Anzeige

8 Tipps und Songs, die deinen Shuffle-Groove verbessern

“Früher war alles besser!” – Auf den guten alten Shuffle trifft dieser Satz ohne Frage zu! In den 60er-, 70er- und 80er-Jahren waren Rock und Pop noch viel stärker von Blues beeinflusst als die Musik, von der man heute zumeist aus dem Radio belästigt wird. Deshalb war der Shuffle auch deutlich präsenter in populärer Musik und so automatisch in Jedermanns Ohr. Dem ist heute leider nicht mehr so, man findet ihn hauptsächlich in seiner alten Heimat: dem Blues! Trotzdem ist und bleibt er natürlich eines der Dinge, die zu unserer musikalischen Grundausbildung gehören und die von daher jeder Bassist/in beherrschen sollte. Was lag da näher, als einmal einen eigenen Bass-Workshop zum Thema “Shuffle” zu erarbeiten?

Bass-Workshop: "8 Tipps & Songs, die deinen Shuffle-Groove verbessern"
Inhalte
  1. Geschichtliches: Die Entstehung des Shuffle-Grooves
  2. 6/8- und 12/8-Shuffle
  3. Wann spricht man von Shuffle und wie kann man Shuffle üben?
  4. Jimi Hendrix: “Red House”
  5. Journey: “Lovin’, Touchin’, Squeezin'”
  6. Gary Moore: “Walking By Myself”
  7. Toto: “Child’s Anthem”
  8. ZZ Top: “La Grange”

Der Shuffle ist ein Standard-Groove, den Musiker auf der ganzen Welt kennen und verstehen. Heißt es “Spielen wir einen Shuffle-Blues in A”, so weiß im Grunde jeder erfahrene Musiker, was damit gemeint ist und kann dies sofort in die Tat umsetzen – eigentlich! Ich habe leider immer wieder die Feststellung gemacht, dass wir Europäer uns gar nicht mal so leicht tun mit diesem Shuffle, entstammt er doch der afroamerikanischen Kultur und ist in unserer europäischen Musik eher seltener zu finden.

>>>Shuffle und Blues sind nicht selten untrennbar miteinander verbunden. In diesem Workshop bekommst du “5 Survival-Tipps für die nächste Blues-Session”!<<<

Das heißt, wir hören ihn auch im Verlauf unserer musikalischen Sozialisierung gar nicht so häufig. Und über Hören lernen wir nun mal am besten! Der Shuffle basiert zudem auf einer ternären Unterteilung (Dreiergruppen wie Triolen, 6/8, 12/8, …), die sich für uns immer etwas schwammig anfühlt. Mit binären Rhythmen (Achtel, Sechzehntel…) tun wir uns in unseren Breitengraden einfach leichter. Daher ist es höchste Zeit, dass wir uns dem Shuffle wieder etwas mehr widmen und für die Erhaltung seiner Art sorgen.

Geschichtliches: Die Entstehung des Shuffle-Grooves

Der Sage nach entstand der Shuffle Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts. Die auf übelste Weise unterdrückten und versklavten Afroamerikaner in Nordamerika fanden in der Musik ein Ventil für ihr Leid und schufen so gleichzeitig eine der wichtigsten Grundlagen von zeitgenössischer Musik: den Blues. Als Rhythmen verwendeten sie alltägliche Dinge, die sie in ihrer Umwelt hörten und nachahmten. Eines davon war eine startende Dampflokomotive. Sie macht ein zuerst längeres “Tsch”, auf welches ein kürzeres “Tsch”. Jeder, der schon einmal einen Western gesehen hat, kennt dieses Geräusch. Dieses fand dann Einzug in den Blues – und geboren war der Shuffle!

>>>Noch mehr neuer Input: In diesem bonedo-Workshop gibt es “5 Tipps und Riffs für einen gelungenen Bass-Soundcheck”!<<<

Musikalisch darstellen lässt sich der Shuffle auf zweierlei Art und Weise: Einmal sind die Basis Achteltriolen, d.h. jede Viertelnote wird noch einmal in drei gleich lange Einheiten (Triolen) unterteilt. Diese kann man auf verschiedene Weise zählen. Ich habe mich hier für “1 und di , 2 und di, 3 und di, 4 und di” entschieden. Beim Shuffle spielen wir dabei immer die Ziffern (1, 2, 3, 4) und das jeweils dazugehörige “di”, also die erste und dritte Triolen-Achtel jeder Viertel (siehe Pfeil in Takt 1 und 2 der PDF-Datei).

