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Dexibell Vivo S7 Pro Test

Erst vor zwei Jahren präsentierte der italienische Hersteller Dexibell mit den Modellen aus der VIVO-Serie mehrere leistungsstarke Stagepianos, die mit beachtlich großem Speicher und hervorragenden Klängen ausgestattet waren. Mit dem VIVO S7 Pro stellt Dexibell nun das Nachfolgemodell des S7 vor, welches durch einige interessante neue Features erweitert wurde. Auffallend ist jetzt die Ähnlichkeit zum Spitzenmodell VIVO S9, denn neben der optischen Aufmachung besitzt das VIVO S7 Pro jetzt einige neue Anschlussmöglichkeiten und das „human Interface“ des großen Bruders. Auch in puncto Sounds und Tastatur hat man nachgelegt. Preislich gesehen ist das neue Modell etwa 500 € teurer als sein Vorgänger. Ob sich das knapp 2.000 € teure Stagepiano auf dem Markt behaupten kann, das wollen wir in diesem Testbericht herausfinden.

Dexibell Vivo S7 Pro Test
Dexibell Vivo S7 Pro Test


Neben einigen kosmetischen Eingriffen fallen mir beim Durchgehen der Features des neuen VIVO S7 Pro viele Gemeinsamkeiten mit dem Vorgänger auf. Dabei sind es vor allem die Details, an denen Dexibell gearbeitet hat. Gut zu wissen ist jedenfalls, dass die hochgelobte T2L-Engine mit einer Polyphonie von 320 Stimmen und sehr langen Samples weiterhin in den Stagepianos integriert ist. Mit einem Speicher von 1,5 GB bietet das VIVO S7 Pro genau wie alle anderen Modelle der italienischen Manufaktur, jede Menge Platz für verschiedene Sounds: Akustische Pianos, E-Pianos und klassische Keyboard-Sounds befinden sich an Bord des Stagepianos.
Über den True To Life (T2L) Editor lassen sich klangliche Details wie z. B. Saiten-Resonanzen und Dämpfergeräusche einstellen. Erweitert wurde u. a. die Multitimbralität: Verfügte der Vorgänger noch über drei Parts, so bietet das S7 Pro jetzt auch einen vierten Part. Außerdem verfügt das VIVO S7 Pro jetzt auch dank des neuen Parts über zwei zusätzliche Effekt-Slots. Was beim Vorgänger noch fehlte, das wird jetzt serienmäßig mitgeliefert: Ein stufenloses Haltepedal gehört zum Lieferumfang. Schauen wir uns das Dexibell VIVO S7 Pro also etwas genauer an! 

Details

Gehäuse

Auf den ersten Blick erinnert mich das Dexibell Vivo S7 Pro an das von uns bereits getestete Vivo S9, welches erst Ende 2018 seinen Einstand auf dem Stagepiano-Markt feierte. Im Gegensatz zum Vorgängermodell Vivo S7 hat man das neue Vivo S7 Pro optisch aufgewertet und ihm das Design des Flaggschiffs Vivo S9 spendiert: Jetzt präsentiert sich unser Testkandidat im selben weiß-blauen Design wie das Spitzenmodell aus dem Hause Dexibell. Das Vivo S7 Pro wirkt damit hochwertiger und edler, wenngleich ich mir sicher bin, dass die farbliche Komposition eher Geschmackssache ist. Eines ist jedenfalls klar: Optisch hebt sich das Stagepiano stark von den sonst eher dunklen oder roten Konkurrenten auf dem Markt ab.
Was da aus dem Karton kommt, ist übrigens ein echter Bolide, denn mit 17,9 kg ist das Vivo S7 Pro kein Leichtgewicht mehr. Das spricht allerdings für die Qualität des Instruments: Das Stagepiano ist erstklassig verarbeitet und verfügt über ein sehr schönes Aluminium-Gehäuse, welches durch Holz-Seitenteile ergänzt wird. Im Lieferumfang des Dexibell Vivo S7 Pro befinden sich übrigens ein stufenloses Haltepedal, sowie ein externes Netzteil und eine Bedienungsanleitung. 

