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Modal Electronics Cobalt5S Test

Modal Electronics erweitert die Cobalt-Serie um den Cobalt5S, eine leicht abgespeckte Variante des Cobalt8 VA-Synthesizers im unteren Preissegment. Wir haben den Synth getestet.

Modal Electronics Cobalt5S – kompakter VA-Synthesizer. (Quelle: Numinos)
Modal Electronics Cobalt5S – kompakter VA-Synthesizer. (Quelle: Numinos)

VA-Synthese (virtuell-analog) zählt ohne Frage zu einer der beliebtesten Syntheseformen des Digitalzeitalters. Und das sowohl auf Hersteller- als auch auf Anwenderseite. Denn der Kern der Geräte ist am Ende einfach ein Mikroprozessor und der ist deutlich einfacher und günstiger zu fertigen als reale Schaltkreise zu löten. Und der Endkunde kann sich über ein relativ vertrautes Synthesekonzept freuen. Dieses ist dank pfiffiger Algorithmen-Programmierung in der Regel zu deutlich komplexeren Klangepisoden in der Lage als klassische Analogsynthesizer es mit ihren Elementarwellenformen jemals könnten. Mit dem Cobalt8 hat die englische Synthesizer-Schmiede Modal Electronics auf Anhieb einen sehr überzeugendes VA-Synthese-Debut geliefert. Der zum Test angetretene Cobalt5S ist eine etwas abgespeckte Version des leistungsfähigen Digitalsynthesizers. Sie ist zudem deutlich kompakter als ihre großen Brüder und günstiger in der Anschaffung.

Details

Grundsätzliches

Wie der Name bereits verrät, ist der Cobalt5S fünfstimmig spielbar. Jeder Stimme stehen dabei zwei virtuell-analoge Oszillatoren zur Verfügung, die mit jeweils mit 40 verschiedenen Algorithmen bestückt sind. Ein 4-Pol Filter mit vier verschiedenen Charakteristika sowie zwei LFOs und zwei Effekte bringen die Sounds in Form. Flankiert wird die Klangerzeugung durch eine umfangreiche Ausstattung mit Spielhilfen. Darunter am Gerät selbst: ein XY-Touchpad, 16 Endlosregler mit Push-Funktion. Intern dann ein Noten-/Modulation-Sequenzer, ein Arpeggiator, sowie drei Bänke mit jeweils hundert Sounds im Direktzugriff. Schön ist auch, dass der Cobalt5S MPE-fähige MIDI-Controller für die polyphone Steuerung und Beeinflussung einzelner Noten unterstützt.

Erster Eindruck

Die Verwandtschaft zum Cobalt8 offenbart sich sofort nach dem Auspacken, denn der Cobalt5S führt die Designsprache seines großen Bruders nahtlos fort. Zentral sitzt ein kleines, aber helles monochromes OLED-Display, alle Bedienelement sind in Schwarz gehalten und nur die Stirnseite glänzt in der namensgebenden blau-metallischen Lackierung. Das Kobaltblau wirkt in der Realwelt übrigens deutlich weniger „knallig“, als man es von vielen Produktfotos aus dem Netz kennt. Ansonsten zeigt sich der kleine Modal-Synthesizer sympathisch handlich und mit seinen rund zwei Kilos durchaus portabel, auch wenn der Hersteller auf ein Batteriefach verzichtet hat. Behelfen kann man sich zur Not mit einem Akkupack, denn der Cobalt5S akzeptiert auch die Stromversorgung via USB-Buchse. Die verbaute drei Oktaven Mini-Tastatur vermittelt ein recht angenehmes Spielgefühl und bietet mit ihrem Umfang genug Raum, um bei Bedarf auch mal die Bass-Note mit greifen zu können.

Modal Cobalt5S: Verpackung
Fotostrecke: 3 Bilder Der Cobalt5S in seiner Verpackung.

Anschlüsse

Der Blick auf die rückseitigen Anschlüsse zeigt ein vollständiges Bild. Stereo-Kopfhörer-Ausgang, Line-Links/Rechts, eine Anschlussbuchse für ein Sustain-Pedal, Kensignton-Lock-Aussparung sowie ein MIDI-In/Out-Duo. Final noch eine USB-Buchse, über die der Cobalt5S sowohl mit dem Rechner verbunden, als auch mit Strom versorgt werden kann. Positiv fallen die beiden Miniklinken-Buchsen zur Ausgabe und Entgegennahme analoger Clock-Signale auf. Schade nur, dass der Hersteller dem Synthesizer kein USB-Netzteil beigelegt hat. Auf der anderen Seite: auf den meisten Musik-Arbeitsplätzen dürfte sicherlich bereits ein USB-Hub zu Hause sein.

