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MakeMusic Finale 2012 Test

Auf die Frage nach einer professionellen Software zur Musiknotation gab es lange nur eine Antwort: MakeMusic Finale. Seit seiner Geburt im Jahr 1988 (damals noch unter der Regie der Firma Coda) hat das Programm eine lange Entwicklung durchschritten, ohne dabei jemals Zweifel an seinem Anspruch auf die Technologieführerschaft zuzulassen. In letzter Zeit konnten die Wettbewerber jedoch aufholen. Das direkte Konkurrenzprodukt Sibelius gewinnt mehr und mehr Anhänger, und auch die einschlägigen DAWs können mittlerweile mit durchaus hochwertigen Notations-Editoren aufwarten. Zeit für einen Praxis-Check: Ist das Urgestein nach wie vor das Maß aller Dinge?

FIN2012_Boxshot


Finale wendet sich an Komponisten und Arrangeure, die ein Werkzeug für die Erstellung von druckreifen Partituren und Auszügen benötigen. Die Software ist im professionellen Segment nach wie vor marktführend und wird von vielen Notenverlagen, Hochschulen und Filmkomponisten eingesetzt. Neben umfassenden Tools zur Realisierung auch ungewöhnlicher Notationen und Layouts bringt Finale auch eine umfangreiche Sound-Library mit, mit der sich das Werk jederzeit zum Klingen bringen lässt. Dadurch kann Finale nicht nur bei der Notation, sondern auch beim Komponieren, Arrangieren und Orchestrieren behilflich sein. Abgerundet wird das Ganze durch praktische Features wie eine Dokumentenverwaltung, automatische Extraktion und Verwaltung von Einzelstimmen sowie verschiedene Werkzeuge zur Erstellung von Unterrichtsmaterialien. Doch verschaffen wir uns zunächst einen Überblick.

Details

Konzept
Die Notation von Musik ist keine einfache Aufgabe für eine Software. Es gilt zunächst, die seit Jahrhunderten gepflegten Regeln zuverlässig einzuhalten. Das Ergebnis muss musikalisch Sinn ergeben und die Optik der Partitur sollte insgesamt stimmig sein. Deshalb bietet Finale viele Funktionen, die dem Benutzer bei der automatischen Anordnung von Symbolen und bei der Erzeugung eines korrekten und optisch ansprechenden Layouts behilflich sind. Gleichzeitig muss eine professionelle Notationssoftware aber auch Raum für all die individuellen und gelegentlich unorthodoxen Vorgehensweisen und Schreibweisen lassen, die in der wundersamen und zum Glück unvorhersehbaren Welt der Musik nun einmal vorkommen. Mit Papier und Bleistift ist es ein Leichtes, auch Notationen “passend zu machen”, die eigentlich nicht möglich sein dürften – die exakte Logik eines gewöhnlichen Computerprogramms wäre hier schnell überfordert. Eine Software, die ihre Symbole stur mit dem Lineal aufs Papier klatscht, ohne dem Komponisten den nötigen kreativen Spielraum zu geben, würde ihr Ziel verfehlen. Deshalb lässt sich Finale umfangreich an die persönlichen Bedürfnisse und die speziellen Anforderungen eines Notationsprojekts anpassen. Fast alles lässt sich bis ins Detail definieren, einstellen und dort platzieren, wo der kreative Kopf es gern hätte. Auch beim Layout hat der Anwender umfassende Freiheiten. Letztlich haben wir es also mit einer Mischung aus einer spezialisierten Sequenzersoftware, die musikalische Daten aufzeichnet, wiedergibt und darstellt, und einem Grafikprogramm zu tun. Obendrauf gibt’s eine speziell angepasste Soundbibliothek, die erklärtermaßen mehr sein möchte als nur ein simples Abspielgerät.

Dass Finale diesen Spagat beherrscht, wird schon an der Popularität der Software im professionellen Segment deutlich. Ein Programm, das seit vielen Jahren von etlichen Größen ihres Fachs verwendet wird, macht irgendetwas richtig. An der Qualität der von Finale erzeugten Notationen braucht man nach fast 25 Jahren jedenfalls überhaupt nicht mehr zu zweifeln. Doch wie steht es um die Benutzerfreundlichkeit? In einem professionellen Umfeld kommt es ja nicht nur darauf an, dass ich eine schicke Partitur präsentieren kann, sondern mindestens genauso sehr darauf, dass ich diese in kurzer Zeit und möglichst nerven- und ressourcenschonend erstellen kann. Und gerade in diesem Punkt gibt es doch deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Angeboten in diesem Segment.

