Anzeige

Behringer System 55 Test

Ich bin sicher, dass jeder Synthesizer-Nerd irgendwann mal den Traum vom modularen Moog-Synthesizer geträumt hat. Leider ging dieser nur für wenige in Erfüllung. Die Verfügbarkeit und der gorderte Preis standen meist im Weg. Ein relativ einfaches Moog Model 10 liegt selbst heute noch bei deutlich über 10.000 Euro! Das ist schon eine Menge Geld. Wen wundert es, dass ausgerechnet Behringer nun mit dem System 55 Abhilfe schaffen möchte und ein Moog-basiertes Modularsystem für Jedermann auf den Weg gebracht hat. Dabei versuchte man, die alten Schaltungen so originalgetreu wie möglich nachzuempfinden und gleichzeitig in das viel kompaktere Eurorack-System zu transferieren.

Behringer System 55 Test
Behringer System 55 Test

Details

Wenn ich richtig gezählt habe, sind momentan nicht weniger als 19 Module im Angebot (davon standen uns 18 zur Verfügung), die natürlich alle einzeln zu erhalten sind. Jedes Modul steckt dabei im typischen Behringer-Karton zusammen mit dem für den Einbau im Case nötigen Zubehör. Dazu schon an dieser Stelle der Hinweis, dass man sich die nötigen Patch Cords noch separat anschaffen muss, wie auch das Eurorack-Case selbst. Da gibt es mit dem Eurorack Go das entsprechende Angebot von Behringer selbst, es lässt sich überdies jedes andere beliebige Case verwenden. Mittlerweile werden zudem Bundles angeboten. Grundsätzlich ist es nicht erforderlich alle Positionen im Rack mit Behringer-Modulen zu besetzen, das Marktangebot an Eurorack-Modulen ist so groß, dass man für jede Vorliebe eine geeignete Auswahl treffen kann. Behringers Ziel war, die alten Schaltungen so gut wie möglich zu reproduzieren und auf modernere Bauweisen zu verzichten. Der Wunsch, die „alten“ Patches nachbauen zu können führte dazu, dass es selbst Module gibt, die so im Original nicht vorhanden waren. Dies erklärt sich dadurch, dass beim Original manches bereits vorverdrahtet war, was im Eurorack nicht nachzubilden ist.

Affiliate Links
Behringer System 55
Behringer System 55
Kundenbewertung:
(5)

Der erste Eindruck

Alle Module sind optisch dem Moog-Vorbild nachempfunden: Eine schwarze Bedienoberfläche mit weißer Beschriftung. Alles wirkt sehr edel und gut verarbeitet. Der Schrumpfungsprozess vom Moog-Modul ins Eurorack-Format ging nicht zulasten der Bedienbarkeit. Alle Bedienelemente sind bei Belegung mit Patchkabeln gut erreichbar. Hat man mehrere Module ins Rack geschraubt, dann sieht das alles schon sehr schick aus.

Die Module des Behringer System 55 im Einzelnen

Bevor wir uns die einzelnen Komponenten en détail ansehen, hier noch ein Hinweis für diejenigen, die sich die Moog-Module einmal im Original nebst Beschreibung betrachten möchten – zumindest virtuell. In den Moog Archives gelangt man über „instruments“ und „modules“ auf die Seite, die den Überblick bringt. Synthesizer-Nerds sollten sich diese Seite bookmarken.

• Behringer 921 VCO

Der Behringer 921 VCO ist ein Nachbau des klassischen Moog-VCOs in Form eines 14 HP breiten Moduls. Die Frequenz des Oszillators lässt sich entweder in Halbtonschritten oder stufenlos über sechs Oktaven stimmen. Mittels eines weiteren Wahlschalters stehen die gängigen Schwingungsformen Sinus, Dreieck, Sägezahn auf- und absteigend sowie Rechteck/Puls zur Wahl, die dann am regelbaren Aux-Ausgang zur Verfügung stehen. Der 921 VCO lässt sich auch im Sub-Modus betreiben.