Modal Cobalt5S: Anschlüsse
Die Anschlüsse des Cobalt5S. (Quelle: Numinos)
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Praxis

Cobalt5S in der Handhabung

Einschalten, Sound über den Encoder auswählen und losspielen – alles einfach. Das Eintauchen in die zweihundert durch die Bank gelungenen Werkspresets macht den Erstkontakt mit dem Synthesizer zu einem vom Start weg aufregenden Erlebnis. Auch kleinere Klangänderungen mit den Parametern, die direkt über die vorhandenen Bedienelemente erreichbar sind, gehen problemlos von der Hand. Das auch und besonders, weil Modal Electronics für eine hübsche und aussagekräftige Visualisierung fast aller Parameter im Display gesorgt haben. Hinzu kommt, dass das Bedienkonzept grundsätzlich ziemlich pfiffig ist. So wählt man beispielsweise durch Drücken einer der Encoder die gewünschte Funktionsgruppe aus und hat danach (mit gedrückter Shift-Taste) alle Encoder mit Parametern der jeweiligen Sektion im Zugriff. Hat man sich damit vertraut gemacht, gehen Klangbearbeitungen erstaunlich zügig von der Hand. Wenn es allerdings um das Modifizieren tiefergehender Parameter wie etwa das Adressieren von Modulationen oder das Einzeichnen von Parameterfahrten geht, wird die Bedienung direkt am Gerät dann doch etwas komplizierter.

Modal Cobalt5S: Touchpad
Fotostrecke: 4 Bilder Hier im Bild: die linke Hälfte des Synth mit Touchpad und dem LFO samt den beiden Oszillatoren.

Editieren mit Übersicht – ModalApp und Plugin

Auch wenn die einzelnen Seiten im OLED-Display ausgesprochen hübsch gestaltet wurden, kommt die Bedienung direkt am Gerät nicht ansatzweise an den Komfort und die Übersichtlichkeit der ModalApp bzw. des Plugins heran. Beides kann man auf der deutschsprachigen Modal-Webseite kostenlos herunterladen. Im Verbund mit einem Tablet (z. B. iPad) und dessen Touch-Bedienung wird aus dem kleinen Budget-Synthesizer plötzlich eine echte Synthese-Workstation. Hier stehen alle Parameter unmittelbar im Zugriff, was schon ein bisschen „Quantum-Feeling“ aufkommen lässt. Aber auch als Plugin macht der Modal-Editor eine gute Figur – werden doch sämtliche Parameteränderungen bidirektional sofort übertragen. Sprich: Ändert man etwas am Gerät, sieht man es sofort am Bildschirm und umgekehrt. Die ModalApp arbeitet plattformübergreifend und ist in Versionen für iPad, iPhone, Windows und Android erhältlich. Das Plugin steht in den Formaten VST3/AU (macOS) und VST3 (Windows) bereit.

Modal Cobalt5S: iPad-App (ModalApp)
Fotostrecke: 4 Bilder Dreamteam: Der Cobalt5S mit iPad als Editor – durch die Touch-Bedienung hat man die Synthese ideal im Griff.

Klangeigenschaften

In Anbetracht der 40 Algorithmen pro Oszillator, von denen jeder einzelne seine ganz eigene Charakteristik hat, fällt es schwer, dem Cobalt5S den Stempel einer typischen Klangcharakteristik aufzudrücken. Das Angebot reicht von klassischen Analogklängen (u. a. VA Sweep, Spread Saw), über deftige EDM-Kost (Hard Sync, PWM Saw Eraser) bis hin zu experimentellen und ambientigem Ausgangsmaterial (u. a. Fractal / Metal Saw, Ring Mod Saw/Square, Chaos Saw, Filtered Noise). Hinzu kommt das extrem vielseitige 4-Pol-Filter, das mit seinen vier Charakteristika (Reso LP, Balanced LP, Balanced HP, Balanced Phaser) und seiner Morphing-Fähigkeit ausgesprochen flexibel auf den Klang einwirkt. Das Einzige, worauf man ihn – im positiven Sinne– reduzieren kann, ist eine gewisse Präzision und Klarheit. Das liegt natürlich auch und besonders an den hervorragenden Presets, die durch die Bank aufwendig und mit hoher Praxistauglichkeit programmiert sind. Allein bei den Release-Zeiten haben es die Programmierer gelegentlich ein bisschen zu gut gemeint. Manche Klänge wabern etwas lang aus, was man jedoch mit ein bisschen Drehen an der Release-Zeit schnell behebt. Bei allzu schwelgerischem Pedalieren im Zusammenspiel mit den vielen schönen Pad-Sounds macht sich von Zeit zu Zeit die begrenzte Stimmenzahl bemerkbar. Hören wir mal in einige Sounds hinein:

Audio Samples
0:00
Sound: Modulationen Pad: No stable way Pad: Let em out Pad: Electra Zed Pad Keys: EP 4M Lead: Scortch’n Sequenz: Counter Culture Sequenz: OSC Adolescent Bass: Zizurup

Modal Cobalt5S Sound Demo (no talking)

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Mehr Informationen
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Fazit

Der Modal Electronics Cobalt5S ist ein toller kleiner Synthesizer. Sehr gut durchdacht und mit ebenso vielseitiger wie gut klingender Synthese an Bord. Somit liefert er zu einem überschaubaren Preis und kompakten Maßen eine ganze Menge Synthese-Power. Das macht den Synth in Verbindung mit der soliden Haptik sehr attraktiv. Etwas hakelig ist die Bedienung tiefgreifender Parameter am Gerät selbst. Kommen allerdings ein iPad, die ModalApp und das Plugin ins Spiel, wird die Sache so richtig sexy. Dann hat man plötzlich ein Gesamtsystem mit Touch-Bedienung unter den Fingern, das extrem responsiv ist. Beide Programme warten mit schön aufgeräumtem Screendesign sowie gutem Workflow auf und stellen einen echten Mehrwert dar. Wer nur auf die tolle Klangerzeugung aus ist, der sollte sich auch einmal die preislich interessante Desktop-Version Cobalt8M ansehen. Wie alle Synthesizer von Modal Electronics ist diese ebenfalls komfortabel über ModalApp und Plugin bedienbar. Für einen Aufpreis von etwas mehr als 100 € bietet der Cobalt8M drei Stimmen mehr, welche man beim kleinen Bruder gelegentlich vermisst.

Modal Cobalt5S: Draufsicht
Modal Electronics Cobalt5S – kompakter VA-Synthesizer mit vielen Möglichkeiten. (Quelle: Numinos)

Features

  • 37-Tasten-Keyboard mit Aftertouch
  • 2 virtuell-analoge Oszillatoren mit jeweils 40 Algorithmen
  • 5-stimmige Polyphonie
  • 16 schaltbare Endlosregler
  • 5-Achsen-Touchpad für Pitchbend-, Modulationsrad- und weitere Modulationszuweisungen
  • Polyphoner Echtzeit- und Step-Sequenzer mit vier Spuren
  • Integrierter programmierbarer Arpeggiator
  • 4-poliges morphbares Ladder-Filter mit vier Charakteristika
  • 3 Hüllkurvengeneratoren für AMP, MOD und FILTER
  • 2 Audio-Rate-LFOs mit Tempo-Synch
  • 8 zuweisbare Modulationsslots
  • 2 konfigurierbare Stereo- FX-Engines für Chorus und Stereo-Delay
  • 300 Speicherplätze
  • 200 Factory- und 100 Sequenzer-Presets sowie 4 Quick Recall-Slots
  • MPE-Unterstützung
  • Stereo-Ausgang: 6,3 mm Klinke
  • Kopfhörerausgang: 6,3 mm Klinke
  • MIDI In/Out
  • Analog Clock Sync In/Out: 3,5 mm Klinke
  • Sustain-Pedaleingang: 6,3 mm Klinke
  • USB Typ-B-Anschluss
  • Monochromes OLED-Display
  • Kompaktes Gehäuse für den mobilen Einsatz
  • Stromversorgung: USB bus-powered oder über 9 V DC / 1,5 A Netzteil mit Polarität (+) innen (nicht im Lieferumfang enthalten)
  • Kompatibel mit kostenloser ModalApp für Parameter-Bearbeitung und Preset-Verwaltung via Mac, PC oder iOS/Android-Smartphones und Tablets
  • Abmessungen (L x B x H): 56,5 x 16,2 x 5,7 cm
  • Gewicht: 2,36 kg
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