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Korg Pa900 Test

Mit der Entertainer-Workstation Pa900 hat Korg vor einigen Monaten ein neues Arranger-Keyboard der oberen Mittelklasse herausgebracht. Der Nachfolger des Pa800 muss sich in diesem Segment gegen starke Konkurrenz in Form des Yamaha PSR-S950 und des Roland BK-9 behaupten. Also haben wir für euch ausprobiert, ob Korgs Neuling in diesem Umfeld ganz oben mitspielen kann.

Das Pa900 ist Korgs neue Entertainer-Mittelklasse
Das Korg Pa900 ist ein gelungenes Keyboard der oberen Mittelklasse


Neben den obligatorischen, zahlreichen Styles und Sounds bietet das Pa900 unter anderem eine vergleichsweise umfangreiche Sampling-Funktion, auf die ich besonders gespannt war. Gleich mitgetestet haben wir die optional erhältliche Sound- und Style-Erweiterung „Musikant“, die das Pa900 um Klänge und Rhythmen speziell für den deutschen Entertainer-Markt ergänzt. Also: Bühne frei für Korgs neue Unterhaltungs-Mittelklasse!

Details

Aufbau

Das Korg Pa900 steckt in einem schicken, silbergrauen und leicht abgerundeten Kunststoffgehäuse. Mit knapp 11kg ist das Keyboard kein Leichtgewicht, aber allemal transportabel genug für die paar Schritte vom Auto bis zum Hintereingang des Saals. Das Instrument wirkt trotz der Plastikkonstruktion sehr solide – „massiv“ wäre vielleicht das richtige Wort. Man hat jedenfalls bei der Handhabung sofort das Gefühl, dass sich unter der Haube eine Menge Features verstecken müssen. Die Taster, Regler und das Datenrad machen einen haltbaren Eindruck. Ein mitgeliefertes Notenpult kann rückseitig angesteckt werden, das im Gegensatz zum Keyboard leider etwas billig und wenig hochwertig wirkt. Links und rechts verbergen sich hinter stabilen Metallgittern die beiden Zweiwege-Lautsprechersysteme, die aus je einem 100 mm Tieftöner und einem Hochtöner bestehen. Das Verstärkersystem des Pa900 verfügt über eine Leistung von 2x 20 Watt, was für den Hausgebrauch und für Monitoring-Zwecke allemal ausreicht.
Die Tastatur besteht aus 61 leicht gewichteten, anschlagdynamischen Tasten mit Aftertouch und lässt sich nuanciert und ausdrucksstark spielen. Eine Keyboard-Tastatur stellt wegen der großen Vielfalt unterschiedlichster Sounds ja immer einen gewissen Kompromiss dar, und den bekommt das Pa900 für meinen Geschmack sehr gut hin. Einen fünfstündigen Tanzmusik-Gig würde ich persönlich jedenfalls sehr viel lieber auf einer solchen leicht gewichteten Tastatur spielen als auf einer Klaviatur mit einer schweren Hammermechanik – aber das ist wie immer sehr subjektiv und eine reine Geschmackssache.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Pa900 steckt in einem silbergrauen Kunststoffgehäuse