Das Behringer 921 VCO Modul ist ein Nachbau des klassischen Moog-VCOs.
Das Behringer 921 VCO Modul ist ein Nachbau des klassischen Moog-VCOs.

Dazu bietet das Modul noch Einzelausgänge (nicht für den aufsteigenden Sägezahn) und den invertieren Puls. Das ist insofern spannend, als dass man zwei Schwingungen mischen kann. Verwende ich beispielsweise die Sinusschwingung am Einzelausgang und nochmals am Aux Out, dann verstärkt sich das Level des Sinus. Mischt man zwei unterschiedliche Schwingungen, wird eine vollkommen andere Obertonstruktur erzeugt. Zusammen mit der Möglichkeit den Aux Out über den negativen Output hinzuzumischen, was die Obertonstruktur eher in Richtung subtraktiv verändert, bietet der 921 VCO alleine bereits eine Vielzahl von Soundmöglichkeiten.
Die Pulsbreite lässt sich variieren und über zwei (!) externe Quelle modulieren. Für die CV-Steuerung bietet das Modul drei Modulationseingänge, die z. B. für eine CV-Spannung eines Keyboards oder des Sequenzers, bzw. zur Erzeugung eines Vibratos genutzt werden können. Ungewohnt ist der Bereich „Clamping“, der über externe Modulation den Oszillator „zwingt“, den Zyklus der Schwingung wieder neu zu beginnen. Das resultiert u. a. in sich wiederholenden Klangmustern und in Sync- und FM- ähnlichen Effekten.

Audio Samples
0:00
Noise moduliert Clamping-Point

• Behringer 921B VCO / Oscillator Driver 921A

Hier haben wir es mit einer zweiten Oszillatorvariante zu tun, die eigentlich mit dem Oscillator Driver 921A zusammen genutzt wird. Dabei kann ein Oscillator Driver bis zu zwölf 921B-Varianten steuern. Und ein paar Funktionen, die in der 921er-Version vorhanden sind, werden hier quasi in einem anderen Modul ausgelagert. Klingt ein wenig kompliziert, ist es aber nicht. Es ist doch recht praktisch z. B. die Stimmung für mehrere VCOs gleichzeitig vornehmen zu können.

Das 921B VCO Modul benötigt eigentlich den Oscillator Driver.
Das 921B VCO Modul benötigt eigentlich den Oscillator Driver.

Der Driver steuert die Stimmung des VCOs, entweder in Halbtonschritten, oder stufenlos über sechs Oktaven. Dazu kann obendrein die Pulsbreite der angeschlossenen 921B-Module moduliert werden.

Der 921A Oscillator Driver kontrolliert den 921B VCO.
Der 921A Oscillator Driver kontrolliert den 921B VCO.

Der eigentliche Oszillator 921B verfügt dabei über vier Schwingungsformen mit jeweils einem Output: Sinus, Dreieck, Sägezahn und regelbarer Puls. Letzterer wird dann vom Driver gesteuert. Dazu gibt es noch einen Sync-Eingang, der zwischen Strong- und Weak-Sync umschalten lässt sowie die Möglichkeit der linearen Frequenzmodulation. In der Literatur werden die Begriffe „Weak“ und „Strong“ sowie „Hard“ und „Soft“ häufig synonym verwendet. Weak kann aber auch bedeuten, dass der Sync-Vorgang erst dann greift, wenn das Signal einen bestimmten Threshold-Wert überschreitet.
Die Moog Archives erklären dazu (übersetzt): Das Phase Locking beim Sync-Vorgang bezieht sich beim 921er-Modul generell nur auf die ersten sechs Obertöne. Im Weak-Modus reduziert sich der Effekt um Faktor 4 (Soft). Auf Wunsch kann der 921B in den LF-Modus versetzt werden. Dabei lässt sich die Range des LFOs auch über den Fußlagenwahlschalter einstellen.