Neuheiten
Finales Benutzeroberfläche hat sich auf den ersten Blick auch in der aktuellen Version kaum verändert. Seit jeher basiert sie auf einer “Werkzeugkiste” mit Tools zur Erzeugung und Bearbeitung der verschiedenen Notationselemente. Hinzu kommen Auswahlpaletten für Noten, Pausen, Symbole und spezielle Notationen, die Anwendern von Vorversionen ebenfalls bekannt vorkommen dürften. Um die Software flüssig zu bedienen, bedarf es idealerweise einer Kombination aus Maus, Computertastatur und MIDI-Keyboard. Detaileinstellungen werden in zahlreichen, über die Menüs erreichbaren Dialogfenstern vorgenommen.
Und doch gibt es einige Neuerungen, die die Entwicklung der Software über die letzten Jahre fortschreiben. Finale hat sich schon immer eher behutsam weiterentwickelt. Die beinahe jährlichen Updates waren selten der “große Wurf”, sondern in der Regel vorsichtige Detailverbesserungen, die stets sicherstellten, dass erfahrene Anwender sich auch in der neuen Version sofort zurechtfanden. So auch dieses Mal. Statt die Benutzeroberfläche komplett umzugestalten, wie es kürzlich etwa beim Konkurrenten Sibelius geschehen ist, verbergen sich die Neuerungen der Version 2012 im Detail.
Der neue Partitur-Manager vereint die Verwaltung der in der Partitur vertretenen Notenzeilen mit der Zuweisung der Abspielsounds in einer einzigen Übersicht. Dadurch wird das Durcheinander vermieden, das bisher beim Hinzufügen und Entfernen von Instrumenten gelegentlich auftreten konnte. Die Auswahl von passenden Sounds für die Wiedergabe wird durch das neue Fenster erheblich erleichtert – die manuelle Zuweisung von MIDI-Kanälen und dergleichen kann jetzt in den meisten Fällen entfallen. Darüber hinaus übernimmt die Partiturverwaltung auch die Gestaltung der Notenzeilen – macht man zum Beispiel nachträglich aus einem Horn eine Trompete, so wird nicht nur der Sound geändert, sondern auch die Transposition automatisch entsprechend angeglichen. 

Partiturverwaltung
Partiturverwaltung

Die logische Verknüpfung von Notenzeilen und Wiedergabeklängen – in Finale 2012 unter dem naheliegenden Oberbegriff “Instrument” zusammengefasst – geht aber noch weiter. Auch der zwischenzeitliche Instrumentenwechsel in derselben Notenzeile lässt sich jetzt komfortabler einrichten. In der Praxis kommt das vor allem in Musical- und Big-Band-Situationen häufig vor – zum Berufsbild eines Broadway-Saxophonisten gehört eben dazu, auch Flöte spielen zu können. Mit dem neuen Befehl “Instrumentwechsel” lässt sich dies nun viel einfacher realisieren als bisher. Dabei werden nicht nur die Notensystemeinstellungen wie Schlüssel und Transposition automatisch angepasst, sondern auch der Wiedergabeklang.

Instrumentwechsel
Instrumentwechsel

Bei der Vernetzung mit der Außenwelt hat sich ebenfalls etwas getan. Neben der lange überfälligen Fähigkeit zur direkten Erstellung von PDF-Dateien bietet Finale 2012 auch eine verbesserte Grafikexportfunktion. Und dank der Unicode-Unterstützung gehört Zeichenchaos beim Dateiaustausch hoffentlich der Vergangenheit an.
Schließlich ist auch die mit Finale ausgelieferte Soundlibrary abermals gewachsen. Der bewährten Klangbibliothek aus dem Hause Garritan wurden etliche neue Instrumente hinzugefügt – besonders sehnlich erwartet wurden die Celesta, das Sopransaxophon und die Pfeifenorgel. Insgesamt erstreckt sich die Library nun über gut 2 GB und mehr als 400 Sounds. Ferner besteht auch die Möglichkeit, externe Klangerzeuger als VST- bzw. AU-PlugIn einzubinden. Die manuelle Zuweisung der Lieblingssounds nimmt Finale 2012 dem User in der Regel ab: Die Software “merkt” sich die favorisierten Klänge für die verschiedenen Instrumente und verwendet sie bei der Erstellung einer entsprechenden Notenzeile automatisch.
Genug der Theorie! Probieren wir am besten einfach einmal aus, wie flott die Erstellung einer Partitur in Finale 2012 von der Hand geht.

