Mit dem Nord Stage 2 EX hat der schwedische Hersteller seinem Premium-Stagepiano ein Update verpasst. Während der kleine Bruder Nord Electro mit der Modellnummer 5 massive Verbesserungen erhielt, gab es beim Stage keine bahnbrechenden Neuerungen gegenüber dem Vorgängermodell. Die wird es wohl erst mit dem Stage 3 geben. Neu ist allerdings die Tastatur im 76er-Modell, die eine Weiterentwicklung der HP-Mechaniken aus dem Electro und Nord Piano ist und das Gesamtgewicht deutlich verringert.
Das Gesamtpaket aus Sounds, Bedienung und Verarbeitung bleibt beim Nord Stage 2 EX konkurrenzlos.
Sie sind nicht mehr weg zu denken von den Bühnen dieser Welt: Die roten Kisten aus Schweden haben sich längst ihren Platz in den Bestseller-Listen erspielt und die Messlatte für Stagepianos ziemlich hoch gehängt. Sowohl der Nord Electro als auch der Nord Stage heimsen regelmäßig Preise ein. Denn auch wenn die Instrumente nicht gerade billig sind: Qualität ist das beste Rezept. Wie sich die neue Tastatur in der Praxis schlägt und welche Features das Stage EX mitbringt, wollen wir in diesem Test herausfinden.
Details
Überblick
Man kennt das Prinzip von einem bekannten Smartphone-Hersteller aus Cupertino: Da wird das Vorgängermodell nach einem Jahr um ein „S“ ergänzt und erhält diverse technische Verbesserungen, bevor die nächste Generation eine neue Modellnummer bekommt. Ähnlich macht es Nord mit seinem Flagschiff, nur dass in Schweden eher drei bis vier Jahre vergehen, bis ein neues Modell erscheint. So gab es 2005 das erste Nord Stage, 2008 das Nord Stage EX, 2011 das Nord Stage 2 und 2015 nun das Stage 2 EX. Ich betrachte diese langen Zyklen als Zeichen der Wertbeständigkeit.
Anders als auf der kalifornischen Apfelfarm sind die technischen Neuerungen bei den Updates der Schweden nicht ganz so umfassend. Beim Stage 2 EX lässt sich das schnell zusammenfassen: Der Speicher für Pianosounds wurde von 500MB auf 1GB verdoppelt, das 76er Modell hat nun die HP-Tastatur, die Sample-Library wurde aufgefrischt und die Farbgebung auf dem Panel minimal verändert. Die überarbeitete Sample-Library steht natürlich auch allen Anwendern eines Nord Stage 2, Nord Electro (ab Version 3) oder Nord Piano (ab Version 2) zur Verfügung.
Rein äußerlich ist das EX also kaum von seinem Vorgänger zu unterscheiden. Abgesehen vom neuen Farbschema des Panels hat sich beim Netzanschluss etwas getan: der zweipolige Euro-Stecker ist dem dreipoligen Kaltgeräte-Stecker gewichen. Leicht verändert wurden auch die Potis, die nun etwas leichtgängiger sind und in manchen Fällen eine Mittenrasterung haben, etwa beim EQ. Neu ist beim 73er-Modell außerdem der Tastaturumfang, der nun nicht mehr von F bis F geht, sondern von E bis E. Dadurch wurde das Panel beim Compact-Modell leicht nach rechts verschoben und der Schriftzug ist auf die linke Seite gewandert.
Das Nord Stage 2 EX kommt in einem absolut roadtauglichen Metallgehäuse daher, das an den Seiten von den Nord-typischen Holzwangen eingerahmt wird. Der auffällige feuerrote Lack dominiert, die Unterseite ist komplett schwarz. An der tadellosen Verarbeitungsqualität gibt es keine Zweifel. Wie der Name auch schon besagt ist dieses Instrument für den harten Bühnenalltag gemacht. Brachte die 76-tastige Vorgängerversion noch 16,5 kg auf die Waage, hat unser Testgerät über vier Kilo abgespeckt. Das überraschend geringe Gewicht macht sich im Handling extrem positiv bemerkbar. Grund dafür ist die HP-Tastatur, auf die ich später noch zu sprechen komme.
