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Radial Engineering KL-8 Test

Dass der kanadische Hersteller „Radial Engineering“ hierzulande doch eher unbekannt ist, dürfte hauptsächlich am eher unscheinbaren Produktportfolio liegen: Die Spezialität von Radial sind nämlich vor allen Dingen jene nützlichen Helfer, die irgendwie nie eine große Aufmerksamkeit erhalten und dennoch für die Musikproduktion und Performance unverzichtbar sind: DI-Boxen, Preamps/Reamps, Mischer und Splitter.

Radial Engineering KL-8 Test (Foto: Numinos)
Der KL-8 ist ein sehr robuster und ausgezeichnet klingender Rackmischer, der seinen Einsatzzweck nicht nur in der Anwendung mit Keyboards findet.


Dass Radial daneben auch durchaus trickreiche Module im 500er-Format, ein ganzes Sortiment an Stompboxen und Summierer, und nicht zuletzt Submischer im Angebot haben, wird da oft übersehen. Das wollen wir ändern, denn schon der 4-Kanal-Submischer „Key-Largo“konnte uns seinerzeit im Test voll überzeugen. Entsprechend wohlwollend blicken wir also dem aktuellen Test eines neuen vier-Kanal Keyboard-Rackmixers des Herstellers entgegen.

Details

Kurzbeschreibung

Beim Radial Engineering KL-8 handelt es sich um einen 1-HE Rackmischer. Dieser verfügt über vier analoge Stereo-Eingänge, einen Stereo-Insert- und einen Aux-Weg, sowie über einen Main- und einen Monitor-Out. An digitalen Anschlüssen finden sich direkt zwei USB-Schnittstellen, die wahlweise ein redundantes Dual-In-, oder ein Recording-Setup ermöglichen.
Komplettiert wird der Konnektivitäts-Reigen durch eine MIDI-Schnittstelle (In/Out) und einen dualen Kopfhörer-Ausgang. Das summierte Signal wird gleichzeitig an einen symmetrischen Monitor- und Main-Out ausgegeben. Alle Eingangskanäle sind frontseitig in der Lautstärke regelbar, können On/Off gesetzt und vorgehört sowie in den Aux-Send-Weg geroutet werden. Auch der Monitor- und Main-Out sind einzeln aktivierbar und können in der Ausgangslautstärke adjustiert werden.

Auspacken

Der KL-8 befindet sich in einem unscheinbaren weißen Karton. Darin liegt er eingebettet in PU-Schaumformteilen. Die Reisebegleitung besteht aus einem ziemlich großen Netzteil, das auf der einen Seite im bekannten 3-Pol Kaltgerätestecker endet, geräteseitig allerdings auf eine mir nicht bekannte 4-Pol-Steckerform trifft (prinzipiell ähnelt es einem XLR-Stecker, allerdings sind die einzelnen Pole leicht asymmetrisch angeordnet). Solche Nischenlösungen sehe ich persönlich grundsätzlich nicht besonders gern, da eine mögliche Reparatur unnötig erschwert wird. Daneben findet sich als Reise-Accessoire eine ausführliche und übersichtliche englische Bedienungsanleitung.

Fotostrecke: 3 Bilder Kanadisches Understatement: Die Verpackung des KL-8. (Foto: Numinos)

Erster Eindruck

Es ist eine gute Tradition bei Radial, deren Geräte in massive, dickwandige Stahlgehäuse zu verpacken. Der KL-8 macht da keine Ausnahme, denn trotz der gerade mal einen Höheneinheit bringt er knapp drei Kilo auf die Waage, was vornehmlich dem sehr robusten Gehäuse geschuldet ist. Aber auch an anderer Stelle wird schnell das gute Gefühl vermittelt, es mit einem Qualitätsprodukt zu tun zu haben: So bewegen sich die Potis verbindlich, mit einem schön öligen Drehwiderstand in ihrer Achse, und die Taster bedienen sich mit einem eindeutigen, sauberen Endanschlag – sehr schön.

Massives Teil: Der KL-8 steckt in einem dickwandigen Stahlgehäuse. (Foto: Numinos)
Der KL-8 ist ein sehr robuster und ausgezeichnet klingender Rackmischer, der seinen Einsatzzweck nicht nur in der Anwendung mit Keyboards findet.

