John Lennons unvollendete Vision: Der handgeschriebene Brief an Eric Clapton und die Idee einer revolutionären Supergruppe. Der Brief aus dem Jahr 1971 wird nun versteigert.
Ein Jahr nach der Auflösung der Beatles hatte John Lennon die nächste geschichtsträchtige Band im Visier. Er skizzierte seine Vision dabei in einem achtseitigen Brief, den er mit Hand an Eric Clapton geschrieben hatte. Das Dokument, datiert auf den 29. September 1971, gibt dabei einen faszinierenden Einblick in Lennons kreative Ambitionen für die Post-Beatles-Ära.
Am Anfang des Briefes bringt Lennon große Wertschätzung gegenüber Clapton auf. “Du musst inzwischen wissen, dass Yoko und ich deine Musik und dich sehr schätzen, das war schon immer so. Du weißt auch, welche Art von Musik wir gemacht haben und zu machen hoffen.” Danach ließ Lennon durchblicken, dass er wieder große Lust verspüre, auf Tournee zu gehen.
“Wie auch immer, der Punkt ist, dass wir nach dem verpassten Bangladesh-Konzert immer mehr Lust bekamen, auf Tour zu gehen, aber nicht so, wie ich es mit den Beatles getan habe – Nacht für Nacht eine Tortur. Wir wollen uns amüsieren, es ruhig angehen lassen und vielleicht sogar einige der Orte sehen, zu denen wir fahren! Wir haben viele ‘revolutionäre’ Ideen für die Präsentation von Shows, die das Publikum komplett einbeziehen – nicht nur uns ‘Superstars’ da oben – wir segnen das Volk – aber das ist wirklich ein anderer Brief.”
Lennon dachte an Tournee, die von einem Schiff aus durchgeführt wird
Anschließend geht Lennon mehr ins Detail und beschreibt die Art und Weiße, wie er sich eine Tournee mit der Supergroup vorstellen würde. Inspiriert von der Idee eines “Easy Riders auf See” wollte er mit der Gruppe auf einem großen Schiff reisen, ausgestattet mit einem mobilen Tonstudio und Film-Equipment, um sowohl Musik als auch Filme zu produzieren.
Für dich ausgesucht
- John Lennons Mörder zeigt nach 40 Jahren Reue
- Warum die Beatles alle mit Jim Keltner spielen wollten
- 5 erstaunliche Fakten über George Harrison
- Paul McCartney störte die Anwesenheit von Yoko Ono während ‘Let it Be’-Sessions: “Es war eine Einmischung in die Arbeit”
- “Wir haben ihn gerade fertiggestellt”: Paul McCartney kündigt letzten Beatles-Song an
Selbst Ärzte sollten mit an Bord sein, um mögliche Probleme zu lösen – ein Hinweis auf Claptons bekannte Kämpfe mit seiner Heroinsucht.
Diese Musiker sollten Teil der Supergroup werden
Das Schreiben zeigt Lennons Idee, mit einer Kerngruppe von Musikern neue Wege zu gehen. Neben Clapton plante er Klaus Voormann (Bass), Jim Keltner (Schlagzeug), Nicky Hopkins (Klavier) und den Produzenten Phil Spector einzubinden. Auch seine Frau Yoko Ono sollte Teil des Projekts werden.
Inspiration für die Gruppe holte er sich womöglich von “The Dirty Mac”, John Lennons temporärer Supergruppe aus 1968. Er gründete sie damals gemeinsam mit Eric Clapton, Keith Richards, Mitch Mitchell sowie Yoko Ono und der Geigerin Ivry Gitlis für eine TV-Sondersendung.
Mit Clapton arbeitete er auch schon in der “Plastic Ono”-Band zusammen. Die Gruppe wurde 1968 von Lennon und Ono für ihre gemeinsamen Musik-, Klangkunst- und Filmprojekte gegründet. Die Band bestand dabei aus wechselnden Musikern wie Eric Clapton, Klaus Voormann, Alan White, Billy Preston, Jim Keltner, Keith Moon, Delaney & Bonnie and Friends sowie Lennons damligen Beatles-Kollegen George Harrison und Ringo Starr.
Lennon versuchte Clapton Hoffnung zu geben
Der Zeitpunkt des Briefes war durchaus interessant. Lennon verfasste ihn nur wenige Wochen nach George Harrisons “Concert for Bangladesh”, bei dem Clapton trotz großer Drogenprobleme aufgetreten war. Lennon, der in den späten 1960er-Jahren selbst persönliche Krisen durchlebt hatte, zeigte Verständnis für Claptons Situation und bot ihm zugleich eine Perspektive: “Ich weiß, dass ich etwas Großes, ja Größeres in dir hervorbringen kann, als es bisher in deiner Musik zum Ausdruck kam. Ich hoffe, die gleiche Größe in uns allen hervorzubringen.”
Brief wird bei Auktion versteigert
Trotz der überzeugenden Worte blieb die Idee einer Supergruppe unerfüllt. Der Brief, der als Entwurf erhalten geblieben ist, wurde vermutlich nie in seiner finalen Form an Clapton verschickt. Das Auktionshaus International Autograph Auctions (IAAE) bezeichnet den Brief als “eine der seltensten Formen persönlicher Kommunikation von Lennon” und erwartet, dass er bei der Versteigerung bis zu 150.000 Euro erzielen könnte.
Alle weiteren Informationen zur Versteigerung des John Lennon Briefs gibt es hier.