Die Korg Synthesizer Wavestate, Modwave, Opsix und multi/poly zeigen sich optisch auf den ersten Blick sehr ähnlich. Sie basieren auf Raspberry Pi und bieten verschiedene Soundengines. Wir erklären die Unterschiede.

Welchen aktuellen wie preislich attraktiven Synthesizer soll ich nehmen und was kann er besonders gut? Solche Fragen stellen sich Musiker und Produzenten häufig. Vier erfolgreiche 37-Tasten-Synthesizer liegen in puncto Optik und wegen eines günstigen Preises unter 1.000 Euro so dicht beisammen, dass man sich kaum spontan für eines dieser Instrumente entscheiden kann. Wir zeigen – unterstützt durch zahlreiche Klangbeispiele – die individuellen Stärken der vier Synthesizer auf und kommen zu einem simplen Fazit.
- Korg Synthesizer mit Raspberry Pi
- Korg Wavestate | Soundengine: Wave Sequencing und Vector-Synthese
- Korg Opsix | Soundengine: FM-Synthese
- Korg Modwave | Soundengine: Wavetable-Synthese
- Korg multi/poly / Soundengine: Analog Modeling
- Gemeinsamkeiten der vier Korg-Synthesizer
- Erste Vergleiche anhand des Sound Inits
- Welchen Unterschied liefern Flächenklänge?
- Wie groß ist der Unterschied bei Bässen?
- Lassen sich klangliche Tendenzen benennen?
- Attraktive Plug-in Versionen
- Größere Hardware-Modelle SE und SE Platinum
- Desktop-Modelle
- Fazit
Korg Synthesizer mit Raspberry Pi
Schon länger baut Korg auf die DSP-Technologie. So begann der Hersteller beispielsweise 2005 Linux auf Intel-Prozessoren für das Synthesizer-Flaggschiff Korg OASYS zu verwenden. Für aktuelle Synthesizer, die möglichst wenig kosten sollen, musste eine neue Lösung gefunden werden: Mit dem Raspberry Pi Compute Module 3 wird nun alles kompakter, billiger, schneller und einfacher bei der Entwicklung. Dan Phillips und Andy Leary vom Korg R&D in Kalifornien schätzen die Audio-Hardware in professioneller Qualität, die physische Tastatur und das Control Surface des Systems von Raspberry Pi.
Die Korg-Entwickler kamen auf Anhieb gut mit Raspberry Pi zurecht und vertrauen diesem britischen Unternehmen, das längerfristig auch in großen Mengen liefern kann. Das erste Produkt mit dem Raspberry PI CM 3 war der Korg Wavestate, der bereits in Software-Form existierte und relativ schnell in eine kommerzielle Hardware umgesetzt werden konnte. Die Entwicklung des Korg Wavestate mit dem CM3 dauerte nur rund ein Jahr. Alle weiteren Synthesizer nutzen die gleiche Hauptplatine, während die Platine für das Frontpanel auf das jeweilige Gerät zugeschnitten ist.
Korg Wavestate | Soundengine: Wave Sequencing und Vector-Synthese
Während der NAMM-Show 2020 präsentierte Korg einen würdigen Nachfolger der Wavestation – ein Digital-Vintage-Klassiker der frühen 1990er. Der Korg Wavestate kombiniert Wave Sequencing und Vektorsynthese. Seit Version 2.0 führen ein Software-Editor, eine Sample Builder-Software sowie ein vier Gigabyte großer Sample-Speicher im Instrument zu einem individuell gestaltbaren Sounddesign. Eigene Samples lassen sich mit der Freeware „Sample Builder“ zusammenstellen und zum Wavestate übertragen. Dort bindet man sie sowohl ins Wave Sequencing ein, oder nutzt sie auch als herkömmliche Oszillator-Wellenformen. Wie man in der Praxis effektiv vorgehen kann, erklären wir in unseren Workshops. Dort bindet man sie sowohl ins Wave Sequencing ein, oder nutzt sie auch als herkömmliche Oszillator-Wellenformen. Wie man in der Praxis effektiv vorgehen kann, erklären wir in unseren Workshops.

