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Presonus StudioLive 32.4.2AI Test

Hier bei bonedo gibt es den ausführlichen Testbericht zum neuen Presonus StudioLive 32.4.2AI! Auf das Review des Digitalpults haben wir uns ganz besonders gefreut, kann Presonus doch oft mit innovativen, aber gleichzeitig preiswerten Lösungen aufwarten. Vor allem die DAW-Software Studio One wusste zu überzeugen, doch schon das erste Presonus-Gerät, was ich in den Händen halten konnte, hatte diesen Spirit des Besonderen (wenn auch des etwas Eigensinnigen): Der DCP-8, ein achtkanaliger Kompressor auf nur einer Rack-Höheneinheit war anno 1998 ein praktisches Brot- und Butter-Dynamiktool, welches mit einer Meterbridge im separaten Gerät aufgerüstet werden konnte/musste. Sicher, im Digitalmixer 32.4.2AI, um den sich dieser Test dreht, findet man auch Dynamikbearbeitungen, doch naturgemäß noch eine ganze Menge mehr. 

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Heutzutage geht es bei vielen Produkten nicht nur darum, “besser” zu klingen (was immer der Einzelne genau darunter versteht), sondern schlicht und einfach auch mehr Möglichkeiten zu liefern – das Ganze bedienbar zu halten und den Preis nicht explodieren zu lassen, ist eine der wesentlichen Aufgaben eines Herstellers. Preislich wird man sich kaum richtig beklagen können, liegt doch die UVP des 32.4.2AI bei 4495,– Euro, was angesichts des Funktionsumfangs und der Einsatzmöglichkeiten typisch für Presonus ein wirklich angemessener Betrag ist. Ebenfalls um Kunden buhlende Digitalpulte, etwa von Behringer, Soundcraft, Tascam oder Yamaha, sind mit durchaus unterschiedlichen Feature-Sets ausgestattet und zielen auf etwas andere Anwender-Profile.

Details

Fettes Pult und “fetter Kanal”
Einem so umfangreichen Gerät wie dem Presonus StudioLive 32.4.2AI nähert man sich möglichst langsam und vorsichtig. Und wenn man noch nicht die Nase in der Oberfläche vergraben hat, werden die Dimensionen deutlich. 80,2 Zentimeter ist das Gerät aus Stahlblech breit, mit einer Tiefe von knapp 57 Zentimetern und einer Höhe von 18,2 Zentimetern bis zu den Potikappen erscheint es durchaus tragbar – mit 23 Kilogramm ist das zwar zu handlen, aber kein wirkliches Vergnügen. Betrachtet man die grobe Unterteilung der Bedienoberfläche, fällt die schmale, geradezu an den Rand gedrängt wirkende Mastersektion auf. Allerdings bildet links davon der Bereich von der Hälfte an bis zum Beginn der obersten Sektion mit den Gain-Potis eine besondere Abteilung, in welcher Aux-Levels gesetzt, verschiedene Meterings eingestellt, besonders aber selektierte Kanäle in ihren genauen Settings bearbeitet werden können. Blau hinterlegt ist der “Fat Channel”: Selektierte Kanalzüge können dort mit Kompressor, Gate/Expander, Limiter, Hochpassfilter, einem vierbandigen vollparametrischen EQ und einem Limiter bearbeitet werden. Die Bezeichnungen der Parameter stehen über den jeweiligen Reglern, in der kompletten Sektion gibt es optische Rückmeldung durch LED-Ketten. 

Fotostrecke: 5 Bilder Im “Fat Channel” lässt sich der jeweils selektierte Kanalzug ausführlich und bequem bearbeiten.