• Behringer CP3A-0 Oscillator Controller

Ein weiteres Modul, das mehrere 921A/B-Oszillatoren ansprechen kann. Bis zu vier CV-Signale können summiert und wieder ausgegeben werden. Dafür stehen drei CV-Outputs zur Verfügung. Ein Eingang verfügt über einen Attenuator.

Behringer20_CP3A-O-1088841 Bild

• Behringer 903A Random Signal Generator

2 x 2 Ausgänge für White Noise und Pink Noise auf 4 HP. That’s it. Das Output-Level ist nicht regelbar.

Der Behringer 903A Random Signal Generator
Der Behringer 903A Random Signal Generator

• Behringer 904A Lowpass VCF

Ein typisches Moog-Filter mit 24 dB Flankensteilheit. Der Frequenzbereich, in welchem das Filter arbeiten soll, lässt sich drei Varianten voreinstellen: 1 Hz – 5 kHz, 4 Hz – 20 kHz sowie 16 Hz – 80 kHz. Dies ermöglicht recht feine Filterpositionen. Regeneration bedeutet nichts anderes als Resonance und kann das Filter auch in Eigenschwingung versetzen. Hinter der Bezeichnung „Fixed Control Voltage“ verbirgt sich der Regler, den wir besser als Cutoff Frequency kennen.

904A Lowpass VCF: Das klassische Tiefpassfilter
904A Lowpass VCF: Das klassische Tiefpassfilter

Nachteilig ist, dass das Modul nur einen Signaleingang bietet, was dazu führt, meist den Umweg über Multiples gehen zu müssen. Auf der Modulationsseite stehen demgegenüber drei Inputs zur Verfügung.

• Behringer 904B Highpass VCF

Passend zum Tiefpass-Filter gibt es ein Highpassfilter mit relativ einfachem Aufbau und 8 HP Breite: Ein Cutoff-Regler und die Einteilung in zwei Frequenzbänder: 4 Hz – 20 kHz und 10 Hz – 50 kHz. Wie schon beim 904A Lowpass VCF gibt es hier nur einen Ein-und einen Audioausgang plus drei Modulationseingänge.

Der Behringer 904B Highpass VCF ergänzt den 904A Lowpass VCF
Der Behringer 904B Highpass VCF ergänzt den 904A Lowpass VCF

• Behringer 923 Filter

Mit dem Modul 923 finden wir noch ein weiteres, nicht modulierbares Filtermodul, aufgeteilt in Low-und Highpass mit separaten Ein- und Ausgängen. Regelbar ist jeweils nur die Cutoff Frequency. Mit integriert auf 8 HP ist zusätzlich ein Noise Generator mit weißem und rosa Rauschen. 

Das Behringer 923 Filter ist ein Filter ohne Control-Eingänge
Das Behringer 923 Filter ist ein Filter ohne Control-Eingänge

• Behringer 914 Fixed Filter Bank

Selbst die legendäre „Fixed Filter Bank“ wurde nicht vergessen. Das ist ein Leckerbissen für Soundtüftler. Das Modul bietet 12 aktive Bandpassfilter mit einem ungefähren Abstand zwischen den Bändern von einer halben Oktave. Dazu kommt an der einen Seite ein Lowpassfilter bei 100 Hz und ein Highpassfilter bei 7,5 kHz, beide mit einer 24 dB/Oct.-Charakteristik. Der Clou an der Sache ist, dass selbst bei voller Aussteuerung eines jeden Bandpassfilters keine gerade Frequenzkurve entsteht, da die einzelnen Bänder eher als Resonanzfilter arbeiten.

Die Behringer 914 Fixed Filter Bank bietet 12 aktive Bandpassfilter.
Die Behringer 914 Fixed Filter Bank bietet 12 aktive Bandpassfilter.