Korg Opsix | Soundengine: FM-Synthese
Der Korg Opsix basiert auf der klassischen FM-Synthese mit sechs FM-Operatoren, der Sounddaten des Yamaha DX7 importieren kann. Unterstützt wird die 32-stimmige Klangerzeugung vor allem durch ein Motion Sequencing, mit dem sich bis zu sechs Klangparameter musikalisch automatisieren lassen. Mit dem Betriebssystem V 2.0 sind ein neuartiger Effekt-Operator-Modus und neue Oszillator-Wellenformen eingeführt worden. Für den Opsix ist bislang eine Librarian-Software verfügbar, mit der man Sounds am Rechner verwaltet. Ein Editor-Programm und ein Sample-Speicher sind mit OS 2.0 leider nicht vorgestellt worden. Wer Sounds intensiv programmieren möchte, kann aber die Plugin-Version Korg Opsix native nutzen.

Korg Modwave | Soundengine: Wavetable-Synthese
Nach Wavestate und Opsix folgt ein dritter Digital-Synthesizer: Der Modwave ist Korgs erster Wavetable-Synthesizer überhaupt. Er glänzt mit dem Feature, beliebige Wavetables im Serum- oder WaveEdit-Format importieren zu können, was wir in unserem Workshop praxisnah vermitteln. Wie beim Korg Wavestate gibt es einen Software-Editor und einen großen Sample-Speicher. Der Korg Modwave punktet mit „Kaoss Physics“ (ein X/Y-Controller für animierte Klangverläufe) und Motion Sequencing, was dynamische Soundphrasen ermöglicht. Er hat viel Potenzial und klingt definitiv anders als die klassischen Wavetable-Synthesizer von PPG/Waldorf sowie auch anders als der teilweise sehr ähnlich aufgebaute Korg multi/poly.

Korg multi/poly / Soundengine: Analog Modeling
Der vierte und bislang neueste Synthesizer mit Rasperry Pi ist der Korg multi/poly. Wie der Korg multi/poly Test „VA Synth mit Analog Modelling, Wavetable und Shapern“ zeigt, handelt es sich um einen beeindruckenden, virtuell-analogen Synthesizer, der deutliche Parallelen zum Korg Modwave aufweist. Konkret sind dies neben den Wavetable-Oszillatoren Kaoss Physics und der Motion Sequencer. Zwar ist das Konzept mit vier separaten Oszillatoren im paraphonen Modus vom Klassiker Korg Mono/Poly übernommen worden, insgesamt klingt der 60-stimmige VA-Synth anders und ist deutlich flexibler bei der Performance mit umfangreichen Layer/Split-Kreationen. Detailliert lässt er sich mit dem kostenfreien Software-Editor programmieren.

