ESP LTD D-6 Test

Die D-Serie des Budget-Labels LTD steht für qualitativ hochwertige Bässe mit Boutique-Bass-Flair und ist bei ambitionierter Tieftönern rund um den Globus seit vielen Jahren sehr beliebt. Ein Grund für die enorme Popularität ist sicherlich der moderate Preis, die Bässe überzeugen allerdings durch die Bank auch mit tollen Features und einer hohen klanglichen Flexibilität. Im Frühjahr 2020 hat man der kompletten D-Serie nun ein großes Update verpasst: Alle drei Modelle – also der viersaitige D-4, der fünfsaitige D-5 sowie der sechssaitige D-6 – kommen nun mit einer aufwändigen siebenteiligen Halskonstruktion und einem Korpus aus Mahagoni. Außerdem sorgt ein edles Top für die amtliche Edelbass-Optik bei den preisgünstigen LTD-Bässen. Wir haben uns für diesen Test den Sechssaiter geordert und sind gespannt, wie er sich gegen die riesige Konkurrenz im Preissektor um die 1000,- Euro behaupten kann.

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Details

Poplar-Burl steht bei Bassherstellern aus Fernost zurzeit anscheinend hoch im Kurs. Zahlreiche aktuelle Modelle von Ibanez, Cort & Co. kommen mit Poplar-Burl-Tops. Nun hat sich also auch LTD dazu entschieden, die in Indonesien gefertigte D-Serie mit wild gemaserten Decken aus Maserpappel zu verschönern.
Trend hin oder her – mein Testkandiat sieht wirklich aufregend aus und wirkt mit der schicken Poplar-Decke, deren attraktive Maserung durch ein seidiges Black-Natural-Burst-Finish blitzt, ohne Frage edel und hochwertig. Das optische Update würde ich also schon mal als gelungen bezeichnen.

Fotostrecke: 4 Bilder Trotz seines attraktiven Preises kommt …

Unter der Haube gibt es allerdings noch einige wichtigere neue Features, mit denen LTD die neue D-Serie aufwerten möchte. Beim Korpus kommt nun Mahagoni zum Einsatz und der aufwändige durchgehende Hals besteht aus insgesamt sieben Teilen: drei breite Streifen Ahorn wurden mit vier schmalen Streifen aus Jatoba verleimt.

Jatoba ist auch die Wahl für das Griffbrett meines Testkandidaten, allerdings hat sich LTD hier für die “Roasted”-Variante entschieden. Dem Griffbrettholz wurde durch ein Hitzeverfahren die Feuchtigkeit entzogen, sodass es in seinen Eigenschaften sehr lange gelagerten Hölzern gleicht. Im Griffbrett sitzen schließlich 24 XJ-Bünde und runde Lagenmarkierungen aus Kunststoff.

Fotostrecke: 3 Bilder Super stabil: Dem Griffbrett wurde per Röstverfahren …

In Sachen Hardware belässt LTD alles beim Alten und installiert auch bei den 2020er-Modellen die bewährten Komponenten der Vorgängermodelle. Auf der schicken Kopfplatte im Matched-Poplar-Burl-Look sitzen dementsprechend sechs geschlossene Grover-Stimmmechaniken.
Als Brücke kommt das solide LTD DB-6-Modell mit “String Trough Body”- Option zum Einsatz. Die Hardware würde ich nicht also übermäßig hochwertig einstufen, aber alle Komponenten verrichten ihren Dienst absolut zuverlässig und wirken insgesamt doch recht stabil und langlebig.

Fotostrecke: 7 Bilder Die sechs Tuner am nach hinten …

Auch die Tonabnehmer und die Elektronik des D-6 kennen wir bereits vom Vorgänger-Modell. LTD verbaut weiterhin zwei ESP-designed SB-6-Humbucker, welche das Signal an eine aktive Elektronik mit Dreiband-Equalizerweiterleiten. Geregelt wird am Bass mit einem Lautstärkeregler, einem Balanceregler sowie den drei EQ-Reglern für die Bässe, die Mitten und die Höhen.
Für die Stromversorgung der aktiven Elektronik ist eine 9V-Batterie erforderlich und man sollte als LTD D-6 Besitzer zudem immer darauf achten, dass im Gigbag eine Ersatzbatterie liegt. Der Bass bietet nämlich keine Passiv-Option – ohne Stromspender geht beim LTD D-6 also wirklich nichts!

Praxis

Aus ergonomischer Sicht stellt ein ausgewachsener Longscale-Sechsaiter für jeden Basshersteller eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar: Breitere Hälse besitzen logischerweise mehr Gewicht und durch die zusätzlichen Stimmmechaniken ist die Balance des Instruments keine leichte Aufgabe.

Darüber hinaus gilt es, das Gesamtgewicht im Blick zu behalten, damit sich der Bass auch bei längeren Gigs bequem einsetzen lässt. Mein Testkandidat bringt fast 5kg auf die Waage und der Sechssaiter-Hals zieht schon leicht nach unten – ein leichte Kopflastigkeit lässt sich also beim besten Willen nicht wegreden.
Mit einem breiten, rutschsicheren Gurt hängt der D-6 aber dennoch einigermaßen waagerecht vor dem Körper und lässt sich im Großen und Ganzen bequem spielen. Für mehrstündige Marathon-Gigs würde ich allerdings schon einen wendigeren Bass bevorzugen, dafür wäre mir der D-6 dann doch eine Spur zu schwer.

Trotz des recht hohen Gewichts lässt sich der D-6 absolut komfortabel spielen!
Trotz des recht hohen Gewichts lässt sich der D-6 absolut komfortabel spielen!