Es ist so ähnlich, als hätten wir 12 x Resonanz an den vorgegebenen Filterpunkten. Dies erinnert z. B. an ein Vowel-Filter, das man dazu verwendet, Vocal-ähnliche Klänge zu erzeugen. Die Abschwächung pro Band liegt bei ca. 80 dB. Das bedeutet, dass bei Nullstellung aller Bänder nichts mehr zu hören ist. Nach und nach können wir dann die einzelnen Frequenzbänder hinzumischen. Bei den Filterbänken kommen OP-Amps zum Einsatz wie auch Transistoren bei den Ein- und Ausgängen.

• Behringer 902 VCA

Der VCA ist ebenfalls schnell beschrieben. Wir sehen auf 8 HP zwei Eingänge, zwei Ausgänge, die Umschaltung von linearer auf exponentielle Arbeitsweise, drei Modulationseingänge, z. B. für einen ADSR-Generator sowie einen „Fixed CV“-Regler, der selbst ohne Hüllkurve einen Ton verstärkt. Diese Funktion wird oft „Initial Gain“ gennant.

Behringer 902 VCA: Ein VCA, der auch in die Sättigung geht.
Behringer 902 VCA: Ein VCA, der auch in die Sättigung geht.

Das Modul arbeitet sehr sauber, es lässt sich damit auch in die Sättigung gehen, um dem Sound mehr Punch zu verleihen (siehe Modul CP3A-M). Das gelingt intensiver, wenn man den invertierten Ein-/Ausgang verwendet. Das Modul verarbeitet Audio- und CV-Signale, was später einmal sehr wichtig werden soll.

• Behringer 911 Envelope Generators

Der 911 Hüllkurvengenerator ist mit ADSR klassisch aufgebaut. Die ADR-Einstellungen arbeiten im Bereich von 2 ms bis zu 10 Sekunden. Etwas irritierend ist im Manual, dass dort eine Sustain-Time von bis zu 10 Sekunden erwähnt wird. Es handelt sich aber um das Sustain-Level, das auf dem eingestellten Wert verbleibt, bis man z. B. eine Taste o. ä wieder losgelassen hat.

Der Envelope Generator 911 hat leider nur einen Control-Ausgang.
Der Envelope Generator 911 hat leider nur einen Control-Ausgang.

So wie die alten Moogs, arbeitet der ADSR-Generator nicht mit dem V-Trigger als Gate wie es die meisten Systeme machen (inkl. dem analogen Sequential Controller von Behringer), sondern mit dem S-Trigger. Da beides nicht direkt kompatibel ist, muss man den V-Trigger/S-Trigger-Converter 961 verwenden (siehe unten).

• Behringer 961 Interface

Das 961er-Modul wandelt V-Trigger in S-Trigger und vice versa. Der Trigger ist hier nichts anderes als ein Gate, das z. B. bei Tastendruck erzeugt wird (Gate on). Das Loslassen der Taste wird als Gate off bezeichnet. Der S-Trigger ist eine Moog-typische Variante, während man innerhalb des Eurorack-Systems fast immer mit dem V-Trigger arbeitet. Außerdem kann das Modul ein Audiosignal in einen Trigger umwandeln, womit man beispielsweise ein Bassdrum-Signal als Sync verwenden könnte.

Behringer 961: Der S-Trigger/V-Trigger-Wandler
Behringer 961: Der S-Trigger/V-Trigger-Wandler

Im Modul sehen wir zwei S-Trigger-Eingänge mit jeweils zwei V-Trigger-Ausgängen sowie vier Mal sechs Reihen für eine Wandlung von V- auf S-Trigger. Für die jeweils zweite Reihe gibt es noch eine Trigger-Delay-Funktion. Im oberen Bereich befindet sich der Eingang für ein Audiosignal, dass zu einem V-Trigger gewandelt werden kann. Da gilt es dann, den Überblick zu behalten, damit man vor lauter „V“ und „S“ nicht durcheinanderkommt.

• Behringer CP3A-M Mixer Modul

Das analoge CP3A-M Mixer Modul verfügt über vier regelbare Eingänge, einen Master-Gainregler und über jeweils zwei Outputs mit positiver oder negativer Polarität. Im Normalbetrieb überträgt die Schaltung ein Audio-Signal absolut sauber. Dreht man die Attenuator- und Master-Gain weiter auf, gerät man in die Sättigung (siehe Abb.). 

