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Toontrack Music City USA SDX Test

Wer im Bereich der American Roots Music ein wenig bewandert ist, der wird vielleicht schon wissen, welche Stadt sich hinter der Bezeichnung „Music City USA“ verbirgt. Es geht um Nashville, Tennessee – Hauptstadt der Country Music und strahlende Metropole im internationalen Musikgeschäft. Eine Stadt, in der es von Tonstudios, Plattenfirmen, Verlagen und natürlich Musikern nur so wimmelt, und die dabei für ihre trotzdem entspannte Musikszene bekannt ist. Wenn eine Erweiterung für Toontracks Superior Drummer 2 diesen bezeichnenden Titel trägt, dann ist also davon auszugehen, dass sich der Inhalt zumindest grundlegend an der musikalischen Ästhetik des Country-Genres orientiert. Trotzdem geht es natürlich auch in Nashville nicht nur „ländlich-sittlich“ zu Sache, und im Test werdet ihr erfahren, ob diese Zusatz-Library auch euren Drumsound bereichern kann.

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Mit der Music City USA SDX schließen wir unsere Testreihe zu den Erweiterungen für den Superior Drummer 2 vorerst ab. Die Software ist als vierter Sprössling des S2 seit April 2010 auf dem Markt, und sollten in nächster Zeit noch weitere Expansions herauskommen, halten wir euch natürlich auf dem Laufenden!

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DETAILS

Allgemeines
Zunächst einige Facts, die alle bisher erhältlichen Erweiterungen, also The New York Studios Vol. 2, The Metal Foundry, Custom & Vintage und Music City USA betreffen.
Im Falle der Core-Library des Superior Drummer 2 potenziert sich die Anzahl der einzelnen Samples für jedes Instrument im Drumset so weit (verschiedene Spielweisen, Anschlagstärken und Übersprechungen in eine ganze Armada von Mikrofonen), dass am Ende, schlicht gesagt, ein überdimensionaler Berg an Audiodaten steht. Zum gesteigerten Anwenderglück wird all das aber von der stabilen Engine sehr übersichtlich verwaltet.
Dieses grundlegende Konzept, das sich an einem höchstmöglichen Realitätsgrad bei der Simulation natürlicher Drums orientiert und dafür einen ebenfalls vergleichsweise hohen Ressourcenbedarf anmeldet, gilt auch für die Erweiterungen – in der Handhabung entstehen also keine prinzipiellen Unterschiede.

Die vier Erweiterungen zum Superior Drummer 2
Anders ist das beim Sound. Wer mit dem Kauf von einer oder mehreren Erweiterungen liebäugelt, wird möglicherweise auch planen, diese untereinander zu kombinieren, sodass sie sich gegenseitig zu einem allumfassenden Super-Drumset im Raumschiff-Format ergänzen.
Dazu gilt es, einen wichtigen Punkt zu beachten: Was den Klang angeht, orientiert sich die komplette Superior-Familie insgesamt eher an Vielfalt als an Einheitlichkeit. Genauer: Die Drums der vier Erweiterungen wurden alle in verschiedenen Studios aufgenommen, und dabei kamen ganz unterschiedliche Mikrofon-Konfigurationen zum Einsatz.
So wurden die Instrumente der Core-Library beispielsweise zusätzlich von einem trashigen Bullet-Mikrofon eingefangen, die Custom & Vintage SDX bietet einen vorkomprimierten Raum, und um die Snaredrums der Metal Foundry reihten sich im Studio sage und schreibe fünf Close-Mics. Dies wirkt sich neben dem letztendlichen Klang auch direkt auf den Mixer in der Software aus, der für jedes verwendete Mikrofon einen eigenen Kanal in petto hat.
Trotz solch grundlegender Unterschiede macht die Engine eine Integration von Trommeln aus anderen Erweiterungen über die sogenannten X-Drums möglich. Da dies aus den genannten Gründen nicht immer sinnvoll sein muss, ist die Software aber nicht dafür ausgelegt, solche Neukombinationen in die Extreme zu treiben. Das Prinzip der X-Drums und vieles mehr wird in unserem ausführlichen Testbericht zum Superior Drummer 2 erklärt.

