Ortega Stomp Box Cajon Bundle Test

Unter einer Stomp Box versteht man eigentlich ein kleines, mit einem Tonabnehmer versehenes Kästchen, das sich Gitarristen unter den im Rhythmus stampfenden Fuß legen, um einen Bassdrum-ähnlichen Sound zu erzeugen. Das Stomp Box Cajon Bundle, das die spanische Gitarren-Firma Ortega geschnürt hat, besteht dagegen aus einem Cajón, einem Pedal mit spezieller Halterung und zwei Taschen für den Transport. Es lässt sich auch ohne elektrische Verstärkung betreiben und dient zudem noch als Sitzgelegenheit. 

Ortega_Cajon_Stomp_Totale


Da das Cajón im Bundle natürlich noch viel mehr kann als nur getretene Viertelnoten einzustecken, haben wir es, wie jedes andere Cajón, auch mit Händen und Besen abgeklopft und auch die Spieleigenschaften des Pedals unter die Lupe genommen.

Details

Die Box

Mit 46 Zentimetern Höhe ist das Ortega Cajón gerade noch in die Sparte der mittelgroßen Cajónes einzuordnen. Sein Korpus mit 30 x 30 Zentimetern Grundfläche besteht aus siebenlagigem, neun Millimeter starken Sperrholz (Baltische Birke). Die angeleimte Rückwand, dreilagig und drei Millimeter stark, ist innen am Resonanzloch verstärkt, was beim Tragen für mehr Stabilität sorgt. Ein dezent gestreiftes, dunkles Ammara Ebony-Furnier schmückt die drei darunter liegenden Holzschichten der vollständig verschraubten Schlagfläche, die es so auf insgesamt dreieinhalb Millimeter Stärke bringt.
Für den Rascheleffekt sorgen zwei Snareteppiche mit je 20 Spiralen am oberen Rand der Schlagfläche. Auffallend sind zwei Ausfräsungen an deren Auflageflächen, die die Schlagplatte an diesen Stellen dünner machen und vermutlich für eine bessere Ansprache der Spiralen sorgen sollen. Bis auf diese Besonderheit haben wir es jedoch mit einem schlichten und einfach konstruierten Snare-Cajón zu tun. Der Übergang zwischen Spielfläche und Deckel und auch die Ecken sind angenehm gerundet, so dass beim Spielen keine schmerzenden Hände zu befürchten sind.

Fotostrecke: 5 Bilder „Made in Europe“, Baltische Birke und Ammara-Furnier – das klingt doch ganz vielversprechend.

Der Stomp

Einen besseren Eindruck macht das Cajon Pedal, welches aus zwei Teilen besteht. Die Halterung wird unter dem Cajon angebracht und kann in ihrer Länge an verschiedene Cajónes angepasst werden. Sowohl die Vierkant-Fixierschraube als auch das gegenüber liegende Ende der Metallschiene sind mit Filz beklebt, um Kratzer am Instrument zu verhindern. An dieser Halterung wird die Pedaleinheit befestigt, deren Basis aus einer soliden Metallplatte besteht. Damit diese beim Spielen nicht verrutschen kann, befinden sich an ihrer Unterseite Klettstreifen und ausfahrbare Dornen. An der Oberseite fällt die in auffälligem Orange lackierte Metallstrebe auf, mit der das Pedal bedient wird. Über eine Kette wird der Zug auf den Schaumstoff-Beater übertragen, dessen Kopf frei justiert werden kann. Auch die Federspannung und die Neigung der Beater-Aufnahme auf der Achse können eingestellt werden. Praktischerweise wird ein Stimmschlüssel für alle Befestigungs- und Justierschrauben mitgeliefert, der in einer kleinen Aufnahme an der Fußmaschine steckt und so immer griffbereit ist. Die Verarbeitung des Pedals lässt sich als unspektakulär, aber ordentlich bezeichnen.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Pedal ist schnell und problemlos zusammengebaut.

Das Drumherum

Fehlen zu guter Letzt noch die mitgelieferten Transporttaschen, die das Bundle komplettieren. Aus China kommt der gepolsterte Rucksack für das Cajón. Mit etwa sieben Millimeter Stärke bietet er genug Schutz, falls man beim Transport mal irgendwo anecken sollte. Die Schulterriemen sind in der Länge verstellbar, und der Reißverschluss macht einen stabilen und haltbaren Eindruck. Die kleine Tasche für das Pedal kommt aus Taiwan und ohne Polsterung daher, was für das zu transportierende Hardware-Teil auch nicht vonnöten ist. Sein Reißverschluss ist etwas weniger solide ausgelegt als der der Cajón-Tasche, sollte seinem Zweck aber ebenso gerecht werden. 

In den mitgelieferten Taschen finden Cajon und Pedal Platz.
In den mitgelieferten Taschen finden Cajon und Pedal Platz.