Im Scope sieht man, dass die Spitze des Sägezahns „geplättet“ wird.
Im Scope sieht man, dass die Spitze des Sägezahns „geplättet“ wird.

Das Audiosignal erhält dadurch mehr Biss und Aggressivität, was man als „Drive“-Effekt bezeichnen kann. Das Modul verbraucht 14 HP und ist einfach zu bedienen. Als Zusatz stehen noch zwei Multiples zur Verfügung, von denen man ja nie genug haben kann. 

Das Behringer CP3A-M Mixer Modul ist ein analoger Mixer.
Das Behringer CP3A-M Mixer Modul ist ein analoger Mixer.

• Behringer 944 Multiples

Was kostet nur 31 Euro, ist 4 HP breit und sollte in keinem Rack fehlen? Richtig, das sind Multiple-Module. Diese sind passiv, benötigen keine Stromversorgung und verarbeiten sowohl Audio- als auch CV-Signale. Aber was macht man damit? Manchmal haben wir eine CV-Spannung für die Oszillatormodulation, die z. B. von einer Tastatur stammt. Diese soll aber zwei Oszillatoren gleichzeitig ansteuern. Was machen wir? CV in ein Multiple, aus dem Multiple mit einem Patchcord auf VCO1 und mit einem zweiten auf VCO2. Fertig. 

Unscheinbar, aber wichtig: die Multiples
Unscheinbar, aber wichtig: die Multiples

Noch ein Beispiel: Wir verwenden jeweils ein Signal von VCO1 und VCO 2. Diese beiden Signale möchten wir nun durch das Filter schicken, welches aber nur einen Eingang besitzt. Was tun? Signal VCO1 ins Multiple, Signal von VCO2 in die nächste Buchse und dann aus dem gleichen Multiple heraus ins VCF. Und ja, das Multiple vervielfältigt nicht nur Signal 1 auf 3, sondern merged auch – wie in unserem Beispiel – Signal 1 und 2 auf 3. 

• Behringer 955 Attenuator

Ein weiteres „Hilfsmodul“ mit 4 HP verfügt über drei passive und regelbare Abschwächer, jeweils mit In und Out. Das Modul ist leider nicht modulierbar (z. B. für die Steuerung durch ein Modulationsrad eines angeschlossenen Keyboards). Damit lassen sich Signale, z. B. eine LFO-Modulation in ihrer Intensität regeln – aber eben nur am Regler selbst. 

Behringer 955 Attenuator: Attenuator ohne CV-Eingang.
Behringer 955 Attenuator: Attenuator ohne CV-Eingang.

• Behringer CP35 Attenuator

Wer es etwas komfortabler mag, der setzt auf den CP35 Attenuator, der wiederum eine Stromversorgung benötigt. Wir sehen hier vier passive Kanäle jeweils mit Input/Output und einem Level-Regler. Belegen wir nur Input 1, dann erscheint das Signal zusätzlich auf den Outputs 1 – 4. Damit vervierfacht man ein Signal mit unterschiedlich einstellbarem Level. Man könnte den Input mit einem LFO-Signal belegen, um dann unterschiedlich intensive Modulationen zu erzeugen. Belegt man Input 2, dann erscheint Input 1 nur noch auf Output 1 und Input 2 auf den Outputs 2 – 4. 

Behringer CP35 Attenuator: 4-Kanal-Attenuator mit Multiple-Funktion.
Behringer CP35 Attenuator: 4-Kanal-Attenuator mit Multiple-Funktion.

Sind alle vier Eingänge besetzt, stehen nur noch einkanalige Abschwächer zur Verfügung. Dazu gibt es Outputs mit +6 V und -6 V sowie zwei weitere Vierer-Multiples. Das alles benötigt mit 21 HP etwas mehr Platz als die meisten anderen Module.