Anschlüsse

Das Anschlussfeld auf der Rückseite fällt für die obere Mittelklasse fast schon spartanisch aus, aber es ist alles da, was man braucht. Sehr lobenswert finde ich, dass Korg das Netzteil ins Gehäuse integriert hat – so muss man live nicht mit einem klobigen Netzteil und einem dünnen, zum Verknoten neigenden Stromkabel hantieren. Eine Standard-Kaltgerätebuchse, für die sich im Notfall überall das passende Kabel finden lässt, wäre noch praxistauglicher gewesen, aber auch der hier verbaute „Rasiererstecker“ ist allemal besser als ein Steckernetzteil.
Natürlich besitzt das Pa900 einen Stereoausgang (2x Klinke) sowie MIDI In/Out und USB. Außerdem gibt es zwei Klinkenbuchsen für den Stereoaudioeingang, von denen eine auch als Mikrofoneingang für ein dynamisches Mikro benutzt werden kann. Ein kleiner Regler für den Mikro-Eingangspegel befindet sich gleich daneben. Einen weiteren (Aux-) Stereoeingang, wie ihn einige Konkurrenzmodelle bieten, gibt es beim Pa900 nicht, was angesichts der umfangreichen internen Audioplayer-Funktionen aber zu verschmerzen sein dürfte. Auch auf eine XLR-Anschlussmöglichkeit für das Mikrofon muss man leider verzichten, sodass man stets darauf achten sollte, das passende Kabel oder einen Adapter dabei zu haben.
Zwei Pedalanschlüsse (Sustain und eine zuweisbare Buchse für einen weiteren Fußtaster oder ein Expressionpedal) und ein Video-Ausgang vervollständigen das Angebot an Anschlüssen. Daneben gibt es auf der Rückseite noch einen hinter einer abschraubbaren Abdeckung verborgenen Slot für eine microSD-Karte, die für die individuelle Lokalisierung oder als Speichererweiterung dienen kann. Schon der Schraubdeckel macht deutlich, dass dieser Slot eher nicht zum ständigen Wechseln von Speichermedien gedacht ist – dazu dient die Buchse für einen USB-Stick, die auf dem Bedienfeld untergebracht ist. Auch der Kopfhörerausgang wurde leicht zugänglich vorne links platziert.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Anschlüsse sind an der Rückseite mittig platziert

Bedienfeld

Im Zentrum des Bedienfelds thront ein 7 Zoll großes berührungsempfindliches Farbdisplay mit einer Auflösung von 800×480 Punkten. Mit seinem üppigen, sehr gut ablesbaren und „anfassbaren“ Bildschirm ist das Pa900 der Konkurrenz in dieser Klasse deutlich voraus: Das preislich vergleichbare Yamaha PSR-S950 bietet z.B. keinen Touchscreen und eine Auflösung von vergleichsweise mageren 320 x 240 Punkten. Gleich daneben befinden sich ein Datenrad, Taster für ExitMenu und Shift und ein Knopf für die Suchfunktion.
Das Panel beginnt links oben mit dem Lautstärke-Drehregler und einem praktischen Balance-Regler, mit dem man das Verhältnis zwischen Style- bzw. Song-Begleitung und den Live-Parts im Handumdrehen anpassen kann. Hier hat jemand mitgedacht. Ein weiterer Drehregler lässt sich frei zuweisen. Die vier Mode-Taster daneben dienen zur Anwahl eines der vier Betriebsmodi: Style Play, Song Play, Sequencer und Sound. Auch zwei Knöpfe für das Global-Menü und den Zugriff auf externe Speichermedien befinden sich hier. Das Laden von Inhalten von einem Medium ist auch während der laufenden Wiedergabe möglich.
Der Rest der linken Hälfte ist überwiegend den Begleitfunktionen gewidmet. Über zehn Taster lassen sich Style-Kategorien aufrufen (der genaue Style wird dann über den Touchscreen oder das Datenrad ausgewählt). Die drei Buttons daneben kümmern sich um die Funktionen Bass Inversion, Manual Bass und den Chord Sequencer, der das spontane Aufzeichnen und Wiedergeben von Akkordfolgen ermöglicht. Unter den Style-Tastern befinden sich drei programmierbare Buttons, über die z.B. Klangvariationen und Artikulationen aufgerufen werden können. Diese wären für meinen Geschmack links neben der Tastatur beim Joystick etwas besser aufgehoben gewesen. Daneben liegen vier Pads zum „Abfeuern“ von Phrasen bzw. Loops oder Effekten. Die Style-Steuerung (Intros, Variationen, Endings, Fade Out etc.) befindet sich in einer Reihe direkt oberhalb des linken Tastaturbereichs, wodurch diese wichtigen Knöpfe mit der linken Hand zwischen zwei Akkorden gut erreichbar sind.

