Stanton DJ Pro 1000 MKIIS Test

Um als DJ-Kopfhörer zu bestehen, bedarf es je nach Einsatzszenario bestimmter Fähigkeiten und manchmal finden sich diese nicht nur in der dreistelligen Spitzenklasse ein, sondern auch etwas weiter unten im Preisregister. Dass man auch für 59 Euro (UVP) auf einen gewissen Komfort beim Hören des heimischen Vinyl-, CD- und Bitbestandes und während der Mixsession vor Publikum nicht verzichten muss, möchte uns heute der Stanton DJ Pro 1000 MKIIS beweisen.

Das Firmenlogo prankt am Stanton DJ Pro 1000 MKIIS
Das Firmenlogo prankt am Stanton DJ Pro 1000 MKIIS


Die aktuelle Stanton-Kopfhörerlinie umfasst die Modelle DJ Pro 50/60/500/1000 und 2000, welche sich in einem Preisgefüge von etwa 30 bis 100 Euro angesiedelt haben. Los geht’s.

Details

Lieferumfang und Verarbeitung
Was die Verpackung angeht, sind – abgesehen von den Schriftzügen und Bebilderungen – keine großen Unterschiede zum großen Bruder auszumachen, denn beide Headphones treffen in einem Karton im Studio ein, wo Formschutzteile aus Pappe gegen vermeintliche Transportschäden schützen. Öffne ich jedoch die Kartonage, werden die Unterschiede schnell deutlich. Der MK2S hat zum Beispiel ein breiteres Kopfband als der 200er, dass zudem an der Kopfauflage weniger dick gepolstert ist. Die Lautsprecherschalen sind aus dünnem, silberfarbenen Kunststoff gefertigt, auf denen eine schalldurchlässige Schaumstoffauflage zwischen Ohrpolster und Lautsprecher sitzt. Die Ohrpolster zeigen sich als ziemlich empfindlich gegenüber Knautsch- und Pressversuchen, und nachdem ich sie herausgenommen hatte, um einen Blick auf die Treiberanordnung zu werfen, quittierten sie mir dies nach dem Reinfriemeln mit Abrieb. Genau da, wo der Kontakt zwischen Muschel und Polster stattfindet. Zu meinem Bedauern setzte sich dies im Laufe des Tests fort, sodass ich immer kleine Partikel an den Fingern hatte. Ein glatter Punktabzug. Auch die Dehnbarkeit ist nicht die beste, denn habe ich beide Seiten ausgezogen, ist beim Biegen ein deutliches Knacken zu hören, was mich dann davon abhält, hier weiterzumachen. Stanton setzt, was das Design angeht, auf die Farben Anthrazit, Grau-Silber und Hellblau. Auf dem Kopfband, den Seitenteilen und dem Kabelschacht finden sich Stanton-Logos ein.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Lieferumfang des Stanton DJ Pro 1000 MKIIS

Technisches
Beim DJ Pro 1000 MKIIS handelt sich um ein Modell mit ovaler Muschelform, welche die Ohren fast vollständig umschließen. Als Frequenzgang nennt der Hersteller 25 bis 20.000 Hertz, der maximale Schalldruck liegt bei 100 Dezibel, der Nennscheinwiderstand bei 100 Ohm. Die maximale Leistungsaufnahme ist mit 500 mW angegeben.

Praxis

Kabelkonstruktion
Bei der auswechselbaren Kabelkonstruktion lässt sich die klare Handschrift des Herstellers ablesen, denn an beiden Modellen ist die Buchse auf der linken Seite verbaut und nimmt Miniklinken in Form eines rechteckigen Blockeinschubs an. Was bedeutet, ich könnte das eineinhalb Meter lange Spiralkabel (gewickelt, nicht ausgezogen) des Zweitausenders gegen das drei Meter lange Flachkabel (lang genug zum Crate-Diggen, zu lang zum musikalischen Spree-Spaziergang) des Eintausenders austauschen, wenn sich beide Geräte in meinem Besitz befinden würden. Ersatzteile konnte ich weder bei einschlägigen Internethändlern noch auf der Website des Herstellers ausfindig machen – weder Strippen noch Polster. Vielleicht hilft es ja, bei Kabelbruch einen Rundstecker mit dem Messer „anzuflanschen“. Das Kabel mündet im Übrigen in einer 6,3-Millimeter-Klinke, für die ein Adapter auf Mini dem teureren Modell vorbehalten ist.