Gemeinsamkeiten der vier Korg-Synthesizer
Bevor auserwählte Presets demonstriert werden, gehen wir auf Parallelen ein, die man bei den Korg-Synthesizern auf der Basis von Raspberry Pi antrifft. Das Oszillatorsignal gelangt in die Filtersektion, die bei allen vier Kandidaten bekannte Analog-Filter des Korg Polysix und MS-20 emuliert und weitere Filtertypen bereitstellt. Bis zu vier Hüllkurven und bis zu vier LFOs mit zahlreichen Wellenformen stehen zur Auswahl. Die Effektsektion besteht aus mehreren Blöcken (Pre FX, Mod FX und Delay FX) plus einem Master-Reverb und Master-EQ – so bei allen vier Korg-Synths. Sie bieten auch einen Arpeggiator mit sieben klassischen Auf/Ab-Mustern.
![Korg Wavestate, Korg Opsix, und Korg Modwave [v.o.n.u.].](https://cdn-image.bonedo.de/wp-media-folder-bonedo/2021/12/Korg_Triell-1024x614.jpg)
Bei der Hardware gibt es einen kleinen gemeinsamen Nenner: ein gut lesbares OLED-Display für einfaches Navigieren. Zum Leid einiger Virtuosen verarbeitet das 37-Tasten-Keyboard kein Aftertouch. Das klassische Handrad-Paar für Pitchbending und Modulation ist vorhanden. Alle Korg-Raspberry-Pi-Synthesizer sind sehr leicht und transportfreundlich. Auch dies verbindet diese Korg-Produkte: Quasi endlos viele Speicherplätze und jeweils bis zu 64 Performances lassen sich in Live Sets organisieren. Darüber hinaus finden sich auch in anderen Bereichen (etwa im Utility-Menü) auffällige Übereinstimmungen.
Erste Vergleiche anhand des Sound Inits
Der markante Unterschied zwischen Wavestate, multi/poly, Opsix und Modwave passiert ausdrücklich auf der Oszillator-Ebene. Jeder Sounddesigner wird mit einem initialisierten Klangprogramm starten und sich einen ersten Eindruck verschaffen – genau das machen wir. Es heißt bei Korg einfach „Init Performance“. Wir rufen bei der Korg Wavestate die initialisierte Performance an und nutzen Layer A. Drei verschiedene Wave Sequenzen werden nacheinander angewählt und anhand einer Akkordfolge angespielt. Auf Filter oder zusätzliche Effekte verzichten wir bewusst. Diese drei Wave Sequencen sind im Audio-Demo zu hören: Power Pad 1, Life 2, Ornament Winds. Man spürt bereits, wie vielseitig die Oszillator-Sektion auf Sample-Basis sein kann – auch rhythmische und tonale Strukturen sind sehr einfach zu realisieren.

Beim Korg Opsix gibt es mehrere „Factory Templates“, die den Einstieg ins Soundprogramming mit der durchaus komplexen FM-Synthese vereinfachen. Das ist zwar klasse, ersetzt aber keineswegs ein Editor-Programm, das bis OS Version 2.0 nicht vorgestellt worden ist. Für die Audiodemo verwenden wir die folgenden Templates: „TMP Detune Sine“, „TMP Reso Noise“ und „TMP Effect LFO“. Zusätzlich schrauben wir an den Reglern. Beim Modwave konzentrieren wir uns auf einen Oszillator und durchfahren drei verschiedene Wellensätze per Hüllkukurve: „DW 8000 1-16 (Analog)“, „Grandeur (Bell/Glassy)“ und „Stroud (Complex/Digital)“. Dies erinnert ein wenig an Korg Wavestate. Das Wave Sequencing ist jedoch grundsätzlich flexibler, da man damit auch einfacher Beats und rhythmische Begleitpattern programmiert. Schließlich haben wir auch beim Korg multi/poly drei Standardsounds per Sound Init erstellt.
Welchen Unterschied liefern Flächenklänge?
Zwei Layer gibt es bei einer Performance des Korg Modwave oder multi/poly, während man beim Opsix praktisch nur einen FM-Sound gleichzeitig anspielen kann.

Für einen fairen Vergleich werden ausschließlich Factory Sounds angespielt, die bei allen vier Synthesizern von einem ähnlichen Programmier-Team erstellt wurden.
Wie groß ist der Unterschied bei Bässen?
Bei der Disziplin „Bass“ beobachtet man ebenfalls sehr gut, wie unterschiedlich die Syntheseformen zum Tragen kommen. Hier ragt der Opsix mit seiner FM-Synthese positiv hervor. Er liefert einfache Bässe, die schnell und druckvoll zur Sache kommen. Gut schlägt sich auch der Korg multi/poly mit seiner breiten Auswahl an virtuell-analogen Bässen.

Mit Modwave und Wavestate lassen sich komplexere Varianten für die tieffrequenten Bereich kreieren. Die Factory Sounds demonstrieren nur einen kleinen Teil der Möglichkeiten – es geht noch viel mehr.
Lassen sich klangliche Tendenzen benennen?
Ohne noch weitere Hörbeispiele zu liefern, lassen sich einige allgemeine Richtungen aufzeigen: Korg Wavestate ist für vielschichtige Soundscapes und für cineastische Klänge ideal. Für Bässe, E-Pianos, punchige Sequencen und metallische disharmonische Sounds ist der Korg Opsix besser geeignet. Der Korg modwave liegt klanglich irgendwo zwischen Wavestate und Opsix, hat aber seinen eigenen Sound. Dieser passt gut für moderne elektronische Musik passt und führt dank Wavetable-Import nicht so schnell an Grenzen. Neben den Wavetables glänzt der multi/poly natürlich mit einer breiten Palette an virtuell-analogen Sounds. Dank der vier Oszillatoren und Layer-Möglichkeiten können sie sich sehr vielschichtig gestalten.

