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Eden World Tour Pro WTP900 Test

Die World Tour-Serie der amerikanischen Verstärkerschmiede Eden ist nun schon seit geraumer Zeit auf dem Mark. Nicht wenige Tieftöner warteten sehnsüchtig auf ein Update der beliebten Basstops mit dem markanten Eden-Sound. Im Frühjahr 2015 hatte das Warten ein Ende, denn Eden präsentierte die brandneue World Tour Pro-Serie mit überarbeiteten Verstärkermodellen, die sowohl bezüglich ihrer Ausstattung als auch leistungsmäßig einen Schritt weiter gehen und somit die neue Speerspitze der inzwischen von Marshall übernommenen Firma darstellen.


Die neue World Tour Pro-Serie setzt sich aus drei Basstops zusammen, die sich lediglich durch die Ausstattung mit verschiedenen Endstufen unterscheiden. Der stereotaugliche WTP900 wird mit satten 900 Watt (2 x 450 Watt im Stereobetrieb) ausgeliefert, der kleinere Bruder WTP600 bringt immer noch 600 Watt im Monobetrieb auf die Straße, und der WTPPRE verzichtet komplett auf eine Endstufe und fungiert somit als reiner Preamp im Studio- oder Livebetrieb. Ich bin gespannt auf die neuen Features und knöpfe mir in diesem bonedo-Test das außerordentlich kräftige Spitzenmodell WTP900 aus der Eden World Tour Pro-Serie vor.

Details

Der WTP900 wurde als professioneller Touring-Amp konzipiert und kommt deshalb im racktauglichen 19″-Format. Die Rackwinkel müssen aber nicht erst angeschraubt werden, denn Eden hat die Ohren bei den World Tour Pro-Amps gleich in die Seitenteile des Gehäuses integriert. Das Metallgehäuse selbst macht einen überaus soliden und hochwertigen Eindruck: alle Teile sind bündig verschraubt und die Eden-typische, matte Front sorgt für einen eleganten Look. Durch den auffallenden Kühlergrill auf der Frontplatte wird dem Eden-Kenner sofort klar, dass es sich beim WTP900 um ein neues Modell handeln muss. Außerdem sticht die ungewohnte, vom bekannten WT800-Layout abweichende Anordnung der Regler ins Auge. Die neu geordnete Front hat sicherlich nicht nur optische Gründe, sondern ist auch den zusätzlichen Features und der neuen Architektur der World Tour Pro-Serie geschuldet.

Fotostrecke: 3 Bilder Hier seht ihr das Gehu00e4use mit dem optisch sehr gelungenen Frontpanel des Eden World Tour Pro-Topteils.

Auf der linken Seite der Front parken beim WTP900 zwei Klinkeneingänge für aktive und passive Bässe und ein Mute-Taster samt Status-LED zum Stummschalten der Ausgänge. Darauf folgt der neue Tube-Mix-Regler und die überarbeitete Kompressor-Sektion mit zusätzlichen Regelmöglichkeiten. Hinter dem Tube-Mix-Feature verbirgt sich eine zweite 12AX7-Triode (die erste Preamp-Röhre sitzt direkt hinter dem Input), die den Sound mit Obertönen und Röhrenflair anreichert, wenn der Tube-Mix-Regler im Uhrzeigersinn aufgedreht wird. Mit dem WTP900 sollten also auch aggressivere Zerrsounds möglich sein – mehr dazu später im Praxisteil.
Der Kompressor der World Tour Pro-Serie bietet die zwei Regler “Amount” und “Ratio” und wird mit einem kleinen Taster aktiviert. Eine Status-LED signalisiert den Betriebszustand und gibt außerdem visuelles Feedback über die Wirkung des Kompressors. Grünes Licht bedeutet, dass der Kompressor aktiviert ist, “Gelb” steht für das Erreichen des Schwellenwertes, und “Rot” leuchtet die LED schließlich auf, wenn das Signal über einen längeren Zeitraum komprimiert wird. Im Vergleich zum sehr spartanischen und lediglich aktivierbaren Kompressor des WT800 bietet die überarbeitete Version der neuen Pro-Serie erheblich mehr Kontrolle über die Signalbearbeitung und verfügt damit sicherlich über einen höheren Praxiswert.

