Rane One Test

RANE ONE, so nennt sich der designierte neue Stern am Himmel der All-in-one DJ-Controllermit direkt angetriebenen Plattentellern. Und wie man es von der Firma RANE erwartet, setzt ihre erste All-in-one-Kommandozentrale für Serato DJ auf ein robustes Metal-Case, ist mit massiven 7,2 Zoll Plattentellern mit regelbarer Antriebskraft ausgestattet und hat auch sonst allerhand interessante Features zu bieten. Darunter professionelle Anschlussschnittstellen, ein integriertes 24 Bit/48kHz USB-Audiointerface, diverse Performance-Tools und nicht zu vergessen der hauseigenen MAG FOUR Fader und große FX-Transformer-Hebel sowie 16 Trigger-Pads für Hotcues, Loops, Sampler und Co.

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Einen „Haken“ hat die Sache allerdings: Das Gerät kostet fast 1499 Euro im Laden, was verglichen mit den Preisen von Einzelkomponenten wie dem Twelve MK2 im Doppelpack (zum Test)und einem RANE Seventy Battlemixer (zum Test) zwar nur rund ein Drittel ausmacht, für einen DJ-Controller aber dennoch „eine Menge Holz“ ist.  Was darf man vom RANE ONE erwarten und welche Zugeständnisse sind hier zu machen?

Details

Zunächst heißt es wie bei einem normalen Plattenspieler auch: zusammenbauen. Wenngleich sich dies beim RANE ONE auf den Plattenteller, die Slipmat und Vinyl-Auflage beschränkt. Die Komponenten gehören mit zum Lieferumfang, ebenso wie die benötigten Kabel, ein Handbuch, ein Satz Aufkleber und eine Tube DeoxIT FaderLube, wie auf dem nachstehenden Foto abgebildet.

Fotostrecke: 3 Bilder Verpackung des RANE ONE

Imposantes Erscheinungsbild

Der Controller ist wahrlich „built like a tank“, keine Frage und mit fast 11 kg Lebendgewicht und den großen Standfüßen „steht er wie eine Eins“ auf dem Tisch, das dürfte Scratchern und DJs, die impulsiv an den Bedienelemente herumfrickeln und wildes Pad-Gehämmer betreiben, sicherlich gefallen. Dennoch ist das Gerät mit Maßen von 674 x 345 x 124 mm auch von einer Person praktikabel zu transportieren. Sollte dies öfter nötig sein, ist ein Flightcase wie das Thon DJ Case RANE ONE wärmstens zu empfehlen. Kostenpunkt: 229,- Euro.

Fotostrecke: 3 Bilder Montage Plattenteller am RANE ONE

Ein- und Ausgänge

Ein Blick auf das Backpanel lässt unschwer erkennen, dass der RANE ONE aber nicht nur als DJ-Controller fungieren kann, sondern auch mit Schnittstellen zum Anschluss externer Zuspieler bestückt ist. So lassen sich zwei Phono- oder Line-Geräte via Cinch anschließen. Über den Aux-Input – ebenfalls Cinch – beteiligt sich ein weiterer Player,  eine Groovebox oder ähnliches am Geschehen.
Für nahtlose DJ-Wechsel und Back2Back-Performances zweier Protagonisten sind gleich zwei USB-Buchsen für Laptops/Computer vorhanden. Auch wenn einem der Bolide beim Gig vielleicht nicht gerade unbemerkt unter den Fingern weggemopst werden kann, hätte dem Gerät ein Kensington-Lock gut zu Gesicht gestanden.
Für die Beschallungsanlage verbaut RANE 2x XLR-Paare für Master und Booth sowie 1x Cinch für den Master, was professionellen Einsätzen gleichermaßen entgegenkommt wie auch semiprofessionellen Anwendungen und Hobby-DJs.

