Willst du stereo mikrofonieren, liegt der Griff zu einem Pärchen nahe. Allerdings geht es noch einfacher, nämlich mit speziellen Stereomikrofonen. Mikros, die direkt zwei Ausgänge für Links und Rechts besitzen, stellst du hin, schließt sie an und schon kannst du stereo recorden. Dieser Kaufberater soll dir als Ratgeber dienen und konkrete Tipps bei der Auswahl von Stereo-Mics geben.
Es gibt verschiedene Arten, wie dir zwei Mikrofone ein Stereosignal liefern können. Es kommt dabei darauf an, wie die beiden Mikrofone genau gebaut sind und wie sie ausgerichtet werden, um ein Stereobild zu bekommen. Die Theorie dahinter ist vielleicht etwas umfangreicher, als du vielleicht zunächst denken magst. Das liegt daran, dass unser Gehör kein sonderlich simples System ist, wenn es darum geht, den Ort einer Schallquelle zu bestimmen.
Verfügbare Stereoverfahren für Stereomics eingeschränkt
Einige Stereoverfahren fallen für Stereomikrofone aus, weil sie einigen Abstand zweier Mikrofone benötigen. Verfahren wie NOS, AB oder der Decca-Tree benötigen viele Zentimeter, in manchen Fällen sogar Meter Abstand zueinander. Das wäre ein etwas großes Mikrofon. Eine Ausnahme ist ein ORTF-Stereomikrofon wie das Schoeps MSTC 74 oder das Superlux S502 mkII, welches unter 20 Zentimeter breit ist.
Damit Stereomics kompakt gebaut werden können, muss ein Stereoverfahren gewählt werden, das in einem Punkt stattfindet, auch „One Point Stereo“ oder „Koinzidenzstereoverfahren“ genannt. Üblicherweise ist dieses Verfahren XY. Dabei werden zwei identische Mikrofonkapseln gegeneinander verdreht ausgerichtet, beispielsweise aus der Mitte um 60 Grad nach links und 60 Grad nach rechts. Mit dem Winkel ändert sich die Breite des Aufnahmebereichs, im genannten Beispiel sind es 158 Grad. Bei einem Winkel von 2 x 45 Grad ist der Aufnahmebereich breiter (!) und beträgt 196 Grad! XY-Stereomikrofone erlauben dir fast immer die Änderung des Winkels der beiden Mikrofonkapseln zueinander. Einige ermöglichen darüber hinaus die Einstellung der Richtcharakteristiken.
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Neumann USM 69IBisher keine Kundenbewertung verfügbar
Mit dem WA-CX24 haben sich Warm Audio aus Texas am Nachbau eines legendären österreichischen Stereo-Röhrenmikrofons versucht. Was das wandelbare Gerät kann, haben wir im Review herausgefunden.
Blumlein (nach Alan Blumlein, sprich „Blammlein“) ist sehr beliebt. Es wird manchmal als separate Stereotechnik wahrgenommen, ist aber de facto ein XY. Es besteht aus zwei Achtercharakteristiken, die genau im rechtenWinkel zueinander stehen. Der Aufnahmebereich liegt bei 76 Grad (und nicht, wie oft angenommen, ebenfalls bei 90 Grad). Bei Achten kann die „Rear Lobe“ für Signale mitgenutzt werden, also der rückseitige, polaritätsinvertierte Teil des Patterns. Einen Chor oder eine Bluegrassband kann man problemlos um ein Blumlein-System herum positionieren. Sehr gerne werden Bändchenmikrofone mit Achtercharakteristik genutzt. Blumlein ist bekannt für seine Natürlichkeit.
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Royer Labs SF-24Bisher keine Kundenbewertung verfügbar
Die ORTF („Office de Radiodiffusion-Télévision Française“) hat ein Verfahren entwickelt, das zwar etwas auseinanderstehende Mikrofone benötigt, aber auch ein wenig der Zeitunterschiede zwischen Links und Rechts einfängt. Diese Laufzeitunterschiede werden von unserem Gehör ebenfalls zur Ortung herangezogen, nicht nur Pegeldifferenzen. ORTF kombiniert beides (wie auch NOS, EBS und andere), bleibt dabei aber schön kompakt. Ideal ist ORTF, wo es schnell gehen muss und du in jedem Fall ein ordentliches Stereosignal haben musst. Den Aufnahmewinkel von 96 Grad kannst du optisch auch sehr gut einschätzen und somit den Abstand festlegen.