Auf dem Bedienpanel wimmelt es nur so von Potis, Tastern und LEDs. Wer mit dem Bedienkonzept des Nord Stage nicht vertraut ist, sitzt hier erstmal wie das Schwein vorm Uhrwerk. Hat man aber den Aufbau und die Struktur durchschaut, ist die Bedienung verblüffend logisch und intuitiv. Das Gerät ist in vier Sektionen unterteilt. Von links nach rechts sind das die Orgel, das Piano, die Synth-Sektion und der Slot für externe Klangerzeuger, also die Masterkeyboard-Funktionen. In der Mitte um das nicht gerade üppige Display mit 2×16 Zeichen gruppieren sich Taster und ein Encoder für Soundauswahl, Controller-Zuweisungen und weitere Settings. Ganz links finden wir den obligatorischen Pitch-Stick aus Holz und das Modulationsrad aus Keramik. Ganz rechts warten die Effektsektion, der EQ und die Amp-Simulation auf ihren Einsatz.
1/5 Mit seinem üppigen Panel ist das Nord Stage seit jeher für eine gute Bedienung bekannt.
2/5 Links findet man die Bereiche Orgel und Piano – letzterer bietet nun 1 GB Speicher.
3/5 In der Mitte: Display, Soundauswahl und globale Funktionen
4/5 Die Synth-Sektion bietet vielseitige Soundmöglichkeiten.
5/5 Ganz rechts sind die Effekte zu finden.
Bei den Anschlüssen wurde nicht gegeizt: Ein Audio-Eingang steht als Mini-Klinke zur Verfügung. Das eingespeiste Signal wird nicht an die Ausgänge weitergegeben, sondern nur auf den Kopfhörer-Ausgang geroutet und kann somit für Übezwecke und zum Monitoring genutzt werden. Die vier Ausgänge lassen sich flexibel belegen: Ausgang 1 und 2 fungieren als Stereo-Paar, die Outputs 3 und 4 können als weiterer Stereo-Ausgang oder als zwei separate Mono-Ausgänge definiert werden. Ebenso umfangreich sind die Pedal-Anschlüsse: Sustain, Control, Rotor/Latch sowie Organ Swell/Volume lassen keine Wünsche offen. Wer in den vollen Genuss der drei gängigen Piano-Pedale und des Pedalgeräusches eines echten Flügels kommen möchte, muss allerdings wohl oder übel das optional erhältliche Nord-Triple-Pedal kaufen und an die Sustain-Buchse hängen, denn nur damit sind alle Features der Piano-Sektion nutzbar.
Für die klassische MIDI-Anbindung gibt es In und Out, für MIDI via USB und den Datenaustausch bzw. Sampletransfer eine USB-Buchse.
1/3 Auch die Rückseite ist beim Nord Stage 2 EX üppig bestückt.
2/3 Es gibt 4 Ausgänge und zahlreiche Pedalanschlüsse.
3/3 Außerdem bietet das Nord Stage 2 EX MIDI In/Out und USB.
Anzeige
Praxis
Bedienung und Controller
Wie bereits erwähnt beinhaltet das Nord Stage 2 EX vier Sektionen. Diese sind auf dem Panel farblich voneinander abgegrenzt und signalisieren damit schon optisch, dass sozusagen vier separate Instrumente zur Verfügung stehen. Alle Sektionen sind gleichzeitig nutzbar und lassen sich auf maximal drei Tastaturbereiche beliebig verteilen, im Oktavbereich verschieben und mit Controller-Zuweisungen sowie Effekten versehen. Doch damit nicht genug: Mit den Panel-Buttons lässt sich zwischen zwei Ebenen hin- und herschalten, bzw. beide Panels gleichzeitig aktivieren. Damit hat man also maximal zwei Orgeln, zwei Pianos, zwei Synths, zwei Masterkeyboards und zwei Effekt-Ketten zur Verfügung, die alle simultan in den drei Splitzonen verwendbar sind. Das komplette Instrument ist im Prinzip doppelt vorhanden. Die daraus resultierenden Sound-Möglichkeiten und Split/Layer-Kombinationen sind enorm.
