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ESI Planet 22x Test

Die Dante-Audio-over-IP-Netzwerklösung der australischen Firma Audinate hat sich in den letzten Jahren als Quasi-Standard für Live- und Installationsanwendungen etabliert und wird mehr und mehr auch im Studio eingesetzt. Mit dem Planet 22x stellt der deutsche Hersteller ESI erstmals ein kompaktes, Dante-basiertes Audiointerface vor.

Details

Was ist Dante?

Ein Dante-Netzwerk basiert auf einem handelsüblichen IP-Netzwerk und ist in der Lage, bei 44,1 kHz Samplingrate bis zu 512 Audiokanäle über ein einfaches Cat-5-Kabel zu übertragen. Dabei können handelsübliche Netzwerkswitches eingebunden werden, und auch die Verwendung des gleichen Netzwerkes für sonstige, nicht audiobezogene Daten stellt kein Problem dar. Dies macht Dante vor allem im Installationsbereich unerreicht flexibel, da einfach eine vorhandene IP-Infrastruktur für ein Audionetzwerk mitbenutzt werden kann. Inzwischen wird das äußerst stabil laufende Dante-Protokoll von den meisten großen Herstellern digitaler Livemischpulte unterstützt, beispielsweise setzt Yamaha mit seiner aktuellen CL- und PM-Serie konsequent auf Dante-Anbindung. Dante-basierte Audiointerfaces für den Studiobereich werden beispielsweise von Ferrofish angeboten, auch Focusrite setzt mit der Rednet-Serie konsequent auf Dante. 
Mehr über AOIP (Audio-over-IP), darunter auch Dante: AOIP verständlich erklärt

Überblick über das Planet 22x

Das ESI Planet 22x verfügt über je zwei symmetrische analoge Ein- und Ausgänge sowie einen frontseitigen regelbaren Kopfhörerausgang. Für die Anbindung an die digitale Welt steht ausschliesslich ein Dante-Netzwerkanschluss zur Verfügung. Die beiden Eingänge sind als XLR/Klinke-Kombibuchsen ausgeführt und können sowohl Line- als auch Mikrofonsignale verarbeiten. Auch eine schaltbare Hi-Z-Betriebsart – beispielsweise für Tonabnehmer von akustischen Gitarren – ist erfreulicherweise vorhanden.

Das kompakte AOIP-Interface kommt i wertigen Metallgehäuse.
Das kompakte AOIP-Interface kommt i wertigen Metallgehäuse.

Das Gehäuse ist mit 17,5 cm Breite, 12,0 cm Tiefe und 4,5 cm Höhe etwas größer als zwei Zigarettenschachteln und sehr hochwertig verarbeitet. Frontplatte, Ober- und Unterseite bestehen aus Metall, während die Seitenwände und die Rückseite aus stabilem Kunststoff gefertigt wurden. Vier Gummifüße sorgen für stabilen Stand. Sämtliche Potis und Schalter der Frontplatte sind im Inneren des Gehäuses solide verschraubt und auch die Buchsen der Rückseite machen einen stabilen Eindruck – da wackelt und klappert nichts, sehr schön.
Die Frontseite beherbergt von links nach rechts zunächst die Bedienelemente für die beiden Eingänge. Jeder Input verfügt über zwei Schalter für Line-, Mikrofon oder Hi-Z-Signale, einen gerasterten Gainregler sowie eine dreistufige LED-Pegelanzeige mit je einer grünen, einer gelben und einer roten Leuchte für -18, -6 und 0 dB Eingangspegel. Für einen schnellen Überblick ist das nützlich und völlig ausreichend, schließlich verfügt jede DAW über eine genaue Pegelanzeige. Rechts der Inputsektion findet sich ein weiterer Schalter, der für beide Eingänge gemeinsam 48 Volt Phantomspeisung aktiviert, sowie ein großer gerasterter Lautstärkeregler für die Analogausgänge. Ein davon unabhängig regelbarer Kopfhörerausgang nebst einem Powerschalter samt zugehöriger Kontroll-LED runden die Ausstattung der Frontplatte ab.

Fotostrecke: 3 Bilder Line, Mic und Instrument: Die Inputs lassen sich umschalten.

Die Rückseite beherbergt zunächst die beiden Kombibuchsen der Eingänge, zwei XLR-Buchsen für die Ausgänge sowie die Cat-5-Netzwerkbuchse für das Dante-Signal und einen Anschluss für das mitgelieferte Netzteil, der sich bedauerlicherweise nicht verriegeln lässt.
Stichwort Stromversorgung: Das Planet 22x kann über die Netzwerkleitung mit Strom versorgt werden, sofern es an einem PoE-fähigen Switch (Power-over-Ethernet) mit mindestens 12 W Stromlieferfähigkeit betrieben wird. Wer einen solchen Switch nicht besitzt oder das Interface direkt am Netzwerkanschluss seines Studiorechners anschließen möchte, kommt indes nicht um die Verwendung des externen Netzteils herum.

