Fender American Standard Precision Bass Test

Es war ein runder Geburtstag, den Fender 2011 feiern konnte, und ein bemerkenswerter dazu: Der Precision Bass wurde stattliche 60 Jahre alt! Bei seiner Einführung 1951 war er nicht nur der erste industriell und in Serie gefertigte Bass mit einem Solid Body, also einem Korpus ohne Resonanzkammer, sondern damals vermutlich auch der einzige mit Bünden. Wahrscheinlich der Hauptgrund, ihn mit dem Namen Precision (Präzision) ins Leben zu entlassen. Mit seinem puristischen und schnörkellosen Sound mauserte sich das Instrument schnell zum bevorzugten Arbeitsgerät von Bassisten der Unterhaltungsmusikbranche und nahm bis heute einen immensen Einfluss auf den Sound der Popmusik. Grund genug für Fender, dieses Modell nach wie vor im Programm zu behalten und regelmäßige Modellpflege zu betreiben.

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So auch im Falle der aktuellen American Standard Serie, die mit einigen Besonderheiten im Vergleich zu den Vorgängermodellen aufwarten kann – mehr dazu später im Test. Im Angebot der in USA gefertigten Precisionbass-Serie sind insgesamt zwölf Modelle, die sich aber lediglich in Farbe und Griffbrettmaterial unterscheiden; sechs verschiedene Lackierungen können wahlweise mit Ahorn- oder Palisander-Griffbrett geordert werden. Für diesen bonedo-Test steht mir das optisch sehr ansprechende Modell mit Ahorn-Griffbrett und „Charcoal Frost Metallic“-Lackierung zu Verfügung.

DETAILS

Wie alle Bässe der Serie kommt auch der Precision in einem gegossenen Kunststoffkoffer der Firma SKB. Eine ordentliche Aufwertung im Vergleich zum alten Fenderkoffer, denn das SKB-Case ist sehr stabil, aber dennoch leichter als ein herkömmlicher Holzkoffer. Zudem lassen sich diese Cases leicht stapeln – in die Flächen sind Mulden eingearbeitet, damit nichts verrutscht. Die großen Klappverschlüsse bieten komfortables Öffnen und sind mit TSA-Locks ausgestattet. Das bedeutet, dass Zollbeamte den Koffer bei Kontrollen etwa am Flughafen mit einer Art Generalschlüssel öffnen und wieder verschließen können. Klingt nicht unbedingt vertrauenserweckend, aber die Alternative wäre, dass der Koffer unter Umständen mit Gewalt geöffnet wird. Wie wir wissen, sind die Sicherheitsbehörden in dieser Hinsicht nicht unbedingt zimperlich.

Den Käufern von American Standard Instrumenten spendiert Fender außerdem ordentlich Zubehör, denn im Koffer liegen nicht nur die obligatorischen Einstellwerkzeuge für den Preci, sonder auch ein qualitativ anständiges Kabel, ein Poliertuch, ein Gurt mit Fender-Logo und sogar eine Anleitung, falls jemand nicht wissen sollte, wie man einen Precisionbass bedient. Der erste optische Eindruck nach dem Auspacken ist durchaus positiv, die anthrazit-ähnliche Metallic-Lackierung sieht gerade in Verbindung mit dem Ahorngriffbrett und dem weißen Pickguard sehr elegant aus und ist vor allem tadellos verarbeitet. Unter dem Hochglanzlack verbirgt sich der Korpus aus altbewährter Erle, die neben der Esche schon bei den ersten Precisionbässen vor 60 Jahren zum Einsatz kam. Auch bei der Holzauswahl des Halses bleibt alles beim Alten, er ist aus einem Stück Ahorn gefertigt und hat ein Precisionbass-typisch kräftigeres C-Profil. Neu sind allerdings die Posiflex-Graphitstäbe zur Halsstabilisierung, denn ein steifer Hals verzieht sich bei Klimaschwankungen nicht so schnell und überträgt zudem die Schwingungen besser in den Korpus. Die Rückseite ist mit einem seidigen, haptisch sehr angenehmen Satinfinish überzogen, das Ahorngriffbrett ist dagegen per Hochglanzlack gegen Feuchtigkeit und Schmutz gewappnet. Im Griffbrett sitzen 20 Bünde im Jumbo Medium-Format, die ebenfalls sehr ordentlich verarbeitet und bestens für eine komfortable Saitenlage abgerichtet sind.

Am signifikantesten im Vergleich zu den Vorgängermodellen sind wohl die Neuerungen im Bereich der Hardware. So musste der sehr simpel aufgebaute Blechwinkel einer neuen HMV (High Mass Vintage) Brücke weichen, die außer der massigen Grundplatte Führungsrillen für die Saitenreiter und den Saitenabstand hat und zusätzlich die Option der Saitenführung durch den Korpus bietet. Der Druck auf die Reiter wird dadurch erhöht und die Schwingung besser in den Korpus übertragen. Auch die Stimmmechaniken an der Kopfplatte wurden gründlich renoviert. Sie gleichen von vorne zwar den herkömmlichen Vintage-Mechaniken mit den großen Flügeln, sind aber im Gewicht um 30% reduziert. Und das kommt nicht nur dem Gesamtgewicht zugute, sondern wirkt auch der weitverbreiteten Kopflastigkeitsproblematik entgegen.

Die Tonübertragung besorgt ein Splitcoil-Pickup in Halsposition, wie es schon seit 1957 bei den P-Bässen Bässen Tradition ist. Die ersten Modelle ab 1951 hatte Fender allerdings noch Single Coils ausgestattet. Dementsprechend gibt es auch beim Cockpit keine großen Herausforderungen bezüglich der Bedienung: Ein Volume-Poti für die Lautstärke und eines für die Tonblende zum Absenken der Höhen sind seit jeher die einzigen Regler am passiven Precision-Bass.

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