• Behringer 911A Trigger Delay

Das Modul macht genau das, was die Bezeichnung verspricht: Es verzögert Trigger-Signale von 2 ms bis hin zu 10 Sekunden, z. B. den Start einer Hüllkurve. Wir haben hier zwei unabhängige Einheiten, die nur einen S-Trigger akzeptieren. Will man damit 3rd-Party-Module ansteuern, dann benötigt man das 961er-Interface-Modul. Im Couple-Modus kann man beide Trigger-Signale synchron starten, jedoch mit einer unterschiedlichen Verlaufszeit.

Das Behringer 911A Trigger Delay verzögert Trigger-Signale von 2 ms bis hin zu 10 Sekunden.
Das Behringer 911A Trigger Delay verzögert Trigger-Signale von 2 ms bis hin zu 10 Sekunden.

• Behringer 960 Sequential Controller

Diesen Baustein des Behringer 55er-Modularsystems haben wir separat einem Test unterzogen. Dabei handelt es sich um einen analogen Sequenzer, der 8, 16 oder 24 Steps erzeugen kann. Den Testbericht findet ihr hier:    

Der Behringer 960 Sequential Controller ist ein analoger Step-Sequenzer mit acht Steps und drei Steuerreihen.
Der Behringer 960 Sequential Controller ist ein analoger Step-Sequenzer mit acht Steps und drei Steuerreihen.
Anzeige

Praxis

Bedienbarkeit / Terminologie

Da hat man bei Behringer geklotzt, nicht gekleckert und direkt eine große Anzahl an Modulen auf den Weg gebracht. Damit lässt sich bereits ein elaboriertes Modulsystem aufbauen. Die Module vermitteln allesamt einen guten und stabilen Eindruck. Selbst wenn drei Reihen Eurorack-Module jetzt nicht (mehr) so gewaltig ausschauen wie eine legendäre Moog-Schrankwand, so ist die Optik doch schon sehr edel. Schön ist: Die Verkleinerung der Modulgröße ging nicht zu Lasten der Bedienbarkeit. Da ist man dann bei Bedarf eher  etwas in die Breite gegangen. Ein wenig gestört hat mich, dass z. B. beim VCF nur ein Eingang geboten wird und man stets direkt über die Multiples gehen muss, will man nur die Signale zweier VCOs über ein Filter laufen lassen. Aber so ist bereits das Vorbild aufgebaut.
Ungewohnt – ich hatte das beim Test des Sequenzers (Behringer 960 Sequential Controller) bereits anklingen lassen – sind im ersten Moment diverse Bezeichnungen, die jedoch so vom alten Moog-System übernommen wurden. Statt „Resonance“ lesen wir „Regeneration“ und statt „Cutoff“ heißt es „Fixed Control Voltage“ etc. Wenn man es weiß, dann findet man sich nach kurzer Einarbeitungszeit gut damit zurecht. Zudem erscheinen nicht alle Modul-Bezeichnungen auf den ersten Blick ganz logisch.
So mancher mag vielleicht die Verwendung eines S-Triggers etwas sperrig finden, hier hat sich Behringer allerdings konsequent an das Original gehalten. Das zwingt eigentlich nur zum Kauf eines 961er-Interfaces, was ja noch ein paar andere Vorteile bietet, denn man kann damit auch Audiosignale in S- oder V-Trigger verwandeln. Das hilft beispielsweise dann, wenn man eineDrummachine hinzunehmen möchte, die noch gar keine Sync-Funktion aufweist. Oder man erzeugt ein entsprechendes Signal in seiner DAW. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass man bei einem S-Trigger sogar einen Fußschalter als Auslöser verwenden kann.

Wie stabil ist die Stimmung?

Sicherlich immer ein Thema bei alten analogen Systemen: Die Stimmstabilität. Bei den beiden Oszillator-Varianten konnte ich während der Testzeit keine Probleme feststellen. Geprüft habe ich dies 15 Minuten nach dem Einschalten und nachdem das System mehrere Stunden in Betrieb war. 

