Mit der Höfner Shorty wiederbelebt die deutsche Traditionsfirma ein Gitarrenmodell, das bereits in den 80er-Jahren das Licht der Welt erblickte. Bei ihm handelt es sich um eine platzsparende Reisegitarre, bei der man jedoch nicht auf das Spielgefühl der vollen Größe verzichten muss, denn die Shorty kommt mit einer 24-bündigen Full-Scale-Mensur. Auch sonst bietet das handliche Saiteninstrument alles, was eine echte E-Gitarre auszeichnet.
Ein Humbucker, Volume- und Tone-Potis und sogar Gurtpins sind vorhanden, um trotz der radikal verkleinerten Korpusform eine solide Spielhaltung zu gewährleisten. Darüber hinaus zeigt sich die Shorty auch als durchaus farbenfreudige Zeitgenossin und wartet neben der Gold Top-Lackierung meines Testkandidaten mit vier weiteren Finishes auf, darunter Schwarz, Blau, Rot und die Sonderfarbe Cadillac Green. Wer es klanglich gerne etwas vielseitiger hätte, kann die Shorty auch in einer Deluxe-Version mit zwei Humbuckern erwerben. Ebenfalls überraschend ist der sehr kundenfreundliche Preis, der die Gitarre zu einem überaus attraktiven Zweitinstrument für unterwegs qualifiziert. Wie sich der Winzling in der Praxis schlägt und ob es sich um ein motivierendes Übeinstrument handelt, möchte ich hier herausfinden.
Korpus
Die Shorty kommt mit einem winzigen Korpus aus Linde und besitzt eine Form, die an die “Paddel”-artigen Steinberger L-Modelle erinnert. Im Gegensatz zu den gerade verlaufenden Zargen der L-Serie besitzt die Höfner jedoch ergonomische Einbuchtungen an der Ober- und Unterseite, womit man das Instrument auch komfortabel auf dem Oberschenkel platzieren könnte. Die Metallic Gold Top-Lackierung wurde tadellos aufgetragen und besitzt einen attraktiven „sparkling”-Effekt. Als Steg kommt eine Tune-o-matic-artige Vorrichtung in Chrom zum Einsatz, durch welche die Saiten in “Wrap-around”-Manier gefädelt werden. Für den Saitenwechsel ist es demnach auch nötig, die Brücke komplett zu entfernen, was aber durch die beiden Arretierschrauben problemlos möglich ist. Saitenlage sowie Oktavreinheit lassen sich an den beiden seitlichen Bolzen und den einzelnen Saitenreitern unkompliziert justieren.
Die Halsrückseite zeigt nur die Vierpunktverschraubung des Halses samt Neckplate. Eine Verjüngung des Halsfußes findet nicht statt, dennoch lassen sich alle Bünde problemlos erreichen, da die untere Korpusseite mit einem Cutaway ausstaffiert ist. Die Gurtpins sowie der Eingang für das Klinkenkabel finden sich an den dafür gewohnten Stellen in den Zargen. Die Gesamtlänge der Shorty beträgt knackige 86 cm und das Gewicht beläuft sich auf gerade einmal 2,2 kg.
Hals
Beim Hals fiel die Wahl auf Ahorn, dem ein hitzebehandeltes Jatoba-Griffbrett aufgeleimt wurde. Die Halsform ist bequem, zeigt sich aber eher auf der kräftigeren Seite des Spektrums mit einer V-Shape Tendenz und einer matt lackierten Rückseite. Das Griffbrett beherbergt Punkteinlagen in Perlmutt-Optik und wirkt etwas anämisch und trocken. Hier empfiehlt sich definitiv, das Griffbrettöl auszupacken und über die Bünde zu gehen. Die Mensur beträgt 628 mm und entspricht damit quasi den Maßen z. B. einer Gibson SG. Auf dem Hals befinden sich 24 Medium-Jumbo-Bünde, die gut verrundet, allerdings nicht poliert und auch nur mäßig gut abgerichtet wurden. Die Saiten verlaufen über einen 42 mm breiten schwarzen Knochensattel zur Kopfplatte, an der die sechs symmetrisch angeordneten Stimmmechaniken anzutreffen sind. Die sind ebenfalls in Chrom gehalten und erledigen ihre Aufgabe relativ zuverlässig und stimmstabil. In der Haptik merkt man, dass es sich hier nicht um die hochwertigsten Machine-Heads handelt, aber den Preispunkt von knapp 150 Euro für die Gitarre darf man bei aller Kritik nie außer Acht lassen.
Hinter dem Sattel befindet sich eine Kunststoffabdeckplatte, die Zugang zur Halsschraube ermöglicht, um die Neigung korrekt einzustellen. Ab Werk gab es von meiner Seite jedoch keinen Grund zur Korrektur, auch wenn der Halsstab extrem gerade gesetzt wurde.
Elektrik
Die Elektrik fällt bei der Testkandidatin relativ spartanisch aus und so ist auf der Shorty nur ein hauseigener Höfner-Humbucker anzutreffen mit einem für Doppelspuler durchschnittlichen Pegel. Der Pickup ist in einen schwarzen Rahmen montiert und kann gut in der Höhe justiert werden. Unterhalb davon beheimatet das schwarze Schlagbrett Volume- und Tone-Poti, die mit zwei schwarzen Potiknöpfen versehen sind, die einen guten Grip bieten.
Zum Lieferumfang gehören ein passendes Gigbag sowie der Inbusschlüssel zum Einstellen des Halsstabs.