Richtig punkten kann der D-6 hingegen mit seinem absolut komfortablen und leicht zu spielenden Hals. Das dünne U-Profil liegt sehr angenehm in der Hand und durch die relativen engen Saitenabstände von 16mm lassen sich auch komplexere Akkorde und virtuose Lines in den hohen Lagen mühelos umsetzen.

Der flache Hals mit der erstklassigen Bundabrichtung ist einer der ganz großen Pluspunkte dieses Modells!
Der flache Hals mit der erstklassigen Bundabrichtung ist einer der ganz großen Pluspunkte dieses Modells!

Als nächstes verschaffen wir uns anhand einiger Audiobeispiele einen Eindruck von den klanglichen Möglichkeiten des neuen Sechssaiters aus der LTD D-Serie. Los geht’s!

Audio Samples
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Beide Pickups, flat

Der Neck-Through-Sechssaiter zeigt sich beeindruckend schwingungsstark und verfügt über ein sattes und gleichmäßiges Sustain in allen Lagen. Deadspots sucht man auf dem D-6 vergebens und die H-Saite klingt sehr klar, obwohl der Bass keine überlange Mensur besitzt.
Typisch für Bässe mit durchgehenden Hälsen wirkt der Sound leicht komprimiert und sehr ebenmäßig, was ich persönlich sehr gerne mag. Die Pickups setzen diese Qualitäten gut um und sorgen für einen modernen, transparenten und ausgewogenen Grundklang.

Der Dreiband-Equalizer des D-6 arbeitet eher dezent, sodass man jeden der drei Regler beherzt aufdrehen kann, ohne den Sound aus der Spur zu bringen. Für den folgenden Clip habe ich die Bässe und die Mitten ordentlich geboostet und die Höhen abgesenkt, um den Halstonabnehmer-Sound in eine Vintage-mäßigere Richtung zu trimmen.

Audio Samples
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Neck-PU, Bass-Boost, Mid-Boost, Treble-Cut

Slapping ist auf einem Sechssaiter naturgemäß etwas tricky, und die engen Saitenabstände des D-6 sind für die Daumentechnik nicht unbedingt optimal. Etwas Eingewöhnung ist daher schon erforderlich, um die Bewegungsabläufe an den Bass anzupassen. Der moderne Slapsound des D-6 kann sich allerdings wirklich hören lassen, wie ich finde! Für die folgende Aufnahme habe ich die Bässe und die Höhen mit der Onboard-Elektronik stark angehoben.

Audio Samples
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Beide PU, Bass-Boost, Treble-Boost, Slap
LTD ist das "Günstig-Label" des renommierten Herstellers ESP.
LTD ist das “Günstig-Label” des renommierten Herstellers ESP.

Auch Fusion-Fans werden ihre Freude mit dem LTD D-6 haben, denn der Sechssaiter verfügt über einen prägnanten Bridge-Pickup-Sound, mit dem auch kompliziertere Lines klar hörbar sind. Etwas Unterstützung vom Equalizer tut allerdings auch dem Fusion-Sound gut – die Bässe und die Mitten sind im folgenden Clip deutlich angehoben:

Audio Samples
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Bridge-PU, Bass-Boost, Mid-Boost

Zum Abschluss gibt es noch einen extremen Scoop-Sound mit abgesenkten Mitten und gleichzeitig stark geboosteten Bässen und Höhen auf die Ohren:

Audio Samples
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Beide PU, Bass-Boost, Treble-Boost, Mid-Cut
Die Anfänge der japanischen Company ESP reichen zurück bis ins Jahr 1975.
Die Anfänge der japanischen Company ESP reichen zurück bis ins Jahr 1975.

Fazit

Der neue sechssaitige LTD D-6 hat wirklich tolle Sounds auf Lager und lässt sich dank der gut abgestimmten Klangregelung in vielen Musikrichtungen einsetzen. Beim Spielkomfort gibt es Licht und Schatten. Durch das stattliche Gewicht von 5kg in Kombination mit einer leichten Kopflastigkeit sind Ermüdungserscheinungen nach längerer Spielzeit vorprogrammiert, der relativ flache und schmale Hals lässt sich allerdings äußerst komfortabel spielen und macht auch Sechssaiter-Neulingen den Einstieg leicht. Lobenswert ist zudem die tadellose Verarbeitung des Basses – weder an der Holzkonstruktion noch an der Lackierung sind Nachlässigkeiten auszumachen, und auch die Bünde wurden perfekt abgerichtet und poliert. Wer mit einem Sechssaiter liebäugelt und kein Vermögen dafür ausgeben will, sollte den LTD D-6 deshalb ruhig genauer unter Lupe nehmen!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • schöne Edelbass-Optik
  • ausgewogen-moderner Sound
  • flexibler, gut abgestimmter EQ
  • solide Hardware
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • leichte Kopflastigkeit
  • stattliches Gewicht
  • kein Passivbetrieb
Artikelbild
ESP LTD D-6 Test
Für 749,00€ bei
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Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: ESP/LTD
  • Modell: D-6, Longscale, Sechsssaiter
  • Herstellungsland: Indonesien
  • Mensur: 34 Zoll
  • Korpus: Mahagoni, Burled Poplar Top, Black Natural Burst Satin Finish
  • Hals: durchgehend siebenteilig Ahorn / Jatoba, Roasted Jatoba Griffbrett, 24 XJ-Bünde, runde Einlagen
  • Hardware: LTD DB-6 Brücke, Grover-Mechaniken, schwarz
  • Tonabnehmer: ESP Designed SB-6N, ESP Designed SB-6B
  • Elektronik: aktiv, Volume, Balance, Bässe, Mitten, Höhen
  • Saiten: D’Addario XL (.030/.045/.065/.085/.105/.125)
  • Gewicht: 4930 Gramm
  • Preis: 999,- Euro (Ladenpreis im Mai 2020)
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