In diesem Artikel begrüßen wir den ECLER WARM4 Rotary DJ-Mixer zum Test. Dass es nach dem Erfolg des WARM2 eine vierkanalige Ausgabe geben wird, darauf haben sicherlich einige DJs gewettet.Und nun ist das schicke Rotary-Mischpult mit den ECLER-gebrandeten Holzseitenteilen in der Redaktion eingetroffen. Doch der WARM4 bringt nicht nur zwei weitere Mixer-Channel mit, sondern auch neue Features.Darunter Return-FX-Regler, L/R-Balance oder den Subharmonic Synthesizer, bei dem sich der Hersteller vom New Yorker Club Paradise Garage inspirieren ließ.
Allerdings kostet das DJ-Mischpult auch deutlich mehr als der WARM2, der aktuell für 699,- Euro über die Ladentheke geht. Stolze 1599,- Euro werden für den großen Bruder zum Testzeitpunkt aufgerufen. Damit positioniert sich der WARM4 im mittleren Drittel des Rotary-Mixer-Preisgefüges.
ECLER WARM4 – das Wichtigste in Kürze
4-Kanal Rotary DJ-Mixer
sehr gutes Design, Layout und Klangbild
3-Band-EQs und Master Isolator
Effektschleife pro Kanal und Subharmonic Synthesizer
Im Lieferumfang des ECLER WARM4 befinden sich neben dem Pult selbst einige Cinch-Steckschutze für nicht benutzte Mischpult-Ports. Dazu kommen Stromkabel und Beipackzettel. Das Manual gibt´s nicht gedruckt, sondern online. Der Mixer wiegt 5,3 kg und misst 340 x 81 x 372 mm.
Bevor ich das Mischpult für den Praxistest verkabele, starte ich erstmal die visuelle Erkundungstour und bin direkt vom gebürsteten anthrazitfarbenen Case-Design und den schicken seitlichen Holzteilen angetan. Die Knobs und Schalter passen stimmig ins optische Konzept. Und nach einem ersten Trockenlauf über die Bedienelemente kann ich eine gewisse Vorfreude auf den Praxischeck wahrlich nicht leugnen. Ein gediegenes, luxuriöses Look-and-feel. Das Pult sollte sich perfekt in nahezu jede Umgebung einpassen können – von Club über Bar bis hin zum heimischen DJ-Studio oder „Bedroom“.
Front und Backpanel des ECLER WARM4
Hier gleich die erste Neuerung gegenüber dem WARM2-Frontpanel: ECLER hat die die Kopfhörerabteilung in bester Clubmixer-Manier nach oben verlegt, genauer gesagt in den Südosten, wo ihr zwei Anschlüsse mit Miniklinke und Standardklinke findet. Hier logieren auch die zugehörigen Lautstärke- und Cuemix-Regler. An der Vorderseite selbst springen einem ansonsten lediglich die Schriftzüge von Hersteller und Produkt entgegen.
Der Kopfhörerausgang zeigt sich auf meinem HD 25 klar und laut, soviel vorweg. Für die beste Performance empfiehlt der Hersteller allerdings Kopfhörer mit hoher Impedanz (200 – 600 Ohm), wobei viele DJs wohl eher Headphones im Bereich von 32 – 70 Ohm verwenden dürften.
Nach einer 180-Grad-Drehung zeigt die Rückseite des Rotary-Mischpults vier Paar Phono- und Line-L/R-Inputs im Cinch-Format, über denen zwei Erdungsschrauben eure Turntable-Massekabel in Empfang nehmen. Kanal 3 bietet zusätzlich einen XLR-Mikrofoneingang.
Für die Beschallungsanlage (House bzw. Master) und Monitore bzw. Kabine (Booth) hat ECLER jeweils ein Paar XLR- und Cinch-Outputs spendiert. Ihr bekommt beim Vierkanal-Modell also zweimal XLR-Out statt nur einmal und zudem gibt es auch noch einen weiteren Mikrofon-Combobuchsen-Input auf der Oberseite. Dieser befindet sich gleich neben dem REC-Out, der praktischerweise links oben sitzt. So kann man Mikrofon und Session-Recorder bequem anschließen, ohne hinter dem Pult rumfummeln zu müssen.