Fotostrecke: 4 Bilder Das Dexibell Vivo S7 Pro von schräg links …

Tastatur

TP-40 Graded nennt sich die Tastatur des Vivo S7 Pro und verspricht damit ein besonders realistisches Spielgefühl. Die Modellbezeichnung lässt erahnen, dass es sich hier um eine Tastatur aus dem Haus Fatar handelt. Wie könnte es auch anders sein! Fatar ist schließlich seit vielen Jahren führender Hersteller, wenn es um hochqualitative Tastaturen jeglicher Art geht. Mit „graded“ ist hier die Gewichtung gemeint: Der Bassbereich lässt sich etwas schwerer als der Diskant spielen. Daneben soll ein Dreifachsensor eine gute Velocity-Auflösung ermöglichen. Einen Druckpunkt vermisse ich hier allerdings, denn das unterscheidet die Digitalpiano-Tastatur von einer echten Flügeltastatur. Vielleicht kann man dies aber vernachlässigen, denn immerhin wird das Vivo S7 Pro auch für andere Sounds verwendet, bei denen ein Druckpunkt nicht zum Instrument gehört. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die Tastatur des Vivo S7 Pro kommt aus dem Hause Fatar und bietet eine angeraute Oberfläche für echtes „Ivory-Feel“.

Bedienfeld

Das Bedienfeld des Vivo S7 Pro ist dank der blau hinterlegten quadratischen Felder gut strukturiert und übersichtlich. Im Gegensatz zum Flaggschiffmodell ist es allerdings einen Hauch kleiner, was der fehlenden Orgelsektion geschuldet ist. Der Vorteil liegt auf der Hand: Glücklicherweise bieten die freien Bereiche am Rand des Stagepianos etwas Platz, um beispielsweise ein Smartphone oder Tablet abzulegen. Ansonsten geht es hier ähnlich zu wie beim großen Vivo S9: Die vier rechteckigen Felder des Vivo S7 lassen sich unterteilen in die Bereiche Sound/Memory, Display, Audio FX und in das links außen liegende Feld für den Player sowie Master EQ und Reverb. Die vier Bereiche lassen vermuten, dass wir es hier mit einem leistungsstarken Stagepiano zu tun haben.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Bedienfeld des Vivo S7 Pro macht einen aufgeräumten Eindruck.

Mittelpunkt der Benutzeroberfläche ist das gut lesbare OLED-Display, welches sowohl zur Auswahl der verschiedenen Klänge sowie auch zur Anzeige diverser Menüparameter dient. Auf dem schwarzen Hintergrund kommt die weiß-leuchtende Schrift gut zur Geltung und typischerweise werden hier nicht mehr als vier Zeilen eingeblendet, wodurch die Schrift grundsätzlich recht groß und leserlich bleibt. Zur Navigation bietet das Vivo S7 Pro vier Pfeiltasten, welche das Manövrieren durch die verschiedenen Menüs vereinfacht. Für das Durchscrollen längerer Einträge oder Klänge dient andernfalls der komfortable Drehencoder, um schnell ans Ziel zu gelangen. Ein Taster mit dem Aufdruck „T2L“ ruft den True To Life-Editor auf, über den beispielsweise Dämpfer- und Saitenresonanzen beim Klavier eingestellt werden.
Bedient wird das Vivo S7 Pro ansonsten hauptsächlich über die 63 Drucktaster, die z. B. für das Auswählen der Klänge und das Navigieren durch die Menüs zuständig ist. Im Sound/Memory-Bereich etwa werden Klänge ähnlich wie bei einem Arranger-Keyboard über die klassischen Kategorien à la Piano, E-Piano, Strings, etc. aufgerufen. Außerdem verraten weitere Taster unterhalb der Klangsektion, dass das Vivo S7 nicht nur 4-fach-multitimbral ist, sondern auch als vollwertiges 4-Zonen-Masterkeyboard eingesetzt werden kann.
Weiter geht es links neben dem Display: Hier liegt die Effektsektion, in der Effekte für die verschiedenen Parts zugewiesen werden können. Über die Drehencoder lassen sich pro Effekt beispielsweise zwei Parameter stufenlos variieren: Ein schönes Feature, um etwa Delay-Zeit und Delay-Intensität zu bearbeiten, ohne sich dabei durch lästige Menüs zu klicken. Links außen befindet sich der vierte Bereich der Benutzeroberfläche, in dem verschiedene Funktionen untergebracht sind: Neben dem Reverb, dem Player sowie auch dem Master EQ gibt es hier Taster für die Chord-Freeze-Funktion sowie z. B. für das Einstellen der Oktavlage. Durch den symmetrischen Aufbau des Bedienfelds findet man sich hier gut zurecht! 

