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Miditech Garagekey Test

Miditech Garagekey vereint Keyboard und Tastatur. Dabei sind Computer-Keyboard und Einspiel-Tastatur direkte Konkurrenten auf dem Schreibtisch eines musikmachenden Computernutzers, denn beide möchten den zentralen Logenplatz für sich beanspruchen. Zwar gibt es hinreichend viele Klein- und Kleinstlösungen, doch so manch einer gibt sich mit Tasten in Molekulargröße, aufrollbaren Folientastaturen oder sonstigen Kompromissen nicht zufrieden. Stöbert man durch die Angebote an kompakten Keyboards mit Normtasten, wird man früher oder später unweigerlich auch auf das Miditech Garagekey stoßen.

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Schon klar: Die “Garage” hat den Weg in die Produktbezeichnung gefunden, da das Gerät die meisten gängigen Computer-Tastaturen unter ihre Fittiche nehmen kann. Die UVP des USB-Keyboards liegt bei dünnen 79 Euro, allerdings muss auf jeglichen Tinnef komplett verzichtet werden: Das kleine Gerät kann eigentlich so gut wie nichts – außer 37 Tasten bereitzustellen. Doch genau diese Essenz ist es ja möglicherweise, die den Anforderungen des einen oder anderen Users entspricht. 

DETAILS
Üblicherweise liest man bei bonedo.de an dieser Stelle, was ein Gerät oder eine Software so alles bietet. Ein wenig Abwechslung tut bekanntlich gut, daher folgt hier zunächst ein kleiner Einblick in das, was das Miditech Garagekey eben nicht bietet. Ihr ahnt schon: Der begutachtende Spaziergang des Blickes um das Gerät herum ist fast schneller vorbei, als er begonnen hat. Außer den 37 Tasten für drei Oktaven – beginnend und endend mit F – findet man auf der Oberfläche sonst genau gar nichts, was sich drücken, drehen, schieben, antippen oder sonstwie regeln ließe. Pitch-Bend- und Modulation-Wheels, MIDI-Channel- oder Program-Change-Buttons sind allesamt der Einfachheit geopfert worden – mit einer Selbstverständlichkeit, wie man sie z.B. auch bei Apple-Produkten bisweilen beobachten kann (“Wo ist denn bei meinem neuen Mac die Netzwerkbuchse? Ach, einfach wegrationalisiert?”). 

Auf der Rückseite des Plastikinstruments werde ich dann aber doch fündig, denn der einzige Anschluss des Garagekey – eine USB-B-Buchse, die MIDI-Daten überträgt und zugleich die zum Betrieb notwendigen 100 mA Strom bereitstellt – ist eingerahmt von zwei Buttons: Octave Up und Octave Down. Mit deren Hilfe lassen sich die Werte der versendeten MIDI-Notennummern um zwölf nach oben oder unten rücken – bei Bedarf auch mehrmals. Ein simultaner Druck auf beide Tasten setzt die Klaviatur zurück – das mittlere C ist dann C3 und übermittelt wie im GM-Standard üblich die Notennummer 60. Eine chromatische Transponierung ist leider nicht möglich, doch können vernünftige DAWs das auch softwareseitig erledigen. 

Dass auf eine herkömmliche MIDI-Schnittstelle verzichtet wird, ist bei preiswerteren Einspielkeyboards heute der Normalfall und auch verständlich. Schließlich müsste dann auch noch eine separate Stromversorgung her. Etwas schade ist aber, dass auch kein Pedalanschluss vorhanden ist. Zwar wird man keine Klavierkonzerte auf dem Garagekey spielen wollen (und können), doch gibt es schließlich auch weitere Anwendungsgebiete: So lassen sich etwa in einigen Programmen Key-Commands durch den Switch-Controller steuern. Ich lege mir beispielsweise gerne Toggle Play/Stop meines Sequenzers auf ein Pedal.
Mein interner Fragezeichengenerator lief übrigens kurz auf Hochtouren: Das mitgelieferte Manual des “Miditech Garagekey” ist mit “Midiplus F37” bezeichnet, die Homepage hat eine taiwanesische Top-Level-Domain. Im globalen Dorf gibt es eben so manche Kreuzung.

