Gallien Krueger MB Fusion Test

Bob Gallien kann getrost als einer der Pioniere der modernen Gitarren- und Bassverstärkung bezeichnet werden. Sehr lange vor dem MB Fusion, nämlich bereits in den Swingin‘ Sixties, stellte der studierte Ingenieur seine ersten Amps her. Dies tat er in seiner Garage und in Handarbeit, genau so, wie es sich für amerikanische Firmengründer in diesen Zeiten gehörte. Offensichtlich war er auf dem richtigen Weg, denn kein geringerer als Gitarrenlegende Carlos Santana kaufte ein frühes Modell des 226A Gitarrenverstärkers und rockte damit 1969 die Woodstock-Bühne. Bob Gallien erkannte aber schnell, dass sich der Markt für Gitarrenverstärker relativ schnell füllte, bei den Bassisten aber noch Handlungsbedarf bestand. Besonders im Bereich leistungsfähiger Live-Amps sah es dort noch recht überschaubar aus und was lag deshalb näher, als den Fokus auf Entwicklungen für die Tieftonfraktion zu richten – natürlich auch aus kommerziellen Erwägungen. Der ganz große Durchbruch kam 1982 mit der Einführung des 800RB, einem leistungsstarken Basstop mit reichhaltiger Ausstattung und stabilem, rackfähigem Metallgehäuse. Bob Gallien setzte mit diesem Modell den Standard für modernes Bassamp-Design und beeinflusste damit die Entwicklung auf diesem Sektor bis zum heutigen Tag.


Kein Wunder also, dass er auch beim aktuellen Trend hin zu immer kleineren, leichteren und wattstärkeren Hosentaschen-Bassamps ein deutliches Wort mitredet und mit seiner ultrakompakten MB-Serie große Erfolge verbuchen kann. 
Das MB Line-Up besteht aus vier Transistor-Tops in den Leistungsklassen 200, 500 und 800 Watt und dem Hybridverstärker MB Fusion, der die Röhrenvorstufe vom Solid State Modell Fusion 550 mit dem 500 Watt Class-D Poweramp aus den MBs kombiniert. Ob drei Vorstufenröhren den MB Fusion zum Rocker unter den digitalen Minis machen?

DETAILS

Der MB Fusion ist mit 2 Kilo Gewicht und runden 4,5 x 28 x 27,5 cm nur etwa 5 cm tiefer und etwa 300 Gramm schwerer als der ultrakompakte MB500 und lässt sich somit ohne Mühe transportieren, in geräumigeren Gigbags sogar in der Fronttasche. Dennoch ist das schwarze Metallgehäuse sehr stabil, es steht auf großen Gummifüßen und die Front wird samt Regler von seitlichen Metallbügeln geschützt. Bei Bedarf kann das Gerät auch in ein 19“ Rack geschraubt werden, an den Gehäuseseiten sind die dafür benötigten Gewinde eingelassen.

Die Frontplatte ist im Gegensatz zum silbernen Antlitz der übrigen MB-Amps beim Fusion in Schwarz gehalten, alle Regler und Schalter besitzen dieselbe Optik und das Frontplattenlayout ist identisch zum MB500. Hinter den Reglern verbergen sich aber teilweise andere Funktionen, denn der MB Fusion verzichtet sinnvollerweise auf die röhrensimulierende G.I.V.E Schaltung des MB500, weil er diese Aufgabe eleganter mit seinen drei 12AX7 Eingangsröhren erledigen kann. Der quasi zweite Kanal des MB500 bleibt aber erhalten, der Fusion hat nämlich zwei Gainregler mit jeweils dazugehörigen Masterreglern A und B und kann per Fußschalter zwischen den Kanälen wechseln. Zwei unterschiedliche Sounds, ein angezerrter und ein cleaner beispielsweise, sind damit jederzeit abrufbereit. Quasi-Kanal deshalb, weil die beiden keine getrennten EQ-Einstellungen erlauben, lediglich Gain und Endlautstärke können sich zwischen A und B unterscheiden. Trotzdem ist der MB Fusion in Sachen EQ und Klangwerkzeugen seinen Geschwistern aus der MB Familie überlegen, denn außer dem Vierband-EQ mit Bass, Low-Mid, Hi-Mid und Treble und dem Contour Regler zum Absenken der Mitten hat ihm GK mit „Deep“ und „Presence“ zwei zusätzliche Schalter auf der Gehäuseoberseite spendiert. Dabei handelt es sich um EQ-Presets, wie wir sie von zahlreichen anderen Amps kennen. „Deep“ boostet den Bass bei 30Hz um 4dB und soll der H-Saite bei 5- und 6-Saitern auf die Sprünge helfen, „Presence“ sorgt für crispe Höhen mit einer ebenfalls 4dB Anhebung bei 10kHz. Das vorhin erwähnte „Contour“-Feature ist beim MB Fusion -anders als bei den übrigen MB-Amps – zwischen 500Hz und 800Hz aktivierbar, man kann also wählen, welcher Mittenbereich eine Absenkung erfahren soll. Der dazugehörige Schalter sitzt leicht erreichbar neben Bright und Presence an der Gehäuseoberseite. Der vierte Taster dort dient dem Aus- und Einschalten des Limiters, der die Signalspitzen bei sehr hohen Lautstärken abregelt und so die Boxen schützt. Auch auf der kleinen Frontplatte gibt es außer den Drehreglern drei kleine beleuchtete Taster. Direkt neben der Eingangsklinke kann mit dem ersten von ihnen das Signal für Bässe mit sehr hohen Ausgangspegeln um 14 dB abgesenkt werden, die LED dient außerdem als Clip-Indikator, gleich daneben hat GK die Möglichkeit zum Stummschalten des Ausgangs platziert. Der dritte Taster sitzt vor den zwei Masterreglern und schaltet zwischen den Kanälen A und B um, entweder per Hand oder mit einem lobenswerterweise mitgelieferten Fußschalter, der auf der Rückseite per Klinke angeschlossen wird.

Die dortige Klinken-Patchbay des MB Fusion bietet außerdem Anschlüsse für ein Stimmgerät, Effekte können per Send- und Returnbuchse eingeschleift werden und der Kopfhöreranschluss wird bei Bedarf zum Line-Out umfunktioniert. Komplettiert wird die Rückseite mit einem symmetrischen Direct-Out in Form der üblichen XLR-Buchse inklusive Groundlift und Pre/Post-Funktionalität und zwei zeitgemäßen Speakonbuchsen für die Lautsprecherverbindung. In Anbetracht seiner kompakten Bauform bietet der MB Fusion wirklich eine erstaunliche Funktionsvielfalt, er hat alles an Bord, was man von einem modernen Bassamp erwartet. 

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Steve sagt:

#1 - 26.11.2013 um 06:39 Uhr

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Unfassbar. Unfassbar wie unglaublich heftig dieser Amp ballert und wie unfassbar geil diese Röhrenvorstufe durchfärbt. Gekauft!

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