italienische Lautsprecherhersteller gleich einen eigenen Algorithmus mit der treffenden Bezeichnung FIR PHASE. Dieser Algorithmus berechnet für unterschiedliche Belastungsszenarien die besten FIR-Filter-Koeffizienten, um stets die bestmögliche Phasenlage mit möglichst schmalen Filtern und geringster Latenz zu garantieren. Klingt gut, ist aber von außen kaum evaluierbar. Der Hörtest wird zeigen, ob und wie die neue DSP-Struktur den Klang verändert.
Das Topteil ist für eine Kunststoffbox aufwändig gebaut und filigran verarbeitet. Alle Übergänge sind sauber, die Oberflächen wirken edel. Mit 18 Kilogramm zählt die Box zu den Leichtgewichten ihrer Klasse. Auch das Handling überzeugt: Mit drei Griffen lässt sich die Box bestens jonglieren. Neben dem obligatorischen Hochständerflansch besitzt sie zudem Montagepunkte, an die sich für eine Festinstallation ein optionaler U-Bügel andocken lässt. Bestückt ist die Box mit einem 12-Zoll-Tieftöner und einem 1-Zoll-Kompressionstreiber, beide von RCF. Das Hochtonhorn ist direkt in die vordere Schallwand integriert und strahlt mit 90 x 60 Grad breit ab.
Innerhalb der Box zeigt sich ebenfalls eine gute Verarbeitung. Das Gehäuse ist an wichtigen Stellen verstrebt, um Gehäuseresonanzen zu minimieren. Überraschung, sogar ein Stück Holz kommt als Strebe zum Einsatz. Zudem hat man den Resonanzraum ordentlich mit Dämmwolle gefüttert. Auf den ersten Blick wirkt das Chassis vom Aufbau symmetrisch, dennoch befindet sich an einer Seite eine Monitorschräge, sodass sich die Box auch als Wedge einsetzten lässt.

Fotostrecke: 4 Bilder Der 12-Zoll-Treiber stammt aus eigenem Anbau

Das Aktivmodul besitzt keine separate, hermetische Kammer, sondern kann Wärme problemlos in das Gehäuse abgeben. Daher benötigt das Modul auf der Außenseite weder einen Lüfterauslass noch Luftschlitze. Nur einige Kühlrippen unterstützen die Konvektionskühlung per Außenluft. Man braucht daher nicht in Panik zu verfallen, falls sich beim Open Air ein kleiner Schauer ankündigt.
Was die Bedienung des Aktivmodules angeht, ist Panik ebenfalls fehlt am Platz. Übersichtlicher geht es kaum. Ein XLR-Eingang akzeptiert über einen versenkten Schalter Line- und Mikrofonpegel. Das Eingangssignal kann sowohl über eine XLR- und eine Klinkenbuchse an andere Boxen durchgeschliffen werden. Die XLR-Armaturen stammen aus dem Hause Neutrik. Ansonsten verwaltet ein einsames Gainpoti die anliegenden Audiosignale, während ein LED-Trio (Status, Signal, Limiter) die dazu passende Light-Show generiert.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Ampmodul der ART 712-A MK4 verfu00fcgt u00fcber FIR-PHASE-Technologie

RCF Sub 708-AS II

Der Subwoofer ist ein klassischer Bassreflex-Tieftöner, bestückt mit einem 18 Zoll großen RCF-Treiber. Mit 38 Kilogramm ist der Woofer für einen aktiven 18er erstaunlich leicht ausgefallen, zumal er im Gegensatz zum Topteil über ein Gehäuse aus Multiplexholz verfügt. Das Handling wäre bestimmt noch einfacher, würde der Sub 708-AS II einen weiteren Griff auf der Oberseite besitzen. Aber auch so hat der Autor kein Problem, das Teil eigenhändig in seinen Transporter zu wuchten.
Hinter dem stabilen Lautsprechergitter sitzt der massive 18-Zoll-Treiber mit 3-Zoll-Schwingspule auf einer nur 50 Zentimeter breiten Schallwand. Dass der Bass dennoch vergleichsweise tief und laut spielen kann, hat er zum einem den nicht zu kleinen Gehäuseabmessungen (67 x 50 x 70 Zentimeter) und einem großen Rechteck-Bassreflexport zu verdanken. Die Verstärkerleistung ist mit 700 Watt RMS /1400 Watt Peak identisch zur ART 721-A MK4. Allerdings besitzt der Treiber eine niedrige Nennimpedanz von vier Ohm, um das ganze Potential des Ampmoduls abrufen zu können.

Fotostrecke: 3 Bilder Mit einer Breite von nur 50 Zentimetern fu00e4llt der Sub 708 fu00fcr einen 18-Zoll-Subwoofer erfreulich schmal aus

Die Bedienelemente des versenkt angebrachten Aktivmoduls unterscheiden sich natürlich von denen des Topteils. Der Subwoofer besitzt zwei Eingänge und zwei Link-Out-Buchsen im XLR-Format. Somit kann der Sub 708-AS II auch in der beliebten 1:2 Kombination (ein Bass, zwei Topteile) im Stereomodus betrieben werden. Über Schalter lässt sich auswählen, ob die Linkbuchsen das Eingangssignal ausspielen oder ein bei 80 oder 110 Hz korrigiertes Signal an die Topteile weiterleiten. Das beantwortet zudem die Frage nach den X-Over-Optionen des Aktivmoduls.
Ob man den Bass bei 80 oder 110 Hz trennt, hängt von mehreren Faktoren ab. Kommen potente Topteile zum Einsatz oder befindet man sich in einem kleinen Raum, dann dürfte die 80-Hz-Trennung das bessere Ergebnis bringen. Open-Air kann die Trennung bei 110 Hz die Topteile im Bassbereich entlasten. Einfach mal ausprobieren. Das gilt auch für den Polaritätsschalter (Phase). Je nach Aufstellung und Kombination kann dieser Taster Wunder bewirken, falls der Subwoofer ungewohnt kraftlos klingt. Abschließend begrüßen wir die bereits vom Topteil bekannte Kombination aus Gainpoti samt LED-Trio.
Topteile und Bässe greifen ausschließlich auf Kaltgerätekabel zurück. Schade, PowerCon-Netzkabel wären dem Niveau der Boxen eher gerecht geworden. Gerade im Satellitenbetrieb (Bass – Distanzstange – Topteil) wird so der Einsatz unhandlicher Dreifach-Steckdosenleisten unvermeidlich. Auch die Distanzstangenaufnahme sehe ich kritisch. Eine Aufnahme mit M20-Gewinde entspräche eher dem Zeitgeist. Immerhin ist die Hardware robust und und aus Metall. Was neuerdings auch gerne eingespart wird, ist die Option, auf der Rückseite Transportrollen anschrauben zu können. Diesem Trend folgt der Sub 708-AS II dankenswerterweise nicht. Wer den Bass mit 100-Millimeter-Transportrollen versehen möchte, braucht nur die bereits vorhandenen Schrauben herauszudrehen und mit den Rollen wieder einzuschrauben.

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