Flexibel auch nach der Aufnahme: MS-Stereomikrofon
Es gibt noch eine andere Möglichkeit zur Koinzidenz-Stereoaufnahme: MS. MS steht für „Mitte-Seite“ (auch: „Mid-Side“) und ist etwas komplexer. Ein Mikrofon zeigt nach vorne und nimmt das MittensignalM auf. Dieses kann ohne Einschränkungen mono verwendet werden. Die eigentliche Stereoinformation liefert nur das Seitensignal-Mikrofon S. Dieses muss eine Acht sein, die quer zur Hauptachse liegt. Um ein Stereosignal zu erhalten, ist es notwendig, das S-Signal zu duplizieren/splitten, mit Pan nach links und rechts zu legen und eines der beiden Signale in der Polarität zu invertieren. Der Pegel der beiden S-Signale entscheidet die letztliche Stereobreite!
Klingt kompliziert? Nach kurzer Einarbeitung oder mit einem Plug-in ist das aber kein Problem. Manche Mikros können bei Bedarf auch LR-Stereo in gewünschter Breite ausgeben. Gerne genutzt wird MS beim Filmton, denn dann kann man nachträglich das Stereobild an die Geschehnisse auf dem Bildschirm angleichen. Das ist auch der Grund, weshalb es Stereo-Richtrohrmikrofone gibt, die an Tonangeln oder auf Kameras zum Einsatz kommen.
Schnellvergleich verschiedene Stereoverfahren von Stereomikros
XY (mit festen Kapseln)
• präzise und neutral klingendes System, oft etwas „eng“
• einfaches Handling
• sehr eingeschränkt
XY (mit variablen Kapseln)
• deutlich flexibler: durch unterschiedliche Winkel Abstände regelbar, dadurch Raumanteil
XY (mit variablen Kapseln und Richtcharakteristiken)
• sehr flexibel, dauert länger einzurichten
Blumlein
• natürlich, räumlich und „greifbar“ klingendes Verfahren
• gute Tiefe
• kann um 45 Grad gedreht und als MS mit Achter-Mittenmikrofon genutzt werden
MS
• höchst flexibel auch in der Nachbereitung
• maximal monokompatibel und mittenstabil
• muss dekodiert werden, daher Monitoring schwierig
• klanglich manchmal als etwas „technisch“ beschrieben
• kann mit verschiedensten Mikros bewerkstelligt werden (einzige Voraussetzung: S-Mikro muss eine Acht sein!)
ORTF
• gut einschätzbares, sicheres Stereoverfahren
• sinnvoller Kompromiss von Breite und Tiefe
Bauformen von Stereomikrofonen
Stereomikrofone gibt es von verhältnismäßig klein bis hin zu ordentlichen Trümmern. Die kleineren nutzen oft Kleinmembran-Kapseln. Weil manche Mikrofone recht schwer sein können, empfehlen wir dir die Anschaffung eines kräftigen Mikrofonstativs. Achte besonders bei beweglichen Teilen, bei Bändchenmikrofonen und bei Röhrentechnik darauf, dass du bei Transport und Nutzung umsichtig mit den Werkzeugen umgehst.
Riesiges Stereo-Großmembranmikrofon in Röhrentechnik mit drehbarer oberer Kapsel
Anschlussformate von Stereomikros
Meistens haben Stereomikrofone einen Mehrpinstecker, an dem ein sogenanntes Breakoutkabel angeschlossen werden muss. Dieses ist im Regelfall beim Kauf dabei und adaptiert auf zwei handelsübliche XLRm-Buchsen.
Lohnen sich Stereomikrofone? Pro und Contra
Was spricht für Stereomikros? Pro-Argumente
schnell aufzubauen und zu verkabeln
meist auch einkanalig gut nutzbar
Was spricht gegen Stereomikros? Contra-Argumente
weniger flexibel als zwei einzelne Mikrofone
oft nur ein Stereoverfahren möglich
einige ziemlich groß
Alternativen zu Stereomikros
Wenn du viel mobil aufnimmst, kannst du auch über einen handlichen Stereo-Mobilrecorder nachdenken. Vorteil: Oft recht preiswert und sofort einsatzbereit, keine umständliche Verkabelung. Die meisten können aber klanglich nicht mit einer ordentlichen Kette aus Mikrofon, Preamp und Wandler mithalten.
Der Neumann KU 100 ist ein Kunstkopf-Mikrofon, das mit zwei Ohrmuschelnachbildungen nicht nur Links-Rechts, sondern wirklich dreidimensional aufnimmt, wenn es nachher über Kopfhörer abgehört wird.
Und es gibt 3D-/Surround-/Immersive-Mikrofone, die über Stereo hinausgehen. Damit kannst du mehrkanaliges Audio aufzeichnen. So gibt es einige Mikrofone im Ambisonics-Format, aber auch beispielsweise das Zylia-System.
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