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Praxis

Partitureinrichtung und Noteneingabe
Finale begrüßt uns mit einem Startfenster, in dem wir aus verschiedenen Optionen für die Erstellung eines Dokuments auswählen können. Zur Einrichtung einer Partitur steht der aus den Vorversionen bekannte Assistent zur Verfügung, der bei der Auswahl von Notationsstil, Instrumenten und Ton- und Taktart hilft. Auch Informationen wie Titel, Komponist und ähnliche Angaben können hier eingegeben werden und werden dann automatisch ins Dokument eingefügt.
Alternativ ist es auch möglich, Daten in ein neues Dokument zu importieren. Finale kann MIDI- und MusicXML-Dateien verarbeiten. Um Chaos beim Import einer MIDI-Datei zu vermeiden, sorgt ein Dialogfenster für die richtigen Einstellungen hinsichtlich des Umgangs mit mehreren Spuren und der Quantisierung. Auch wenn die Importfunktion einige Möglichkeiten zur “intelligenten” Interpretation von MIDI-Daten bietet, ist es allerdings immer noch ratsam, die Daten bereits vor dem Import zu “glätten”, d.h. zu quantisieren und auch die Notenlängen möglichst exakt einzustellen. Bei unbearbeiteten MIDI-Daten treten sonst häufig unnötige Bindebögen, Sechzehntelpausen und ähnliches Kleinholz auf.

Fotostrecke: 5 Bilder Startfenster

Möchte man einer Partitur nachträglich Instrumente hinzufügen, kommt die neue Partiturverwaltung ins Spiel. Dieses Fenster ist die herausragendste Neuerung der Version 2012 und bewährt sich in der Praxis absolut. Wo man früher zunächst Notenzeilen hinzufügen und Schlüssel sowie Transposition manuell konfigurieren musste, um dann in einem weiteren Dialogfeld mühsam den passenden Abspielsound auszuwählen, genügt jetzt die Auswahl des gewünschten Instruments aus der praktisch sortierten Liste. Der Rest passiert automatisch. Die Notenzeile wird mit den korrekten Einstellungen hinzugefügt und lässt sich – falls gewünscht – an einer beliebigen Position zwischen den anderen Instrumenten platzieren. Gleichzeitig wird automatisch der richtige Klang geladen. Natürlich ist es aber auch möglich, alternative Abspielsounds zu wählen. Mit der Zuweisung der MIDI-Kanäle und derartigen Details müssen wir uns im Normalfall nicht mehr aufhalten. Sehr praktisch!

Fotostrecke: 3 Bilder Partiturverwaltung

Zur Eingabe von Noten stehen die bereits aus den Vorversionen bekannten Verfahren zur Verfügung. Noten und Pausen lassen sich per Mausklick einfügen oder – deutlich komfortabler – mit einer Kombination aus Tastatur und MIDI-Keyboard. Dazu wird zunächst der gewünschte Notenwert per Maus oder Ziffernblock aus der Palette ausgewählt und dann die einzufügende Note auf dem Keyboard gespielt. Diese Vorgehensweise beherrscht man in kürzester Zeit blind und kann dann sehr flüssig damit arbeiten. 