Bevor wir uns aber der Bedienoberfläche zuwenden, sei noch erwähnt, dass die rückseitige Send-Return-Schleife ebenfalls in Stereo-Cinch ausgeführt ist und nicht in Klinke. Darüber kann man durchaus geteilter Meinung sein.
Galore: die Kanalzüge beim ECLER WARM4
Kanal 1 bis 4 bieten dem DJ die Auswahl zwischen Phono und Line, bei Kanal 3 und 4 warten die Wahlhebel obendrein mit einer Mikrofon-Stellung auf. Ansonsten sind die Kanäle identisch ausgestattet, bieten sie doch einen Trim-Regler mit +/-15 dB Verstärkung oder Abschwächung sowie einen Dreiband-EQ. Dazu Pegelmeter, PFL und FX- sowie Subharmonic-Send, auf die ich im nachfolgenden Praxisteil noch eingehen werde.
Das Pult ist mit Turntables, Interface und Effektgerät verkabelt und es kann losgehen. Die Vinyls auf dem Teller spielend, erklingt aus den Boxen ein satter Analogsound, der sich offen und transparent darstellt. Das gefällt. Einfluss auf den Klangteppicheppich offerieren zunächst die mittengerasterten Kanal-Equalizer, mit denen man samtig drehend nachstehenden Cut/Boost generieren kann. Bass +10/-30 dB, Mid +10/-25 dB, Treble +10/-30 dB. Dreht man all Equalizer nach links, löscht man das gesamte Frequenzband aus. Es sind keine Signalanteile mehr zu hören.
Schön lang fallen die zugehörigen Pegelmeter im Kanal aus, die euch anhand von 12 Schritten den PFL-Pegel der einzelnen Kanäle des Pults anzeigen und somit einen visuellen Abgleich der Kanal-Level vor dem Reinmischen erlauben.
Pegelmeter und EQs satt am ECLER WARM4
Die Lautstärke des Mix-Pegels entnimmt man stattdessen dem Stereometer rechts oben. Dieses reicht von -30 bis +20 dB und kann per Schalter entweder House, Mix oder Booth-Level anzeigen. Für Booth und House (Master) gibt es folglich auch separate Pegelsteller. Über die zugehörigen Drehregler kann der DJ den Output-Pegel sehr fein abstimmen.
Der Balance-Regler, der via L/R (Monoschaltung) aktiviert werden kann, hat jedoch nur Einfluss auf das Kabinensignal. So ähnlich wie ein Split-Cue beim Headphone, nur dass es auch darauf keine Auswirkungen hat. Das Pult legt einen maximalen unverzerrten Output von 21 dBV (23 dBu) an den Tag. Wer möchte, darf via internen Dip-Schalter Einfluss auf den maximalen Master-Booth-Level nehmen (Nominal-Level 0 dBV (1 Vrms), außerdem +12 dBV (4 Vrms) möglich)
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Dass zu jedem Channel ein großer griffiger ALPS-Lautstärkeregler mit Metallschaft gehört, dürfte nicht verwundern, sondern beim Thema Premium-Rotaries eher gesetzt sein. Damit hat der DJ die Justierung der Pegel der Kanäle filigran in der Hand.
Ein Crossfader, wie ihn beispielsweise Formula Sound beim FF4000R oder Omnitronic beim TRM-422 integrieren, wurde beim ECLER WARM4 nicht verbaut. Das dürfte für die Mehrheit der Rotary-Fans wohl kein Showstopper sein, dennoch gibt es auch in dieser Mischpult-Kategorie einige DJs und Manufakturen, die dem Flachbahnregler huldigen.
Etwas unterschiedliche Rotary-Konzepte – ECLER WARM4 und Omnitronic TRM-422
Effektschiene mit Send/Return
Neben der Cue-Taste für die Vorhörschiene verbaut ECLER dort eine wahlweise Pre- oder Post-„Fader“ schaltbare Send-FX-Einspeisung mit dediziertem Anteilsregler nebst zugehöriger Return-FX-Sektion mit Vorhörmöglichkeit.
