Rane Sixty One Test

Sixty One, Sixty Two und Sixty Two Z “DJ Z-Trip Signature Modell“ – so heißen die neuen Battle-Mixer von Rane. Gegenstand dieses Testberichts ist der Sixty-One, seines Zeichens 2-Kanal-Mischer für Serato Scratch Live mit 24 Bit/48 kHz USB-Audiointerface. Er stellt dem DJ eine stattliche Anzahl von 20 Kanälen (12x Record und 8x Output) zur Verfügung. Über den Effektweg lassen sich externe analoge und digitale Effektgeräte einschleifen. Genau wie die Vorgänger TTM 56 und 57 wurde auch dieses Modell mit den bewährten, kontaktfreien Rane-Fadern bestückt.

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Der Sixty One Mixer geht für 1799 € UVP über den Tisch und ist grob beschrieben die abgespeckte Variante des Sixty Two, für den man stolze 2498 € UVP auf die Ladentheke legen muss. Dafür ist dieser aber auch mit zahlreichen Scratch Live MIDI-Controllern, einer internen Effekt-Sektion und einem zweiten USB-Port bestückt. 
Im großen Meer der Battle-Mixer muss sich mein Kandidat gegen eine Flotte von Konkurrenten behaupten. Zum Beispiel gegen den Pioneer DJM T1 für 1499 € UVP, welcher neben 24-Bit-Wandlern außerdem die Software Traktor Scratch DUO 2 im Gepäck hat. Der Vestax PMC 05 Pro4 kommt zum Preis von 1070 € UVP zwar ohne USB-Audiointerface, dafür aber mit MIDI-Schnittstelle und Controllern für DVS-Systeme. Ebenfalls ohne digitale Schnittstellen, dafür aber mit Effektwegen und kontaktfreiem Crossfader präsentiert sich der Ecler HAK 380 zum Preis von 944 € UVP. Rane Sixty One, auf geht’s zur Jungfernfahrt. 

DETAILS

Im schlichten Karton finde ich nicht nur den Mischer, sondern auch ein Kaltgerätekabel für dessen internes Netzteil sowie ein USB-Kabel für den Computer. Ebenfalls im Lieferumfang enthalten ist die Software Serato Scratch Live und jeweils zwei Timecode-CDs und Vinyls. Der Quickstart-Guide verschafft einen ersten, flotten Überblick, während das Operators Manual ausführliche Infos über Hard- und Software bereitstellt. Leider liegen beide Anleitungen nur in englischer Sprache vor. Allerdings sind sie sehr ausführlich verfasst und verständlich formuliert. Im Netz bleibt die Suche nach einer deutschsprachigen Dokumentation erfolglos.

Erster Eindruck
Wie man es von Rane gewohnt ist, wirkt auch der Sixty One mit seinem Gewicht von 3,7 kg und seinem robusten Metallgehäuse sehr wertig. Wie bereits seine Vorgänger TTM 56 und 57 präsentiert sich auch dieses Modell im typisch schwarzgrauen Design. Die Anschlussbuchsen sitzen fest im Gehäuse, die Tasten wirken sehr robust und alle Drehregler sind erfreulich griffig. In Sachen Fertigungsqualität gibt es auf den ersten Blick also nichts zu beanstanden. Besonders hervorzuheben sind die beiden großen Schrauben für die Phono-Erdungskabel auf dem Backpanel. Diese sind optimal positioniert und bieten auch für ausgefranste Kabelenden noch genügend Kontaktfläche. Was soll ich sagen, mein erster Eindruck ist durchgehend positiv.

Anschlüsse
Ein Blick auf die Rückseite: An- und ausgeschaltet wird der Mixer mit einem Wipp-Schalter, der über der Kaltgerätebuchse verbaut ist. Die vertiefte Positionierung im Gehäuse verhindert effektiv ein versehentliches Betätigen. Das Anschlussfeld ist mit sechs analogen Stereo-Inputs sowie einem Mono-Mikrofonanschluss bestückt. Ausgangsseitig hat es drei analoge Stereo-Outputs zu bieten – die Kopfhörerbuchsen nicht mit gerechnet. Diese befinden sich an der Vorderseite des Gerätes, praktischerweise gleich in doppelter Ausführung (6,3 und 3,5 Millimeter). So ist es kein Beinbruch mehr, wenn ihr euren Kopfhörer-Adapter versehentlich zuhause vergessen habt.

Der Mono-Eingang am Backpanel entpuppt sich als Mikrofonkanal, welcher mit einer symmetrischen XLR/Klinke Kombi-Buchse ausgestattet ist. Dank eines Umschalters ist dieser Input sowohl für Mikrofone als auch für Line-Signale tauglich. So ist etwa auch das Anschließen eines Funkmikrofon-Receivers kein Problem. Thumbs up! Sämtliche vier analogen Cinch-Eingänge der beiden Hauptkanäle wurden mit Phono-Vorverstärkern bestückt. Über separate Schalter lassen sich diese alternativ für Line-Signale nutzen. Ein weiterer Stereo-Line-Zuspieler kann über den Session-Input eingebracht werden. Der Effekt-Return ist, genau wie der Send, als Standard-Klinke ausgelegt.

Ausgangsseitig stehen ein symmetrischer Main-Out (2x 6,3-mm-Klinke) und ein unsymmetrischer Session-Ausgang im Cinch-Format zur Verfügung. Mit dem Computer kommuniziert der Sixty-On über die USB-Buchse Typ-B. Eine Kontroll-LED zeigt die fehlerfreie Verbindung an. 