Finale bietet aber auch eine Möglichkeit zur Live-Einspielung über ein MIDI-Keyboard. Die “Hyperscribe” genannte Funktion ermöglicht auch die automatische Aufteilung einer Klavieraufnahme auf zwei Notensysteme anhand eines einstellbaren Splitpunkts. Bei der Aufnahme kann man entweder dem internen Metronom folgen oder das Aufnahmetempo durch Klopfen des Takts – etwa auf dem Sustainpedal – in Echtzeit steuern. Auch die Synchronisation zu einer externen MIDI-Clock ist möglich. Ähnlich wie beim Import einer MIDI-Datei lassen sich mit Hyperscribe aufgenommene Noten nach einstellbaren Kriterien bereinigen. So werden die unbeabsichtigten Zweiunddreißigstelnoten, Triolen und Pausen vermieden, die bei einer maschinellen Interpretation einer Live-Aufnahme entstehen würden. Das funktioniert in der Praxis recht gut. Trotzdem sollte man selbstredend auf eine möglichst exakte Performance achten, um die Automatik nicht zu überfordern.
Zum Hinzufügen von Vortragszeichen, Artikulationen und sonstigen Notationselementen stehen zahlreiche Werkzeuge zur Verfügung. Dabei lassen sich Erscheinungsbild und Verhalten dieser Zeichen bis ins kleinste Detail einstellen – so ist es zum Beispiel möglich, bestimmte Artikulationen stets ober- und außerhalb des Notensystems zu platzieren, während andere ihre angestammte Position beim Notenkopf beibehalten. Das Hinzufügen solcher Zeichen lässt sich erheblich beschleunigen, wenn man die entsprechenden Tastaturbefehle verinnerlicht: Zum Beispiel erzeugt ein Klick auf eine Note bei gleichzeitig gedrückter Taste “S” einen Staccatopunkt. Auf diese Weise kann man sehr schnell arbeiten. Bögen, Linien und andere Notationselemente, die sich dynamisch an die Notation und das Layout anpassen müssen, werden mit der Palette “Intelligente Zeichen” hinzugefügt. Auch hierfür stehen Tastatur-Shortcuts zur Verfügung.

FIN2012_Paletten

Akkordsymbole und Liedtext lassen sich mit den entsprechenden Werkzeugen hinzufügen. Finale verfügt über eine umfassende Datenbank von Akkordtypen, die sich auch um eigene Kreationen erweitern lässt. Die Software beherrscht auch Besonderheiten wie etwa die deutsche Schreibweise (H statt B), sodass sich der persönlich bevorzugte Stil für Akkordsymbole problemlos umsetzen lässt. Auch die automatische Analyse der Noten im Hinblick auf die gespielten Akkorde ist möglich – falls gewünscht über die gesamte Partitur hinweg. Dies funktioniert aber leider nicht so gut wie bei der Konkurrenz.
Liedtexte können entweder direkt in die Partitur getippt oder in das Text-Fenster kopiert und dann per Klick eingefügt werden. Auf den direkten Import aus einer Textdatei, wie ihn der Konkurrent Sibelius bietet, müssen Finale-Anwender leider verzichten. Auch bei der Silbentrennung muss man noch selbst Hand anlegen – hierfür bietet Sibelius ebenfalls eine recht gut funktionierende Automatik.
Finale verfügt über eine sehr flexible Filterfunktion, die es zum Beispiel ermöglicht, nur die Artikulationen oder nur die Akkordsymbole einer Passage auf eine andere zu übertragen. Auch beliebige Kombinationen sind möglich. Ein bewusster Einsatz des Filters kann bei der Erstellung einer komplexen Partitur enorm viel Zeit und Nerven sparen!
Eine weitere große Hilfe bei der Notation sind die zahlreichen PlugIns, die sich um diverse Spezialaufgaben kümmern. Hier gibt es einfache Lösungen für vielfältige Probleme, die von der Auswechslung von Notenköpfen über das Durchstreichen von Vorschlagsnoten bis hin zum kompletten Klavierauszug reichen. Die Fähigkeiten der Finale-PlugIns werden häufig übersehen und sind in vielen Situationen eine große Hilfe. 