14 Auxe, 4 Busse, 4 interne Effektblöcke

Channels selektieren kann man mit dem dem obersten der drei beleuchtbaren Soft-Buttons (Mute, Solo und eben Select) über den 100mm-Fadern, doch auch beispielsweise die 14(!) pre/post schaltbaren Aux-Sends können selektiert und im Fat Channel bearbeitet werden – schließlich verfügen auch diese über EQs, Dynamics und die anderen Bearbeitungsschritte. Das 32.4.2AI bietet vier interne Effektblöcke an, die FA, FB, FC  und FD abgekürzt werden. Zusätzlich stehen noch vier Subgruppen bereit. Neben den Aux- und Effektschienen zeigt das Blockschaltbild noch logischerweise einen Main- sowie einen Stereo-Solobus. Letzterer kann an verschiedenen Punkten im Signalweg abgegriffen werden und auch destruktiv auf die Hauptschiene angewendet werden. Mit den sicher bekannteren Abkürzungen ausgedrückt: Das Pult bietet PFL, AFL und Solo-In-Place. Wie selbstverständlich hat Presonus dem AI-Pult ein Solo Clear mitgegeben, welches alle gesetzten Solo-Status zurücknimmt. Ebenso sehr praktisch ist, dass das Presonus über sechs Mute-Groups verfügt. Gemeinsam mit diversen Speichermöglichkeiten, darunter Szenenspeicher und “Fat Channel”-Presets, lassen sich auch komplexe Livesituationen sicher gut und schnell bedienen. Zudem wartet die Kanalzugbearbeitung mit einer A/B-Vergleichsmöglichkeit auf – sehr gut! 

Effektiv

Die Channel-EQs sind vierbandig, vollparametrisch und liefern bis zu 15 Dezibel Gain Change. Die oberen und unteren lassen sich von Bell zu Shelf umschalten und – keine Selbstverständlichkeit – neben dem globalen hat jedes Band einen eigenen Bypass. Die vor den Aux Send Outs und dem Main-Out angesiedelten grafischen EQs sind Terzbandfilter, haben also 31 Bänder. 
0,2 Millisekunden ist die kürzestmögliche Attackzeit des Kompressors, der in Hard- oder Soft-Knee-Charakteristik verwendet werden kann. Einen Auto-Modus gibt es ebenfalls. Die Gate-/Expandersektion hat den Vorteil, ihr Key-Signal aus einem anderen Kanalzug erhalten zu können, für die feinere Einstellung stehen Sidechain-Filter parat, eine Hold- oder Hystereseschaltung gibt es jedoch nicht. 

Mastersektion des Digitalpults
Mastersektion des Digitalpults

Monitoring und Talkback

In dem Bereich unter dem Display haben es sich neben der Solo-Sektion die Bedienelemente für Aux-Inputs, das Monitoring und, am rechten Rand, Talkback gemütlich gemacht. Letztgenanntes verfügt zwar nicht über ein eingebautes Mikrofon, kann aber flexibel geroutet werden – auf Main-Outs und verschiedene Auxe. Bedenkt man, dass das StudioLive-Pult zunächst den Begriff “Studio” und nachfolgend “Live” im Namen trägt, erscheint die Monitoring-Sektion doch recht mager: Dim, Mono, Alt Speakers? Fehlanzeige. 

Talkback kommt ohne eingebautes Mikrofon (dafür aber mit hochwertigem Preamp!)
Talkback kommt ohne eingebautes Mikrofon (dafür aber mit hochwertigem Preamp!)

Das wichtigste Metering ist immer aktiv

Nicht gesondert zu aktivieren muss man – ganz im Gegenteil zum Metering im “Fat Channel”-Bereich – das Metering rechts oben in der Ecke des Pultes. Dort wird das Main-Level und das der Subs angezeigt, zudem für den selektierten Kanalzug das Level und – sehr praktisch – die Gain-Reduction der Dynamikbearbeitung. Räumlich in der Nähe, doch mit gänzlich unterschiedlichen Aufgaben finden sich der BNC-Lampenanschluss und eine USB-Buchse, die einen Speicherstick oder den WiFi-Adapter aus dem enthaltenen Zubehörpaket aufnehmen kann. 

