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Pioneer XPRS-12 und XPRS-215S Test

Keine Frage, wenn sich DJs die Turntables in die Hand geben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es Pioneer-Gerätschaften in der DJ-Booth gibt. Bei Beschallungsanlagen ist das noch nicht der Fall, doch Pioneer bietet mittlerweile Systeme für Großbeschallungen, Festinstallationen sowie für Bands und DJs. Bonedo bittet die aktive XPRS-Serie zum Test. Sie umfasst zwei Topteile (12/1 und 15/1) und einen 2x15xZoll-Subwoofer. Partyalarm oder Spaßbremse?

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Pioneer XPRS-12 Aktivbox und XPRS-215S Subwoofer

Details

Das Test-Setup besteht aus dem Subwoofer XPRS-215S und zwei Topteilen vom Typ XPRS-12. Alternativ gibt es auch die XPRS-15 mit einem 15-Zoll-Woofer. Der aktive Sub stammt eindeutig aus der Abteilung „Fette Hose“. Mit seinen raumgreifenden Abmessungen von 75 x 52 x 81 Zentimetern und dem beeindruckenden Gewicht von knapp 56 Kilogramm ist er eine imposante Erscheinung. Das macht schon etwas Mühe, den Kameraden alleine aus seinem Transportkarton zu hieven.
Gleich vier Griffe spendierte man dem XPRS-215S, ebenso vier bereits montierte 80-Millimeter-Transportrollen auf der Rückseite. Die beiden 15-Zoll-Treiber besitzen jeweils eine eigene Resonanzkammer und arbeiten als Team in ein weiteres, trichterförmiges Volumen. Diese Bandpass-ähnliche Konstruktion fordert eine gewisse Größe, um guten Bass liefern zu können.

Fotostrecke: 2 Bilder Die XPRS-12 ist eines von zwei Topteilen aus der XPRS-Serie.

Der XPRS-215S besitzt, wie die ganze XPRS-Serie, ein 15 Millimeter starkes Birken-Multiplexgehäuse. Es wurde ordentlich verarbeitet und außen wie innen mit schwarzem Strukturlack versehen. Alle Anbauteile (Griffe, Hochständeraufnahme aus Metall mit M20-Gewinde, Aktivmodul) sind versenkt angebracht. Der mittig platzierte Schalltrichter wird durch ein Lautsprechergitter geschützt, das weder über Akustikschaum noch ein Akustikvlies hinter dem Gitter verfügt. Das wirkt optisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit, zudem Wasser und Flugbier ungehindert an die Membran gelangen können.
Das Aktivmodul ist in einem geschlossenen Gehäuse untergebracht. Schraubt man es heraus, wird der Blick auf einen der Treiber frei. Dieser besitzt einen Ferritmagneten und einen Blechkorb. In dem Gehäuse findet man Dämmmaterial und das Aktivmodul ist sorgfältig mit Dichtungsband versehen. So soll es sein.

Fotostrecke: 4 Bilder Der XPRS-215S ist mit knapp 56 Kilogramm ein massiver Tieftonverteiler.

Das Aktivmodul ist mit Class-D-Endstufen des italienischen Herstellers Powersoft bestückt, die jede der beiden Chassis mit 600 Watt befeuern. Zudem gibt es einen integrierten DSP und eine aktive PFC (Power Factor Correction). Der DSP stellt vier Trennfrequenzen (80, 100, 120 oder 150 Hz) zur Auswahl, die per Poti zugänglich sind. Rechts daneben befindet sich ein stufenloses Master-Level-Poti (von off bis +10 dB). Mit dem Phase-Taster lässt sich die Polarität des Subwoofer-Signals von 0 auf 180 Grad drehen, während ein Dreifachschalter der vorderen LED eine passende Funktion zuweist. In der Power-Einstellung zeigt die LED vorhandene Netzspannung an. In der Limit-Einstellung kündet die LED vom Erreichen der Leistungsgrenze. Für den dezenten Einsatz lässt sich die blaue LED auch deaktivieren.
Hinsichtlich der Audioanschlüsse beschränkt sich der XPRS-215S auf das Nötigste: Zwei Combo-Buchsen-Eingänge (XLR/Klinke) samt Signal-LEDs dienen zur Kontaktaufnahme. Weitere Bässe oder Topteile lassen sich über zwei XLR-Link-Out-Buchsen andocken. Die Stromversorgung erfolgt via Kaltgerätebuchse samt Netzschalter. Eine Kombination aus PowerCon-Eingang und -Ausgang hätte dem Bassboliden hingegen besser zu Gesicht gestanden.

Das Topteil kommt in der Trendfarbe Schwarz.
Das Topteil kommt in der Trendfarbe Schwarz.