Notieren kann man den Shuffle auf verschiedene Arten. Entweder schreibt man ihn mathematisch korrekt mit Triolen (s. PDF Takt 2, 3 und 4,5) oder gibt einfach eine Interpretationsangabe am Beginn der Notation (s. PDF Takt 6 und 7). Dann reichen einfach notierte Achtel, da der Musiker am Anfang den Hinweis bekommt, wie diese interpretiert werden sollen. Das Notenbild wird dadurch deutlich übersichtlicher:

So hört sich das Ganze an:

Audio Samples
0:00
Standard-Shuffle-Groove – WAV

Die Bassdrum und die Snare spielen hier das Shuffle-Pattern mit dem Bass zusammen. Bei diesem Tempo klingt unsere Bassline auch staccato gespielt gut und etwas aggressiver als die vorherige Variante:

Audio Samples
0:00
Shuffle-Groove, staccato gespielt – WAV

Beim folgenden Groove mit höherem Tempo ist seitens des Schlagzeugs eher die Hi-Hat für das Shuffle-Feeling zuständig:

Audio Samples
0:00
Shuffle-Groove in höherem Tempo – WAV

Der Shuffle bleibt aber nicht immer mathematisch exakt. Je schneller er gespielt wird, desto mehr nähert er sich wieder geraden Achteln an. Sonst klingt er mechanisch und zickig.

6/8- und 12/8-Shuffle

Die zweite Form, in welcher der Shuffle vorkommt, ist der 6/8- bzw. der 12/8-Takt. Er findet vor allem bei langsamen bis mittleren Tempi Verwendung. Auf welchen Zählzeiten angeschlagen und wie er notiert wird, kannst du wieder der PDF-Datei entnehmen:

Das wäre eine mögliche Bassline dazu:

Audio Samples
0:00
Standard-12/8-Bassfigur (muted) – WAV

Die Hi-Hat spielt, wie häufig in einem 12/8-Takt, sämtliche Achtel. Die Bassdrum deutet das Shuffle-Pattern gelegentlich an. Für beide Arten von Shuffles gilt natürlich, dass sie auch durchaus variiert werden können und nicht starr an diesem Rhythmus festgehalten werden muss. Das lässt sich in den Songs gut sehen, zu denen wir gleich kommen.

Wann spricht man von Shuffle und wie kann man Shuffle üben?

Eine ternäre Unterteilung oder ein 12/8-Takt müssen nicht zwangsläufig ein Shuffle sein. Von diesem spricht man dann, wenn die in oben beschriebenen rhythmischen Figuren den Groove dominieren, sich also häufig wiederholen und so die rhythmische Basis des Songs ausmachen.

>>>Auch interessant für dich: “Slap-Bass-Workshop: Finger vs. Slap Style”<<<

Der Shuffle ist ein Standard-Groove, aber auch ein Feeling, ist also verantwortlich dafür, wie sich Musik für uns anfühlt. Solche Dinge lernt man wiederum am einfachsten über die Ohren und das Machen. Die beste Übung ist, so viel Shuffles wie möglich zu hören und das Feeling in sich aufsaugen. Und natürlich auch so viel Shuffles wie möglich spielen, idealerweise mit einem Drummer.

Hier findest du fünf Songs zum Üben:

Jimi Hendrix: “Red House”

Jimi Hendrix’ “Red House” ist ein Paradebeispiel für einen langsamen 12/8-Shuffle und perfekt, um in die Materie einzutauchen. Dieser Slow Blues entwickelte sich zu einem Standard, den man heutzutage auf fast jeder Blues-Session hört.

Ich habe eine schöne Version von Gary Moore gefunden, bei der kein Geringerer als Pino Palladino den Bass bedient. Davon habe ich den ersten Chorus des gesungenen Verses notiert (ab 01:05 min), natürlich spielt Pino im Verlauf des Stücks noch viele Variationen, aber unser Fokus liegt ja auf dem Feeling.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Journey: “Lovin’, Touchin’, Squeezin'”

Dieser Hit der amerikanischen Band Journey aus dem Jahre 1979 zeigt schön den Einfluss des Blues auf die Popmusik der 70er und 80er. Ein astreiner 12/8-Shuffle ist hier Basis dieser Ballade über Betrug und gebrochene Herzen. Bassist Ross Valory spielt wunderbar einfach und transparent, so dass wir uns voll auf das Shuffel-Feeling konzentrieren können.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Gary Moore: “Walking By Myself”