Vor allem aber ist für fast jede Funktion ein Button oder Encoder auf dem Panel, was das mickrige Display in den Hintergrund rücken lässt. Denn anstatt sich in Untermenüs zu verlieren, programmiert man quasi alles direkt auf der Bedienoberfläche. Dreht man an einem Poti, wird die Werteveränderung direkt im Display angezeigt, doch auch ohne dieses Feature ist die Auswahl von Sounds, die Zuweisung von Effekten und das Belegen von Controllern beispiellos einfach und geht rasend schnell. Auf der Bühne mal eben während des Spielens die Tastatur splitten und neben dem Piano noch eine Orgel an den Start bringen, unter das Piano noch ein Pad legen, mit Chorus versehen und die Cutoff-Frequenz dem Control-Pedal zuweisen – all das ist mit dem Stage kein Problem. Ich kenne kein anderes Instrument, mit dem so etwas möglich ist.
Acht der 32 Potis auf dem Panel sind als Endlos-Encoder mit LED-Kränzen ausgeführt. Diese regeln die Lautstärke der einzelnen Sektionen, die Cutoff-Frequenz und Oszillator-Shape des Synths sowie die Tiefe und den Anteil der Effekte. All diese Encoder und auch die virtuellen Zugriegel lassen sich mittels der ausgeklügelten Morph-Funktion im Handumdrehen drei verschiedenen Controllern zuweisen: dem Modulationsrad, dem Aftertouch und dem Control-Pedal. Das ermöglicht vor allem im Livebetrieb vielseitige Möglichkeiten, etwa das Faden von zwei Sounds ineinander via Pedal oder das Steuern der Ringmodulation mit dem Modulationsrad. Dieses Konzept der Controller-Belegung finde ich super smart und praktisch.
1/2 Das 76er-Modell ist nun mit der extra leichten HP-Tastatur ausgestattet.
2/2 Klassisch Nord: die LED-Zugriegel
Tastatur
Die Hammermechanik in unserem Testgerät ist bereits aus den HP-Modellen des Nord Electro und Nord Piano bekannt, dort allerdings in einer 73er-Variante. Es handelt sich dabei um eine TP/100-Mechanik von Fatar, die bei älteren Modellen bisweilen auch Kritik hervorgerufen hat. Benutzer berichteten in Einzelfällen von Klappergeräuschen oder klagten über eine schwammige Übersetzung. Das scheint Schnee von gestern zu sein, denn die Tastatur im Nord Stage 2 EX HP76 wirkt weder klapprig noch schwammig. Fatar hat hier offensichtlich nachgebessert. Die überarbeitete TP/100 ist geradezu geräuschlos, vermittelt ein straffes Spielgefühl und zeigt ein tadelloses Repetitionsverhalten. Allerdings ist diese Mechanik ein Kompromiss in zweierlei Hinsicht: Erstens ist das Nord Stage kein reines Piano, sondern ein flexibler Klangerzeuger, auf dem sich auch problemlos Orgel- oder Clavinet-Sounds spielen lassen sollen. Eine zu stark gewichtete Klaviatur mit graduierter Gewichtung wäre dafür nicht geeignet. Die HP-Mechanik verbindet den Anspruch der Pianisten mit dem der Synth- und Orgelspieler, in dem sie etwas leichtgängiger ist als eine Flügelklaviatur, aber dennoch ordentlichen Widerstand gibt. Zweitens ist die HP-Tastatur primär auf Gewichtsreduktion ausgelegt. Denn das Kürzel HP steht für „Hammeraction Portable“, und genau das ist wörtlich zu nehmen. Keyboarder, die sich für ein 76er-Modell entscheiden, sind in den meisten Fällen darauf bedacht, ein transportables Instrument zu haben. Insofern ist die Verwendung der TP/100 für das Stage 76 nur konsequent. Beim HP-Modell wurde die Gewichtsreduktion vor allem durch Verzicht auf Metallteile erreicht, die Tastatur ist bis auf die Bleigewichte in den Tasten fast vollständig aus Kunststoff gefertigt. Im 88er-Modell werkelt ja nach wie vor die etwas hochwertigere, aber auch deutlich schwerere TP/40-Mechanik, die sicherlich noch etwas griffiger ist und einen etwas natürlicheren Anschlag hat. Das Non-Plus-Ultra für Pianisten ist keine der beiden Tastaturen, aber das Nord Stage ist eben mehr als nur ein Piano.