Fotostrecke: 4 Bilder Bis auf die Kopfhörerbuchse sind sämtliche Buchsen auf der Rückseite.

Dante-Anbindung des Planet 22x

Die Anbindung des ESI Planet 22x an den Studiorechner erfolgt über die Software Dante Virtual Soundcard von Audinate, die vor Inbetriebnahme aus dem Internet heruntergeladen und installiert werden muss. Das Programm kostet auf der Audinate-Webseite 29,99 US-Dollar, im Lieferumfang des ESI-Interfaces ist jedoch ein Aktivierungscode enthalten, sodass für den Käufer an dieser Stelle keine zusätzlichen Kosten entstehen. Zusätzlich ist zum Betrieb die Dante-Controller-Software notwendig, die auf der gleichen Webseite umsonst heruntergeladen werden kann.

Dante Virtual Soundcard (DVS) ist ein kleines Programm, das die Ethernet-Schnittstelle eures Rechners zu einer Dante-Soundkarte macht. Im zugehörigen Dialogfeld kann man zunächst festlegen, wie viele Ein- und Ausgänge DVS bereitstellen soll – hier stehen verschiedene Optionen zwischen jeweils 8 bis 64 Ein- und Ausgängen zur Verfügung. Danach muss lediglich auf einen Button namens „Start“ gedrückt werden und schon erscheint die Dante Virtual Soundcard als I/O-Device im zugehörigen Setupfenster der DAW. Um loslegen zu können, müsst ihr aber zusätzlich im Dante Controller die Ein- und Ausgänge des ESI Planet 22x auf die verfügbaren Inputs der Dante Virtual Soundcard routen. 

Fotostrecke: 3 Bilder Bedienpanel der Dante Virtual Soundcard

Der Audinate Dante Controller

Über die auf der Audinate-Homepage frei verfügbare Dante-Controller-Software lassen sich – wie der Name schon sagt – sämtliche an ein Dante-Netzwerk angeschlossenen Dante-Geräte verwalten. Herzstück des Programms ist eine umfangreiche Matrix, mit der sich jeder beliebige Eingang im Netzwerk auf jeden beliebigen Ausgang routen lässt. Das Ganze funktioniert selbstverständlich auch dann, wenn die Geräte über Netzwerkswitches miteinander verbunden sind. Habt ihr lediglich das Planet 22x an euren Rechner angeschlossen, so müsst ihr einfach durch Setzen von Häkchen an den entsprechenden Koppelpunkten die Ein- und Ausgänge des ESI-Interfaces mit der DVS verbinden. Allerdings geht das naturgemäß nur dann, wenn auch die Sampleraten der DVS mit der des Planet 22x übereinstimmen. Ist das nicht der Fall, so lässt sich der entsprechende Koppelpunkt nicht setzen. Die Dante-Controller-Software verfügt daher zusätzlich über ein Device-View-Fenster, in dem sich verschiedene Parameter wie Latenz und Samplerate für jedes angeschlossene Dante-Device individuell konfigurieren lassen.

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Praxis

Dante-Anbindung über Switches

Für den Test habe ich das ESI Planet 22x wie oben beschrieben zunächst direkt über die Dante Virtual Soundcard mit meinem Macbook Pro verbunden und die DVS als Pro-Tools-IO-Device festgelegt. In diesem Test funktionierte alles auf Anhieb einwandfrei.
Allerdings wollte ich natürlich auch die Klangqualität mit meiner persönlichen Referenz, dem TrueMatch Reference Master Converter des Berliner Herstellers Stage Tec vergleichen, auch wenn dieser in einem vielfach höheren Preissegment beheimatet ist. Das Referenzgerät besitzt ebenfalls eine Dante-Karte, die allerdings zusätzlich über einen integrierten Netzwerk-Switch verfügt, mit dem sich ein Testsetup herstellen ließ, in dem sowohl die Stage-Tec- als auch die ESI-Ein- und -Ausgänge im Dante-Netzwerk verfügbar waren, um direkte klangliche A/B-Vergleiche zu ermöglichen.