Fotostrecke: 3 Bilder Ein- und Ausgänge am RANE ONE DJ-Controller

Sollte man sich zur rappenden Zunft zählen, moderieren oder sonstige Sprach- und Gesangsdarbietungen einfließen lassen wollen: Zwei XLR/Klinke-Kombobuchsen stehen für Mikrofone bereit und die Signale können über das frontal zugängliche Regelwerk in Pegel und Klangcharakteristik mittels High- und Low-EQ angepasst werden. Schade nur, dass keine Talkover-Funktion integriert wurde und der Einschalt-DIP-Switch, der an Channel 2 ebenso AUX scharfschaltet, ist schon etwas klein geraten. 
Die Bedienoberfläche bietet zahlreiche Stellschrauben für die kreative Mix-Performance, schauen wir uns das genauer an …

Fotostrecke: 4 Bilder Mike & Aux RANE ONE Frontpanel Close-ups

Praxis

RANE ONE läuft mit Serato DJ, ob es noch weiteren Software-Support geben wird, steht in den Sternen. Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Zeilen lautet die aktuelle Versionsnummer Serato DJ 2.4.4 und das Programm fordert Windows 10, 64 Bit nebst einer Intel i3 bis i9 CPU ein. MacOS 10.13-10.15 werden supportet, MacOS Big Sur und der Apple M1-Chipsatz werden noch nicht unterstützt. Das Programm installiert auf Wunsch den RANE ONE Treiber ebenfalls mit und außerdem wäre noch der Crossfader mit dem RANE Control Panel Tool von RANEs Website zu kalibrieren. Ist alles erledigt, kann es losgehen. Gemischt wird auf zwei Kanälen. Deck 3 und 4 werden nicht unterstützt.

Fotostrecke: 3 Bilder RANE ONE Installation

Mixer + FX

Der Mixer verfügt über einen DJ-typischen 3-Band-EQ mit Full-Kill und 6 dB Boost, wobei ihr den Boost in den Einstellungen der Software anpassen könnt, aber leider nicht die Filterresonanz. Die Pegel der beiden Kanäle und des Master-Outputs lassen sich gut an den ampelfarbcodierten achtschrittigen Channelmetern und dem Summenmeter ablesen, welche die Master- und Booth-Lautstärkeregler säumen 
Als Crossfader wird Ranes Flaggschiff-Crossfader MAG FOUR verbaut, für die Kanal-Fader hingegen sind Standard-Fader eingesetzt. Auch diese lassen sich nach euren Vorlieben via Contour-Poti einstellen und ebenso umkehren, wenn es euch beliebt, wobei die Umkehrung der Line-Fader separat selektierbar ist und die Steilheit gemeinschaftlich festgelegt wird. Schraubt ihr die Fader-Abdeckung ab, könnt ihr zudem den Widerstand des MAG FOUR mittels Schraube anpassen 

Fotostrecke: 6 Bilder RANE ONE Mixer
Audio Samples
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EQ Cuts LPF/HPF

Ein spannendes Feature des RANE ONE sind die Mixer-FX, gesteuert über große, griffige Hebel mit Trigger- und Hold-Stellung. Sechs Serato FX können via FX-Tasten 1-6 direkt, einzeln und per Multiselektion adressiert werden. Ferner lassen sich Beats einstellen oder eintappen und das Dry-Wet-Level bzw. die Effektmischung anpassen. Das macht Laune.

Audio Samples
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Particle Delay Version Echo Short Circuit Epic Drop Verb

Decks

Nicht, dass es motorisierte Jogwheels oder Platter nicht in anderer Form an einem Controller (siehe NI Traktor S4 MK3) oder an einem Mediaplayer (siehe Denon SC5000Mund SC6000M) geben würde oder zuvor gegeben hätte (siehe Numark NS7 3). Aber keine Frage: Die 7,2 Zoll großen Teller im waschechten Turntable-Look sind ein echtes Alleinstellungsmerkmal unseres Testkandidaten.  
Die motorisierten (abschaltbaren) 7 Zoll Plattenteller verfügen über High/Low-Torque-Einstellung (Schalter hinten) und angenehm große Start/Stopp-Tasten im Stil eines Plattenspielers.
Beim RANE ONE fühlt sich das Handling richtig klasse an und sieht eben auch Turntable-mäßig aus, denn die Teller sind mit  Technics typischen Strobo-Punkten besetzt und besitzen ein amtliches Look and Feel 
Eine Strobe-Beleuchtung gibt es allerdings nicht, dafür reflektieren die vielen LEDs rund um den Teller, der natürlich mit Slipmat und Vinyl belegt ist, das über eine Federvorrichtung bzw. einem Schnappverschluss sicher in der Spindel arretiert wird. Die „Control-Disc“ kann vom Benutzer ersetzt werden, indem der Schnellwechseladapter an eine eigene modifizierte Auflage anbringt. Diese muss drei passgenaue Bohrungen mit einem Durchmesser von 6 mm aufweisen. Mit normalen Singles ist dies jedoch nicht möglich, da der Adapter durch die mittlere Aussparung flutscht. Einfach bei Bedarf die mitgelieferte Scheibe als Schablone verwenden.