Audio Samples
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Core-Library New York Studios Vol. 2 SDX The Metal Foundry SDX Custom & Vintage SDX Music City SDX

Bevor es nun richtig mit dem Test losgeht, bekommt ihr für eine erste O(h)rientierung ein MIDI-File zu hören, das ohne viel Drehen und Schrauben durch die Standard-Presets der Core-Library und der verschiedenen Erweiterungen gejagt wurde.
Schon hier wird deutlich, dass sich die vier SDX-Pakete zum Teil durch sehr unterschiedliche klangliche Eigenschaften auszeichnen.
The Big Boy from Sound Kitchen
Zeit, uns wieder auf unseren Testkandidaten selbst zu konzentrieren. Die Music City USA SDX ist natürlich nicht nur nach Nashville benannt, sondern wurde auch dort produziert. Da Toontrack ja bekannt für sehr gute und in der Praxis flexibel einsetzbare Raum-Samples ist, kann man davon ausgehen, dass die Wahl des Aufnahmeraums für die Sessions auch diesmal wieder eine tragende Rolle spielte. Letztendlich entschied man sich für die Sound Kitchen Studios, deren größter Raum die offizielle Bezeichnung „Big Boy Studio“ trägt. Die Referenzliste der „Klangküche“ scheint endlos und schließt neben Faith Hill, den Dixie Chicks oder Earth Wind & Fire auch die Foo Fighters und Großmeister Bruce Springsteen ein.
Irgendwer muss die Drums spielen, wenn sie gesampelt werden sollen (und natürlich hat auch die Wahl eines Trommlers ganz unabhängig von verschiedenen Fellen, Tunings oder Drumsticks einen gewissen Einfluss auf den Sound). Toontrack hat sich in diesem Fall mit Harry Stinson für einen Studio-Drummer entschieden, der fest in der Nashville-Szene verankert ist. Da die Referenzenliste auch beim Tontechniker Chuck Ainlay ellenlang ist, werde ich ab jetzt aber auf weiteres Namedropping verzichten. Feststeht: An der Produktion dieser Library waren offenbar ausschließlich Vollprofis aus dem Big Business beteiligt, die wissen was sie tun, da sie es jeden Tag tun.
Studio und Team könnten übrigens dem ein oder anderen schon aus der Nashville-Erweiterung für den EZ-Drummer bekannt sein. Genau genommen handelt es sich bei der Music City um eine höhere Ausbaustufe der alten Samples, die allerdings weit mehr einzelne Instrumente, Artikulationen, MIDI-Files und nicht zu vergessen eine 24-Bit-Auflösung zu bieten hat. Die Aufnahmen für beide Pakete fanden in der gleichen Session statt und sind sich daher ähnlich – aufgrund des weit höheren Umfangs der SDX aber eben doch zwei Paar Schuhe (bzw. Cowboystiefel).

