Anzeige

Mode Machines SL-1 Test

Mit dem SL-1 von Mode Machines darf man eine noch relativ neue Firma auf dem Synthesizer-Markt begrüßen. Sie ist ein Ableger von „Touched by Sound“, einem Musik Fachhändler für Ausgewähltes und generalüberholte Gebrauchtinstrumente. Unter dem Namen „Music And More“ (MAM) hatte man hier schon vor einiger Zeit Eigenkreationen wie Sequenzer, Drum Machines, Synthesizer, Vocoder und Effekte im 19″ Format im Vertrieb. Der Sitz von Mode Machines ist Cadolzburg in Bayern. 

ModeMach_SynthlabSL1_01_Front

Auf der Website von Mode Machines liest man folgenden Satz: „Wir sind ein Hersteller für innovative elektronische Musikinstrumente. Wir lieben analoge, aber auch richtig coole digitale Technologie. Unsere Instrumente sind alle MADE IN GERMANY!“. So etwas freut das Herz des puristischen Knöpfchendrehers mit Sinn für Qualität genauso, wie den geneigten Globalisierungskritiker. Und das ist auch gut so. Der bonedo-Ansatz für Testberichte ist aber ein ganz anderer, nämlich ein vornehmlich praktischer: Wie klingt es, funktioniert es, ist es vernünftig gebaut, stimmt der Preis?

DETAILS
Der Mode Machines Synthlab SL-1 ist ein monophoner Synthesizer, der nach dem Prinzip der subtraktiven Synthese arbeitet. Sein recht ansehnliches Gehäuse beinhaltet eine diskret aufgebaute, komplett analoge Schaltung. Laut Herstellerangaben gibt es hier keine Mikroprozessoren, digitalen Steuerungseinheiten und keine DSPs. Das MIDI Interface ist das einzige Bauteil, das digitale Daten verarbeitet. Auch auf einen USB-Anschluss hat man verzichtet.

ModeMach_SynthlabSL1_02_SeiteRechts

Kommen wir zur Klangerzeugung: Es gibt zwei VCOs, die entweder eine Sägezahn- oder Pulswelle erzeugen können. Mit ihren Parametern Semitone und Finetune versetzt man sie in die gewünschte Stimmung. Sie können insgesamt über einen Bereich von rund sechs Oktaven erklingen, Oktavumschalter gibt es aber nicht. Auch ein Suboszillator kann stufenlos hinzugemischt werden. Er steht immer in tonaler Abhängigkeit zum VCO1 und ist werkseitig eine Oktave tiefer angelegt. Wer sich nicht scheut, seinen SL-1 aufzuschrauben, kann den Suboszillator mit Kalibrierungsvorrichtungen auf der Platine noch „eine Etage tiefer legen“ oder auch seine Grundlautstärke ändern. Die Mastersektion bietet Parameter zum Einstellen der Portamento-Zeit und zum (Nach)Regeln des globalen Tunings. Auch ein separater Rauschgenerator und Ringmodulator, der sich allerdings mit dem Suboszillator seinen Platz teilt, ist an Bord. In der Mixing-Einheit können bis zu vier Signale, bestehend aus VCO 1 und 2, Rauschen und Suboszillator, in ein Lautstärkeverhältnis gesetzt werden. Zur Modulation der Tonhöhe oder der Pulsbreite der Oszillatoren stehen zwei LFOs bereit. Sie bieten die Wellenformen Dreieck sowie ansteigender oder abfallender Sägezahn. Auch hier kann man sich per Umstecken von „Jumpern“ und „Trimmern“ auf der Platine weiterer Optionen bedienen: Es lassen sich so grundsätzlich höhere Frequenzen wählen oder die Dreieckswelle gegen eine Pulswelle eintauschen. Die Synchronisation der LFOs per MIDI Clock ist nicht vorgesehen.
Die Sektion „Mod“ links unten dient der Steuerung von Modulationen per MIDI. Wahlweise kann die MIDI-Velocity auf Filter oder VCOs wirken – mit regelbarer Intensität. Das Filter kann somit auch anschlagsempfindlich gespielt werden. Ein hier ebenfalls aktivierbarer Hardsync-Mode der beiden Oszillatoren bietet weitere klangliche Gestaltungsmöglichkeiten. 