Fotostrecke: 4 Bilder Der 7,2 zoll große RANE ONE Plattenteller

Die Player beherbergen auf jeder Seite einen Encoder zum Durchsuchen der Musikbibliothek und zum Laden des Titels. Besonders hier: Drückt ihr ihn 2x, wird ein Instant Double ins Deck befördert. Die Taste darunter dient dem Zurückspringen und lädt via Shift den jeweiligen Titel in die Prepare-Liste. Praktisch 
Ihr gegenüber ist ein Search-Strip positioniert. Am RANE Twelve MK2 (zum Test) dient dieser auch der Ansteuerung von Hotcues, hier gibt es hingegen Performance Pads dafür, also nutzt man den Streifen für einen groben Needle-Drop oder die Schnellsuche, außerdem zeigen die LEDs die ungefähre Position des Play-Heads an. Der Drehregler daneben sorgt für eine individuelle Stoppzeit-Regelung. Mit dem Motor-off-Schalter kann der Motor abgeschaltet werden, dann ist leider kein Scratching mehr möglich. Censor und Reverse komplettieren die obere Deck-Hälfte.

Audio Samples
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Start_Stopp.wav

Performance Tools

Unten finden sich ein: die obligatorische Transportsektion, ein 100 mm langer, präzise arbeitender Pitch mit Range-Umschaltung und Keylock, Pitchbend-Tasten und die separate Loop-Abteilung mit Autoloops, manuellen Schleifen und Cutter/Doppler und möglicher Flankenanpassung von Loops via Teller.
Zentral unter dem Plattenteller leuchten einem die Performance Pads mit den zugehörigen Paarmetertasten entgegen. Im Gegensatz zu den anderen Tasten der Decksektion aus milchtrübem Hartplastik setzt die Performance-Sektion auf Gummi. 25 mm groß sind dabei die Pads und sie lassen sich gut spielen.  
Warum RANE/Serato nur die oberen fünf von zehn möglichen Performance-Modi für den ONE aufgedruckt hat, ist mir unklar. Vielleicht deutet dies darauf hin, dass womöglich demnächst ein paar neue Modi inklusive freier Konfiguration anrollen, aber das ist reine Spekulation. Persönlich hätte ich nichts gegen Pad-FX einzuwenden.
In der Summe kommen wir so auf:

  • Hotcue: 8 Sprungmarken pro Deck
  • Saved Loop: Wiederholschleifen in unterschiedlichen Größen
  • Roll: 8 unterschiedliche Loop Rolls
  • Sampler: 8 Sample-Slots + Bank Switch via Parameter
  • Slicer als fortlaufende Variante
  • Pitch Play (bis zu 7 Halbtöne hoch und runter)
  • Saved Flip für bis zu 8 Flips
  • Auto Loop
  • Scratch Bank Mode: Hier könnt ihr 8 Scratch-Samples parken + Bank Switch via Parameter
  • Slicer im Loop Mode

Außerdem lassen sich „Beat Jump Controls“ im GUI aktiveren, woraufhin bei den Pad-Modi Roll und Auto Loop die untere Zeile für einstellbare taktgenaue Sprünge vor und zurück fungieren kann.

Fotostrecke: 5 Bilder Performance Pads am RANE ONE im Modus

Rane One, der mobile Twelve- und Seventy-Ersatz?