Fotostrecke: 5 Bilder Mittig auf der Oberfläche liegt das Display des Vivo S7 Pro.

Anschlüsse

Alle Anschlussmöglichkeiten des Vivo S7 Pro befinden sich auf der Rückseite des Gehäuses. Im Vergleich zum Vorgänger offenbart sich hier schon auf den ersten Blick, dass das Vivo S7 Pro etwas üppiger bestückt wurde. Zwar muss auch das Vivo S7 Pro noch mit einem externen Netzteil betrieben werden, in allen weiteren Anschlüssen ist es aber wirklich komfortabel ausgestattet. Beginnen wir rechts außen: Neben dem klassischen Audio-Ausgang im Klinkenformat bietet das Vivo S7 Pro nun auch zwei XLR-Ausgänge. Für die Bühne ist das eine echte Bereicherung, denn man kann sich gleich die DI-Box sparen. Daneben liegen vier Pedal-Anschlüsse, bei denen neben dem Expression-, Foot- und Damper-Pedal nun auch ein FX-Anschluss untergebracht ist.
So können Effektparameter neuerdings auch mit einem Pedal geregelt werden. In puncto Haltepedal ist es übrigens sehr erfreulich, dass das Vivo S7 Pro  mit einem stufenlosen Haltepedal ausgeliefert wird. So können je nach Betätigen des Pedals verschiedene Dämpfungsgrade erzeugt werden – so, wie bei einem echten Piano eben. Über einen Schalter am Pedal lässt sich der stufenlose Pedalweg auch abschalten Abschließend finden wir – etwas weiter außen – die MIDI-Buchsen (MIDI In/Thru/Out) sowie zwei USB-Buchsen zum Verbinden mit einem Computer bzw. zum Aufstecken eines Speichermediums.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Rückseite des Vivo S7 Pro.

Klangerzeugung

Mit ihrer eigens entwickelten True To Life-Synthese hat sich der Hersteller Dexibell dazu entschlossen, Sampling- und Modeling-Technologien miteinander zu verbinden. Ebenso wie die bisherigen Modelle der Vivo-Serie besitzt auch unser Testkandidat eben diese T2L-Klangerzeugung, die höchsten Ansprüchen gerecht werden soll. Wie der Hersteller verrät, kommen hier beispielsweise Piano-Samples mit einer Länge von bis zu 15 Sekunden zum Einsatz. Die integrierte Audio-Engine arbeitet mit 48 kHz und 24 Bit. Daneben bietet Dexibell mit dem T2L-Editor eine Möglichkeit, klangliche Details wie z. B. Saitenresonanzen, Hammergeräusche und zahlreiche weitere Nebengeräusche einzustellen. Außerdem verspricht Dexibell mit den im Vivo S7 Pro befindlichen 320 Stimmen eine nahezu unendliche Polyphonie. Hören wir uns deshalb im Praxisteil genauer an, wie das klingt. 

Fotostrecke: 2 Bilder Der T2L-Editor des Vivo S7 Pro.

Weitere Funktionen

Unter den weiteren Features des Vivo S7 Pro befinden sich einige Funktionen, die man nicht in jedem Stagepiano findet. Dazu zählt beispielsweise eine Bluetooth-Schnittstelle, mit der man externes Audio-Material über Smartphones und Tablets über das Vivo S7 Pro abspielen kann. Wer zu seinen Lieblingssongs mitspielen möchte, der kann das dank dieses Features tun. Auch verfügt das Stagepiano über einen Player bzw. Recorder, über den das Gespielte in einer hohen Auflösung (d. h. 48 kHz und 24 bzw. 32 Bit) aufgenommen werden kann. Zum Abspielen erkennt das Vivo S7 Pro außerdem gängige Datenformate, wie MP3, WAV- und AIFF. Aufgezeichnet und abgespielt werden Audio-Daten über einen aufgesteckten USB-Stick.
Ein schönes Feature des Vivo S7 Pro gestattet das Wechseln von Presets ohne Abschneiden des vorangespielten Sounds. Klänge reißen beim Umschalten also nicht mehr ab. Ein spontanes Umschalten der Presets gelingt jetzt ganz „smooth“ und ohne Unterbrechungen – auch bei gehaltenem Sustainpedal. Mir persönlich gefällt beispielsweise die Tatsache, dass das Stagepiano per USB zeitgleich Audio- und MIDI-Daten sendet, was allerdings Nutzern von iOS, Mac bzw. Linux vorbehalten ist. Deutliches Potenzial versteckt sich auch in der Unterstützung des SoundFont2-Standards: Wer beispielsweise selber Samples erstellt, so wie es beispielsweise mit der Software Samplerobot möglich ist, der kann auch seine eigenen Sounds in das Vivo S7 Pro laden.

