Cosmos von Soma Laboratory ist ein unkonventionelles Effekt-Pedal, was mithilfe von Delays üppige Klangtexturen entstehen lässt. Wir hatten Cosmos bei uns im Test.
Die polnisch-russische Boutique-Schmiede Soma Laboratory ist spätestens seit dem Lyra-8 Synthesizer sowie dem Pulsar-23 Drumsynthesizer bekannt für unkonventionelle, experimentelle Ausflüge in die Welt von Synthesizern und Effekt-Geräten. Die neueste Schöpfung Cosmos ist ein Multieffekt-Pedal, das ein interessantes Zusammenspiel aus Delay, Looper, Reverb, Overdrive und Filter liefert. Mit diesen Eigenschaften richtet sich das Pedal an diejenigen, die sich der intuitiven und meditativen Erzeugung von Ambient-Klängen widmen. Ob und wie das gelingt, klärt dieser Test.
Details
Äußere Erscheinung
Auch wenn man mit Vorurteilen vorsichtig sein sollte, erkennt man schnell, dass Cosmos aus polnisch-russischem Hause kommt. Sowohl das puristische, etwas „kühl“ wirkende Design, als auch die robuste Bauweise erinnern stark an alte Sowjet-Geräte à la Polivolks oder Alisa. Mit seinen stolzen Maßen (342 × 153 × 68 mm | B × T × H) nimmt das Gerät in etwa so viel Platz auf dem Pedalboard ein, wie zwei ausgewachsene Strymon-Pedale (etwa Strymon Mobius oder Big Sky). Dafür wirkt das Soma-Pedal mit seinen 2,2 kg auch extrem solide. Es vermittelt Qualität, Treue und irgendwie sogar eine Art „Ruhe“. Und das kommt nicht von ungefähr.
Drifting Memory Station
Auf der offiziellen Website erklärt Soma Laboratory, dass es beim Cosmos weniger um ausgefuchstes, detailliertes Sound Design geht. Es geht vielmehr um das intuitive Erschaffen meditativer Klangwelten, ohne sich dabei allzu viel Gedanken um technische Belange machen zu müssen. Dementsprechend puristisch ist auch die Bedienoberfläche aufgebaut. Gemessen am Funktionsumfang kommt sie mit relativ wenigen Potis und komplett ohne Display aus. Cosmos versteht sich als eine Art meditativer Looper. Dessen Klangschleifen werden jedoch nicht durch herkömmliche Loops, sondern durch sich asynchron zueinander verschiebende Endlos-Delays erzeugt. So soll ein kontinuierlicher Klangfluss entstehen, der allerdings keine „abgeschnittene“ Loop-Ästhetik erkennen lässt. Diese Arbeitsweise der Delays und Effekte wirkt fast wie eine Art komplexes Eurorack-Patch, das am Cosmos mit wenigen, komprimierten Reglern intuitiv bedient wird. Wem diese Arbeitsweise doch etwas zu abstrakt ist, dem stellt Soma eine separate Firmware für das Cosmos-Pedal zur Verfügung, wodurch es sich mehr wie ein herkömmlicher Looper verwenden lässt.
Verschiedene Arbeitsmodi
Das Herz der selbsternannten „Drifting Memory Station“ bieten vier Basis-Modi mit jeweils drei Variationen. Diese wählt man am mittigen Drehschalter aus: Two Delays, Four Delays, Giant Reverb und Granular Delay. Bei den Delay-Modi handelt es sich um verschieden lange Echo-Ketten mit unterschiedlichen Delay-Zeiten. Diese verschieben sich kontinuierlich asynchron zueinander, womit interessante Klangkaskaden entstehen. Dieses Prinzip ist inspiriert von Brian Enos und Robert Fripps „Frippertronics“-System und besonders prädestiniert für meditative Ambient-Welten. Je nach Betätigung des Feedback-Potis kann der Effekt als ausklingendes oder sich aufschaukelndes Delay, aber auch als angenäherter Loop daherkommen. Der sogenannte „Giant Reverb“ kommt ebenfalls in drei Stufen und wirkt durch sich aufschaukelnde Early Reflections wie eine Art Swell Reverb. Schließlich gibt es noch ein asynchrones, granular arbeitendes Delay mit unterschiedlichen Grain- und Delay-Größen.
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Weitere Modulationen und Effekte
Die Regler BLUR und DRIFT modulieren je nach ausgewähltem Basis-Modus voreingestellte Parameter wie etwa die Grain-Positionen des Granular-Delays oder Delay-Pannings. Quelle und Ziel sind hierbei intern festgelegt und lassen sich nicht frei verändern. Die Regler sind viel mehr als intuitive Modulations-Presets zu verstehen, mit denen man die Performance aus dem Moment heraus anreichert. Diese fluide Arbeitsweise erkennt man deutlicher, wenn man einen Blick auf die Filter-Sektion wirft. Zunächst ist es verwunderlich, dass statt eines Cutoff-Reglers lediglich zwei Fußschalter für LPF und HPF vertreten sind. Werden diese allerdings betätigt, springt das jeweilige Filter nicht sofort an, sondern ist mit einer sanften Automation versehen. Nach diesem meditativen, sinnlichen Ansatz ist scheinbar das gesamte Gerät konzipiert worden. Der Reverse-Button ist hierbei noch eine willkommene Ergänzung.
Die Gain-Struktur
Ebenfalls begrüßenswert ist der SUP/COM-Poti, mithilfe dessen man Pegel-Unterschiede sehr musikalisch ausgleicht und verwaltet. Beim Suppressor werden alte Signale zugunsten von neu ankommenden leiser, während im Compressor-Modus die bestehenden Signale im Level angeglichen werden. Durch separate Regler für In- und Output Level kann man gut mit der Gain-Struktur des Cosmos spielen. Wird das Input-Level beispielsweise überfahren, entsteht eine ordentliche Verzerrung, was je nach Anwendung ein tolles Zusatz-Feature etwa für Drone-Sounds darstellt. Zusätzlich gibt es noch einen separaten DRIVE-Poti, der ähnlich wie ein Gitarren-Overdrive arbeitet.
Anschlüsse
Rückseitig ist das Cosmos-Pedal ebenso puristisch ausgestattet wie auf der Bedienoberfläche. Auf der Rückseite befinden sich jeweils 2 × 6,3 mm-Klinkenanschlüsse für Audio IN/OUT, eine Kopfhörer-Buchse und der Anschluss für das mitgelieferte 12V-Netzteil. Via USB-Anschluss lässt sich wie schon erwähnt unterschiedlich arbeitende Firmware auf das Cosmos übertragen. Anschlüsse für MIDI und/oder CV bleiben – wahrscheinlich aus idealistischen Gründen – leider aus.