ModeMach_SynthlabSL1_03_SeiteLinks

Im Signalfluss folgt nach den VCOs das Filter des Synthlab SL-1. Es arbeitet als Lowpass mit 24dB Flankensteilheit und ist mit regelbarer Filterresonanz und Keytrack ausgestattet. Hier soll das legendäre Kaskaden-Prinzip – bekannt aus vielen Moog Synthesizern – zugrunde liegen. Zur dynamischen Gestaltung des Filterklangs lässt sich eine Hüllkurve mit den Parametern Attack und Decay heranziehen. Und auch der LFO1 kann Modulationsquelle sein.

Der dritte Basisbaustein der Klangerzeugung ist – wie bei so vielen analogen Synthesizern – der VCA. Er gestaltet die Lautstärke der Klänge. Der VCA ist velocityempfindlich und kann von seiner ADSR Hüllkurve und dem LFO2 moduliert werden. 

Hier noch einmal die Eckdaten der Klangerzeugung in der Übersicht:

  • 2 x VCOs mit Sägezahn oder Pulswelle (Pulswelle mit regelbarer PWM)
  • 1 x VCF, 24dB Tiefpass/Kaskadenfilter
  • 1 x VCA
  • 1 x separater Noise Generator
  • 1 x Ringmodulator
  • 1 x Suboszillator, klingt 1 Oktave tiefer als VCO1 (kalibrierbar)
  • 2 x LFO
  • 1 x ADSR Hüllkurve für den VCA 
  • 1x AD Hüllkurve für den VCF

Kommen wir zur Rückseite des “Synthesizer-Labors”:

ModeMach_SynthlabSL1_04_Hinten

An der Rückseite findet man neben Powerbuchse und An/Aus-Knopf ein MIDI-Interface mit MIDI IN und MIDI THRU, einen Audio-Aus- und Eingang sowie ein CV/Gate-Interface. Das CV/Gate-Interface ist werkseitig als Ausgang konfiguriert. So kann man den Synthlab SL-1 per MIDI ansteuern und diese Steuerbefehle per CV/Gate-Interface an mit entsprechenden Eingängen ausgestattete Synthesizer weiterleiten. Das MIDI Interface verarbeitet Note On, Note Off und Velocity-Befehle. Die Steuerspannung des CV-Ausgangs liegt bei 1Volt/Oktave, der Gate-Ausgang sendet mit bis zu +5 Volt. Über das „Mäuseklavier“ auf der Platine können hier aber auch andere Konfigurationen gewählt werden. Beispielsweise lässt sich das CV/Gate-Interface auch als Empfänger für eingehende CV/Gate-Steuerbefehle nutzen. (Das MIDI Interface wäre in diesem Fall dann deaktiviert.) Alle Ein- und Ausgänge sind als 6,3mm Klinke ausgelegt.

Anzeige

PRAXIS

Von den Fotos im Netz her habe ich mir den Mode Machines Synthlab SL-1 kleiner vorgestellt. Aber so klein ist er mit seinen 31,8 x 19,5 x 7,4 cm gar nicht! Auf dem Foto unten habe ich mal einen typischen Bodentreter zu Größenvergleichszwecken danebengestellt. Mit im Karton sind ein Netzteil von beachtlicher Größe und ein in deutscher Sprache verfasstes Handbuch in Papierform. Wer lieber am Bildschirm liest, kann sich das Handbuch auch bei www.modemachines.com als PDF herunterladen.