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Praxis

Klänge: Pianos

Vor Beginn des Praxistteils sollte man an dieser Stelle kurz erwähnen, dass das Vivo S7 Pro – ähnlich wie auch die anderen Stagepianos aus der Vivo-Reihe – zunächst einmal ‚hochfahren‘ muss. Bis das Stagepiano dann spielbereit ist, vergehen an dieser Stelle 45 Sekunden. Das hat vornehmlich mit der Größe der Sound-Library des Pianos zu tun, denn die vielen detailreichen Sounds werden nacheinander in den Speicher des Pianos geladen, was während des Ladevorgangs im Display angezeigt wird. Wer schon einmal ein Dexibell-Piano gespielt hat, für den ist das sicherlich nichts Neues – aus meiner Sicht ist das aber dennoch etwas gewöhnungsbedürftig und könnte im Extremfall auf der Bühne sehr unangenehm sein.
Ist der Ladevorgang  abgeschlossen, kann es auch sofort losgehen. In der Piano-Kategorie stehen insgesamt 15 Pianos zur Auswahl, unter denen sich neben Flügelmodellen auch Upright-Pianos und beispielsweise ein bekannter E-Flügel befinden. Hören wir uns deshalb zum Einstimmen ein paar Piano-Sounds aus dem Vivo S7 Pro an. Klanglich gesehen ist das wirklich vom Allerfeinsten! Sowohl die Flügel- als auch Upright-Pianos unterschieden sich in ihrem Timbre stark voneinander und bieten damit eine wirklich breite Palette an Klavierklängen. Aufgrund der holophonen Aufnahmemethode, mit denen die Dexibell-Pianos gesampelt wurden, verfügen die verschiedenen Sounds über keine starke Stereobreite, wie es etwas bei anderen Pianos der Fall ist. Im Gegensatz haben Sie dadurch einen sehr räumlichen Klang, der u. a. beim Spielen mit einem Kopfhörer gut zur Geltung kommt.
Dabei lassen sie sich durch die Bank weg alle Pianos sehr authentisch spielen und klingen in allen Lagen hervorragend. Durch die Mixtur aus langen Samples und Modeling-Technologie bleiben Artefakte wie z. B. Sample-Loops oder Pitch-Shifting Effekte vollkommen aus. Wem das Angebot nicht ausreicht, der kann über die Hersteller-Seite übrigens weitere Samples herunterladen und sie nach Belieben mit den bereits im Stagepiano befindlichen Sounds austauschen. 

Audio Samples
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Vivo Grand Japan Grand Vivo Upright Elec. Grand

Klänge: E-Pianos

Weiter geht es mit den E-Pianos und Clavinet-Sounds des Vivo S7 Pro. Auch hier gibt es einige sehr schöne Klänge, wobei die Qualität dieser Sounds nicht ganz mit den erstklassigen Pianos mithalten können. Je nach Sound fehlt es mir persönlich an Realismus, was mir besonders bei den Rhodes-Sounds auffällt. Da ich selber viele Vintage-Keyboards besitze, finde ich das an dieser Stelle erwähnenswert. Das Wurlitzer gefällt mir im Vergleich der vielen E-Pianos am besten. Dexibell hat im Laufe der letzten Jahre sein Sound-Angebot immer weiter aufgestockt – wir sind also gespannt, was noch alles passiert. 