Da die meisten Keyboarder auch über hervorragende Software-Instrumente verfügen, stellt sich nebenbei die Frage, ob man diese Hardware benötigt. Im Fall des Korg Wavestate ist es ein klares Ja, denn kein Software-Synthesizer ist zu einem solchen fortgeschrittenen Wave Sequencing fähig. Beim Modwave ist es die Verzahnung von Hardware-Controller (Mod Knobs und XY-Pad), Tonerzeugung und Software-Editor, mit der Software-Instrumente nicht mithalten können. Am ehesten ließe sich gegebenenfalls der Opsix durch einschlägige Plug-ins ersetzen. Er aber führt dank seiner Oberfläche so gut an die FM-Synthese wie kaum eine Software heran – es sind schließlich alles Instrumente für Performer.
Attraktive Plug-in Versionen
Erfreulicherweise gibt es die meisten Rasperry-Pi-Synthesizer von Korg ebenso als Plugin. Für die Plug-ins und Standalone-Versionen gibt es übrigens den Korg Software Pass, mit dem man alle Instrumente bezüglich Installation, Autorisation und Update managt. Eine native Version des Korg multi/poly ist zur NAMM 2025 vorgestellt worden und ist für Besitzer der entsprechenden Hardware-Version besonders günstig zu bekommen.
Größere Hardware-Modelle SE und SE Platinum
Korg hat sich noch für eine weitere Variante entschieden, die sich an qualitätsbewusste Musiker und Live-Keyboarder wendet. Die Synthesizer Wavestate und Opsix gibt es als größere beziehungsweise luxuriöse Hardware-Modelle im robusten Metallgehäuse. Das ist das Modell SE mit mehr Stimmen, hochwertiger 61er Tastatur inklusive Aftertouch, Metall-beschichteten Drehreglern und einem passenden Hardcase. Das Modell SE Platinum versteht sich als ein limitiertes Sondermodell mit silberfarbenem Aluminium-Panel und Seitenteilen aus Edelstahl. Allerdings lässt sich Korg diesen Luxus gut bezahlen.




Desktop-Modelle
Eine weitere Alternative sind die Desktop-Modelle. Sie sind zwar nicht viel preiswerter als die MK2-Modelle, beanspruchen aber weniger Platz im Homestudio.








Fazit
Einer für alle? Dieses Motto greift bei diesen beliebten Korg-Produkten nicht. Optimal sind alle vier Korg-Synthesizer, denn sie ergänzen sich aufgrund ihrer verschiedenen Soundengines klanglich toll. Dank günstiger Preise könnte man das Quartett als ein komplettes System betrachten, welches praktisch alle trendigen Synthklänge auf Basis verschiedener Synthese-Konzepte liefert.. Nicht allein für den Live-Gig, auch für die kreative Arbeit im Studio sind die attraktiven „Korgies“ ergiebig, zumal es kommerzielle Soundware bis zum Abwinken gibt. Wer sich dennoch nur für einen bestimmten Kandidaten entscheiden möchte: Korg Wavestate ist der universelle Partner für Live-Keyboarder und der beste Lieferant für komplexe Layer/Split-Performances. Wenn es „nerdiger“ werden darf, ist man mit dem Korg Opsix (FM-Synthese) oder dem Korg Modwave (Wavetable-Synthese) prima aufgestellt. Mehr Natursounds gibt’s mit dem Wavetable-Synthesizer inklusive Sample-Import. Der Korg multi/poly ist ein virtuell-analoger Synthesizer, der mit vielen Extras besticht.