Main Metering
Main Metering

Wo viel reingeht, kommt auch viel raus

Sehen lassen können sich offenbar die 1Ohm-Mikrofonvorverstärker, die in einem nur einem dBu breiten Toleranzbereich von 20 Hz bis 40 kHz übertragen und bei Messung am Direct-Out dem 1kHz-Testsignal 0,007% THD+N hinzufügen – für ein Digitalpult dieser Preiskategorie sind das gute Werte! Sämtliche Channel-Inputs sind auf der Bedienoberfläche recht spartanisch durch den Mic-/Line-Gainregler und die zuschaltbare Phantomspeisung repräsentiert, dazu gesellt sich noch der ominöse “D”-Button, dessen Funktion ich gleich noch beleuchten möchte. Sieht man auf die Rückseite des Gerätes, erkennt man, dass alle Channel-Inputs zusätzlich zum Mikrofon- auch einen Line-Eingang aufweisen und einen Insert-Send-Return. Es steht eine hohe Anzahl (Gruppenausgänge und Aux-Sends) Outs zur Verfügung, die sich auf verschiedene Arten erreichen lassen. Als XLR und als symmetrische Klinken stehen die Main-Outs zur Verfügung, über einen Mono-Main lassen sich beispielsweise Subwoofer bequem anschließen. Sowohl Mono- als auch XLR-Main-Outs sind mit einem Mini-Poti im Level regelbar, ein Bauteil, das sich nicht umgehen lässt. Live wie im Studio würde man Tape In-/Out vermissen, doch sind diese in Form eines Cinch-Doppelpärchens ebenfalls auf der Rückseite auffindbar. 

Fotostrecke: 5 Bilder Viele, viele Anschlüsse auf der Rückseite

“D” wie “Digital”

Die Channels 1-32 werden vor dem Insert abgegriffen und stehen symmetrisch über DB25 zur Verfügung. Dazu sind vier dieser Anschlüsse notwendig, die sich unten rechts am Rückpanel befinden. Ein Stück weiter links ist eine Karte installiert, welche weitere Anschlüsse erlaubt. Zum einen wäre da der koaxiale S/PDIF-Ausgang sowie die RJ45-Buchse, um einen Transfer für Steuerungsdaten im Netztwerk zu ermöglichen. Zum anderen findet man auf der Karte zwei FireWire-s800-Ports. Auxes, Subgroups, ja sogar interne FX-Sends, der Solo-Bus und Channel-Signale vor der Bearbeitung können 32-kanalig auf die Reise zum Host-Rechner geschickt werden. Auch zurück geht es, und hier kommt der ominöse “D”-Button ins Spiel, den man an vielen Stellen auf der Bedienoberfläche des StudioLive sieht. Das “D” unter dem Gain im Channel 1 beispielsweise erstetzt das analoge Eingangssignal mit einem der 32 Channels, die man in der DAW über den Firewire ausgeben kann – somit kann man im Falle der Verwendung einer DAW im Pult zwischen Record- und Mix-Status umschalten, kann also ein wenig Inline-Luft schnuppern.

Gain, Phantom und "D"-Flipswitch
Gain, Phantom und “D”-Flipswitch

Burr-Brown

Die digitale Domäne folgt entweder einer 48kHz- oder einer 44,1kHz-Samplerate, Double- oder gar Quad-Rates werden nicht unterstützt. Dass dies besonders im Livebetrieb nicht negativ sein muss, sollte bekannt sein. Natürlich stehen Datenwörter mit 24 Bit Länge zur Darstellung eines Spannungswertes zur Verfügung, intern wird wie üblich mit 32Bit-Fließkomma gearbeitet. Als Chiplieferant für die A/D- und D/A-Stufen wird Burr-Brown genannt. Die aktuellen Wandler der längst in Texas Instruments aufgegangenen Company könnten mit mindestens 96 kHz geclockt werden, doch müsste dafür natürlich die gesamte Pult-Architektur bereit sein (und die entsprechende Rechenpower bereitstellen). Immerhin gelten die aktuellen Wandler auf Basis der BB-Chips als zuverlässig, gut klingend und sind nicht als umfangreiche Multiplex-Chips erhältlich, die direkt Achter- oder Sechzehnerblöcke an Signalen wandeln. 

Active Integration: Mehr als nur ein Gehäuseaufdruck!
Active Integration: Mehr als nur ein Gehäuseaufdruck!

AI

“AI” steht im Presonus-Sprech für “Active Integration”. Hm, auch “Active Integration” ist nicht gerade ein fleischiger Begriff, könnte er doch alles mögliche beschreiben. AI ist Prsonus’ Ansatz einer möglichst engen Verbindung diverser Hard- und Software. Im Falle des StudioLive 32.4.2AI bedeutet das, dass über LAN und WiFi umfangreiche Steuerungen möglich sind. So lassen sich Pultfunktionen via SL Remote-AI auf dem iPad und QMix-AI auf dem iPhone/iPod Touch steuern. Das Pult wird zudem mit einem großen Software-Paket ausgeliefert, darunter “Capture 2”, ein einfaches, aber dafür schlankes und einfach zu verstehendes Recording-Tool. Virtual StudioLive-AI ist das, was der Name vermuten lässt, nämlich eine Fernsteuerung für das Pult – aber noch einiges mehr: So ist es möglich, die “Smaart Audio Analysis”-Funktionen zu nutzen, die neben dem Metering auch Korrekturen ermöglichen, also als Einmesswerkzeug dienen können. Und nicht zuletzt ist die etwas abgespeckte “Artist”-Version von Presonus’ hervorragender DAW Studio One dabei!