Topteil

Die XPRS-12 verfügt ebenfalls über ein von Powersoft bestücktes Ampmodul, allerdings mit leicht geänderten Anschlüssen und Funktionen. Die Stromversorgung via Kaltgerätebuchse ist auch hier vorhanden, ebenso gibt es das Master-Volume-Poti und den Dreifachschalter für die Front-LED. Neu ist der Schalter für den „Extern Sub Mode“, der das Topteil mit einem Lowcut versieht, wenn die Box mit einem Basslautsprecher betrieben wird. Die vier Presets (Flat, Bass, Speech, Wedge) optimieren das Top für unterschiedliche Einsatzzwecke.
Das Top besitzt zwei Eingangskanäle (Combo-Buchse) mit je einem Input-Level-Poti, allerdings verwaltet Kanal 2 nur Line-Signale, besitzt aber ein weiteres Cinch-Pärchen für den Anschluss eines Zuspielers. Kanal 1 kann zusätzlich ein dynamisches Mikrofon verstärken, die Vorverstärkung ist in vier Schritten einstellbar. Da sich beide Eingangszüge gleichzeitig nutzen lassen, ist eine Durchsage bei laufender Hintergrundmusik auch ohne externes Mischpult möglich. Über eine Mix-Out-Buchse können die Signale von Kanal 1 und 2 an weitere Boxen geleitet werden.

Fotostrecke: 7 Bilder Das Lautsprechergitter der XPRS-12 ist nicht mit Akustikvlies oder Schaum hinterlegt.

Der Neodym-Hochtöner sitzt auf einem Kunststoffhorn mit einer Abstrahlcharakteristik von 90 x 60 Grad. Die Box besitzt eine Schräge und kann somit auch als Bühnenmonitor herhalten. Zwei Gummiauflagen schützen dabei den Lack. Toll, dass sich für den Monitoreinsatz das Hochtonhorn drehen lässt. Dazu schraubt man das Lautsprechergitter ab und entfernt die Schrauben des Horns und dreht es um 90 Grad. Da alle Schrauben mit Gewindehülsen verheiratet wurden, sind Abnutzungserscheinungen bei häufigen Hornwechseln unwahrscheinlich.
Wo wir gerade den Schrauber in der Hand haben, werfen wir noch einen Blick auf den 12-Zoll-Treiber und in das Innere der Box. Der Ferrittreiber ist von einfacher Bauart und besitzt einen Blechkorb. Das Gehäuse ist mit Dämmmaterial versehen und verfügt über eine zusätzliche Kammer, die weitere Gehäuseresonanzen unterdrücken soll. Pioneer nennt diese Technik AFAST, sie erinnert an einen Helmholz-Absorber. Was sonst? Zum Beispiel zwölf M10-Flugpunkte mit innen liegendem Metallwinkel aus Flacheisen, der das Gewicht der Box auffängt und verteilt. So gehört sich das!

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Praxis

Beim Einschalten folgt die erste Überraschung: Die Lüfter der Ampmodule arbeiten temperaturgesteuert und bleiben bei niedrigen Lautstärken inaktiv. Somit eignet sich die XPRS-Serie auch für kritische Umgebungen. Zunächst lauscht der Autor den Topteilen in der Flat-Einstellung. Das kann sich durchaus hören lassen. Ein warmer Grundton, der sich gut mit dem Mittenbereich kombiniert, ohne vordergründige Höhen. Ein guter, neutraler Sound, bestens geeignet als Ausgangsbasis für Beschallungen jeglicher Art.

Fotostrecke: 2 Bilder Die XPRS-Serie verfügt über Aktivmodule mit temperaturgesteuerten Lüftern.

Sollte die Box für den kleinen DJ-Einsatz ohne Subwoofer an den Start gehen, empfiehlt sich das Bass-Preset. Der moderate Bassschub geht allerdings bei hohen Pegeln zu Lasten des maximalen Schalldrucks. Gerade muffelige Low-Mids werden bei den Presets Speech und Wedge ausgedünnt, was sich in diesen Einsatzbereichen absolut positiv auswirkt.

Fotostrecke: 4 Bilder Die XPRS-12 besitzt eine Duo-Tilt-Hochständeraufnahme.

Wir addieren den XPRS-215S. Welche Trennfrequenz passt am besten? Das lässt sich pauschal schwer beantworten. In akustisch schwierigen Umgebungen dürfte man mit 80 Hz den definiertesten Bass erzielen. Bei Open-Air-Veranstaltungen entlastet eine höhere Trennfrequenz das Topteil, sofern man bei diesem den „Extern Sub Mode“ aktiviert hat. Klanglich passend wären dann die 100- oder 120-Hz-Einstellungen, die der Bass auch noch gut verkraftet. Bei 150 Hz klingt der Subwoofer allerdings sehr holzig und mit zu viel „Töck“. Das überzeugt mich nicht.
Davon abgesehen kann ich dem XPRS-215S ein gutes, musikalisches Nutzbass-Fundament bescheinigen, wobei sich leichte One-Note-Bass-Tendenzen nicht leugnen lassen. Richtiger Tiefbass ist allerdings weniger sein Metier. Die Kombination mit zwei Topteilen passt gut und sollte in geschlossenen Räumen auch bei hören Pegeln ausreichen. Open-Air sollte das Verhältnis Bass-zu-Top besser 1:1 betragen. Auch wenn die Angaben bezüglich des maximalen Schalldrucks es auf dem Papier vielleicht vermuten lassen: die XPRS-Boxen sind keine Pegelmonster. Vielmehr operieren sie im Rahmen dessen, was die Bestückung hergibt und überzeugen durch homogenen, angenehmen Ground-Sound, der nicht sofort zum Summen-EQ greifen lässt.