Auf den ersten Blick sieht der Dual Deck Controller wie eine geschrumpfte Symbiose aus dem Battle-Mixer RANE Seventy und dem Deck-Controller RANE Twelve aus, nur um einiges kompakter. Das erkauft man sich primär durch 7 Inch statt 12 Inch Teller und eingeschränkte Mixer-Funktionen – oder sollte man besser sagen ausgewählte Mixer-Funktionen? Was ich schade finde: Trotz der Möglichkeit, externe Zuspieler anzudocken, hat es nicht für ein paar Hardware-FX gereicht. Vielleicht wäre ein simpler Send/Return  eine Lösung gewesen, aber gut  – hier steht wohl das Plug & Play Konzept im Vordergrund.
Der „ONE“ also mitunter als „erster“ Kaufentscheid für RANE-Newbies und als interessanter mobiler Weggefährte für Turntablism Ein-/Umsteiger und Profi-Anwender? Womöglich! Wer von Plattenspielern kommt, wird sich hier aufgrund des authentischen Vinyl-Feelings direkt heimisch fühlen – ganz ohne Nadelsprünge und Timecode sowie Nadelverschleiß. Performance-Tools sind ebenfalls genug vorhanden, um der Mixsession den eigenen Stempel aufzudrücken. Und wenn man doch ein paar Vinyls auflegen will, die Turntables können ja bekanntlich ebenfalls hinten angedockt werden.
EDIT: Kurz nach unserem Test gab es auch schon ein Update. Nun ist der RANE ONE auch kompatibel mit VirtualDJ und Algoriddim DJAY.

Fazit

RANE ONE ist ein Turntablism-Biest, primär aber nicht ausschließlich für Serato-Jünger und all diejenigen, die auf authentisches Plattenteller- und Vinyl-Feeling stehen und gleichzeitig nicht auf Controllerism- und Live-Remix-Features verzichten wollen. Pate standen der RANE Seventy Mixer und der RANE Twelve Deck-Controller. Und der RANE One ist quasi ein Auszug dieser Flaggschiff-Geräte, nur eben im vergleichsweise kompakten Format. Die Kiste ist built like a tank, steht wie eine Eins, bietet guten Sound und Workflow und sie besitzt zwei USB-Ports für DJ-Teams und Hand-over. Der Mischer ist mit 3-Band-Klangregelung und Kombifilter sowie zwei großen Effekthebel für maximal sechs gleichzeitig aktivierbare FX-Buttons ausgestattet. Beim Crossfader setzt Rane auf den MAG Four, alle Fader sind hinsichtlich der Flankensteilheit konfigurierbar und umkehrbar.
Die Plattenteller brillieren mit einstellbarem Torque, Echt-Vinyl-Slipmat-Kombi und amtlichem Look & Feel. Multifunktionale RGB-Performance-Pads, Navigationselemente und Search-Strips, eine Loop-Abteilung sind ebenfalls mit von der Partie. Dank Mikrofonanschlüssen, professioneller Outputs und zusätzlichen Eingängen ist die All-in-one-Konstruktion nicht nur ein interessanter mobiler Weggefährte für Turntablism Ein- und Umsteiger jedweder Colour, sondern kann auch gut und gern das Zentrum des heimischen DJ-Setups mit zusätzlichen Plattenspielern oder sonstigen Zuspielern bilden. Beim RANE ONE DJ-Controller heißt es Laptop, Kopfhörer und PA anschließen und Spaß haben, ohne dass man viele Einzelkomponenten verbinden müsste.  

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • direkt angetriebene 7,2 Zoll Plattenteller
  • High- und Low-Torque Selektion
  • robustes Metall-Case
  • effektives Layout und Handling
  • sehr präzise Bedienelemente
  • Standalone-Mixer für externe Zuspieler
  • gelungene Auswahl an Performance-Tools
  • Audioqualität
  • ansprechendes Design
  • MAG Four Fader
Contra
  • keine Hardware-Effekte oder Send/Return
  • Preis

Technische Spezifikationen

  • Modell: RANE ONE
  • Dual Deck DJ-CONTROLLER
  • 7,2 Zoll motorbetriebener Plattenteller mit Quick-Release-Acryl-Disks
  • bewährte RANE-Qualität und -Haptik
  • 24 Bit / 48 khz Audiointerafce
  • Zugriff auf Software-FX mit 2 Metall-FX-Paddles
  • MAG FOUR Crossfader
  • Hoch-/Tiefpassfilter und 3-Band-EQ
  • dedizierte Loop-Regler
  • unabhängige Multi-Mode-Performance-Pads inklusive Serato Scratch-Bänke
  • Turntable-Style Start/Stopp
  • XLR-Main & Booth-Ausgänge
  • 2x Line/Phono-Eingänge
  • 2x TRS/XLR-Mikrofoneingänge
  • 2x USB-Computeranschlüsse
  • Serato DJ Pro im Lieferumfang enthalten
  • Preis: 1799,- UVP
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