Praxis

Spielbarkeit

Die im Vergleich zu hochwertigeren Fußmaschinen zwar etwas rudimentären Einstellmöglichkeiten reichen vollkommen aus und sind leicht zu bewerkstelligen, so dass sich die Federspannung und der Abstand zwischen dem Beater und der Schlagfläche des Cajòns schnell dem eigenen Geschmack anpassen lassen.
Dennoch werde ich nicht so richtig warm mit dem Spielgefühl, was daran liegen mag, dass ich als Schlagzeuger an „richtige“ Pedalerie gewöhnt bin. Spiele ich mit der Hacke auf der Strebe, fehlt mir ein wenig Kontrolle und der Beater hüpft etwas unkontrolliert auf der Schlagfläche. Besser lässt es sich mit dem vorderen Fußballen auf der Strebe spielen, doch dadurch schwebt die Ferse die ganze Zeit in der Luft und das Bein muss sehr weit angewinkelt werden, was zu rascher Ermüdung führt. Für „Four on the Floor“ reicht es, doch wer virtuoseres Spiel im Sinn hat, wird mit diesem Pedal nicht unbedingt glücklich.
Das größte Manko ist der Umstand, dass das Pedal nur mit dem rechten Fuß zu bedienen ist. Ein Umbau auf Links ist nicht möglich, und eine Version für Linksfüßer wird derzeit nicht angeboten. Wer dennoch mit links stampfen möchte, hat aber die Möglichkeit, das Cajón so zu drehen, dass die Schlagfläche nach links zeigt. Gleichzeitiges Spiel mit Pedal und Händen auf der Schlagfläche ist so aber nicht möglich.
Positiv zu vermerken ist das vergleichsweise kleine Packmaß des Cajón-Pedals, das in der beiliegenden Tasche (ca. 43 x 23 x 10 cm) bequem zu verstauen ist.

Pedal zusammenstecken und los geht's!
Pedal zusammenstecken und los geht’s!

Sound

Klanglich erfüllt das Cajón die Erwartungen, die man an ein Instrument in der Einsteigerklasse haben kann. Es besitzt einen holzigen, mittengeprägten Ton, lässt jedoch sowohl tiefe Bässe als auch durchsetzungsfähige Höhen vermissen. Die Snares reagieren auch bei leiser Spielweise mit den Fingern, wirken im Gesamtklang aber leicht bedeckt. Dafür produzieren sie erfreulicherweise kaum Störgeräusche. Durch das dicke, weiche Moosgummi schafft es der Beater, dem Cajón das Maximum an Bass zu entlocken – sogar noch etwas mehr, als ich es mit der Hand schaffe.
Im folgenden Beispiel hört ihr einzelne, lauter werdende Schläge – zuerst acht Bässe mit dem Pedal, dann acht Bässe mit der Hand und zuletzt acht Snares mit der Hand.

Audio Samples
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Soundcheck mit dem Stomp Box Cajon Bundle

Für das folgende Beispiel habe ich zu einem Apple Loop „Four on the Floor“ gestampft.

Audio Samples
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Stomp Box mit Dobro-Loop

Und zu guter Letzt könnt ihr das Cajón hier noch in unterschiedlichen Grooves hören:

Audio Samples
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Groove mit den Händen gespielt Samba mit Pedal und Besen Groove mit Pedal und Shakern

Fazit

Im Prinzip stellt das Ortega Stomp Box Cajon Bundle eine komplette, akustische Alternative zu einer Stomp Box dar. Für 200 Euro ist man vollständig ausgestattet, um mit Cajon, Pedal und Taschen zum nächsten Gig zu fahren. Deutliche Abstriche muss man leider in Bezug auf die Verarbeitung des Cajóns machen: Ausgefranste Bohrlöcher, schiefe Schrauben, mangelhafte Schleif- und Lackierarbeiten und Schönheitsfehler auf der Schlagfläche zeigen deutlich auf, dass bei der Herstellung wohl vor allem auf das Budget geachtet wurde. Dennoch kann es klanglich mit seinen Mitbewerbern im Einsteigersegment mithalten und liefert einen holzigen, mittenbetonten Sound mit guter Snare-Ansprache. 
Für Schlagzeuger gewöhnungsbedürftig, aber zweckmäßig ist die Spielbarkeit des Cajón-Pedals. Man muss allerdings beachten, dass es sich nur mit dem rechten Fuß spielen lässt, wenn man die Schlagfläche vorne haben möchte. Abgesehen von den Fertigungsmängeln des Cajóns geht der Preis des Bundles in Ordnung, doch es empfiehlt sich, auch elektronische und analoge Stomp-Alternativen in Betracht zu ziehen.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Komplette Ausstattung
  • Kompakte Packmaße des Pedals
Contra
  • Auffällige Verarbeitungsmängel am Cajón
  • Spielbarkeit des Pedals gewöhnungsbedürftig
  • Mit links nur eingeschränkt spielbar
Artikelbild
Ortega Stomp Box Cajon Bundle Test
Für 239,00€ bei
Komplette Ausstattung für den akustischen Stomp. Nur in puncto Fertigungsqualität kann das Herzstück des Stomp Box Cajon Bundles nicht überzeugen.
Komplette Ausstattung für den akustischen Stomp. Nur in puncto Fertigungsqualität kann das Herzstück des Stomp Box Cajon Bundles nicht überzeugen.

Technische Spezifikationen

  • Ortega Cajon OCJ10NTDS-BP
  • Hersteller: Ortega
  • Herkunft: Europa
  • Maße: 46 cm x 30 cm x 30 cm (H x B x T)
  • Korpus: 9 mm, 7 Lagen, Baltische Birke (Betula Pendula)
  • Schlagfläche: 3,5 mm, 3 Lagen Birke + Ammara Ebony Furnier
  • Rückwand: 3 mm, 3 Lagen Birke, verstärktes Resonanzloch
  • Snare-System: 2 Snareteppiche (je 20 Spiralen)
  • Zubehör: gepolsterte Rucksack-Tasche (Made in China)
  • Cajon nicht einzeln erhältlich
  • Ortega Cajon Pedal OCJP-GB
  • Hersteller: Ortega
  • Herkunft: Taiwan
  • Einstellbare Universalhalterung (ca. 25 – 39 cm Tiefe)
  • Klettunterlegte Bodenplatte
  • Federspannung und Beaterneigung justierbar
  • Neigbarer Schaumstoffbeater
  • Kettenantrieb
  • Zubehör: Stimmschlüssel und Gigbag
  • Preise:
  • Einzelpreis Pedal: 99,00 Euro
  • Bundle-Preis: 199,00 Euro

Seite des Herstellers: ortegaguitars.com

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