Crashkurs “Trap Music” – How to make a Trap Beat 2/3

Nachdem wir im ersten Teil unseres Trap Workshops Drums programmiert haben, widmen wir uns nun der Melodie und weiteren Genre-typischen Elementen. Dabei darf ein satter Subbass genauso wenig fehlen wie die obligatorischen Gongsounds um Akzente zu setzen. Doch bevor wir uns den Bass-Sound schrauben, benötigen wir vor allem eines: die Melodie!

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DETAILS

Der melodische Part

Der melodische Part ist im Trap meist einfach gestrickt, so kommt auch der Laie schnell zu guten Ergebnissen. Alle gängigen DAWs besitzen interne Klangerzeuger, die üppig mit Presets ausgestattet sind. Pianos, Bells, Synthesizer-Leads und -Pads mit atmosphärischem Charakter sind eine gute Basis, um den melodischen Teil des Trap-Beats zu entwickeln.

Das Haupt-Riff

Im eher düster gehaltenen Trap bzw. Drill spielen Bells und Pianos für gewöhnlich Viertel- oder Achtelnoten . Die Tonhöhe variiert dabei zumeist nur vier- bis achtmal. Moll-Tonarten sind erwünscht! 

Die Trap-Melodie programmiert in Achtelnoten. Tonart: d-Moll.
Die Trap-Melodie programmiert in Achtelnoten. Tonart: d-Moll.
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Melodie (Bell )

Wie in der Abbildung zu sehen, sollte die Grundmelodie bzw. das Riff legato programmiert sein. Das Ende einer Note grenzt also unmittelbar an den Beginn der nächsten Note. Dadurch erhält man einen schleppenden Charakter mit viel Sustain, der später durch unseren Subbass unterstützt wird. 

Die MIDI-Region der Melodie ist in diesem Fall einen Takt lang. Ihr könnt natürlich auch zwei oder vier Takte daraus machen, allerdings solltet ihr die Melodie immer schlicht halten. Kopiert euren Melodiepart dann einfach so oft hintereinander, dass er die Länge des Drumloops ausfüllt. 

Viele Sound-Presets sind bereits mit Hall und Delay angereichert. Ist dies nicht der Fall, beschickt ihr die Melodie beispielsweise mit einem Achtel-Delay und einem Reverb mit langer Hallfahne – wir wollen ja einen atmosphärischen Sound erreichen!

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Melodie (Bell – Hall und Delay)

Wie in vielen Musikstilen belässt man es auch im Trap oft nicht bei einem Sound. Das Ganze kann mit weiteren Sounds gelayert, also geschichtet werden. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Erstellt eine Spur mit einem weiteren Sound und kopiert die programmierte MIDI-Region. Mischt die neue Spur nur so weit hinzu, dass sie gerade eben wahrgenommen wird. In diesem Fall wird ein Piano ergänzt, das durch einen Gitarren-Amp gejagt wurde – ebenfalls mit Hall und Delay. Die beiden Sounds können mit dem Panorama-Regler nach Bedarf im Stereobild auf linker und rechter Seite verteilt werden.

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Melodie (Piano) Melodie (Layering)

Ergänzungen des Grund-Riffs 

Zur Unterstützung der Lead-Melodie eignen sich Chor-Sounds sehr gut. In der Regel sind DAWs auch damit üppig ausgestattet. Wer statt eines Chors die Stimme einer Solistin nutzen möchte, kann mit der kostenlosen Kontakt-Library „Clare Solo“, die wir auch schon in unserem Freeware Special vorgestellt haben, sehr gute Ergebnisse erzielen. Das Besondere an Clare’s Vocal-Library ist, dass die Töne gebunden „gesungen“ werden können, was einen authentischen Charakter in den Beat bringt. Wichtig ist, dass Chor- und Vocal-Sounds nur unterstützend mitwirken, um nicht vom Grund-Riff abzulenken.