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Praxis

Das Pult hat ein eingebautes Netzteil, was natürlich praktisch ist. Wenn man das StudioLive 32.4.2AI in Betrieb nimmt, erzählt es einem laut und deutlich, ob es sich selbst im Studio- oder im Livebetrieb besser aufgehoben sieht. Es kann gar nicht sprechen? Doch, kann es, und zwar in der universellen Lauter-Lüfter-Sprache… Im Studiobetrieb haben Geräte, noch bevor sie ergonomisch sein oder gut klingen können, besonders eines zu tun: schön die Klappe halten! Bedenkt man, dass derartige Geräusche im Laufe der Zeit selten besser werden, ist das eine schmerzliche Kontraindikation für die Verwendung in einem kleinen Regieraum. Sicher, Komponenten müssen gekühlt werden und auch externe Netzteile haben ihre Nachteile, aber das hier ist kein besonders gelungener Kompromiss. Allerdings ist das Presonus-Pult mit dieser Problematik nicht alleine auf weiter Flur: Das Thema ist heute wichtiger denn je, denn alle Systeme werden immer leistungsfähiger…

Der laute Lüfter ist mir im Studiobetrieb ein Dorn im… ähm… Ohr
Der laute Lüfter ist mir im Studiobetrieb ein Dorn im… ähm… Ohr

Hat man sich aber einmal die Aufteilung der Pultoberfläche angesehen und verstanden, ist die Arbeit mit dem 32.4.2AI ein Kinderspiel. Es gibt keine nervigen Layer-Umschaltungen, der Fat Channel erklärt sich von selbst und ist eine große Hilfe, wenn es schnell gehen soll. Die Meterfunktion des Fat Channel ist ebenfalls hilfreich, wenn auch auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich. Für den Neuling am Pult ist es verwirrend, dass der von analogen Pulten bekannte Aufbau hier nicht nur durch den Fat Channel unterbrochen wird, auch die Auxe liegen irgendwie wahllos auf der Oberfläche herum. Nach der Eingewöhnungsphase ist das sogar praktisch, doch verlängern Umstände wie diese die angesprochene Phase ein bisschen. Schade ist übrigens, dass man nicht plakativ die Namen von Channels leuchtend vor der Nase hat. Das Leben ist einfacher, wenn man mit Kanal “Bass D.I.” arbeiten kann und einem dieser Begriff überall um die Ohren gehauen wird.

Besser als Kanalnummer wären allgegenwärtige Namen.
Besser als Kanalnummer wären allgegenwärtige Namen.