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PRAXIS
Leicht und klein ist das Miditech Garagekey, aber diese Aussage wird wohl genauso wenig verwundern, wie wenn ich hier feierlich verkünden würde, dass das Gehäuse weiß sei.
Die Garage – die ja bei näherer Betrachtung in Ermangelung von Tor sowie Rück- und Seitenwänden eigentlich eher ein Car-Port ist – vermag so gerade eben noch Apple-Pro-Keyboards aufzunehmen oder eine Apple-Bluetooth-Tastatur mit Trackpad. Irgendwie scheint alles, was in hochglänzendem Weiß, Schwarz oder gebürstetem Metall erhältlich ist, auf die Kunden der Lifestyle-Firma aus Cupertino abzuzielen. Fehlt eigentlich nur noch das schwarze Apfel-Logo. Dieses würde in Anbetracht der beiden Füße, die die Klaviatur auf ein gut 4 cm höheres Niveau heben, allerdings deutlich fehl am Platze sein, denn immerhin sind Apple-Produkte zumeist für einen Qualitätsstandard von “gut” an aufwärts bekannt. Diese beiden Plastikbügel hingegen sind eine doch recht klapprige und billige Lösung, außerdem sind sie schnell auch verkehrt herum montiert, was entweder eine deutliche Rückenlage des Keyboards oder ein sehr wackeliges Spielerlebnis zur Folge hat. Aber auch korrekt montiert bleibt ein leichtes Hin- und Herbewegen nicht aus – besonders seitlich. 

Wie zu befürchten, ist das Spielgefühl kein haptisches Erlebnis, das man langfristig mit positiver Konnotation im Gedächtnis einlagern werden wird: Ein eindeutiger Druckpunkt gehört auf die eingangs begonnene Liste der nicht vorhandenen Eigenschaften des Miditech-Keyboards. Die Tatsache, dass in der Produktbeschreibung ohne weitere Information angegeben wird, dass das Garagekey “mit Anschlagdynamik ausgestattet” sei, hat bei mir durchaus Bedenken ausgelöst. Schließlich wäre eine vierstufige Empfindlichkeit auch schon “dynamisch” – wenn auch nicht sehr. Doch siehe da, der Blick in das MIDI-Scope meiner DAW offenbart, dass zumindest theoretisch alle Velocity-Stufen von 1-127 ausgegeben werden können. Allerdings ist nicht jede Taste imstande, auch jeden Wert zu senden, doch ungefähr jeder zweite Wert wird ausgegeben. Für die einfache Anwendung reicht das allemal.
Streicht man mit dem Finger über die weißen Tasten, so fällt auf, dass die Ruhepositionen der einzelnen Keys nicht ganz identisch sind, was nicht gerade für die Qualität der Klaviatur spricht. Anlass zur Sorge bereitet aber besonders die Tatsache, dass sich die Tastenhöhe laufend etwas verändert. Ich kann mir vorstellen, dass nach ein paar Monaten Gebrauch die ein- oder andere Taste stark abgesenkt ist, sich biegt oder – worst case, aber nicht auszuschließen – bricht. Ich bezweifle nämlich, dass die simple Klemmung am Ende aller Tasten bei häufigem Gebrauch das Ende der Garantiezeit ohne schwerwiegende Verletzungen erlebt.

Ich habe aber auch Vorteilhaftes zu berichten. So ist es beispielsweise günstig, dass durch die erhöhte Position der Handballen beim Spielen nicht mit der Tischkante in Berührung kommt. Ausserdem stöpselt man das Miditech einfach an einen MIDI-Port und kann ohne großartige Installation direkt loslegen – eingangsseitig sind die meisten Programme ja zunächst nicht wählerisch und nehmen alle MIDI-Daten auf, die gerade so eintrudeln. Dass die Kanalnummer des Garagekeys auf 1 festgetackert ist, macht im Betrieb am Rechner keine Probleme.

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FAZIT
Das Miditech Garagekey ist ein USB-Einspielkeyboard, wie es spartanischer kaum geht: Sowohl was die Ausstattung angeht als auch bezüglich des Spielgefühls ist es so einfach gehalten, wie es gerade noch halbwegs vertretbar ist. Natürlich ist das Garagenkeyboard kein probates Keyboard für den Profi – far from it! Wer aber schlicht und einfach die Möglichkeit sucht, ein paar Akkorde, eine Melodie- oder Basslinie per MIDI zum Computer zu kabeln und dieser Funktion keinen wertvollen Platz auf dem Schreibtisch und keinen zu schmerzlichen Pegelverlust auf dem Bankkonto zugestehen will, der kann das Gerät getrost ordern, ohne sich ins Unglück zu stürzen.

PRO
  • kompakt trotz Full-Size-Tasten
  • preiswert
  • nettes Design
CONTRA
  • Spielgefühl
  • Standfestigkeit
  • minimale Ausstattung
  • kein Pedalanschluss
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TECHNISCHE SPEZIFIKATIONEN
  • USB-Keyboard
  • 37 Full-Size-Tasten mit Anschlagdynamik
  • Octave-Up- und Down-Tasten
  • Clip-Füße zur Erhöhung im Lieferumfang
  • USB 1.1 bus-powered (100 mA)
PREIS
  • UVP: 79,00 Euro
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