Das ermöglicht dem DJ, den Effektanteil pro Kanal individuell einzustellen und Effekte vorzuhören, bevor sie auf das Publikum losgelassen werden. Prima gelöst und ein Upgrade zum WARM2. Schade finde ich es dennoch ein wenig, dass ECLER sich nicht zusätzlich für ein internes „bipolares DJ-Filter“ wie beim RANE MP2015 oder MasterSound Radius entschieden hat. Auch eine Master-Insert-Funktion ist nicht zugegen. Ihr findet, das ist Jammern auf hohem Niveau? Mag sein. Und klar, der MP2015 war auch doppelt so teuer.
Dazu ist sicher nicht viel zu sagen, außer dass ihr hier ein DJ-Recording-Device (hier haben wir dazu einige Geräte-Tipps für euch zusammengetragen) andocken könnt, um eure Session aufzuzeichnen.
Session-Recorder bequem anschließen, ohne hinter dem Pult rumzufummeln
Mikrofonanschlüsse
Zwei an der Zahl, einmal hinten, einmal vorne – so weit waren wir schon. Wichtig zu wissen allerdings: Der ECLER WARM4 verfügt über eine 18-V-Phantomspeisung für Kondensatormikrofone, die mittels internem Jumper (de)aktiviert werden können. Für Studio und Kabine sicher nicht verkehrt.
Standardmäßig ist die Phantomspeisung bei Auslieferung aktiviert. Die Mikrofonsignale werden beim WARM4 alternativ zu einem anderen Kanal verfügbar gemacht. Das bedeutet für diesen Rotary Mixer: Es gibt weder eine Talkover-Schaltung noch Mic-On-Einschaltknöpfe, dafür könnt ihr das Mike aber mit FX anreichern und mit den vollen Bordmittel „soundshapen“.
Master Isolator
Wer den gesamten Klangteppich unabhängig vom Kanal anpassen möchte, der hat mit dem Master Isolator drei fette und geschmeidig drehende Frequenzmanipulatoren an der Hand, die warme Mitten, silbrige Höhen und Basswumms addieren können. Zu den Grenzfrequenzen des WARM4 ISO. Sie liegen bei 300 Hz und 4 KHz. Der 3-Wege-Isolator (4. Ordnung 24 dB/Okt) bietet eine Anhebung/Absenkung von +12/-70 dB bei hohen und niedrigen Frequenzen und +12/-40 dB in den Mittenbereichen. Hier solltet ihr vorsichtiger agieren, als im Kanal selbst.
Betätigt man nämlich den ISO-On-Knopf, ist aufgrund der analogen Bauweise ein Schaltgeräusch wahrzunehmen, welches ich persönlich im Test zwar nicht auf den Boxen hören konnte. Der Hersteller sagt jedoch dazu, dass „in Gegenwart eines musikalischen Signals und beim Ein- und Ausschalten des Isolators Knackgeräusche auftreten können, weshalb man dies NICHT live anwenden sollte.“
Audio
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EQ Cut/Boost Hi-Mid-LowISO Cut/Boost Low-Mid-Hierst Iso-Full-Cut, dann EQ-Full-Cut
Subharmonic Synthesizer
Dieses Feature beim ECLER WARM4 ist keinem geringeren DJ als Lerry Levan gewidmet, dem „DJ-Dirigenten“ des „Paradise Garage Soundsystem“-Orchesters, um gerade Schallplatten älteren Jahrgangs den zusätzlichen Punch in den Kicks und den Basslines zu verabreichen, ohne den Frequenzgang so zu manipulieren, dass er als laut und störend empfunden wird.
Das Sub-Synth-Feature, welches sich ebenfalls pro Kanal aktivieren lässt, schickt den Audiostrom in den „Analogen Subharmonischen Synthesizer“ (ASS) und ermöglicht, den Generator auf verschiedene Frequenzen (Frequenzen von 25 bis 60 Hz) einzustellen.
Funktionsweise
Der ASS des ECLER WARM4 erzeugt recht selektive Schallwellen mit der halben Frequenz der Grundtöne zwischen 120 Hz und 50 Hz, indem er Kopien im Bereich von 60 Hz bis 25 Hz erzeugt. Das Prinzip entspringt der Hi-Fi-Technik. Damit sollten tiefste Frequenzen, die beim Pressen von Vinyl oder bei Bandaufnahmen verlorengingen und von diesen physischen Tonträgern nicht unterstützt werden, reproduziert werden.