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Wie im Screenshot zu sehen, ist die Rüstkammer unseres Software-Schlagzeugers im Falle dieser SDX relativ überschaubar gehalten. Wer bisher noch die Hoffnung hegte, dass die grafisch dargestellten Sound-Slots über Kontext-Menüs mit einer dafür umso breiteren Auswahl von Klangalternativen bestückt werden könnten, wird leider enttäuscht. Was die Vielfalt an gesampelten Instrumenten angeht, fällt das vierte Add-on im Vergleich zum S2 relativ mager aus. Insgesamt gibt es zwei Drumsets der Marken PB Drums (drei Toms) und Slingerland (zwei Toms). Für Bassdrums und Snares stehen jeweils fünf Alternativen zur Auswahl, während die verschiedenen Beckenpositionen mit jeweils ein bis drei verschiedenen der bronzefarbenen Metallscheiben bestückt werden können.
Eine erfreuliche Besonderheit ist, dass das PB Drumset neben Besen aus Plastik und Metall auch mit den Händen gespielt gesampelt wurde. Mr. Stinson hat also tatsächlich die Stöcke beiseitegelegt und auf Handarbeit umgestellt. Wie auch bei beiden Besen-Typen wurde leider nur jeweils ein Instrument für jeden Sound-Slot aufgenommen. Auch dieser Bereich hätte ruhig etwas großzügiger präsentiert werden können. Die Vielfalt der Sounds muss allerdings nicht alles sein, und nicht jeder Musikstil verlangt in Bezug auf das Schlagzeug nach einem umfangreichen Instrumentarium. Abgesehen davon ist ein fleißiger Zwerg jederzeit einem faulen Hünen vorzuziehen. Sehen wir also im Praxis-Teil, wie er sich so macht, der Zwerg.

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Praxis

Kleines Drumset, großer Raum
Wenn man sich die Entwicklung in den Add-ons für den Superior Drummer 2 ansieht, fällt auf, dass der Klang mit jeder weiteren Veröffentlichung etwas schmutziger oder zumindest roher wurde. Nachdem die New York Studios Vol. 2 einen noch deutlich vorbearbeiteten Sound anboten, verzichtete die Metal Foundry auf den Einsatz von EQs oder Kompressoren, klang aber dennoch sehr sauber.

Audio Samples
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PB Drums, Black Beauty Snare 1 PB Drums, Black Beauty Snare 2 Slingerland Drums, Rogers Snare Slingerland Drums, Tama Snare Brushes (Kunststoff) Brushes (Metall) Hände

Mit der Custom & Vintage SDX wurde es dann richtig british. Diesen Weg verlässt Toontrack nun wieder, denn die Music City USA steht sozusagen in der Tradition von Core-Library und erster Erweiterung. Der Sound wirkt von vornherein „fertig“ und auf Hochglanz poliert, wobei sich die Slingerland Drums noch etwas mehr an einem Vintage-Charakter orientieren.
Alle Sounds setzen sich von vornherein gut durch, und vor allem der hervorragende Klang des offenbar wirklich sehr großen Big Boy Studios verleiht den Drums einen edlen und ausgesuchten Charakter. Im Vergleich zur Core-Library wirkt die Music City etwas offener und weniger stark komprimiert.
Die MIDI-Library wurde von Huxflux Nettermalm eingespielt, der auch schon für die Grooves in Toontracks Songwriters Drumpack verantwortlich zeichnete. Wie schon bei dieser MIDI-Erweiterung sind die Grooves auch hier nicht anhand der verwendeten Instrumente kategorisiert, sondern sortieren sich nach Songteilen. So kann man also aus verschiedenen Variationen für Strophe, Refrain, Prechorus oder Bridge eines Songs wählen, die in der Regel etwa acht Takte lang sind.
Zusätzlich gibt es als „Kombinationsmaterial“ einige (natürlich kürzere) Fills. Der Vorteil solcher langen Passagen ist, dass sie nicht geloopt und dementsprechend abwechslungsreicher als ein- oder zweitaktige Patterns klingen. Wem das einen zu hohen Wiedererkennungswert oder zu wenig Kontrolle mit sich bringt, der kann auch Ausschnitte dieser Files verwenden oder sie als Grundlage für eigene Kreationen verwenden.
Insgesamt zeigen die MIDIs in Verbindung mit dem groß wirkenden Klang, dass die Music City USA nicht im geringsten nur auf Country Music spezialisiert ist, sondern im Prinzip für alles, was im Rock/Pop-Sektor nach natürlichen Drums verlangt, funktionieren kann.
In unseren Beispiel-Audios hört ihr einige der MIDI-fizierten Songparts in Kombination mit unterschiedlichen Bass- und Snaredrum Sounds. Für dieses Stadium des Testberichts habe ich wie immer auf weitere Bearbeitung am internen Mischpult verzichtet.