Fotostrecke: 4 Bilder Alles lässt sich…

Makeup und Layout
Wenn alle Noten, Texte, Zeichen und Bögen eingegeben sind, folgt die Layoutphase, in der wir der Partitur ein optisch ansprechendes Äußeres verpassen. Es empfiehlt sich ausdrücklich, mit diesem Schritt bis ganz zum Schluss zu warten. Macht man das Seitenlayout vorzeitig fertig und fügt dann nachträglich irgendwo ein paar Takte oder eine Notenzeile ein, kann man nicht selten von vorn beginnen, die Systeme hübsch zu machen. Bei allem Wohlwollen: Im direkten Vergleich mit Sibelius treibt mich Finales Seitenlayout auch in der neuen Version immer noch zur Verzweiflung. Zwar gibt es zahlreiche Funktionen, die die Systeme automatisch ausrichten und Abstände einheitlich regulieren können, aber das Zusammenspiel dieser Einstellungen ist komplex und schwer zu handhaben. Zudem verbergen sich die entsprechenden Schalter zum Teil in den Dokument-Optionen und zum Teil im Layout-Menü. Ein Anfänger wird eine Weile brauchen, bis es gelingt, ein Finale-Dokument nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Allerdings muss man der Software zugute halten, dass es auf diese Weise möglich ist, wirklich jedes Detail individuell zu gestalten. Nicht nur die Positionierung von Zeichen, Akkorden und Text lässt sich millimetergenau justieren, sondern auch die Platzierung von Noten relativ zum Zeitraster innerhalb eines Takts. Notensysteme lassen sich einzeln verkürzen, verlängern, verschieben und positionieren, letzteres auf Wunsch auch automatisch. Das sind natürlich genau die Fähigkeiten, die bei der Erstellung von Partituren für die gedruckte Veröffentlichung gefragt sind. Wer sich nicht um solche Details kümmern und lieber schnell zu ansehnlichen Ergebnissen kommen möchte, ist meines Erachtens bei der Konkurrenz besser aufgehoben. Finales Bedienung wirkt vor allem in Sachen Layout etwas betagt und unnötig kompliziert. Man merkt der Software an, dass sie einen langen Weg hinter sich hat und immer wieder um zusätzliche Funktionen erweitert wurde, ohne dass die Bedienung Schritt gehalten hat. So ist Finale in Sachen Benutzerfreundlichkeit mittlerweile weit zurückgefallen. Vielleicht wäre eine von Grund auf neu gestaltete Benutzeroberfläche für die nächste Version eine gute Idee.

Stimmenauszüge und Export
Wenn die Partitur fertig ist und das Layout sitzt, ist es Zeit, die Einzelstimmen für jedes Instrument zu exportieren. Die Auszüge lassen sich dynamisch mit der Partitur verknüpfen, sodass sich Änderungen in der Partitur sofort in den Einzelstimmen wiederfinden und umgekehrt. Wenn die Partitur sorgfältig angelegt und die verschiedenen Zeichen nicht allzu wirr positioniert sind, funktioniert der Stimmenauszug in der Regel so gut, dass man bei den Einzelstimmen kaum noch Hand anlegen muss.
Das fertige Produkt lässt sich in verschiedene Formate exportieren. Erstmals bietet Finale auf allen Plattformen eine integrierte Funktion zur Erzeugung von PDF-Dateien. Alternativ dazu stehen verschiedene Grafikformate zur Auswahl (TIFF, JPEG, PICT, PNG). Auch ein Export ins EPS-Format (Encapsulated PostScript) ist möglich. Dabei können wahlweise alle oder nur bestimmte Seiten exportiert werden, oder auch nur ein gesondert markierter Bereich.

Export
Export

Sound-Library
Die mit Finale ausgelieferte Sound-Bibliothek wird von Garritan beigesteuert. MakeMusic hat die Firma, die sich unter anderem mit dem Personal Orchestra einen Namen gemacht hat, mittlerweile übernommen. Die etwa 2 GB große Library umfasst mehr als 400 Sounds. Darunter sind neben sämtlichen Orchesterinstrumenten, einem Konzertflügel, Orgeln und Chören auch Gitarren, Bässe, Drums und einige Klänge aus dem Weltmusik-Kosmos. Die wichtigsten Orchesterinstrumente liegen als Ensembleklänge und Solo-Sounds vor, wobei viele Instrumente sogar mit zwei bis drei verschiedenen Einzelspielern aufwarten können, um einen realistischeren Ensembleklang zu realisieren. Einige Sounds verfügen darüberhinaus über mehrere Spielweisen (sustain, tremolo, pizzicato, etc.), die bei korrekter Notation automatisch an den betreffenden Stellen verwendet werden. Auch andere notierte Anweisungen wie Dynamikzeichen werden interpretiert. Die Sounds laufen in Garritans hauseigenem ARIA-Player. Wenn man nicht möchte, muss man sich mit dem Player aber gar nicht beschäftigen, denn Finales Partiturverwaltung übernimmt die Zuordnung und Ansteuerung der Klänge vollautomatisch. Das Endergebnis lässt sich auch als Audio-File exportieren.