Der ASS verwendet einen separaten Bus. Somit kann der DJ in jedem Kanal mit dem Level-Regler festlegen, welche Menge tieffrequenten Signals er dem SubSynth zufügt, der via separatem, jedoch etwas kurz aufgelösten VU-Meter überwacht wird.
Grün zeigt einen Durchschnittswert von -18 dBV an und sagt quasi lediglich: Yap, Signal am Start.
Die gelbe LED zeigt einen Durchschnittswert von 0 dBV an.
Beginnt die dritte LED rot zu blinken, signalisiert dies Werte ab +4 dBV und man sollte mit Bedacht zu Werke gehen.
Mit der On-Taste schaltet ihr den Synth ein und erzeugt die Oberwellen.
Sehr tiefe Frequenzen erfordern allerdings Lautsprecher wie Subwoofer, beispielsweise einen Aktiv-Sub mit integrierter Frequenzweiche. Dies schränkt wiederum den Nutzen im privaten Bereich (Stichwort Bedroomer, Partykeller etc.) ein wenig ein, zumal auch keine spezielle Sub-Out-Schaltung vorliegt.
Der Hersteller selbst empfiehlt, diese Funktion aufgrund von potenziellen Membranschäden nicht mit Nahfeldmonitoren oder dergleichen zu verwenden. Ein Audiobeispiel sparen wir uns folglich an dieser Stelle ein. Allerdings haben wir hier mal ein Frequenzbild zugefügt, das den Einsatz des SubSynths abbildet.
Wer den ECLER WARM4 professionell einsetzt, im Club installiert oder mit seiner eigenen PA-Anlage beschallt oder im allgemeinen eine gute PA-Anlage mit potenten Subs besitzt, kann hieraus Nutzen ziehen.
2/2 Frequenzbild Vinyl mit Subharmonic Synthesizer
Noch ein Tipp am Rand: Werft mal einen Blick in das Handbuch des WARM4, das auf der ECLER-Website zum Download bereit steht. Hier gibt es einen interessanten Part mit Zitaten von Richard Long und Alan Fierstein, den Sound-System-Designern der Paradise Garage, aus ihrem Artikel “State-of-the-Art Discotheque Sound Systems-System Design and Acoustical Measurement” der AES (Audio Engineering Society) von 1980.
Noch zu erwähnen wäre, dass der ECLER WARM4 über einen HP-Anti-Rumpelfilter bei 20 Hz verfügt, der dafür sorgt, dass Probleme mit der Resonanzkopplung von Plattenspielernadeln reduziert werden können.
Der ECLER WARM4 ist ein ausgezeichnetes Rotary-Mischpult für Liebhaber dieser Geräteklasse, egal ob Vinylisten, CD-Jockeys oder Digital-DJs, die ein externes Audiointerface nutzen. Das Pult ist gut verarbeitet und liefert einen grundsoliden Klang. Das robuste Metall-Design mit der ECLER-gebrandeten Holzverkleidung ist nebenbei bemerkt auch noch eine Augenweide. Angefangen bei der Raumaufteilung über die samtigen Drehregler bis hin zu den informativen Pegelmetern und den Full-Cut-EQs sowie einem Master-Isolator, fühlt sich das Mischen mit diesem Pult luxuriös und komfortabel an. Dazu erweitert die Send-Return-Unit die kreativen Möglichkeiten. Ein integriertes USB-Interface für „digitale Rotary-Fans“ lässt das ECLER-Pult konzeptionell vermissen, genau wie integrierte FX oder ein Kombifilter. Schade.
Ein Novum für DJ-Mixer ist der analoge Subharmonic Synthesizer, der inspiriert von der Paradise Garage eure Basslautsprecher adressiert und regelbare Tieffrequenzen für mehr Punch addiert. Ein Alleinstellungsmerkmal, allerdings auch nicht für jedes Home-Setup geeignet, da hier entsprechende Subwoofer gefordert sind und keine Nahfeld-Monitorboxen oder ähnliches. Wobei fairerweise gesagt werden muss, dass man den SubSynth ja nicht zwingend nutzen muss.
Auflegen mit dem ECLER WARM4 macht in vielerlei Hinsicht richtig Spaß und daher darf sich dieses Pult mit 4,5 Sternen schmücken. Ein echter Eye-and-Ear-Catcher, wenn ihr mich fragt.
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