Mikrofonierung und Mixer-Channels
Die Mikrofonierung der Drumsets ist in Toontracks vierter Erweiterung für den S2 verhältnismäßig bodenständig und bietet keine besonderen Effekt-Tracks an. Neben Close-Mics und Overheads gibt es zwei Ambience-Kanäle in Stereo und einen Mono-Raum. Im Vergleich dazu, dass die geringe Auswahl an Instrumenten etwas bedauerlich ist, muss man hier aber sagen, dass die Anzahl der Kanäle völlig ausreichend ist. Der Klang der Raum-Mikrofone spricht für sich.

Klangbearbeitung und Presets
Wie jede andere Erweiterung, bietet auch die Music City USA einige Presets (insgesamt 13), bei denen bereits mehr oder weniger am Mixer geschraubt wurde.

Audio Samples
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Heavy Drums Leather Chains A. Morgan: Raise A Little Hell

Um einen Eindruck davon zu bekommen, wohin der Klang dieser SDX geführt werden kann, gibt es nun auch aus dieser Kategorie noch eine kleine Auswahl auf die Ohren. Als letztes Beispiel hört ihr einen Snapshot aus dem Allen Morgan Pack, also einer Erweiterung für die Erweiterung. Das MIDI Material stammt in diesem Beispiel aus dem Standard-Repertoire des Superior Drummer 2.

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Fazit

Die Music City USA SDX ist die jüngste aber auch die Unspektakulärste unter den Erweiterungen für den Superior Drummer 2. Sie setzt auf einen vorbearbeiteten und hochpolierten Sound, der in der Tat sehr offen und groß wirkt und bewegt sich damit vergleichsweise nah an den Vorgaben der Core-Library oder der New York Studios Vol. 2. Ein klanglicher Paradigmenwechsel wie bei der Metal Foundry oder Custom & Vintage SDX wurde hier nicht vollzogen, auch wenn sich der Einsatz von Kompressoren wohl etwas mehr in Grenzen gehalten hat.
Die Vielfalt der gebotenen Instrumente ist relativ beschränkt, und auch die Mikrofonierung fällt in der Music City vergleichsweise dünn aus. Natürlich sind fünfzehn Mikrofone, die sich um ein Drumset ranken, im Vergleich zum echten Leben immer noch kein Grund zum Klagen. Alles was ich in diesem Bereich vermisse, ist ein richtig schöner Schmutz-Kanal im virtuellen Mixer, wie er auch in den anderen Add-ons zu finden ist.
Besonders interessant sind die Samples der „handgespielten“ Drums, denn das war bisher in keiner anderen Erweiterung zu hören. Für eine Ballade, die nach einer intimen Atmosphäre verlangt, könnten diese Sounds genau passen. Ansonsten beschränkt sich die Nashville-Packung für Toontracks Flaggschiff nicht auf Country Music und kann für alles verwendet werden, was mit Rock und Pop zu tun hat und mit natürlichen Drums produziert werden soll.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Großer Hochglanz-Sound
  • Auch „Handgespielte“ Drums
Contra
  • Geringe Soundauswahl
  • Geringe Anzahl von Mixer-Channels
Artikelbild
Toontrack Music City USA SDX Test
Für 89,00€ bei
Features:
  • Erweiterung für Superior Drummer 2
  • 10 GB große Sample-Library (Reduziert durch Datenkompression)
  • Minimale Systemanforderungen:
  • PC: Pentium 4 oder Athlon @ 2GHz, 1 GB RAM, Windows XP mit SP3 oder höher
  • MAC: G5 @ 2 GHz, 1GB RAM, Mac OS 10.4.11 oder höher
  • Dual-Core Prozessor und 2 GB RAM für alle Systeme empfohlen
  • DVD-Laufwerk
  • Lauffähige Installation des Superior Drummer 2
  • Preis: 139.- € UVP
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