Im direkten Anschluss problemlos: ESI Planet 22X
Im direkten Anschluss problemlos: ESI Planet 22X

Wie von Dante gewohnt funktionierte auch diese Konfiguration auf Anhieb, ich konnte alles über den Dante Controller nach Belieben routen und die D/A-Wandler direkt im A/B Vergleich beurteilen. Allerdings gab es nun ein Problem mit den Eingängen des Planet 22x: Während die Stage-Tec-Inputs in diesem Setup einwandfrei spielten, wiesen die Eingänge des Planet 22x in Pro Tools plötzlich ein Grundrauschen von etwa -40 dBfs auf – und das unabhängig von der Stellung des Eingangspegelreglers.
Nachdem die Eingänge bei direktem Anschluss des Planet 22x an den Rechner einwandfrei funktioniert hatten, war klar, dass es sich hier nur um ein Problem der Dante-Anbindung über den Switch handeln konnte. Allerdings ist Dante grundsätzlich dafür bekannt, auch über Switches einwandfrei zu funktionieren. Der am nächsten Tag konsultierte technische Support von ESI vermutete ein Synchronisationsproblem und gab mir schließlich den Tipp, die Samplerate des Planet 22x einmal vom Dante Controller aus auf eine andere Samplerate und wieder zurück zu schalten, damit sich das Gerät neu synchronisiert. Dieses Vorgehen löste das Problem tatsächlich. Laut ESI sei der Fehler an dieser Stelle bei Audinate zu suchen, da im Inneren des Planet 22x eine von diesem Hersteller zugekaufte Platine als Schnittstelle arbeite. Es ist schwer zu beurteilen, wer den Bug letztlich zu verantworten hat, im Ergebnis spielt das allerdings auch keine Rolle. Festzustellen bleibt, dass es wünschenswert gewesen wäre, in der ohnehin recht spärlich gehaltenen Bedienungsanleitung so etwas wie eine Troubleshooting-Tabelle zu finden, in der dieses – offensichtlich bei ESI bekannte – Phänomen samt dem beschriebenen Workaround aufgeführt ist. Bei mir führte das Problem dazu, dass ich den Test am ursprünglich anberaumten Termin samt eigens geladenem Studiomusiker abbrechen musste und ähnliches kann auch im Studioalltag passieren. So etwas ist mindestens ärgerlich, wenn nicht gar unprofessionell und kann im Zweifelsfall richtig Geld kosten.

ESI-Logo auf der Oberseite des Geräts
ESI-Logo auf der Oberseite des Geräts

Soundcheck

Ich hörte mir zunächst die analogen Ausgänge des ESI Planet 22x mit ausgewählten Musikmaterial im A/B-Vergleich zum erwähnten Stage-Tec-Wandler an. Das ESI-Interface klang gut, allerdings kam die Auflösung der Transienten und die Darstellung der Feindynamik der hochwertigen Aufnahmen von Günter Paulers Stockfisch-Records erwartungsgemäß nicht an das mehr als zehnmal teurere Stage-Tec-Gerät heran. Auch die Stereoabbildung und Tiefenstaffelung der Platte „Libera Me“ des schwedischen Bassisten Lars Danielsson kam mit der Referenz deutlich besser zur Geltung. Bezogen auf den Einsatzzweck und gemessen an der Preisklasse machte das kleine ESI-Interface allerdings eine sehr gute Figur, für High-End-Geräte wie den TrueMatch RMC muss man einfach deutlich mehr Geld ausgeben.
Die Qualität der Eingänge hätte ich am liebsten mit klassischer Gitarre getestet, da dieses Instrument vergleichsweise leise ist und eine hohe Dynamik mit fein gezeichneten Transienten aufweist – eine echte Herausforderung für jede Preamp-Wandler-Kombination. Leider hat das ESI-Interface wie oben beschrieben an dem Termin, zu dem ich den Gitarristen geladen hatte, nicht ordnungsgemäß funktioniert, sodass schliesslich mein akustischer Bass als Referenzsignal einspringen musste. Es handelt sich um eine von dem Erlanger Gitarrenbaumeister Hans-Hermann Herb gefertigte bundlose fünfsaitige Bassgitarre mit eingebautem Piezo-Tonabnehmer.

Audio Samples
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Bass Mikrofon ESI Bass Mikrofon Stagetec

Für meinen ersten Test verwendete ich zwei Mikrotech-Gefell-M950-Großmembranmikros – diese sind eng verwandt mit dem von bonedo bereits getesteten UM 930 twin, besitzen jedoch nur eine Kapsel mit breiter Nierencharakteristik.