Bei Tastaturen entscheidet am Ende der persönliche Geschmack. Für mein Empfinden ist die Tastatur ein sehr guter Kompromiss: Sie verbindet gute Bespielbarkeit diverser Sounds, fühlt sich super an und schont den Rücken beim Transport durch ihr sensationell geringes Gewicht.
Die HP-Tastatur basiert auf der Fatar TP/100 (Foto: Christian Radtke / bonedo.de)
Sounds
Alle drei internen Sound-Sektionen haben ihre eigene Klangerzeugung und verwenden unterschiedliche Engines. So ist auch zu erklären, dass die Polyphonie bei den drei Instrumentengattungen unterschiedlich ist. Die Orgel ist voll polyphon, während für das Piano maximal 60 Stimmen zur Verfügung stehen und der Synth 18-stimmig ist. 60 Stimmen für das Piano sind natürlich nicht gerade Topniveau und werden von heutigen Workstations mühelos überboten, sollten aber dennoch auch bei opulentem Pedaleinsatz ein aussetzerfreies Spiel gewährleisten. Zudem bleibt die Polyphonie des Pianos bei Layers mit Orgel und Synth unangetastet. Doch Polyphonie hin oder her: Wie klingt es denn, das gute Stück?
Organ
Fangen wir mit der Orgel an. Sie ist wie eingangs erwähnt der C2 entnommen, Nords zweimanualiger Combo-Orgel. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Simulation von Hammond-Sounds, aber auch eine Farfisa und eine Vox-Orgel stehen zur Auswahl. Auffällig sind die neun „Zugriegel“, die aus 8-Segment-LED-Ketten und Drucktastern bestehen. Sie zeigen den Status der Drawbars an und ermöglichen ein unkompliziertes Anpassen der Registrierungen. Echtes Hammond-Feeling kommt natürlich nur mit physischen Zugriegeln auf, doch der Vorteil der Zugriegel-Taster und der LED-Ketten ist immerhin, dass die Register gleich so aufgerufen werden können, wie sie abgespeichert wurden. So kommt es bei Registeränderungen nicht zu Wertesprüngen, was bei physischen Zugriegeln in Digitalorgeln unvermeidbar ist. Neben den virtuellen Drawbars gibt es eine Chorus/Vibrato-Einheit, die wie beim Original jeweils drei Varianten des Scanner-Effekts beinhaltet. Auch die Percussion ist dem historischen Vorbild entnommen.
Geht man etwas tiefer ins Menü, kann man in den Settings für die Orgel drei Klangcharaktere wählen: Clean, Vintage1 und Vintage2. Letztere hat natürlich am meisten „Leakage“, also Übersprechung der einzelnen Tonewheels und dementsprechend viel Dreck im Sound. Ebenfalls an seine persönlichen Vorlieben anpassbar ist das Leslie, dessen Anlauftempo und Geschwindigkeit für Bassrotor und Horn separat eingestellt werden können. Außerdem ist der Keyclick in drei Stufen schaltbar.
Klanglich ist die Hammond-Simulation im Nord Stage über alle Zweifel erhaben. Kein anderes Stagepiano bildet den Sound des alten Tonehweel-Monsters derart originalgetreu ab und bietet fast alle Features des Vorbilds. Gute Noten bekommt auch der Leslie-Effekt, der zwar einem Original Cabinet oder einem Neo Instruments Ventilator nicht ganz das Wasser reichen kann, aber gerade im Band-Kontext einwandfrei funktioniert. Die Verzerrung klingt warm und schön dreckig, sie macht einen guten Teil des stimmigen Leslie-Effekts aus.
Den Organ-Swell-Anschluss kann man für ein Control-Pedal nutzen, um das Volume wie bei der Hammond zu steuern. Die Geschwindigkeit des Leslies kann neben den Buttons auf dem Panel ein Switch-Pedal am separaten Rotor-Pedalanschluss übernehmen, bei Bedarf aber auch das Sustainpedal.
Nicht zu verachten sind auch die Farfisa- und Vox-Sounds. Wählt man diese aus, arbeiten die Drawbars ähnlich wie in den Elektronik-Orgeln, die dafür Pate standen. Auch die Chorus- und Vibrato-Einheit passt sich dann dem Vorbild an. Percussion steht bei den Combo-Orgeln logischerweise nicht zu Verfügung, durchs Leslie schicken kann man sie dennoch.