Technisch nachvollziehbar, aber recht unpraktisch ist auch, dass die Channelnummern auf der Oberfläche nicht mit den rückseitigen Anschlüssen korrelieren. Ein schnelles Umstecken “von oben” ist damit unmöglich. Die Navigation mit dem Display finde ich durch die Anordnung der Blättertasten und des mittigen Drehgebers etwas gewöhnungsbedürftig (aber gewöhnen kann man sich ja an allem, auch am Dativ). Genau richtig liegt Presonus mit der Wahl der Flexibilität des Routings. Dieses ist selten zu starr, als dass es Wünsche nicht erfüllen könnte noch derart komplex, dass man zu schnell den Überblick verlieren könnte. Die Input-Router-Matrix für die “D”-Signale beispielsweise bewegt sich diesbezüglich auf dem goldenen Mittelweg. Im Zweifel weiß die gute Dokumentation Rat, das ist keine Selbstverständlichkeit dieser Tage, denn ein technischer Redakteur kostet ein Unternehmen schließlich auch Geld. Über genaue Erklärungen, übersichtliche Diagramme und Blockschaltbilder hinaus gibt es sogar zahlreiche Tipps, darunter auch “EQ Settings Suggestions”, die immerhin nicht zu sehr wie “So macht man’s”-Kochrezepten wirken. Sagte ich Kochrezepte? Ja, die gibt es auch im Manual (Wirklich!), und zwar für eine “Chicken and Andouille Gumbo”. Dieser kreolische Eintopf wird allerdings mit Innereienwurst gekocht, daher widme ich mich doch lieber den Innereien des Pultes… 
Presonus sind keine dummen Leute, daher hat man dem StudioLive 32.4.2AI wirklich gute Mikrofonvorverstärker spendiert, die genauso sind, wie man es von einem modernen Digitalpult verlangt: Komplett, unaufdringlich, mit hoher Dynamik und fehlerfrei. Gleiches kann etwas eingeschränkter auch von den digitalen Effekten behauptet werden, die EQs dürften gerne ein wenig rigoroser zur Sache gehen, wenn man die Klangformung im Live-Einsatz als Maßstab nimmt. Doch für ein 48kHz-System klingt auch das Air-Band erstaunlich gut! Der Kompressor arbeitet recht rustikal, bringt aber für Studioanwendungen möglicherweise etwas zu schnell “hampelige” Bewegung in das Signal – insgesamt kann ich aber auch für diese Abteilungen reinen Gewissens gute Noten vergeben. Die Zumischeffekte wird man jedoch woanders als in der Live-Session nicht verwenden wollen: Zu löchrig, altbacken und leicht zu durchschauen klingen die Fahnen der Reverbs. Das ist schon eher Marke “Digital Vintage”, aber das ist ja auch schwer in Mode. 

Audio Samples
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Mikrofon + EQ/DYN + Reverb

Die Anbindung an ein Netzwerk ist ebenfalls keine Schwierigkeit für jemanden, der so etwas generell schon einmal gemacht hat, es ist allerdings schade, dass im WiFi-Betrieb unbedingt ein Router nötig ist – mal eben eine Direktverbindung zu iPad oder iPhone aufbauen geht leider nicht. Nutzt man eine der Fernsteuerungsmöglichkeiten, vermisst man dann doch etwas, das das Pult aufgrund der eigentlich begrüßenswerten layerlosen Architektur nicht mit auf den Weg bekommen hat: Motorfader! Zwar funktioniert das Updating durch die optischen Rückmeldungen (“Fader Locate”) sehr gut, doch ist man da von anderen Systemen mehr Komfort gewohnt. Dennoch ist die Umsetzung insgesamt gelungen, so wird man von der Funktionsvielfalt nicht erschlagen, sondern kann per iPad oder iPhone die wesentlichen Sachen steuern – und behält stets den Überblick. Bei allen modernen Schnittstellen: MIDI ist in vielen Fällen eine sehr willkommene Möglichkeit, sei es für SysEx, Program Change/Bank Select, für Controller-Funktionen, Clocking oder Machine Control. 

Nicht motorisiert: 100mm-Fader des StudioLive
Nicht motorisiert: 100mm-Fader des StudioLive

Die beiliegende Software in vollem Umfang zu besprechen, das würde natürlich den Rahmen komplett sprengen, ich möchte daher beispielhaft etwas herausgreifen (und auch erneut auf den Test von Studio One verweisen): Wenn man das Pult per FireWire an den Rechner gestöpselt hat, öffnet man “Capture” (bezeichnender Name) und muss sich nicht durch irgendwelche Menüs fummeln, Myriaden Fragen beantworten, konfigurieren, benennen und einstellen. Man kann, wenn man will. Wenn man nicht will, drückt man einfach den Button “Instant Recording”, und eine halbe Sekunde später läuft die Aufnahme! So einfach ist das! Ich finde, jede Software sollte diese einfache “Ich will aufnehmen, und zwar sofort!”-/”Bitte mach, und zwar schnell!”-Funktion besitzen.