Das Gehäuse des Synthlab SL-1 ist aus stabilem Metall, Farbgebung: Hellgrau/Metallic. Die Bezeichnungen der Parameter sowie viele optische Strukturierungshilfen sind in schwarz auf der Oberfläche aufgedruckt. Der SL-1 ruht auf vier Gummifüßen; die Seitenteile bestehen aus hellem, klar lackiertem Holz. Seine Potis sind aus weichem Gummi und haben für meinen Geschmack etwas zu viel Spiel in ihren Verankerungen. Sie funktionierten in meinem Test aber bestens und auch beherzteres Herumrütteln konnte ihnen nichts anhaben. Die Kippschalter sitzen bombenfest auf dem Gehäuse und machen beim Betätigen ein schönes „Klack“ Geräusch.

ModeMach_SynthlabSL1_08_Unten_Netzteil

Um eine Hörprobe muss man den SL-1 nicht lange bitten; er ist schnellstens einsatzbereit: Netzteil angedockt und Powerknopf gedrückt. Die Power-LED leuchtet in hellem Blau, die Tempo-LEDs der LFOs blinken in der jeweiligen Geschwindigkeit. Danach ist noch ein MIDI-Kabel zwischen Rechner bzw. Masterkeyboard und der rückseitigen Eingangsbuchse des SL-1 zu verlegen. Mit einem Klinkenkabel verbinde ich den Audio-Ausgang des Desktop-Synths mit meiner Abhöre. Zwei weitere LEDs geben Auskunft über eingehende MIDI-Noten und ein MIDI Clock Tempo (falls eines an den SL-1 gesendet wird). Die rechte LED, Status-LED genannt, zeigt durch verschiedene Blinkmuster den aktuellen MIDI-Kanal, die erfolgreiche Verarbeitung von SysEx Befehlen oder auch Fehlermeldungen an. Mit SysEx-Befehlen legt man hier den MIDI-Empfangskanal des SL-1 fest, was sicherlich nicht der alltäglichste Arbeitsschritt ist. Hier heißt es dann Handbuch lesen und hexadezimale Zahlenkolonnen programmieren.
Wo es keine Speicherplätze gibt, da gibt es auch keine Presets. Ich fange also gleich an, eigene Klänge zu basteln. Das gelingt auf Anhieb – etwas Synthesizerwissen vorausgesetzt. Mit 28 Potis und 15 Kippschaltern macht das Spaß und man weiß stets, was man tut. Die Oberfläche ist recht übersichtlich gestaltet. Die Potis haben einen mittelschweren Drehwiderstand, die Werte lassen sich mit ihnen gut einstellen. Man muss aber aufpassen, dass man nicht versehentlich irgendwo gegen stößt, denn das führt leicht zu ungewollten und meist auch drastischen Veränderungen. Mit Bedacht kommt man hier schneller ans Ziel. Beim Tuning der Semitones wünschte ich mir eine feinere Auflösung, aber im Zusammenspiel mit dem Parameter „Finetune“ kam ich immer zum gewünschten Ergebnis. Die Stimmung der VCOs ist über den gesamten Klangbereich betrachtet recht unregelmäßig. Wer viel in den Oktaven springt, wird es schwer haben mit sauberen Tunings und wird viel nachregeln müssen. Auch sollte man den VCOs eine gemütliche Aufwärmzeit von 30 Minuten gönnen, bevor man ihnen Verlässlichkeit abverlangt. Der Suboszillator klingt im Vergleich zu den beiden Hauptoszillatoren deutlich leiser. Darauf kann man sich aber einstellen, wenn man Letztere im Mixer immer nur bis ca. 50% Volume „fährt“. Oder man schraubt sich den SL-1 auf und nimmt Kalibrierungen mit dem Trimmern auf der Platine vor. Möglich ist dies laut Hersteller; ich habe es aber nicht getestet.
Das Filter fällt recht „vintage“ aus. Soll heißen: Ich habe schon zupackendere Filter gehört und gerade beim Gedanken an das auch hier verwendete Kaskaden-Prinzip fällt mir da die Marke seines Erfinders ein… Für meine Ohren klingt das Filter des SL-1 aber dennoch ausgezeichnet. Nur halt nicht unbedingt „fett“. Irgendwie ist man hier immer schnell beim dreckigen, körnigen Sound – der SL-1 übersteuert gerne. Die Filterresonanz setzt spät ein und singt mehr, als dass sie pfeift. Für die Hüllkurven gilt: Wer’s modern und knackig mag, nimmt lieber einen anderen Synthesizer. Perkussive Sounds gelingen nicht so auf Anhieb; ein paar weiche, dreckige HiHats oder auch luftige Snares bekommt man aber gut hin.

