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Dtronics DT-RDX Test

Yamahas Reface-Serie fängt den Charme der Vorbilder schon ganz gut ein, wie wir in unserem Test bereits herausfinden konnten. So klingt der Reface DX durchaus wie ein originaler FM-Synthesizer früherer Tage. Genauso wie seine Vorbilder (DX21/100) geizt er allerdings mit direkten Eingriffsmöglichkeiten in das Klanggeschehen. Die holländische Musikelektronik-Firma „Dtronics“ will das ändern und bringt einen externen Controller auf den Markt, der den Yamaha-Synthesizer mit 41 Potis und neun Tastern heckspoilert. Und ‘heckspoilern’ darf man hier ruhig wörtlich nehmen, denn der Programmer wird am Heck des Reface DX formschön aufgestellt.

Dtronics DT-RDX Test (Foto: Numinos)
Mit dem DT-RDX wird der Yamaha Reface DX besser programmierbar, (Foto: Numinos)

Details

Zugegeben: Vergleicht man den Reface DX mit einem alten DX100, muss man der neuzeitlichen Variante eine fast schon luxuriöse Benutzerfreundlichkeit attestieren. Denn mit seinem grafikfähigen Display und der ziemlich trickreichen Parameter-Eingabe (Date-Entry) über vier Sensorflächen, bietet der Reface DX schon einigen Komfort beim Editieren der immer schon etwas sperrigen und unberechenbaren FM-Klangerzeugung. Dennoch: Richtiges Drehen und Schrauben ist am Reface DX nicht möglich. Auch und besonders, da die einzige direkte Interaktionsmöglichkeit der Pitchbender ist – und der ist fest auf die Tonhöhe adressiert. Ein externer Programmer mit vielen Potis und Tastern hätte also durchaus seine Daseinsberechtigung und hier kommt der Dtronics DT-RDX ins Spiel.

Auspacken

Der Progammer erreicht uns in einem Pappkarton. Darin findet sich die Hardware, ein Y-Power-Splitter-Kabel und ein kurzes Mini-DIN-Kabel zum Verbinden der Controller-Einheit mit dem MIDI-Port (ebenfalls seriell) des Yamaha-Synthesizers. 

Fotostrecke: 2 Bilder Der DT-RDX in seiner Verpackung. (Foto: Numinos)

Erster Eindruck

Der DT-RDX besteht aus einem massiven, schwarz lackierten Stahlgehäuse. Auf der Rückseite ist das Firmenlogo ins Gehäuse gestanzt und mit einer diskret leuchtenden Rückwand versehen – hübsch. Die haptische Erstinspektion ist zufriedenstellend: Alle Potis sitzen fest an ihrem Platz und lassen sich mit gleichmäßigem Widerstand drehen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Schicke Sache: Der DTX motzt den Reface DX mächtig auf. (Foto: Numinos)

Anschlüsse

Die Anschlüsse des DT-RDX befinden sich an der Unterseite der Bedieneinheit und sind schnell erklärt: Es gibt eine Mini-DIN-Buchse, die mit dem MIDI-Ausgang des Reface DX verbunden wird, eine weitere baugleiche Buchse, die das MIDI-Signal durchschleift und eine Strombuchse, in die man eine Seite der Y-Strompeitsche steckt.

Die Anschlussbelegung ist simpel: Mini-DIN vom Reface DX rein und wieder raus. (Foto: Numinos)
Die Anschlussbelegung ist simpel: Mini-DIN vom Reface DX rein und wieder raus. (Foto: Numinos)
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Praxis

Montage

Zur Montage des Controllers gilt es lediglich, den Yamaha-Synthesizer mit den Schrauböffnungen so zu platzieren, dass sie auf den insgesamt fünf Sechskant-Muttern der Bodenplatte des DT-RDX zu stehen kommen. Gehalten wird das Ensemble dann durch das Eigengewicht des Reface DX. Das hält im Desktop-Szenario ausgezeichnet. Wer eine innigere Verbindung bevorzugt, kann immer noch über doppelseitiges Klebeband nachdenken. Praktischerweise bleibt das Batteriefach von der Bodenplatte unverdeckt. Der leichte Anstellwinkel, der sich ergibt, ist ideal gewählt und sieht nicht nur schick aus, sondern ermöglicht auch den Zugriff auf die Bedienelemente, ohne mit der Hand etwas am Reface DX zu verstellen.

Fotostrecke: 4 Bilder Der DT-RDX kommt einfach in die Schrauböffnungen des Reface DX. (Foto: Numinos)

Inbetriebnahme & Bedienung

Zur weiteren Inbetriebnahme ist nichts außer Einschalten erforderlich, denn der DT-RDX kommuniziert mit dem Reface DX über klassische MIDI-Kommandos. Dabei ist die Befehlskette uni-direktional: Der DT-RDX „sagt“ was und der Yamaha macht das – nicht umgekehrt. Das heißt zum einen, dass Parameter zwangsläufig „springen“, wenn man sie am DT-RDX modifiziert und auch, dass man sich regelmäßig „vergewissern“ muss, ob, und was der Reface bei bestimmten Parametern macht.
Offenkundiges Beispiel: Die On/Off-Taster für die vier Operatoren. Sie übernehmen nämlich nicht den Wert eines neu geladenen Presets, sondern man muss jeden Operator jeweils ein Mal an- und wieder ausschalten, damit der Betriebszustand deckungsgleich mit dem Gerät ist. In einer idealen Welt würde auch der Screen des Reface DX dem gerade am Controller modifizierten Parameter folgen, denn bei einigen Werten – etwa der LFO-Form oder der Oszillator-Stimmung – ist die deskriptive Anzeige im Display dem „blinden“ Schrauben am Poti ohne Frage überlegen. 