Insgesamt bekommt die Orgel-Sektion die volle Punktzahl. Sie überzeugt mit einem authentischen Grundsound, originalgetreuen Features und einem sehr anständigen Leslie.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
B3 Jazz SpellB3 Lord in TimeB3 GospellyFarfisaVox
Piano
In der Piano-Sektion des Nord Stage 2 EX gibt es einen Auswahl-Button für die sechs Kategorien, genannt Types. Zur Verfügung stehen Grand, Upright, E-Piano 1, E-Piano 2, Clavinet und Harpsichord. Ein einstelliges 7-Segment-Display daneben gibt Information darüber, welches Modell gerade angewählt ist, denn in jeder Kategorie gibt es verschiedene, benutzerdefinierte Varianten. Der Speicher von insgesamt 1 GB kann dabei frei belegt werden. Die aktuelle Piano-Library wird auf einer separaten DVD mitgeliefert. Aber auch ein regelmäßiger Besuch der Nord-Website lohnt sich, denn hier gibt es immer wieder neue Samples und Updates. Selbst der nun verdoppelte Speicher von einem Gigabyte erscheint auf den ersten Blick nicht üppig, denn High-End-Piano-Plug-ins bewegen sich gern auch mal im hohen zweistelligen Gigabyte-Bereich. Allerdings hat Nord ein eigenes Kompressionsverfahren entwickelt, das diese Zahlen in den Hintergrund treten lässt. Tatsächlich muss sich der Klaviersound des Nord Stage nicht vor software-basierten Pianos verstecken.
Von allen Pianos, die der Anwender ins Nord Stage mittels des Sound-Managers laden kann, gibt es drei bis vier unterschiedlich große Dateien, die in der kleinsten Variante ca. 30-50 MB und in der größten Auflösung bis zu 190 MB haben. Welche Pianos man in welcher Variante in den Speicher legt, kann man also selbst entscheiden. Davon abhängig ist demnach, wie viele der Samples insgesamt in das Stage passen.
Neben dem Type-Select-Button verfügt die Piano-Sektion über eine anpassbare Velocity-Kurve mit vier Stufen, Zusatzfeatures wie Long Release, String Resonance und Pedal Noise sowie einen Button für die verschiedenen Pick-Up-Setting des Clavinets. Das Pedal-Noise, also das Geräusch, das die Dämpfer verursachen, wenn sie mittels des Sustainpedals angehoben werden, kann man leider nur hören, wenn man das optional erhältliche Triple-Pedal erwirbt. Dann hat man zwar alle drei Pedale (Soft, Sostenuto und Sustain) in einer Einheit, dafür schlägt es mit knapp 200 Euro schon mächtig zu Buche und ist dazu kein Leichtgewicht. Schön wäre, wenn Nord es ermöglichen würde, das Pedal Noise auch ohne das Triple-Pedal nutzen zu können. Ungeachtet dessen ist der Klaviersound im Nord Stage wirklich großartig. Von knalligen Steinway-Flügeln über lyrische Upright-Pianos bis hin zu CP-80-Sounds und Honky-Tonk-Klavieren ist eine riesige Bandbreite in überragender Qualität vorhanden. In Verbindung mit der HP-Action ist ein sehr dynamisches, nuancenreiches Spiel möglich. Gerade im Bandkontext gewährleistet das Nord Stage dabei stets Durchsetzungsfähigkeit und Authentizität. Die Abteilung der akustischen Flügel und Klaviere kann somit auf ganzer Linie überzeugen.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Italian GrandPetrov UprightSteinway D
E-Pianos
Die Piano-Sektion beinhaltet nicht nur die akustischen Pianos, sondern auch alle elektromechanischen Vertreter aus der Vintage-Ecke, FM-Pianos und gezupfte Tasteninstrumente.
Sieben verschiedene Rhodes-Pianos hat unser Testgerät am Start, vom knarzigen Mark I über das glockige Mark II bis hin zum cleanen Mark V oder dem mächtigen Suitcase. Die Qualität der Samples ist sehr gut, wenngleich nicht selten zu Recht die Kritik geäußert wird, das Rhodes habe in den höheren Lagen zu wenig Biss. Das stimmt durchaus, und es ist höchste Zeit, dass Nord in dieser Hinsicht die Library erweitert. Kompensieren kann man dies aber durch gezielten Einsatz des EQs und der Amp-Simulation.