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Fazit

Mit der XPRS-Serie hat Pioneer eine klanglich gefällige Plug&Play-PA am Markt. Sie punktet durch gute Verarbeitung, das Powersoft-Ampmodul und einfache Bedienung. Mit einer Handvoll Presets ist auch der weniger erfahrene Anwender in der Lage, schnell einen passenden Sound zu zaubern. Ausstattungsdetails wie mitgelieferte Transportrollen, M10-Flugpunkte, viele Griffe und Duo-Tilt-Hochständeraufnahmen optimieren das Handling. Schade nur, dass man nicht auf PowerCon-Verbinder gesetzt hat. Denn kommen mehrere XPRS-Boxen zum Einsatz, ist das Hantieren mit Kaltgerätekabeln und Steckdosenleisten nicht wirklich toll. Außerdem sind für meinen Geschmack Lautsprechergitter, die den Blick auf die Treiber freigeben, nicht mehr zeitgemäß. Unterm Strich lässt sich festhalten: Die XPRS-Serie ist ein solides Beschallungswerkzeug für ambitionierte DJs, Bands und Musiker – nicht mehr und nicht weniger. Und dafür gibt es vier Sterne.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • guter Sound
  • Plug´n ´play-Setup
  • Powersoft Ampmodul
  • Presets für verschiedene Anwendungen
  • drehbares Hochtonhorn
  • MuFu-Gehäuse aus Birkenmultiplex
  • M10-Flugösen
  • Lüfter der Aktivmodule temperaturgesteuert
Contra
  • einfache Ferrittreiber mit Blechkorb
  • Lautsprechergitter ohne Akustikschaum
  • Kaltgerätebuchsen für die Netzversorgung
Artikelbild
Pioneer XPRS-12 und XPRS-215S Test
Pioneer XPRS-12 Aktivbox und XPRS-215S Subwoofer
Pioneer XPRS-12 Aktivbox und XPRS-215S Subwoofer
Spezifikationen
    XPRS-12 Topteil
    • Frequenzgang (-10 dB): 50 Hz – 20 kHz
    • Abstrahlwinkel: 90 x 60° (Horn für Monitoranwendungen drehbar)
    • Maximaler Schalldruck (SPL Peak@1m/1W): 135dB
    • Trennfrequenz: 2 kHz
    • Ampmodul: Class-D, Powersoft
    • Schutzschaltungen: Thermik, Überspannung, Gleichstrom, RMS und Peak Limiter
    • Nennleistung: 2400 W Peak / 1200 W Continous (LF 800 W, HF 400 W)
    • Eingänge: 2 x Combo-Buchsen, 2 x Cinch
    • Ausgänge: 2 x XLR-Link-Out, 1 x Mix-Ausgang XLR
    • Basstreiber: 12“-Ferrit-Treiber
    • Hochtontreiber: 1,75“-Titan Membran
    • Gehäuse: 15-mm-Birkenmultiplex, Bassreflex
    • Oberfläche: Strukturlack, schwarz
    • 2 Griffe
    • Hochständeraufnahme mit 0- und 7°-Winkel
    • Flugpunkte: 12 x M10 Ösen
    • Abmessungen (B x H x T): 380 x 647 x 398 mm
    • Gewicht: 23,1 kg
    XPRS-215S Subwoofer
    • Frequenzgang (-10 dB): 40 Hz – 160 kHz
    • maximaler Schalldruck (SPL Peak@1m/1W): 135 dB (Halbraum)
    • Ampmodul: Class-D, Powersoft
    • Schutzschaltungen: Thermik, Überspannung, Gleichstrom, RMS und Peak Limiter
    • Nennleistung: 2400 W Peak / 1200 W Continous (2 x 600 Watt)
    • Eingänge: 2 x Combo-Buchsen
    • Ausgänge: 2 x XLR-Link-Out
    • Basstreiber: 2 x 15“-Ferrit-Treiber
    • Gehäuse: 15-mm-Birkenmultiplex Bandpass
    • Oberfläche: Strukturlack, schwarz
    • 4 Griffe
    • Distanzstangenaufnahme mit M20 Gewinde
    • Abmessungen (B x H x T): 743 x 524 x 811 mm
    • Gewicht: 56 kg
    Preise
    • XPRS-12: EUR 1299,- (UVP)
    • XPRS-15: EUR 1399,- (UVP)
    • XPRS-215S: EUR 1699,- (UVP)
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