Fotostrecke: 4 Bilder Schon ein kurzer Blick auf die einzelnen Sektionen mit ihren …

Die restlichen auf der Front platzierten Features kennen wir bereits von der alten World Tour-Serie. Eden setzt weiterhin auf ihren Enhance-Regler, mit dem gleichzeitig und mit nur einem Handgriff Tiefbässe, Hochmitten und Höhen angehoben und die Tiefmitten abgesenkt werden können. Zur weiteren Klangformung kommt der bewährte semiparametrische Equalizer zum Einsatz. Die EQ-Sektion bietet einen Bassregler, einen Höhenregler und drei Mittenregler, deren Einsatzfrequenz mit jeweils einem zusätzlichen darüber liegenden Frequenzregler bestimmt werden kann. Der erste Frequenzregler bietet einen Bereich von 30Hz – 300Hz, der zweite stellt eine Bandbreite von 200Hz – 2kHz bereit und mit dem dritten Regler steht schließlich der höhere Bereich von 1,2kHz – 12kHz zur Auswahl. Auch für optisches Feedback im Falle einer Übersteuerung der EQ-Sektion durch eine allzu starke Anhebung bestimmter Frequenzen ist gesorgt. Eden hat nämlich auch dem EQ eine Clip-LED spendiert, die im Idealfall niemals aufleuchteten sollte.
Der Equalizer des neuen Eden-Flaggschiffes hat also einiges zu bieten, wie wir sehen. Derart üppige Eingriffsmöglichkeiten in den Klang findet man längst nicht bei jedem Verstärker und schrecken so manchen Basser vielleicht sogar ab, aber die World Tour-Amps sind schließlich für den professionellen Einsatz konstruiert und müssen deshalb geeignete Werkzeuge für die Anpassung an möglichst viele Szenarien bereitstellen. Rechts neben der EQ-Sektion finden wir schließlich noch den Master-Regler für die Endlautstärke des WTP900 sowie zwei Clip-LEDs, die eine etwaige Übersteuerung der beiden 450 Watt starken Endstufen anzeigen.

Auch die Rückseite der World Tour Pro-Serie unterscheidet sich deutlich von der etwas betagten World Tour-Serie und kann mit einigen neuen Features aufwarten. Als innovativ bewirbt Eden die beleuchteten Speakonbuchsen, die den Bassisten durch die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten von Lautsprecher-Boxen führen und eine Beschädigung des Amps durch den Anschluss von ungeeigneten Kombinationen verhindern sollen. Der WTP900 ist mit zwei Endstufen bestückt, die jeweils zwei Speakonbuchsen für die Boxen bereitstellen und ihre volle Kraft von 450 Watt an eine Boxenkombination mit 4 Ohm Widerstand abgeben. Die Endstufen können zum Monobetrieb mit einem kleinen Taster seriell gebrückt werden und liefern dann zusammen 900 Watt an insgesamt 8 Ohm. Dadurch ergeben sich zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten mit verschiedenen Boxen und Impedanzen, die durch die leuchtenden Speakonbuchsen angezeigt werden. Mit dem “Cycle”-Taster kann man einfach durch sämtliche Modi schalten und muss dabei nur auf die verschiedenen Farben der leuchtenden Speakonbuchsen achten: Grünes Licht bedeutet Kompatibiltät mit 4-Ohm-Boxen, “Gelb” steht für 8-Ohm-Kompatibiltät, und wenn die Buchse rot aufleuchtet, sollte der Anschluss nicht verwendet werden. Das Feature ist erleichtert sicherlich unerfahrenen Bassisten die Wahl der richtigen Boxen im Betrieb, dennoch fände ich es angebracht, wenn Eden eine Übersicht mit allen Boxen-Konfigrationsmöglichkeiten bereitstellen würde.

Fotostrecke: 4 Bilder Auf der Ru00fcckseite fu00e4llt der Blick auf fast schon erschreckend viele Features.

Außer den innovativen Signal-Speakonbuchsen hat der WTP900 natürlich auch sämtliche Anschlußmöglichkieten an Bord, die man von einem modernen Profi-Amp erwartet. Zur Signalweiterleitung gibt es zwei Output-Klinken (linker und rechter Kanal) und einen symmetrischen XLR-Ausgang inklusive Groundliftschalter, Pre/Post EQ-Schalter und einem kleinen Regler für die Lautstärke des Ausgangs. Mit den Pre Send- und Pre Return-Klinkenbuchsen kann das Signal außerdem vor dem EQ abgegriffen und wieder zurückgeschickt werden.
Auf einen Effekt-Loop in Stereoausführung muss man natürlich auch nicht verzichten, externe Effektgeräte werden einfach mit den jeweils zwei Return- und Send-Klinkenbuchsen verbunden. Die Tuner Out-Klinke liefert ein Signal für das Stimmgerät und eine weitere Klinke mit der Bezeichnung “Stomp” ist für einen optional erhältlichen Fußschalter reserviert. Damit können dann alle schaltbaren Frontpanel-Funktionen, also die Mute-Funktion, das Tube-Mix-Feature, der Kompressor und der Enhancer per pedes fernbedient werden. Sogar an Miniklinken-Anschlüsse für eine externe Audioquelle und einen Kopfhörer hat Eden beim WTP900 gedacht; der kraftvolle Head leistet also auch zu Hause bei der Übe-Session gute Dienste.
Zu guter Letzt bleibt noch die Crossover-Sektion des Stereo-Tops zu erwähnen: Mit einem Switch wird die Schaltung aktiviert, ein Drehregler bestimmt den Frequenzpunkt, und mit dem Balanceregler kann schließlich das Lautstärkeverhältnis der beiden Endstufen justiert werden.

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