Fotostrecke: 5 Bilder Trotz Touchscreen ist das Bedienfeld reichhaltig mit Tastern bestückt

In der Mitte unterhalb des Displays gibt es vier Knöpfe für die vier STS-Settings jedes Styles (vorkonfigurierte, editierbare Setups der Keyboard-Parts, die sich auf Wunsch beim Wechsel der Variation automatisch umschalten lassen). Darunter warten die beiden Song- bzw. Audioplayer auf ihren Einsatz. Das Pa900 verfügt über die von Korg bekannten zwei unabhängige Player, die hier jeweils entweder ein MIDI-File oder eine Audiodatei abspielen können (Formate: MID, MID+G, KAR, MP3 + Liedtexte, MP3+G). Mit dem dazwischen platzierten Crossfader kann man wie ein DJ zwischen den beiden Playern überblenden. Die Player bieten Marker- und Jukebox-Funktionen und können Liedtexte, Noten und Akkordsymbole im Display oder auf einem externen Bildschirm anzeigen (sofern sie in der betreffenden Datei enthalten sind). Bei der Audiowiedergabe ist eine Echtzeit-Transposition (+6/-5 Halbtöne) und eine Tempoänderung (± 30%) möglich. Auch eine Vocal Remover-Funktion zum Entfernen der Gesangsstimme bei der MP3-Wiedergabe ist integriert, deren Resultate aber sehr abhängig vom Ausgangsmaterial sind.
Auf der rechten Seite des Bedienfelds befindet sich neben dem Netzschalter (den man zum Ausschalten sicherheitshalber länger drücken muss) die Mikrofon-Sektion mit Reglern für die Mikro-Lautstärke und den Effektanteil. Auch einige Taster zur Bedienung des integrierten TC Helicon Vocal-Prozessors sind hier angeordnet. Die übrigen Knöpfe beinhalten Tempo, Metronom, Oktavierung, Transposition und die Auswahl von Performances (Registrierungen).
Was die Gestaltung des Bedienfelds angeht, bin ich etwas unschlüssig. Einerseits gibt es viele Knöpfe, so dass man meist ohne größere Umwege bei der gewünschten Funktion ist. Andererseits wirkt das Panel durch die vielen gleichförmigen und gleichfarbigen Taster zunächst auch etwas unübersichtlich. Vielleicht hätten die Designer die wichtigsten Knöpfe noch deutlicher hervorheben oder das Bedienfeld noch klarer strukturieren können. Aber nach einer Weile hat man natürlich heraus, wo welcher Button zu finden ist, und dann geht die Bedienung flott von der Hand.

Sounds und Styles

Das 128-stimmig polyphone Pa900 basiert auf Korgs EDS-Klangerzeugung („Enhanced Definition Synthesis“) und verfügt über mehr als 1100 Sounds und 70 Drumkits. Die Klänge können im Detail editiert und als User-Sounds gesichert werden, wofür eine umfangreiche Synthesizer-Sektion zur Verfügung steht. Bis zu vier Parts (Upper 1-3, Lower) können live auf der Tastatur gespielt werden, der Splitpunkt ist dabei selbstverständlich einstellbar. Im Manual-Bass-Modus kommt der Basssound des gewählten Styles als fünfter Live-Part hinzu.
Auch bei der Begleitautomatik kann man aus dem Vollen schöpfen: Werksseitig liegen über 400 Styles aller wichtiger Stilrichtungen im Speicher. Jeder Style verfügt über vier Variationen mit den passenden Fills, je drei Intros und Endings und einem Break. Auf 600 User-Plätzen können veränderte, selbst erstellte oder per USB geladene Styles abgelegt werden. Das Pa900 ist kompatibel mit den Rhythmen der Pa- und i-Serien.
Das Pa900 kann Samples in den Formaten Korg, WAV, AIFF und SoundFont laden, die man in User-Sounds verwenden kann. Hierfür stehen 192 MB User-Speicherplatz zur Verfügung. Die Sampling-Funktion kann mit Multisamples umgehen und bietet eine Loop-Slicing-Funktion. Auf Wunsch kann man also individuelle Sounds aus eigenen Samples kreieren und – Tusch! – Styles mit Audio-Loops anreichern. Das Sampeln eines Signals vom Mikrofon- bzw. Audioeingang ist allerdings leider nicht möglich.