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Vocal (Clare Solo) Melodie und Vocal Beat und Melodie

Sounds für die Hook

Damit der Beat nicht monoton durchläuft, sorgen wir jetzt dafür, dass die Hook, also der Refrain, „aufgeht“. Pads, Leads und Arpeggiator-Sounds eignen sich bestens, damit der Trap-Beat seinen Ohrwurm-Charakter bekommt. Verwendet idealerweise die gleichen Noten, die ihr im Grund-Riff benutzt habt. So lässt sich ohne viel Aufwand eine harmonische Hook entwickeln. In den folgenden Beispielen wird der Lead-Sound mit kurzen Triolen gespielt. Das Pad steuert langgezogene Grundtöne bei und macht die Hook atmosphärischer – wir nähern uns dem Ziel!

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Lead Pad Hook

Trap muss drücken!

Selbst die beste Trap-Melodie kommt nur dann richtig zur Geltung, wenn sie durch eine Bassline im Subbass-Bereich unterstützt wird. Glücklicherweise kann so ein Bass in fast allen Synthesizern im Handumdrehen erstellt werden. Wichtig ist, dass ihr im Oszillator eine Sinuswelle einstellt, um einen reinen Grundsound zu erreichen. Damit der Subbass von Note zu Note springen kann und dabei keine unerwünschten, mehrstimmigen Überlappungen spielt, bringen wir den Synthesizer in den monophonen Modus bzw. deaktivieren die Polyphonie. Die Amp-Hüllkurve (Envelope) des Synthesizers sollte zudem wie folgt eingestellt sein:

  • kurze Attack-Phase
  • lange Decay-Phase
  • lange Sustain-Phase 
  • mittlere Release-Phase
Subbass: Sinus-Wellenform, kurzes Attack, langes Decay, langes Sustain und mittleres Release.
Subbass: Sinus-Wellenform, kurzes Attack, langes Decay, langes Sustain und mittleres Release.

Der Grundsound für den Subbass ist geformt! Da er aus einer reinen Sinuskurve besteht, ist er eher zu spüren als zu hören. Um den Sound aggressiver und auch auf weniger bassstarken Anlagen hörbar zu machen, nutzen wir Saturation-Effekte, die dem Sound durch emulierte analoge Sättigung Obertöne hinzufügen.

Ein hervorragendes und zudem kostenloses Saturation-Plug-in ist der Saturation-Knob von Softube. Das Plug-in gibt es für alle gängigen Formate und sogar als Rack-Extension für Reason.
Verpassen wir also unserem Subbass die nötige Portion „Knarz“!

Der Softube Saturation Knob ermöglicht einen satten Sound!
Der Softube Saturation Knob ermöglicht einen satten Sound!
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Subbass (Nur Sinus) Subbass mit Sättigung Beat mit Subbass

Weitere Akzente und Effekte

Wer dem Ganzen ein Sahnehäubchen aufsetzen möchte, kann tief gespielte Tubular-Bells, Gunshots oder ähnliche Sounds ergänzen. Im Folgenden Trap-typische Tubular-Bells, passend zum Grundton D.

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Tubular-Bell Beat mit Tubular-Bell

Arrangement – Bauen wir den Beat auf!

Der Trap-Beat läuft bisher fleißig im Loop. Jetzt ist es an der Zeit, aus dem Loop einen kompletten Song zu arrangieren. Die einfachste Methode ist es, den Loop mehrfach hintereinander zu kopieren und nach Belieben Regionen zu löschen. 

Wir erstellen beispielsweise ein Intro, in dem wir alle Sounds bis auf das Grund-Riff entfernen. Ab dem fünften Takt nehmen wir weitere Elemente hinzu, bis schließlich ab Takt neun die vollen Drums einsetzen. Nach acht oder 16 Takten kommen unsere Hook-Sounds, etwa Lead und Pad, hinzu. Nach etwas Feinschliff beim Mixing sind wir am Ziel angekommen!

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Trap Beat (Final)

Unser Trap-Beat ist gebaut und wir sind unserer Street Credibility ein gutes Stück nähergekommen! 
Ein Trap-Song benötigt natürlich stiltypische Vocals. Ein klarer Fall für den Rapper eurer Wahl. Doch auch kurze Vocals im Beat bereichern Trap ungemein! Hier ist Vocal-Editing mit Stutter- und Formant-Shift-Effekten gefragt. 

Wie ihr Vocals Trap-typisch bearbeitet, erfahrt ihr in unserem nächsten Workshop „Vocal-Effects – Formant, Stutter und Co.”, den wir bald auf Bonedo veröffentlichen.
Dranbleiben!

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