Anschlüsse

Beginnen wir unsere Inspektion auf der Rückseite: Wir starten unseren Überflug von links nach rechts zunächst einmal mit der Strombuchse. Ihr folgen in Form von MIDI-In/Out und den beiden USB-Buchsen (A/B, 2.0, B-Stecker) die digitale Seite des KL-8. Mit dem Taster „Live/Recording“ bestimmt man, ob vom Rechner eingehendes Audiomaterial über den frontseitigen Mischweg läuft (Live), oder direkt an die Ausgänge gesendet werden soll (Recording).
Es folgen zwei Buchsen über die sich bei angeschlossenem Fussschalter (bspw. Radial JR1-L) der aktive USB-Eingang umschalten, und die Aux-Schleife an- und abschalten lassen. Main- und Monitor-Ausgang sind identisch mit jeweils zwei symmetrischen XLR-Buchsen aufgebaut, die jeweils über einen separaten Grund-Lift verfügen. Dazwischen ist ein Stereo-TRS-Klinken-Pärchen angeordnet, mit dem sich mehrere KL-8 kaskadieren lassen. Rechts davon dann ein Stereo-TRS-Klinken-Pärchen mit dem sich externe Insert-Effekte einschleifen lassen – sehr gut.
Daneben befindet sich der Aux-Weg in Form von vier Mono Send- und Return-Klinkenbuchsen. Nach rechts endet der Anschlussreigen mit vier Klinken-Stereo-Pärchen zum Anschluss der zu mischenden Keyboards. Versteckt auf der Oberseite liegt zudem ein Schiebeschalter, mit dem man bestimmt, ob der Aux-Return-Kanal auf alle Ausgänge appliziert wird, oder nur auf dem Monitor- und Kopfhörer-Kanal landet, wodurch sich der Aux-Weg dann entsprechend als Monitor-Kanal umfunktionieren lässt.

Fotostrecke: 2 Bilder Die rückseitige Anschluss-Sektion des KL-8. (Foto: Numinos)

Bedienelemente

Frontseitig finden sich alle Regelelemente zur Lautstärke-Abstimmung und für das Monitoring. Von links nach rechts startet das Bedienfeld mit den drei, identisch aufgebauten Kanälen eins bis drei. Exemplarisch betrachten wir Kanal eins: Links sitzt ein On/Off-, gefolgt von einem Cue-Taster. Unter beiden sitzt praktischerweise eine LED, die den jeweiligen Betriebszustand visualisiert. Eine kleine Pegelanzeige informiert über anliegendes (grün) und übersteuerndes Signal (rot). Den Abschluss nach rechts bildet das Aux-Poti.
Kanal vier unterschiedet sich dann insoweit, als dass man hier neben dem Klinkeneingang auch noch den USB-Input aktivieren und zwischen Buchse A/B umschalten kann. Ebenfalls identisch ausgelegt sind dann der Monitor- und Master-Ausgang: Beide können über einen Taster aktiviert, bei Bedarf auf Mono geschaltet und in der Lautstärke geregelt werden. Über den abschließenden Kopfhörerausgang gibt es nichts weiter zu berichten, als dass er ebenfalls in der Lautstärke regelbar ist und über eine mehr als ausreichende Verstärkerleistung verfügt.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Frontseite des KL-8. (Foto: Numinos)

Soundkarte

Bei der Inbetriebnahme der USB-Schnittstellen ist es für Apple-User, wie so oft, ein bisschen einfacher als für PC-Anwender, denn sie stöpseln ihren Mac einfach ein und sofort wird das LK-8 als Audioschnittstelle erkennt. PC-User müssen zunächst noch die nötigen Treiber installieren. Ist das erfolgt, präsentiert sich der KL-8 auch hier als Audiointerface mit 24-Bit Wortbreite und bis zu 192 kHz Abtastrate – sauber. Leider sind die beiden USB-Soundkarten nicht iPad-kompatibel. Vor dem Hintergrund, dass der Mobilrechner von Apple nach wie vor die erste Wahl bei Musikern ist, gibt es hier einen halben Daumen Abzug.

Fotostrecke: 2 Bilder Der KL-8 agiert sowohl als Soundkarte, … (Foto: Numinos)
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Praxis

Beginnen wir unsere Arbeit mit dem KL-8 mit dem einfachsten aller Szenarien: Das Zusammenmischen verschiedener Audioquellen. Ich sage bewusst Audioquellen und nicht „Keyboards“ wie der Zweitname des KL-8, nämlich „Keyboard Mixing Station“ eigentlich vorgibt, denn natürlich lassen sich die Eingänge mit so ziemlich jeder Line-Pegel-Quelle speisen.
Hinzu kommt, dass man mit dem Kanal-Gain über einen Regelbereich von -80 bis +18 dB herrscht – mehr als genug Reserve, um so ziemlich jede Quelle auf Arbeitspegel zu bringen, vom Synthesizer, über CD-Player, bis hin zum Effektgerät. Als praktisch erweist sich dabei die kleine Pegel-Anzeige, die mit einer grünen LED über anliegende Signale informiert, mit Rot vor Übersteuerungen warnt. Auch gut: Sobald ein angeschlossenes USB-Gerät aktiv auf den Port zugreift, leuchtet auf der Rückseite eine „Aktive“-LED. 