Gary Moores Rückkehr zum Blues bescherte ihm Anfang der 90er-Jahre noch einmal einen ordentlichen Karriere-Boost. “Walking By Myself” wurde ein großer Hit und ist ein klassischer Bluesrock-Shuffle mit verkürzter achttaktiger Bluesform. So langsam ziehen wir das Tempo etwas an, das macht es für unsere Anschlagshand schon etwas spannender

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Toto: “Child’s Anthem”

Wir kommen wieder zurück zur Popmusik: “Child’s Anthem” ist der instrumentale Opener des ersten Albums der legendären US-Band Toto. Diese Hymne wird von einem Shuffle-Groove nach vorne gepeitscht. Bassist David Hungate und Super Drummer Jeff Porcaro sind/waren Meister ihres Fachs und lassen natürlich auch hier nichts anbrennen.

>>>Hier findest du garantiert deine Lieblings-Basshits: Kennst du schon unsere Bass-Workshopreihe “Die besten Bassriffs in Noten und Tabs”?<<<

Die Bassline ist auf das Nötigste reduziert und wir können uns so schön um den richtigen Groove kümmern. Der Break, der zu Beginn und noch dreimal im Verlauf des Songs kommt, ist ein kleines zusätzliches rhythmisches Schmankerl.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

ZZ Top: “La Grange”

Kein Shuffle-Workshop ohne ZZ Top! Die drei Texaner haben diesen Groove mit der Muttermilch aufgesaugt – entsprechend viel kann man von ihnen lernen. “La Grange” aus dem Jahre 1973 ist denkbar einfach. Bis auf die Tatsache, dass das zweitaktige Riff für das Gitarrensolo um eine kleine Terz höher transponiert wird, tut sich eigentlich nicht viel.

Nach dem Stop-Teil in der Mitte des Songs fügt Bassist Dusty Hill noch eine Note zur Bassline hinzu, das war es aber auch schon. ZZ Top sind ja bekannt für ihren minimalistischen Ansatz, der sich natürlich auch in “La Grange” wiederfindet. Das macht diesen Song wieder perfekt, um sich auf das Shuffle-Feeling zu fokussieren!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

In Kürze folgt zu diesem Thema übrigens noch ein zweiter Workshop, der sich mit dem Halftime Shuffle beschäftigt. Dieser ist wiederum in Stilistiken wie dem Hip Hop sehr populär. Zudem wird der Groove hier gerne in verschiedene Grauzonen (z.B. Neo Soul Swag Grooves) unterteilt und ist somit eine besondere Herausforderung.

Bis bald, euer Thomas Meinlschmidt

Hot or Not
?
TEASER_8_Tipps_und_Songs_die_deinen_Shuffle_Groove_verbessern Bild

Wie heiß findest Du diesen Artikel?

flame icon flame icon flame icon flame icon flame icon
Your browser does not support SVG files

von Thomas Meinlschmidt

Kommentieren
Kommentare vorhanden
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Für dich ausgesucht
Groove und Timing verbessern - Teil 1
Bass / Workshop

Die Basis des Bassspielens sind gutes Timing und ein gesunder Groove. Mithilfe der Übungen aus diesem Workshop kannst du diese wichtigen Fähigkeiten trainieren!

Groove und Timing verbessern - Teil 1 Artikelbild

Jeder Musiker braucht ein gutes Timing und muss ordentlich grooven. Wenn man gemeinsam musiziert, ist es unerlässlich, einen starken Puls zu empfinden und diesen auch für seine Mitmusiker und Zuhörer spürbar werden zu lassen. Im Idealfall bekommen wir als Tieftöner dann als Feedback zu hören: "Hey, das groovt ja klasse bei dir!" Aber gerade, wenn es nicht so klappen mag, stellt sich so mancher die Frage: Wie kann ich meinen Groove und mein Timing verbessern? Kann man diese Fähigkeiten üben, wie etwa eine Tonleiter? Oder sind sie eher angeborene Fähigkeiten? Keine Bange: Jede(r) Bassist:in kann sich jederzeit in den Bereichen Groove und Timing verbessern! In dieser neuen Workshopserie habe ich für euch Übungen zusammengestellt, mit denen ihr eure rhythmische Kompetenz Stück für Stück weiterentwickeln werdet. Und das Beste: Ihr benötigt keinerlei Hilfsmittel, wie z. B. ein Metronom. Die Übungen kann man jederzeit am Schreibtisch, im Zug oder in der Straßenbahn machen - immer dann, wenn man gerade einmal Zeit und Muße hat!