Stecker und Buchse...rein damit! - Stanton DJ Pro 1000 MKIIS
Stecker und Buchse…rein damit! – Stanton DJ Pro 1000 MKIIS

Tragekomfort, Handling
Der MKIIS macht sich aufgrund der etwas dickeren Zwischensohle und des geringeren Andrucks nicht so stark am Ohr bemerkbar wie sein großer Bruder. In Sachen Tragekomfort kommt ihm zudem das um 50 Gramm reduzierte Gesamtgewicht von 200 Gramm zugute. Allerdings ist der Kopfhörer weder dreh- noch schwenk- oder klappbar, was ihn in meinen Augen für den DJ-Einsatz eigentlich disqualifiziert. Man kann den Kandidaten jedoch einfach hinter dem Ohr tragen, wo er dann auch recht fest sitzt. Das Kopfband ist an jeder Stufe achtfach gerastert und lässt sich auf beiden Seiten um knapp 40 Millimeter ausziehen – doch Obacht: Einmal etwas unsanft dran gezogen und der Blick auf den Flachstahl und das Kabel wird frei. Wie gut, dass es nicht gerissen ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Am Kiunstkopf der Stanton DJ Pro 1000 MKIIS

Klang
Der Stanton 1000 klingt in Anbetracht seines Preises zwar recht ordentlich, doch muss Erwähnung finden, dass die Tiefbasswiedergabe nicht zu seinen Spezialitäten gehört und er ein wenig Brillanz in den Höhen vermissen lässt. Am DJM-850 angeschlossen stellt sich heraus, dass er nicht laut genug für finstere Elektrokeller ist. Beim Herumspielen mit den Equalizern fiel mir auf, dass er mit LowQ-Boosts nicht so gut umgehen kann, wie manch anderer Kandidat im Testumfeld. Bei der Abschirmung von Nebengeräuschen sollte man, obwohl der Proband eine geschlossene Rückwand hat und das Ohr fast voll umschließt, keine Wunder erwarten. Die austretende Beschallung ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern, was sicherlich auch der dünnen Rückmuschelwand geschuldet ist. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Stanton aufgrund des hohen Nennscheinwiderstandes, der fehlenden Gesamtlautstärke und des nicht vorhandenen Adapters am iPod für mich nichts zu suchen hat.  
Wo ich ihn mir jedoch aus klanglicher Sicht gut vorstellen kann, ist in der Szene-Pinte, im Mainstream-Segment oder Genre-Mix bei kleineren Promo-Veranstaltungen und allgemeinen Feierlichkeiten wie Firmen- und Hochzeitsevents, wo es nicht so sehr um den Bass- und Schalldruck geht. Beim DJM-850 beispielsweise konnte ich die Preview-Lautstärke bei „Unity-Gain“ bis zum Anschlag aufdrehen, um den nächsten Track der Kategorie „Onkel Harrys Sechzigster“ vorzuhören, ohne dass es in den Ohren kitzelte oder zu derben Soundverzerrungen kam.

Stanton DJ Pro 1000 MKIIS
Stanton DJ Pro 1000 MKIIS

Fazit

Stantons DJ Pro 1000 MKIIS konnte mich im Test leider nicht überzeugen. Zwar klingt er gar nicht so schlecht, ist aber im Clubkontext als zu leise einzustufen und es fehlt ihm ein wenig an Punch und Tiefbassdarstellung. Auch ist er weder schwenk- noch klappbar, ferner könnte die Verarbeitung an einigen Stellen besser ausfallen, zum Beispiel bei der Bügelverstellung und den Ohrpolstern. Punkten kann er durch angenehmen Tragekomfort, einseitig ausgeführte auswechselbare Kabel und einen moderaten Preis.

pro
  • Sitz
  • Preis
contra
  • Verarbeitungsqualität
  • Ohrpolster
  • Bügelkonstruktion
  • Lautstärke
Stanton DJ Pro 1000 MKIIS
Stanton DJ Pro 1000 MKIIS
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