Audio Samples
0:00
Synthlab SL-1 / Bassline 1 Synthlab SL-1 / Bassline 2 Synthlab SL-1 / Lead Synthlab SL-1 / Bass LFOFilterMod Synthlab SL-1 / Lead Noise Synthlab SL-1 / Sync Synthlab SL-1 / Audio In Synthlab SL-1 / LFO2 moduliert VCA Synthlab SL-1 / Filter-Resonanz Synthlab SL-1 / Percussive Synthlab SL-1 / Tuning Gesamtbereich

Wer noch mehr hören möchte: auf der Hersteller-Webseite www.modemachines.com gibt es ein paar hörenswerte Demonstrationsvideos zum SL-1!

Anzeige

FAZIT
Der Mode Machines Synthlab SL-1 ist ein Desktop-Synthesizer mit eigenständigem, tendenziell rauem Vintage-Klangcharakter. Wer Oldtimer von Korg, Roland, Arp, Sequential Circuits oder Moog schätzt, wird mit diesem Instrument definitiv etwas anfangen können. Die Konstruktion ist robust und optisch schick bis dezent. Allein die Potis haben etwas zu viel Spiel, was sich in meinem Test aber nicht weiter negativ niederschlug. Den ganz fetten Bass schafft der SL-1 nicht, sein Filter arbeitet eher sanft und mit Übersteuerungen als fest zupackend. Mit herausragender Schnelligkeit seiner Hüllkurven kann der SL-1 auch nicht punkten. Auch lassen sich seine LFOs nicht per MIDI Clock synchronisieren und viele speziellere Einstellungen muss man per SysEx Befehl oder durch Kalibrierungen mit Jumpern und Trimmern direkt auf der Platine realisieren. Trotz dieser Einschränkungen und Spezialfälle ist der Mode Machines Synthlab SL-1 aber ein inspirierendes, lebendiges Instrument für CV/Gate Liebhaber, Bastelfreaks und Individualisten. Im Vergleich zu seinen Mitbewerbern kostet er zwar etwas mehr, bietet aber auch mehr Features bzw. mehr Armaturen. Daher geht der Preis in Ordnung. 

ModeMach_SynthlabSL1_01_Front
SPECS
  • 2 x VCOs mit Sägezahn oder Pulswelle (Pulswelle mit regelbarer PWM)
  • 1 x VCF, 24dB Tiefpass/Kaskadenfilter
  • 1 x VCA
  • 1 x separater Noise Generator
  • 1 x Ringmodulator
  • 1 x Suboszillator, klingt 1 Oktave tiefer als VCO1 (kalibrierbar)
  • 2 x LFO
  • 1 x ADSR Hüllkurve für den VCA
  • 1x AD Hüllkurve für den VCF
  • MIDI-CV-Interface mit 2x CV und GATE
  • Audio IN
  • Audio OUT
  • MIDI IN/THRU
  • Stromversorgung: 18V AC 1000mA (Netzteil im Lieferumfang)
  • Größe: 31,8 x 19,5 x 7,4 cm
  • Gewicht: 1,5 kg
  • Preis: UVP 839,- Euro / Straßenpreis 589,- Euro
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.