Audio Samples
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Dyno Stage Dyno Trem Wurly Bright E-Piano Wah Wha Clav

True To Life Editor

Wer den verschiedenen Piano- und E-Piano-Klänge noch etwas mehr Leben einhauchen möchte, der greift zum True To Life-Editor, welcher sich über den neben dem Display befindlichen T2L-Taster aufrufen lässt. Auf Tastendruck gelangt man hier in ein Menü, welches diverse klangliche Details wie etwa Hammer-, Saiten und Dämpfergeräusche justieren lässt. Für E-Piano-Klänge stehen ebenfalls interessante Parameter, wie z. B. Gehäuse-Resonanzen, zur Auswahl. Im ursprünglichen Zustand stehen diese Werte auf ‚0‘ und können im Wertebereich zwischen ‚-64‘ und ‚+63‘ angehoben bzw. abgesenkt werden.
Dadurch lassen sich manche Geräusche drastisch verstärken, was manchmal besonders reizvoll klingt. So erhält ein Flügel durch starke Nebengeräusche einen sehr intimen und filmischen Charakter. Insgesamt bietet der T2L-Editor jede Menge Möglichkeiten, um in den Klang einzugreifen und dem Sound des Vivo S7 Pro zu mehr Lebendigkeit zu verhelfen. Im folgenden Hörbeispiel habe ich sämtliche Nebengeräusche des „Japan Grand“ stark angehoben um den Einsatzbereich des T2L-Editors eindrucksvoll zu zeigen.  

Audio Samples
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T2L Japan Grand T2L Upright Piano T2L Wurly und Clavinet

Weitere Klänge

Neben den Pianos und E-Pianos befinden sich natürlich noch eine Menge anderer Klänge im Vivo S7 Pro. Der Sound/Memory-Bereich verfügt beispielsweise über eine große Auswahl an Streicher-, Pad- und Synth-Sounds. Und auch hier kann sich die Qualität der Klänge sehen bzw. hören lassen. Klasse statt Masse lautet das Credo hier, denn tatsächlich können mich die meisten dieser Sounds überzeugen.  

Audio Samples
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Easy Strings Trumpet Analog Brass Dexi Heaven

Main, Coupled, Lower und Pedal

Ähnlich wie das Vivo S9 ist auch das neue Vivo S7 Pro nun vierfach multitimbral und verfügt über die vier Parts Main, Coupled, Lower und Bass, welche im Sound/Memory-Bereich aktiviert werden können. Üblicherweise ist zunächst nur der Main-Part aktiv. Möchte man zwei Sounds layern, dann kann man mit dem Coupled-Taster einen zweiten Sound zum Main-Part hinzufügen. Aktiviert man hingegen den Lower-Part, dann wird die Tastatur in zwei Bereiche unterteilt. Neu hinzugekommen ist der Bass-Part, der ähnlich wie beim Vivo S9 einen vierten Part aktiviert.

Effekte

Etwas umfangreicher als beim Vorgängermodell ist die Effektsektion des Vivo S7 Pro: Sie stammt ebenfalls aus dem Vivo S9 und wurde aufgrund der vier Parts nun auch mit 3 x 4 Effekten versehen. Neben dem Reverb und dem Master-EQ bietet das Vivo S7 Pro – genau wie das Vivo S9 – zwei unabhängige Effekt-Slots pro Part, wobei für jeden Slot aus 17 DSP-Effekten gewählt werden kann. Neben einer großen Auswahl klassischer Modulationseffekte wie z. B. Tremolo, Vibrato, Flanger, Phaser, Chorus verstecken sich hier u. a. auch Verzerrer und Delay-Effekte. Praktisch ist die Tatsache, dass für drei dieser Effekte auf der Oberfläche jeweils zwei Drehencoder zur Bedienung bereitgestellt wurden. So können etwa Modulationsrate und Intensität des Effekts gleichzeitig reguliert werden. Alternativ können über einen Auswahltaster unterhalb des Displays auch alle weiteren Parameter des jeweiligen Effekts erreicht werden. Das ist sehr praktisch gelöst!