Verarbeitungsqualität

Die Module erscheinen allesamt sauber verarbeitet und die Regler sind von stabiler Natur. Bei den Wahlschaltern hat man sich für die Moog-typischen Varianten entschieden, wie wir sie schon beim Behringer Model D gesehen haben. Die Regelwege sind allesamt gut gewählt, die Regler verfügen über den nötigen Widerstand, wodurch Einstellungen sehr nuanciert vorgenommen werden können. Gefallen hat mir auch, dass z. B. der Cutoff-Bereich des VCF in drei Stufen wählbar ist. Die Oszillatoren geben auf dem Scope alle ein sauberes Signal ab, außer man geht in die Sättigung, die dann die Schwingung verändert. Das ist allerdings aus klanglicher Sicht ein erwünschter Aspekt.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Module sind gut verarbeitet. Hier einmal in der Rückansicht …

Alles zusammen, oder geht es auch einzeln?

Module wie die 914 Fixed Filter Bank und ebenso der 960 Sequential Controller (Sequenzer) machen als Einzelmodule in einem anderen Euroracksystem eine Menge Sinn, zumal diese nun wirklich gnadenlos preiswert sind. Gerade die Fixed Filter Bank sollte in keinem Modularsystem fehlen. Im nachfolgenden Klangbeispiel schicken wir Noise in das Filter und zeigen die Soundveränderungen unter Nutzung der zwölf Bänder.

Audio Samples
0:00
Wir starten in kompletter Nullstellung, regeln dann den TP und weitere Bänder hinzu. Zum Schluss hören wir den HP.

Selbstverständlich lässt sich die Fixed Filterbank zum Verändern von Signalen anderer Klangerzeuger verwenden. Die 914 Fixed Filterbank ist mehr als ein parametrischer EQ, obwohl man sie zu dem Zweck nutzen kann unerwünschte Frequenzen zu eliminieren. Das Modul 914 ist vielmehr ein eigenständiges Eurorack-Tool für eine sehr kreative Klangbearbeitung – und das zu einem Preis von 102 Euro !!! 

Wie Modulationen steuern?

Bei den ersten Patches tauchte dann ganz unverhofft ein Problem auf. CV und Gate von einer Tastatur arbeiten tadellos. Aber was passiert, wenn man jetzt noch mit einem Modulationsrad einen LFO dazu bringen möchte, ein Vibrato zu erzeugen? Das ist gar nicht so einfach, denn an keiner Stelle kann ich die Intensität des LFOs per CV regeln! Ich verwende den Attenuator und drehe dann am Regler, was jedoch nicht das Modulationsrad ersetzt. So muss man festhalten, dass keiner der Abschwächer sich über CV steuern lässt. Also, was tun? Die Lösung ist, einen VCA zu verwenden, der Kontrollspannungen akzeptiert. Hat man nur einen VCA im System, wird die Sache schon schwierig. Hier kann es nur die Empfehlung geben, direkt zwei VCAs zu bestellen. Jetzt könnte man in die Diskussion einsteigen, ob man da nicht besser die Attenuator im CP-35 CV-fähig gemacht hätte, auch wenn das dann nicht dem Original entspricht.

Basissystem zusammenstellen – was wird benötigt?

Für ein Basissystem empfehle ich zwei VCOs, einen VCF (Tiefpass), zwei (!) VCAs (siehe oben) sowie zwei Hüllkurvengeneratoren. Nimmt man dann noch das Interface dazu, bezahlt man für ein geklontes Moog-Modularsystem gerade einmal 604 Euro. Mit Sequenzer und Fixed Filter Bank liegt man bei 850 Euro. Günstiger geht es kaum.

Wie klingt das Behringer System 55?