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Fazit

Das Presonus StudioLive 32.4.2AI kann eine ganze Menge und macht den überwiegenden Teil davon sehr gut. Das Routing ist flexibel und durchdacht, aber einfach zu überschauen. Die Bedienoberfläche bedarf einer gewissen Gewöhnung, weiß aber auf ihre eigenständige Art insgesamt ebenfalls zu überzeugen. Grandios ist die umfangreiche Ausstattung sowohl des Pultes selber als auch des Komplettpakets – das Stichwort lautet “Active Integration” und ist auch zeitgemäß umgesetzt. Ferner klingt das digitale Mischpult ordentlich und ist nicht überteuert. Wer ein Arbeitsgerät dieser Preisklasse mit großem Funktionsumfang sucht, der muss das 32.4.2AI definitiv in die engere Wahl nehmen!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • viele Anschlüsse, flexibles Routing
  • ordentliche Bearbeitungsmöglichkeiten
  • einfache Standardbedienung durch “Fat Channel”
Contra
  • Lüfter zu laut für Studiobetrieb
Artikelbild
Presonus StudioLive 32.4.2AI Test
Für 2.258,00€ bei
Insgesamt ein ordentliches Gesamtpaket: StudioLive von Presonus
Insgesamt ein ordentliches Gesamtpaket: StudioLive von Presonus
Spezifikationen
  • Digitalmischpult mit 32 Channels, 4 Bussen, Stereoschiene
  • 33 Preamps mit Phantomspeisung (auch im TB)
  • 32 Line-Inputs (Klinke TRS)
  • 27 analoge Outputs (Einzelbuchsen)
  • 32 Direct Outs (D-Sub)
  • S/PDIF I/O
  • FireWire800 und Ethernet, mit Adapter: WiFi
  • Steuerung über diverse Software, auch von iPad/iPhone/iPod touch
  • 44,1 kHz / 24 Bit
  • “Fat Channel”: horizontaler Kanalzug mit Dyn,EQ etc.
Preis: € 4495,– (UVP)
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    Markus Galla sagt:

    #1 - 28.02.2014 um 17:03 Uhr

    0

    Vielen Dank für den Testbericht. Was mich an dem PreSonus-Pult sehr stört (ich bin Nutzer der ersten SL-Serie), ist, dass es kaum Änderungen gegeben hat. Natürlich: Never change a winning team. Aber es gibt eben auch den Ausspruch: Never change a running system. Ob PreSonus mit diesem Pult die Nutzer der älteren SL-Pulte zum Wechseln bewegen kann? Gut, man benötigt keinen Rechner für die Fernsteuerung per iPad mehr. Doch ist dieser nicht eh immer an jedem FoH-Platz am Start? Und für das Recording wird er auch benötigt. Also kaum ein Pluspunkt. Statt vier Effekt-Prozessoren zu integrieren, wäre eine feinere Parametrisierung schön gewesen oder ein Upgrade der Algorithmen, die, wie im Testbericht ja auch gesagt, sehr altbacken wirken. Selbst dann, wenn man diese Parameter nicht am Pult direkt zugänglich machen möchte, wäre dies doch für die VSL Software ein Kinderspiel gewesen. An die fehlenden Motor-Fader hat man sich bei PreSonus mittlerweile ja schon gewöhnt. Der laute Lüfter ist ein K.O.-Kriterium - nicht nur im Studio. Auch in einem beliebten Einsatzbereich der alten SL-Serie: in Kirchen! Wer möchte schon beim Gebet den Fön aus dem Off hören?Weiterhin fehlen Möglichkeiten, mit einem digitalen Multicore zu arbeiten. Das wird immer wichtiger. Natürlich verspricht PreSonus hier das Nachrüsten über Erweiterungskarten. Doch diese kosten Geld. Und auf welche Features muss man verzichten, wenn man diese installiert?Ein entfallenes Feature ist die Möglichkeit, zwei Pulte zu kaskadieren. Dies wurde von vielen Anwendern, insbesondere vom SL16.4.2, ausgiebig genutzt. So kommt man ebenfalls auf 32 Kanäle und kann diese sogar noch per FireWire mitschneiden.Insgesamt muss man sich angesichts der Konkurrenz, gerade durch Behringer, fragen, ob der Preis gerechtfertigt ist. Die Smaart Integration allein rechtfertigt diesen nicht (die gab es auch schon bei den alten Mixern - und ist nur sehr eingeschränkt im Vergleich zur Software!).Unterm Strich würde ich deshalb die Contra-Liste ergänzen um:- Effekte-Parametrisierung nur eingeschränkt
    - Effekte sehr altbacken
    - keine Motor-Fader
    - zur Zeit keine Möglichkeit, ein digitales Multicore zu nutzen.
    - kein Quantensprung im Vergleich zur alten SL-Serie
    - Preis-Leistungsverhältnis

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