Fotostrecke: 2 Bilder Für jeden Part stehen zwei Effekte zur Auswahl.
Audio Samples
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Chorus-Effekt Vibrato-Effekt Flanger-Effekt Delay-Effekt Distortion-Effekt

Chord Enhance / Chord Freeze

Die Chord-Enhancer-Funktion ist ein interessantes Feature, um einen volleren Klang zu erzeugen. Wirksam wird der Chord-Enhancer beim Spielen von Strings, Choir oder Pad-Sounds und generiert passend zu gespielten Akkorden einen tiefen Grundton. Bei Dreiklängen in der Grundstellung erklingt beispielsweise ein Grundton zwei Oktaven tiefer. Die „Chord Freeze“-Funktion ist im Gegensatz dazu eher ein kleines „Gimmick“, einen praktischen Verwendungszweck konnte ich hierfür noch nicht finden. Wird der zugehörige Taster aktiviert, dann merkt sich das Vivo S7 Pro den gedrückten Akkord und friert diesen ein. Der gespielte Akkord wird dann anschließend beim Drücken einer einzigen Taste wieder aufgerufen und je nach Taste entsprechend transponiert. Wer also immer schon wissen wollte, wie ein 12-Ton-Cluster-Voicing in allen zwölf Tonarten und denkbaren Oktavlagen klingt, der sei hier zum „Ausprobieren“ eingeladen.

Sound-Library und Speicherverwaltung

Tatsächlich verfügt das Vivo S7 Pro genau wie das Vivo S9 über einen 3 GB großen Speicher, bei der eine Hälfte aus nicht überschreibbaren Factory-Sounds besteht und die andere Hälfte für USER-Sounds gedacht ist. Daraus können insgesamt 1,5 GB an Klängen in den Arbeitsspeicher geladen werden. Diese Sounds werden jeweils beim Start des Vivo S7 Pro geladen und sind vermutlich auch der Grund für den langen Ladeprozess. Für den Spielbetrieb heißt das konkret, dass man sich über das Sound-Library-Menü des Vivo S7 Pro individuelle Sounds zusammenstellen kann. Wem die bereits installierten Klänge nicht gefallen, der kann alternativ auch über die Hersteller-Webseite weitere Sounds herunterladen. Im Menü des Pianos kann man übrigens auch entscheiden, ob alle dieser Sounds geladen werden sollen. Wer die Auswahl verkleinert, der verkürzt damit übrigens auch die Ladezeit merklich.

Die Sounds der Sound-Library können manuell ausgetauscht werden.
Die Sounds der Sound-Library können manuell ausgetauscht werden.

Memory Set

Für die Speicherung von Klängen stehen im Dexibell Vivo S7 Pro 81 User Memory-Plätze zur Verfügung, mit deren Hilfe eigene Sounds schnell abgelegt werden können. Zum Auslösen des Speichervorgangs dient die im Sound/Memory-Bereich befindliche Write-Taste. Wem 81 Speicherplätze zu wenig sind, der kann seine Settings auch auf einem USB-Speichermedium ablegen – hier ist die Anzahl der möglichen Speicherplätze dann unbegrenzt.

Masterkeyboard-Funktion

Neu am Vivo S7 Pro ist auch die integrierte Masterkeyboard-Funktion, welche im Sound/Memory-Bereich zu finden ist. Über die vier Taster A, B, C und D werden die vier Zonen angewählt. 

Dexibell X-Mure App 

Wer ein iPhone oder iPad besitzt, der kann nach Herunterladen der „X Mure“ App die Pianos der Dexibell Vivo-Reihe um eine Arranger-Funktion erweitern. Voraussetzung für den Betrieb mit einem iPhone oder iPad ist allerdings ein Apple iPad Camera Connection Kit zum Verbinden der Geräte. Die App X Mure besteht aus den drei Modi „Touch“, „Vivo“ und „Instrument“, in denen audiobasierte Begleitrhythmen abgespielt und in Echtzeit gesteuert werden können. Leider ist nur der Vivo-Modus kostenlos, die anderen Modi müssen kostenpflichtig freigeschaltet werden.
In der App lässt sich über den Splitmodus des Vivo S7 Pro die Arranger-Funktion mit der linken Hand steuern. X Mure erkennt dann die gespielten Akkorde und reagiert entsprechend „live“ darauf, indem die Akkorde des Backing-Tracks angepasst werden. Die audio-basierten Rhythmen bieten wie bei einem Arrangerkeyboard vier verschiedenen Variationen und typische Fill-Ins. Für Vivo-Anwender sind alle Rhythmen frei nutzbar, andernfalls müssen sie teilweise kostenpflichtig freigeschaltet werden. 
Die App ist eine Bereicherung für den Spieler und schon alleine der Vivo-Modus bringt einige interessante Features mit sich. Wer beispielsweise über die Realbook-App „iReal Pro“ verfügt, der kann die Akkordfolge eines ausgewählten Jazz-Titels von der iReal Pro App im XML-Format exportieren und in ‚X Mure‘ importieren. Jeder Begleitrhythmus aus der Vivo-App folgt dann dem Akkordschema des importierten Titels. So kann man auch ein Experiment wagen und sich beispielsweise überzeugen, ob ein Standard à la „How High The Moon“ auch im Pop-Gewand klingt! 