Groove und Timing verbessern - Teil 3
Bass / Workshop

Damit das eigene Rhythmusgefühl vom Üben zum Click nachhaltig profitieren kann, sollte man es auf besondere Art und Weise einsetzen: Im letzten Teil unserer Workshopserie geht es um das richtige Üben mit dem Metronom.

Groove und Timing verbessern - Teil 3 Artikelbild

In Teil 1 und Teil 2 dieser Workshop-Serie verbesserten wir unser Timing mithilfe verschiedener Übungen, die wir komplett alleine durchführen konnten. Heute nehmen wir einen gnadenlos humorlosen und unbarmherzigen Zuchtmeister zur Hilfe, welcher schon den ein oder anderen Musiker in den Wahnsinn getrieben hat: das Metronom! Aber keine Sorge, auch hier sollen die Kreativität, der Spaß und die richtige Motivation im Vordergrund stehen. Ein weiterer unbestechlicher Übungspartner sind Drumloops - also ein virtueller Schlagzeuger - entweder in Form einer App auf dem Handy, als Software im Computer oder ganz "Old School" in Form eines Drumcomputers. Auch mit diesen Helferlein kann man viel Spaß haben und auf kreative Art und Weise das eigene Timing verbessern.

Groove und Timing verbessern - Teil 2
Bass / Workshop

Nach den Groove-Übungen für Einsteiger des ersten Teils geht es dieses Mal an das Thema "Laut mitzählen beim Spielen". Auch diese Ebene bringt völlig neue Herausforderungen mit sich, die gemeistert werden wollen!

Groove und Timing verbessern - Teil 2 Artikelbild

Im ersten Teil dieser Workshopserie habt ihr bereits einige Übungen bekommen, die euer Empfinden für Groove und ein gutes Timing verbessern können. Während es in Teil 1 jedoch eher um das körperliche Ausüben des musikalischen Pulses ging, erweitern wir die Übungen heute um den Aspekt des lauten Zählens. Was zunächst langweilig und verkopft anmutet, ist in Wahrheit eine exzellente Übung, um die eigene Wahrnehmung eines rhythmischen Pulses auszubilden. Auch hierbei lautet das Schlüsselwort "Koordination", denn wir setzten stets eine Bassline in Relation zu einem bestehenden Puls. Unser Gehirn ist allerdings per se so verdrahtet, dass es jedem von uns deutlich leichter fällt, den Puls mit dem Fuß zu klopfen und dazu zu spielen, als den Puls beim Spielen laut zu zählen. Im Umkehrschluss heißt dies aber auch, dass unser eigener Puls entsprechend solider ausfallen wird, wenn wir es schaffen, beim Spielen gleichzeitig laut zu zählen. Los geht's!

Die besten Bass Riffs in Noten und TABs - Kinga Glyk: "Let's Play Some Funky Groove"
Workshop

Erlerne die Bassline von Kinga Glyks YouTube-Jam zu "Let's Play Some Funky Groove" in diesem Bass-Workshop!

Die besten Bass Riffs in Noten und TABs - Kinga Glyk: "Let's Play Some Funky Groove" Artikelbild

Die polnische Bassistin Kinga Glyk erobert seit einiger Zeit die Welt im Sturm. Mit zarten 25 Jahren hat sie bereits fünf Alben unter ihrem Namen veröffentlicht und mehrere internationale Tourneen absolviert. Ihre Mischung aus Jazz, Blues, Funk und Pop sowie ihr beeindruckendes instrumentales Können begeistern nicht nur Bassisten:innen, sondern berühren scheinbar jedes Musik liebende Herz auf dem Planeten. Auch in den sozialen Medien ist Kinga sehr aktiv und beschert uns immer wieder kleine Videos mit bassistischen Leckerbissen. Das berühmteste davon ist ihr wunderschönes Cover von Jeff Berlins „Tears In Heaven“-Version (im Original natürlich von Eric Clapton). In unserem heutigen Beispiel „Let’s Play Some Funky Groove“, dem Intro zu gleichnamigen Opener ihrer Soloplatte „Feelings“, vereint sie einen coolen Fingerstyle-Groove mit der ein oder anderen virtuosen Einlage.

Bonedo YouTube
  • Two Notes Revolt Bass - Sound Demo (no talking)
  • Harley Benton MV 4MSB Gotoh - Sound Demo (no talking)
  • Darkglass DFZ Duality Fuzz - Sound Demo (no talking)