Durch den großen Variantenreichtum der Rhodes-Samples sollten die unterschiedlichsten Geschmäcker auf ihre Kosten kommen. In Kombination mit der potenten Effekt-Sektion entfaltet das Kult-Piano noch mehr Potential. Neben Klassikern wie Tremolo oder Chorus kann das Piano auch durch das Leslie geschickt werden, wodurch man unweigerlich an Led Zeppelins „No Quarter“ erinnert wird. Die Tastatur des Nord Stage harmoniert bestens mit den Rhodes-Samples, da kommt beim Spielen richtig Freude auf.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Rhodes Mk1Rhodes Mk5 Leslie
Ein wenig enttäuschend wirkt dagegen das Wurlitzer-Sample. Obwohl Nord hier jüngst nachgebessert hat und das „Amped Wurlitzer 2“ zum Download bereitgestellt hat, bildet dieses Instrument immer noch eine Schwachstelle in der Library. Mit ein wenig Tremolo und etwas EQ-Bearbeitung kann man zwar Abhilfe schaffen, und brauchbar ist das Sample allemal. Dennoch bleibt das Wurli bei dem hohen Niveau der übrigen Samples das schwächste Glied in der Piano-Kette.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Wurlitzer
Für die authentische Reproduktion des Hohner Clavinets hat sich Nord etwas Besonderes einfallen lassen: Die verschiedenen Filter des Originals wurden exakt nachempfunden und lassen sich mit dem Clav-EQ-Wahlschalter anpassen. Auch die Pick-Up-Settings sind nachgebildet worden. Das Ergebnis ist ein Sound, der sehr nah am Vorbild ist und wirklich Spaß macht. Passende Effekte bietet das Instrument zur Genüge. Einziger Wehrmutstropfen ist das Fehlen der Dämpfung, die beim Original D6 und E7 die legendären Mute-Sounds ermöglicht. Genial wäre es, wenn man das Wheel dafür nutzen könnte oder es zumindest ein paar Muted-Samples gäbe. Doch auch ohne dies überzeugt das Clavinet die Fraktion der Funk- und Reggae-Keyboarder.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Clavinet DryClavinet Touch Wah
Zu guter Letzt gibt es in der Piano-Sektion noch Cembali, von denen im Testgerät drei Varianten installiert sind. Die Qualität ist bestechend gut, die unterschiedlichen Klangfarben decken ein breites Spektrum ab. Also auch hier: volle Punktzahl.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Harpsichord
Synth
Obwohl die Synth-Sektion im Nord Stage 2EX auf den ersten Blick nur einen Oszillator bietet, ist der virtuell-analoge Nord-Lead-Ableger nicht zu unterschätzen. Denn bei genauerer Betrachtung entpuppt sich das Konzept der Synth-Sektion als flexibler und potenter als man zunächst meint. Hinter drei klassischen Schwingungsformen der subtraktiven Synthese (Dreieck, Sägezahn und Rechteck) verbirgt sich die Möglichkeit, mittels eines kleinen Encoders die Grundformen um Shape-, Detune oder Sync-Sounds zu erweitern. Mit dem Shape-Regler kann man den Grad der Verstimmung der „versteckten“ Oszillatoren gegeneinander bestimmen. Abspeichern kann man 300 eigene Kreationen innerhalb der Synth-Sektion. Doch die Möglichkeiten sind damit noch lange nicht erschöpft, denn das Nord Stage bietet auch FM-Synthese und Wavetables mit 62 Schwingungsformen.
Das eigentliche Knallerfeature ist jedoch Sample-Playback. Für das Laden von Samples stehen 380 MB bereit, die sich nach Herzenslust mit Samples aus der umfangreichen und kostenlosen Nord-Library füllen lassen. Und die Nord-Library hat einiges zu bieten: Strings, Mallets, Gitarren, Chöre, Akkordeon, Bläser und vieles mehr. In Ermangelung von Velocity-Switches und Multisamples sind diese Klänge natürlich kein Ersatz für große Software-basierte Libraries, selbst manche Workstation hat da klanglich die Nase vorn. Aber für den schnellen Streicher-Einsatz auf der Bühne reicht die Qualität meist aus, und in Verbindung mit der Synth-Engine ergeben sich ganz neue Möglichkeiten.