Kommentieren
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siebenhirter sagt:

#1 - 03.11.2014 um 23:02 Uhr

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Plus: Wie gewohnt (seit Triton) gibt es einen vollwertigen Soundeditor und einen voll ausgestatteten Sampler.Minus: Wer ein Vorgängermodell besitzt und vorwiegend mit dem Styleplayer spielt, vermißt den Chord-Recognition-Mode Fingered3, den Fill-Mode und die Fill-In-Taster.Mit dem Fill-Mode war pro STS und Performance einstellbar, zu welcher Variationen die Fill-Ins überleiten sollten, welche man individuell und manuell durch Taster im Direktzugriff hatte.Mit Fingered-3 mußte ein Akkord mindest mit drei Noten gespielt werden, damit er als Akkord erkannt wurde, ein- und zweistimmiges Spielen war damit im Lower-Bereich möglich, ohne daß man die Automatik neu zu triggern.

Profilbild von siebenhirter

siebenhirter sagt:

#2 - 14.10.2015 um 12:19 Uhr

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Die Kritik am Styleplayer ist unberechtigt, denn Styleplayer anderer Keyboards reagieren nicht gutmütiger - bei diesen kann man den Triggerzeitpunkt nicht definieren und daher erfolgt deren Überleitung immer auf der „1“ des Folgetaktes.Die Korg-Begleitautomatik hat - als einziges Arrangerkeyboard - ein Feature zur Definition des Triggerzeitpunktes von Fill-Ins und Variaton.Stellt man dessen Parameter (Cue-Mode) auf Immediate/first measure oder immediate/next measure, dann passiert genau das, was sie irrtümlich als "zickig" bezeichnen.Diese Parameter sind pro Style einstellbare und hervorragend dazu geeignet, den Zeitpunkt des Einsatzes eines Fill-Ins oder den Übergang von einer Variation in die nächste zu definieren.Möchte man den gewohnten "gutmütigen" Einsatzzeitpunkt auf die "1" eines nachfolgenden Taktes, dann stellt man den Cue-Mode auf Next measure/first measure - sonst wird eben zu jenem Zeitpunkt gewechselt, zu dem man die entsprechenden Knöpfe betätigt. Erfolgt dies beabsichtigt unrhythmisch, dann wirken eben Bläser oder eine Bassnote entsprechend unrhythmisch beabsichtigt.mfg siebenhirter

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Ronny Funk sagt:

#3 - 04.06.2016 um 17:58 Uhr

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Dieses Keyboard macht einfach Spaß, die Styles klingen meist lebendig, die Drums recht akustisch, ich kann Styles problemlos etwas modifizieren und diese am Originalort speichern (wenn ich den Schreibschutz abgeschaltet habe), die Musikant-Software deckt eine Menge Repertoire ab und zwar besser, als das Entertainer-Pack für Yamaha PSR-S Keyboards.
Ich habe es mir als Ergänzung zu meinem Yamaha-Keyboard zugelegt, könnte aber 3/4 meines Repertoires auch ausschließlich mit dem Korg spielen.
Das schöne ist ja, dass sich beide Keyboards ergänzen, bestimmte Klänge bei Korg besser kommen, bestimmte bei Yamaha und das gleiche ist auch bei den Styles der Fall.

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