Hardware-Features
Der Sixty One ist ein klassischer Battle-Mixer, kann allerdings mit einem integrierten 24-Bit/48-kHz Audiointerface aufwarten, welches kompatibel zu Serato Scratch Live ist. Dank Treibern für ASIO (Windows) und Core Audio (Mac) lässt sich der Mischer auch mit DVS-Systemen von Drittanbietern verwenden, wenngleich natürlich überwiegend SSL zum Einsatz kommen wird. Die Sound-Prozessoren arbeiten intern mit einer Auflösung von 32-Bit und sind Multi-Client fähig. Was bedeutet, dass unterschiedliche Softwares simultan auf die Recording- und Playback-Kanäle des Pultes zugreifen können.

Die beiden Main-Channels sind mit je zwei analogen Eingängen ausgestattet. Darüber hinaus lassen sich digitale Eingangssignale per Drehschalter als Quelle definieren. Im Falle von Scratch Live wären dies die virtuellen Software-Decks A und B. Die individuelle Aufhol-Verstärkung von PGM1 und PGM2 bestimmt LEVEL. Zur Korrektur des Stereo-Panoramas lassen sich die Pan-Drehregler verwenden. Der 3-Band-EQ hat einen eher sanften Boost von sechs Dezibel. Auf dem gegenüberliegenden Ende des Drehweges ist ein kompletter Cut des jeweiligen Frequenzbereichs möglich. Ein zusätzliches Feature zur klanglichen Manipulation sind die Kanal-Filter. Im Uhrzeigersinn bewegt funktionieren sie als High-Pass, während sie in die andere Richtung als Low-Pass arbeiten. Die Filterresonanzen lassen sich in den Preferences der Software verändern. Dazu später mehr.

Wie man es von Rane gewohnt ist, lassen die drei Flachbahnregler qualitativ kaum Wünsche offen. Ihre Arbeitsrichtungen sind mithilfe der Reverse-Tasten einzeln umkehrbar. Selbst die Arbeitsrichtung der gesamten Fader-Sektion lässt sich per Channel-Swap umdrehen. 22 Millimeter lange Mini-Schieberegler ermöglichen eine stufenlose Anpassung der einzelnen Kurvenkonturen.  Die Lautstärke des Mikrofons wird mit dem Level-Drehregler eingestellt. Klanglich lässt sich dieses Signal mit dem Hi-Low-EQ in einem Rahmen von plus sechs Dezibel bis Total-Cut modifizieren. Genau wie die beiden Hauptkanäle, wurde auch der Mikrofonweg mit einer achtschrittigen LED-Anzeige bedacht. 

Ein weiterer analoger Eingang ist Session-In. Einen EQ gibt es hier nicht, lediglich die Lautstärke lässt sich regeln. Ähnlich ausgestattet ist der digitale Aux-Eingang, nur dass das Signal in diesem Fall nicht analog reinkommt, sondern via USB. Bei Verwendung von Scratch Live liegt an diesem Input serienmäßig der SP-6-Sample-Player an.

Die von Rane „FlexFx“ getaufte Effekt-Abteilung kennt als mögliche Send-Quellen die beiden Hauptkanäle, den Mikrofonanschluss oder aber den USB-Aux-Input. Die Auswahl wird auf Knopfdruck getroffen. Einschleifen lassen sich entweder analoge Geräte und Software-Effekte via USB. Ein simultaner Betrieb von Hard- und Software ist beim Einundsechziger leider nicht möglich. Ein Schieberegler mit einer Länge von 22 Millimetern bestimmt das Effekt-Direktsignal-Verhältnis.

Beide Main-Channels sind mit Mute-Hebeln für Transform-Effekte ausgestattet. Bewegt man diese in eine der vier Himmelsrichtungen, wird das Musik-Signal unterbrochen. Losgelassen springen sie in die Ausgangsposition zurück. Die obligatorischen Channel-Cue-Buttons finden sich im Zentrum ein und selektieren entweder die beiden Hauptkanäle, den Effekt-Return (FlexFx) oder der USB-Aux-Input. Mehrfachauswahlen sind nicht möglich. PAN erlaubt ein stufenloses Blenden zwischen Master- und Cue-Signal. Alternativ arbeitet die Cue-Sektion per Tastendruck auch im Split-Modus. Dabei ist auf dem linken Kanal der Cue und auf dem rechten Kanal der Master zu hören. Master und Session-Out lassen sich separat regeln und verfügen über einen Pegelmeter mit acht Segmenten.

Die beiliegenden Vinyl-Scheiben haben auf der A-Seite eine Spieldauer von 10 Minuten und auf der B-Seite von 15 Minuten (bei 33 1/3 RPM). Bei einer Abspielgeschwindigkeit von 45 RPM verkürzt sich die Zeit entsprechend. Optisch ist der Timecode in Abschnitte von einer Minute (bei 33 1/3 RPM) aufgeteilt. Auf der ersten Seite gibt es noch einen zweiten Track zum Scrollen durch die Crates. Möchte man einen gewählten Song laden, so muss man lediglich die Platte umdrehen und die Nadel erneut aufsetzten. Das Timecode-Signal mit einer Trägerfrequenz von 1 kHz wurde sehr laut auf das Vinyl gebannt, was einem störungsfreiem Betrieb natürlich sehr zugutekommt.

Seratos Timecode-CDs haben eine Spieldauer von 15 Minuten. Der zweite Track ist 40 Sekunden lang und dient auch hier zum Scrollen durch die Song-Crates. Sollten die CDs kaputt gehen oder man vergisst sie Zuhause, können die Daten auf der Serato-Website gratis heruntergeladen werden. Top!

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