FIN2012_Garritan_Player

Für die vergleichsweise geringe Größe der Library geht die Qualität der Sounds in Ordnung, erst recht als Beigabe zu einem Notationsprogramm. Vom Hocker hauen mich die Klänge allerdings nicht. Während die Streicher noch warm und angenehm klingen, können die Bläser, vor allem die aus Blech und die Saxophone, eher weniger überzeugen. Mit den aktuellen Highend-Sample-Librarys, die für sich genommen ein Vielfaches von Finale kosten, können die Klänge nicht mithalten, und auch nicht mit dem Angebot der direkten Konkurrenz. Zum Vergleich: Mit rund 40 GB ist Sibelius’ Klangbibliothek in der aktuellen Version um das 20-fache größer! Dafür halten sich die Ladezeiten auch bei umfangreichen Partituren erfreulich in Grenzen. Mit dem richtigen Feintuning kann man mit den Finale-Sounds auch recht anständig klingende Demos kreieren.
Die exakte Steuerung der Klänge nur mit den Mitteln der Notation erweist sich in der Praxis als nicht ganz einfach. Die Sounds reagieren zum Teil recht unterschiedlich auf dynamische Anweisungen, sodass man nicht um chirurgische Eingriffe auf der MIDI-Controller-Ebene herumkommt, wenn man ein wirklich gut klingendes Ergebnis erzielen möchte. 

Audio Samples
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Grand Piano Strings Flute Church Organ
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Fazit

Das bewährte Notationsprogramm Finale wurde in der neuen Version um einige interessante neue Funktionen erweitert, die der Software einen Spitzenplatz sichern. Die neue Partiturverwaltung vereinfacht das Hinzufügen und Entfernen von Instrumenten und die Zuweisung von Klängen erheblich. Auch die PDF-Exportfunktion erweist sich als sehr praktisch. Die mitgelieferte Sound-Library wurde nochmals erweitert und ermöglicht nicht nur jederzeit die Wiedergabe der Partitur, sondern mit etwas Bastelarbeit auch die Erstellung von akzeptablen Demos. Restlos überzeugen können die Sounds im heutigen Umfeld aber nicht mehr. Einzig in Sachen Benutzerfreundlichkeit bleibt Finale deutlich hinter der Konkurrenz zurück. Die genaue Kontrolle über alle Aspekte der Notation geht einher mit einer vergleichsweise komplizierten und nicht immer schlüssigen Bedienung. Um wirklich flüssig mit Finale zu arbeiten, bedarf es einer nicht unbeträchtlichen Einarbeitungszeit. Die über viele Jahre fast unveränderte Programmoberfläche ist in die Jahre gekommen und wirkt mittlerweile etwas konfus. Vielleicht ist die Zeit für einen radikalen Umbau reif.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Hervorragende Notationsqualität
  • Partitur-Manager
  • hochflexibel bis ins kleinste Detail
  • integrierter PDF- und Postscript-Export
  • umfangreiche Sound-Library von Garritan
Contra
  • vergleichsweise komplizierte Bedienung
  • Seitenlayoutprozess mühsam
  • Klangqualität der mitgelieferten Sounds entspricht nicht mehr dem Standard
Artikelbild
MakeMusic Finale 2012 Test
Für 179,00€ bei
FIN2012_Boxshot
SYSTEMANFORDERUNGEN
  • Windows: Windows XP SP3, Windows Vista (32 oder 64 bit), Windows 7 (32 oder 64 bit)
  • Mac: G4, G5 oder Intel-Mac / OS X 10.5 oder neuer
  • 512 MB RAM (für die Verwendung der Garritan Sounds 1 GB RAM empfohlen)
  • 600 MB Festplattenspeicher für Software und Handbuch
  • Weitere 2 GB Festplattenspeicher für die Garritan Sounds
  • 800×600 Punkte minimale Bildschirmauflösung
  • Optional: MIDI-Interface, Audio-Interface, MIDI-Keyboard, Drucker, TWAIN/WIA-kompatibler Scanner, Mikrofon für MicNotator und Finale Performance Assessment
PREIS
  • UVP: 495,95 Euro
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