Erster Eindruck: Es klingt wie ein Moog, mit allen Eigenheiten und das mit aller Wucht. Oszillatoren und Filter arbeiten so, wie man es erwartet.
Hier ein Beispiel eines ganz einfachen Patches: Zwei 921er VCOs, leicht gegeneinander verstimmt, gehen in den Filter und dann in den VCA, die EGs sind sogar deaktiviert. Das klingt schon voluminös. Dann wird am Cutoff und an der Regeneration (Resonance) gedreht. Es ist eigentlich alles da, was man am Moog-Sound mag oder auch hasst. Der Klang ist ungemein breit.

Audio Samples
0:00
Ein einfaches Patch mit zwei VCOs, Filter und VCA

Das Filter arbeitet wie gewünscht und der nötige Druck im Bass kommt nicht zu kurz. Der Behringer System 55 Modular-Synthesizer hat den Hörtest bestanden. Bei den folgenden Klangbeispielen haben wir dann noch verschiedene Patches ausprobiert. Ich bin sicher Moog-Freunde werden ihre helle Freude an diesem System haben.

Audio Samples
0:00
Arpeggiator steuert mit Reihe 2 Filter Cutoff Bass mit Modulation Filter als Oszillator Filtersweep Freqeuenzmodulation auf Oszillator 921B Lead-Sound Perkussiver Lead-Sound Noise moduliert Clamping-Point Sägezahnwelle durch Fixed Filterbank

Behringer System 55 Sound Demo (no talking)

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Anzeige

Fazit

Mit dem Behringer System 55 kann sich jeder Synthesizer-Begeisterte den Traum von einem Moog-ähnlichen Modularsystem erfüllen. Der konsequente Nachbau der Module erlaubt es, die alten Patches eines Moog-Modulsystems authentisch nachzuempfinden. Nur ist es hier nicht notwendig, dafür einen größeren Kredit aufzunehmen. Daneben ist auch die Integration einzelner Komponenten in ein bereits bestehendes System zu empfehlen, denn einige der vorgestellten Module können beim Ausbau sehr hilfreich sein. Klang, Aufbau, Verarbeitung und Möglichkeiten sind durchweg ausgezeichnet. Und was soll man zu den Preisen der Module sagen, die zwischen 30 Euro (Multiples) und 149 Euro (Sequential Controller) liegen? Wenig, denn da ist man eigentlich sprachlos.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Authentischer Nachbau der originalen Schaltungen
  • Klangqualität
  • Verarbeitung
  • Design und Aufbau der Module
  • Großes Angebot an Modulen
  • Viele Möglichkeiten
Contra
  • Konsequenter Nachbau übernimmt Probleme des Originals (Anzahl Eingänge, Einbindung Mod.-Rad)
Artikelbild
Behringer System 55 Test
Für 1.444,00€ bei
Das System 55 von Behringer basiert auf alten Moog-Schaltungen und bringt das analoge Moog Modularsystem preislich attraktiv in das Eurorack-Format.
Das System 55 von Behringer basiert auf alten Moog-Schaltungen und bringt das analoge Moog Modularsystem preislich attraktiv in das Eurorack-Format.
Behringer-ModulPreis
Behringer 921 VC OscillatorCa. 107 €
Behringer 921B VCOCa. 102 €
Behringer 921A Oscillator DriverCa. 80 €
Behringer CP3A-0 Oscillator ControllerCa. 51 €
Behringer 903A Random Signal GeneratorCa. 51 €
Behringer 904A Lowpass VCFCa. 102 €
Behringer 904B Highpass VCFCa. 102 €
Behringer 923 FiltersCa. 79 €
Behringer 914 Fixed Filter BankCa. 102 €
Behringer 902 VCACa. 51 €
Behringer 911 Envelope GeneratorCa. 53 €
Behringer 961 InterfaceCa. 81 €
Behringer CP3A-M MixerCa. 51 €
Behringer 994 MultiplesCa. 30 €
Behringer CP35 AttenuatorCa. 81 €
Behringer 911A Dual Trigger DelayCa. 54 €
Behringer 960 Sequential ControllerCa. 149 €
Behringer 962 Sequential SwitchCa. 50 €

(Die genannten Preise sind Straßenpreise am 05.11.2020)

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.