Ich platzierte die beiden Mikrofone Kapsel an Kapsel in etwa 25 cm Abstand vor dem Schallloch des Basses und zeichnete eines über den Stage-Tec-Wandler und das andere über das ESI Planet 22x auf. Dank der komfortablen Dante-Routingmöglichkeiten war die Verwendung zweier Interfaces in Pro Tools auch diesmal kein Problem. Auch hier zeigt sich, dass die Feindynamik und die Transientenabbildung des Stage-Tec-Gerätes noch etwas besser ist als beim ESI-Interface, das sich aber dennoch sehr gut schlägt. Im Bassbereich glaube ich beim Planet 22x eine minimale Betonung ausmachen zu können, die meinem Instrument in diesem Fall sogar ganz gut zu Gesicht steht und auch bei anderen Signalen sicherlich keine negativen Auswirkungen haben wird.

Gerade mit dem Akustikbass hat es sich angeboten, auch die Hi-Z-Funktionalität zu testen, denn der eingebaute Piezotonabnehmer reagiert erfahrungsgemäß äußerst empfindlich auf zu geringe Eingangsimpedanzen – angeschlossen an den Lineeingang eines Mischpultes liefert er beispielsweise einen dünnen und kraftlosen Ton. Ich splittete das Signal auf und ging zum einen über eine passive DI-Box von Rapco in den Stage-Tec-Wandler, zum anderen direkt in den auf Hi-Z geschalteten Input des ESI Planet 22x. Beide Varianten liefern einen vollen Ton, der zwar nicht mit einer hochwertigen Bassvorstufe mithalten kann, aber für sich genommen in Ordnung ist. Die Klangunterschiede zwischen dem ESI-Interface und dem Stage-Tec-Wandler sind mit den Ergebnissen im Mikrofontest vergleichbar: Der TrueMatch RMC löst etwas besser auf, das Planet 22x liefert einen leichten Bass-Boost. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass auch der Hi-Z-Eingang des Planet 22x keine negativen Auffälligkeiten zeigt.

Audio Samples
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Bass DI ESI Bass DI Stagetec
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Fazit

Das Dante-Interface ESI Planet 22x ist hochwertig verarbeitet und leistet sich klanglich gemessen an seiner Preisklasse keine Schwächen. Angesichts seiner Ausstattung mit lediglich zwei analogen Ein- und Ausgängen samt Kopfhörerausgang ist der Straßenpreis von etwa 500 Euro sicherlich kein Schnäppchen, hier bieten andere Interfaces der gleichen Preiskategorie mehr Features – allerdings nicht mit Dante-Anbindung. Audinate ist sich seiner Marktführerschaft im Audio-over-IP-Bereich bewusst und verlangt dementsprechend üppige Gebühren für ihre in allen Dante-Geräten verbauten Schnittstellenplatinen und für die Lizenzen. Unterm Strich ist das Interface eine ausgereifte Speziallösung, die sicherlich nicht zum Standard-Recording-Interface avancieren wird, in ihrem dezidiertenspeziellen Einsatzbereich jedoch eine hervorragende Figur macht.

Pro
  • Dante-Micpreamp-Lösung
  • hochwertige Verarbeitung, stabiles Gehäuse
  • gute Klangqualität
Contra
  • etwas hoher Preis
  • Dante-Anbindung nicht immer ganz unproblematisch
  • spärliches Benutzerhandbuch
Features & Spezifikationen
  • Audiointerface mit Dante-Anbindung
  • Eingänge: 2 x XLR/TRS-Combo (Mic, Line, Instrument)
  • Phantomspeisung: +48 V (global)
  • Kopfhörerausgang: 6,25“-Klinkenbuchse (stereo)
  • Ausgänge: 2 x XLR
  • Bittiefe/Samplingfrequenz: 24 Bit/96 kHz
  • Stromversorgung: Netzteil (mitgeliefert), PoE
  • Maße: 17,5 x 12,0 x 4,5 cm (B x T x H)
  • Gewicht: 590 g
  • Bonus: Dante Virtual Soundcard, Bitwig Studio 8-Track, inTone2 ESI Edition, GK Amplification 2LE, ampLion free, Deckadance2 LE
  • Preis € 499,– (Straßenpreis am 21.5.2019)
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Profilbild von Heino

Heino sagt:

#1 - 14.03.2023 um 20:16 Uhr

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und wieder spricht niemand über das Routing des Kopfhörerausgangs. Es ist nur Marketinggewäschwiedergabe. Über die wirklichen Bedürfnisse, nämlich der Routingmöglichkeiten spricht NIRGENDS jemand. Absolut unbrauchbar dieser Artikel. Diese hier genannten Standardinformationen finde ich überall. Aber mit einem praxisnahen Inhaltsangebot hätte man sich ja auch mal etwas abheben können. Warum auch.

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