Fotostrecke: 3 Bilder Bunter Anschlussreigen: Der KL-8 kann eine ganze Reihe von Signalen kanalisieren. (Foto: Numinos)

Nicht so schön: Selbst, wenn man den USB-Eingangstaster deaktiviert, „überspricht“ das USB-Signal in den Kanal. Überhaupt ist das USB-Signal in Relation zu den analogen Eingangskanälen ziemlich laut. Vielleicht hätten Radial Engineering – ähnlich wie beim Cue, der mit einem hörbaren Relais-Klick arbeitet – besser auch hier mit einer mechanischen Schaltkomponente gearbeitet.

Audio Samples
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Übersprechen des USB-Kanals (in Maximalstellung)

Nicht ganz zufrieden bin ich auch mit dem Umstand, dass dem KL-8 kein Power-Schalter spendiert wurde und er immer an ist, wenn man ihn mit Strom versorgt. Klar, das Bedienfeld ist auf der einen Höheneinheit eng gepackt und auf der Rückseite macht ein Schalter keinen Sinn. Aber so ganz ohne händische Abschalt-Option ist auch kein Idealfall, zumal es durchaus Netzteile mit Schalter gibt.
Apropos Schalter: Zwischen den Kanal-On/Off- und Cue-Tastern hätte ich mir, genetisch ausgestattet mit recht großen Händen, einen Millimeter mehr Abstand gewünscht, denn diese stehen so eng beieinander, dass man sie zwingend mit der Fingerkuppe bedienen muss.

Alles am KL-8 fühlt sich robust und wertig an – auch die Potis. (Foto: Numinos)
Alles am KL-8 fühlt sich robust und wertig an – auch die Potis. (Foto: Numinos)

Klang

Wer Zweifel daran haben sollte, ob es sich lohnt, für einen simplen Rackmischer mit USB-Schnittstelle fast eintausend Euro auszugeben, der sollte den KL-8 einfach mal testhören und wird schnell eines Besseren belehrt: Denn so definiert, druckvoll und klar wie es hier aus dem Summenausgang schallt, hört sich das bei billigen Vertretern dieser Gattung einfach nicht an.
Das gilt auch und besonders für die beiden USB-Soundkarten, die eine ganz ausgezeichnete Dynamik und ein glasklares, transientenreiches Signal am Ausgang abliefern. Tatsächlich klingen die Wandler des KL-8 so blitzsauber und präzise, dass auch der Einsatz für das Monitoring im Studio nicht nur möglich, sondern sogar empfehlenswert erscheint. Ja, sogar den Einsatz als Summierer halte ich für denkbar.

Wandlervergleich:

Audio Samples
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No-Name-Interface Apple Macbook Pro (2014) interne Soundkarte Radial KL-8 Soundkarte
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Fazit

Der Radial Engineering KL-8 ist ein ultra-robuster und wirklich ganz ausgezeichnet klingender Rackmischer und das sowohl in Bezug auf die analogen, wie auch die digitalen Eingänge. Hinzu kommen seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, die vom simplen Summieren in Live-Szenarien über den Aufbau einer redundanten Audiowiedergabe über den Computer, bis hin zum Einsatz als Submischer im Recording-Studio reichen. Defizite, wie dem minimal übersprechenden USB-Kanal, dem Fehlen eines Power-Tasters oder einer iPad-Unterstützung wird man im Einzelfall, aber wohl gegen den Nutzen abwägen müssen. Das gilt auch für den recht hohen Preis – der allerdings in Anbetracht der soliden und hochwertigen Verarbeitung durchaus gerechtfertigt ist.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Robuste Verarbeitung
  • Gute Klangqualität
  • Hochwertige Bedienelemente
  • Durchdachtes, übersichtliches Konzept
  • Max. Bit-Tiefe/ Sample-Rate: 24 Bit/192 kHz
Contra
  • Kein Power-Taster
  • Proprietärer Stromstecker
  • Taster etwas eng zusammenstehend
  • Kein iPad-Support
  • Leichtes Übersprechen der Soundkarte
Artikelbild
Radial Engineering KL-8 Test
Für 1.098,00€ bei
Der KL-8 ist ein sehr robuster und ausgezeichnet klingender Rackmischer, der seinen Einsatzzweck nicht nur in der Anwendung mit Keyboards findet.
Der KL-8 ist ein sehr robuster und ausgezeichnet klingender Rackmischer, der seinen Einsatzzweck nicht nur in der Anwendung mit Keyboards findet.

Weitere Informationen zu diesem Produkt gibt es auf der Webseite des Herstellers.

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