Fotostrecke: 3 Bilder Der Startbildschirm der X-Mure App.

Dexibell Vivo App

Neben der X-Mure-App bietet Dexibell jetzt auch eine weitere Vivo-App an, über die das Vivo S7 Pro sowie alle anderen Dexibell Modelle bedient werden können. Die App eignet sich dank ihrer übersichtlichen Oberfläche nicht nur für das Anwählen der Klänge, sondern auch für tiefergehende MIDI-Einstellungen, z. B. Tastatursplits oder Pedalzuweisungen. Durch das schöne Design macht die Bedienung des Vivo S7 Pro hier noch etwas mehr Spaß – ein tolles neues Feature. Einziger Nachteil der beiden Apps: Nur iOS-User können diese App derzeit verwenden. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Vivo-App erleichtert die Bedienung des Vivo S7 Pro.
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Fazit

Mit dem Vivo S7 Pro ist Dexibell erneut ein Stagepiano gelungen, das mit guten Klängen, toller Tastatur und durchdachtem Konzept den Markt bereichert. Neben der hochwertigen Verarbeitung kann das Stagepiano vor allem durch seine Piano-Sounds punkten: Die Qualität ist wirklich beachtlich und erlaubt dank der verbauten Fatar-Tastatur ein realistisches Spielgefühl. Zusätzlich erlaubt der T2L-Editor das manuelle Justieren diverser klanglicher Details, was mir persönlich sehr gut gefällt, da der Editor dem Klang zu noch mehr Realismus verhilft.
Auch die neuen Features, zu denen etwa die XLR-Ausgänge und eine weitere Anschlussmöglichkeit für Pedale gehören, bereichern die Funktionalität des Vivo S7 Pro. Im Vergleich zum Vorgänger profitiert man jetzt auch von den Klängen aus der Platinum-Library, die dank des großen Speichers jederzeit manuell ausgetauscht werden können. Dexibell bietet auf deren Webseite jede Menge Sounds und Presets zum Download an und man darf hier sicherlich auch in Zukunft noch Updates erwarten. Als Schmankerl unterstützt das Vivo S7 Pro auch Samples im Soundfont2-Format, was auch das Laden eigener Sounds ermöglicht.
Gravierende Kritikpunkte gibt es beim Vivo S7 Pro kaum. Lediglich der lange Ladevorgang beim Hochfahren ist etwas ungewöhnlich. Es wäre auch wünschenswert, dass ein Stagepiano dieser Preisklasse ohne ein externes Netzteil auskommt. Im Vergleich zum Vorgängermodell wurde der Preis etwas angehoben, was sich aber durch die vielen neuen Features erklären lässt. Immerhin verfügt das Vivo S7 Pro über eine Ausstattung, die selbst gehobenen Ansprüchen gerecht wird. Abschließend bleibt zu sagen: Das Dexibell Vivo S7 Pro ist eine klare Empfehlung an alle, die ein tolles Stagepiano mit gutem Klang suchen. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Sehr gute Pianoklänge
  • Tolle Tastatur
  • Austauschbare Sounds
  • T2L-Editor
  • Einfache Bedienung
  • Masterkeyboard-Funktion
Contra
  • Lange Bootzeit
  • Externes Netzteil
  • X-Mure App nur für iOS-Geräte (und nur mit separatem Adapter)
  • Vivo-App nur für iOS-Geräte
Artikelbild
Dexibell Vivo S7 Pro Test
Für 1.590,00€ bei
Das Dexibell Vivo S7 Pro ist ein gelungenes Digitalpiano mit tollem Klang.
Das Dexibell Vivo S7 Pro ist ein gelungenes Digitalpiano mit tollem Klang.

Weitere Informationen zu diesem Produkt gibt es auf der Webseite des Herstellers.

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