Wirklich wertvoll sind die Samples von Analog-Legenden aus dem Hause Moog, Roland, Sequential Circuits, Oberheim und anderen. Mit diesen Sounds kann man im Handumdrehen viele Klassiker nachbauen. Ein Highlight sind die Mellotron-Samples, denn Nord hat die originalen Master-Tapes erworben, mit denen die Aufnahmen für das Mellotron seinerzeit gemacht wurden. Auch Fairlight- und Chamberlin-Samples sind in vielen Varianten am Start. Das macht das Nord Stage zu einer mächtigen String-Machine.
Natürlich lassen sich auch eigene Samples mit dem Sample-Editor basteln und unkompliziert mappen. Die MPC kann man also zuhause lassen, wenn man für die nächste Show hier und da ein paar One-Shots oder Loops abfeuern möchte.
Das volle Potenzial entfaltet die Synth-Sektion in Verbindung mit den Filtern und Hüllkurven. Denn egal, ob virtuell-analoge Schwingungsform, FM-Algorithmus, Wavetable oder Sample: Jedes Ausgangsmaterial kann durch die komplette Engine samt LFO, Filterhüllkurve, Verstärkerhüllkurve und Filter mit Highpass, Bandpass, Notch, 12dB Lowpass und 24dB Lowpass geschickt werden. Dazu gibt es noch Mono- und Legato-Mode, Envelope-Velocity, Amp-Velocity, Keyboard-Track und Vibrato. Zu guter Letzt gibt es auch noch einen Arpeggiator, den man zu einer Master-Clock (und damit z.B. auch mit dem Delay) synchronisieren und mittels Tap Tempo anpassen kann.
Vergegenwärtigt man sich nun noch, dass man mit den beiden Panels A und B quasi zwei Synthies gleichzeitig nutzen kann, sind die Möglichkeiten zur Klangformung fast unerschöpflich, vor allem in Verbindung mit den vielen Controllern. Und das Beste ist: Der Synth klingt verdammt gut.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Lisa SoundHold It5th WheelArpic LandGo and JumpLute HarpMellotron 3 Violins
Extern
Wer neben der internen Klangerzeugung auch noch auf externe Module zugreifen und diese über das Nord Stage kontrollieren möchte, der kann mit der Extern-Sektion unkompliziert auf diverse Masterkeyboard-Funktionen zurückgreifen. Egal, ob das Nord dabei nur Schaltzentrale für Program-Changes eines größeren Setups ist oder auch interne Sounds mit externen Klangerzeugern auf der Tastatur des Nord gesplittet oder gelayert werden sollen: all das ist wirklich durchdacht und macht das Nord Stage zu einem flexiblen und leicht programmierbaren Masterkeyboard.
Effekte
Die Effektsektion enthält drei Abteilungen. In der ersten kann man zwischen Ringmodulation, Auto-Pan, Tremolo, Wah-Wah, Touch Wah 1 und Touch Wah 2 wählen, die zweite beherbergt Flanger, Univibe, Chorus 1, Chorus 2, Phaser 1 und Phaser 2. Als dritte Komponente gibt es ein Delay, das über einen eigenen Feedbackregler und einen Tap-Tempo-Taster verfügt. Das Delay kann auch Ping-Pong-Echos erzeugen, in den Settings wählt man zwischen Digital- und Analog-Delay, wobei letzteres einem Tape-Echo nachempfunden ist, das sich mit dem Tempo-Regler auch wie ein solches tweaken lässt.
Die Amp-Simulation ist mit dem EQ kombiniert und lässt einem die Wahl zwischen dem internen Speaker eines Wurlitzer Pianos, einem Roland Jazz Chorus und einem Fender Twin. Ein Drive-Regler steuert den Grad der Verzerrung, der EQ mit parametrischen Mitten lässt sich allerdings auch ohne Verzerrung nutzen. Zur Effekt-Sektion gehört eigentlich auch der Rotor, obwohl er auf der anderen Seite des Panels bei der Orgel sitzt.
Die drei Effekt-Blöcke, die Amp-Simulation und das Leslie können jeweils einem der drei internen Sektionen zugewiesen werden. Mit den Endlos-Encodern für Rate/Tempo und Amount lassen sich die Effekte anpassen. Diese Parameter lassen sich dann auch (wie oben erwähnt) auf Controller wie das Pedal, das Wheel oder den Aftertouch legen, was sehr flexible Effekt-Möglichkeiten schafft. Toll ist auch, dass sich alle Effekte zur externen MIDI-Clock oder zum internen Tap-Tempo synchronisieren lassen, was bei temporelevanten Modulationen wie Tremolo oder Delay sehr hilfreich sein kann.
Die Qualität der Effekte und der Amp-Simulation ist ohne Einschränkung sehr gut, die Möglichkeiten der Anpassung vielfältig. Zu guter Letzt stehen als Mastereffekte ein Kompressor und ein Hall mit sechs Algorithmen zur Verfügung. Diese wirken auf die Outputs 1 und 2 sowie den Kopfhörer-Ausgang, nicht jedoch auf Ausgänge 3 und 4.
Eine große Stärke des Nord Stage 2 liegt in der Kombination aus diesen vier Sektionen. Mit Splits und Layers kann man komplexe Soundkreationen schaffen und in vielen Fällen das zweite Keyboard zuhause lassen, obwohl man beim Gig hin und wieder drei Sounds gleichzeitig und ohne Umschalten benötigt. Das Stage 2 ist in der Lage, solche Aufgaben zu meistern, zumal die Split-Zonen mit grünen LEDs am oberen Tastaturrand markiert werden und man zu jeder Zeit Zugriff auf alle Parameter hat.
400 Speicherplätze lassen genug Platz für eigene Klangkreationen, außerdem hat man fünf Live-Locations im sofortigen Zugriff. Diese Live-Locations merken sich immer die zuletzt gemachten Änderungen auf dem Panel, ohne dass man sie abspeichern muss. Selbstverständlich haben auch die fünf Live-Locations jeweils zwei Panels zur Verfügung.
Um trotz der wenigen Buttons für die Soundauswahl schnell zum gewünschten Sound zu kommen, gibt es auch einen Encoder zur Soundauswahl. Zudem kann man festlegen, ob man Sounds nach Programmnummern, nach dem Alphabet oder nach Kategorien sortieren möchte.
Für den Datenaustausch und die Organisation der Sounds gibt es das kostenlose Programm „Sound Manager“ für Mac und PC. Damit kann man auch neue Sounds in den Piano-Speicher legen. Man braucht also keine Angst zu haben, dass die internen Sounds irgendwann veraltet sind, denn mit dem Sound Manager bleibt man immer am Zahn der Zeit und kommt bei Bedarf in den (ebenfalls kostenlosen) Genuss der aktuellsten Sounds. Selbiges gilt für den Sample Editor, mit dem man eigene Samples zaubern kann.
Anzeige
Fazit
Viel Neues bietet das Nord Stage 2 EX HP76 nicht, abgesehen vom verdoppelten Speicher für Pianosounds. Andererseits: Was soll man an einem ohnehin schon nahezu perfekten Instrument noch verbessern? Das Gesamtpaket aus hervorragenden Sounds, einer unerreicht bühnentauglichen Bedienung und hochwertiger Verarbeitung ist und bleibt in vielen Punkten konkurrenzlos. Mit der neuen HP-Tastatur gibt es nun auch eine transportfreundliche Hammermechanik mit geradezu lächerlichen 12,4 Kilo Gesamtgewicht als gelungenen Kompromiss zwischen der 88er und der 73er-Version. Trotz des stattlichen Preises bleibt das Nord Stage 2 EX eine klare Kaufempfehlung für Keyboarder mit höchsten Ansprüchen.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
hochwertige Sounds und Effekte
verdoppelter Speicher für Piano-Samples
Nord Sample Library und eigene Samples nutzbar
beispiellos gute Bedienung
robuste Verarbeitung
äußerst transportfreundlich durch vergleichsweise geringes Gewicht
Contra
Pedal-Noise-Feature nur mit dem Nord-Triple-Pedal möglich
Pitch Bend Range des Synth ist unveränderlich auf 2 Halbtöne festgelegt
Nord Stage 2 EX HP76 Test
Das Gesamtpaket aus Sounds, Bedienung und Verarbeitung bleibt beim Nord Stage 2 EX konkurrenzlos.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.