Fotostrecke: 3 Bilder Das könnte ihr künftiges Sounddesign-Cockpit sein. (Foto: Numinos)

Ansonsten ist die Arbeit am Controller – in Anbetracht der Komplexität von FM-Synthese an sich – relativ übersichtlich: Die linke Hälfte des Geräts ist mit „Common“ beschriftet und beherbergt basale Parameter wie Poly/Mono, die Algorithmus-Wahl, die LFO-Steuerung (Wave, Speed, Delay und Pitch Modulation Depth) sowie die vier-segmentige Hüllkurven für die Tonhöhe (Pitch EG). Auch ein ausgesprochen praktischer „Init“-Taster findet sich hier, löst man ihn aus, erhält man ein blankes Start-Preset.
Die rechte Hälfte startet links mit der vier-segmentigen Hüllkurve für Lautstärke (EG Level), gefolgt von Einstellmöglichkeiten für die Arbeit des jeweils gewählten Operators. Hier finden sich Regler wir LFO AMD (Tiefe der Amplituden-Modulation), LFO PMD und Pitch EG on/off sowie das Keyboard-Level-Scaling, also das Lautstärke-Verhalten eines (oder mehrerer) Operators über die Tastatur hinweg. Charmant ist der kleine Druckfehler auf der Frontplatte, wo dem Parameter Keyboard-Scaling statt „KSC“ das Kürzel „KCS“ gewidmet wurde – der Funktion tut das natürlich keinen Abbruch. Hören wir an dieser Stelle mal in einige manuell ausgeführte Modulationen rein:

Audio Samples
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Umschalten des Algorithmus Modulation des LFO (Geschwindigkeit und Pitch-Modulation) Modulation der Feedback-Schaltung

Etwas weiter rechts sitzt dann ein Grüppchen mit Parameter wie Operator-Pitch, Lautstärke und Anschlagsempfindlichkeit, zusammen mit einem Regler für ein sehr spezielles Reface-Feature, nämlich einer Feedback-Schaltung, die mit regelbarer Stärke stufen ein Sinus, Sägezahn- oder Rechteck-Signal wieder an an den Eingang zurück routet. Hier, aber auch an anderen Stellen, zeigen sich gelegentlich Brüche im Transfer der Hardware-Funktionen auf den externen Steuerbefehlsgeber: So sind beispielsweise die Parameter „LFO PMD“ und „Pitch EG“ schaltbar und kennen lediglich die Zustände an oder aus.
Am DR-RDX muss man sie aber dann nach links oder rechts der 12-Uhr-Stellung drehen – ein Schalter oder Taster wäre hier schöner gewesen. Noch deutlicher ist der Bruch beim eben genannten Operator-Feedback: Während das Regeln am Reface DX selbst eine nahtlose Bewegung ist, ist es am DT-RDX eine Mischung aus Polaritätswahl („+“=Square, „-“=Sägezahn) und Feedback-Stärke. Eine Unart des Refaxe DX übernimmt auch der Programmer: Das nämlich die Verweildauern der Hüllkurve (Rate) invertiert sind. Ein hoher Wert (127) ist also maximal kurz und umgekehrt. Entsprechend erhöht eine Drehung am Poti nach links die Verweildauer, nach rechts wird sie erniedrigt.
Gewohnt ist man aber, dass ein Inkrement bei Drehen nach rechts erfolgt. Ganz klare Vorteile ergeben sich hingegen, wenn es darum geht, denselben Parameter in mehreren Operatoren gleichzeitig zu ändern: Hier hat der DT-RDX mit seiner Operator-Select-Funktion ganz klar die besseren Karten. Denn über die entsprechenden Taster auf der rechten Gehäuseseite können alle vier Operatoren für die Steuerung durch den Programmer einzeln an- und abgewählt werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Nicht ganz elegant: Um den Zustand der Anzeige mit dem Reface DX abzugleichen, muss man sie jeweils an und ausschalten. (Foto: Numinos)

Abschließende Gedanken

In der Praxis ertappte ich mich entsprechend dabei, dass ich manche Parameter direkt am Yamaha bediente, andere am Programmer, was die Arbeitsgeschwindigkeit beim Sounddesign an vielen Stellen mächtig steigert. Insbesondere das Ändern von Parametern, die am Gerät selbst weit innerhalb der Menüs verstreut sind, geht mit dem DT-RDX natürlich wesentlich zügiger von der Hand. Eine Sache sollte man allerdings nicht erwarten: Durch das simple Vorhandensein der vielen Regler wird auch die Klangarchitektur an sich nicht zugänglicher. Das wird sie keinesfalls, denn der Reface DX liefert eine solide 4-Operatoren FM-Synthese.
Diese zu programmieren ist zwar keine Geheimwissenschaft, bleibt aber – mit oder ohne DT-RDX – eine stellenweise etwas unberechenbare Angelegenheit, die Ruhe und Experimentierfreude erfordert. Nichts also, um auf der Bühne wild zu schrauben – allen voran aufgrund der Abwesenheit eines Filters. Wer FM-Synthese wirkungsvoll live einsetzen möchte, sollte daher ruhig einmal einen Blick auf den Gebrauchtmarkt werfen und schauen, ob er nicht beispielsweise einen alten „DX200“ ergattern kann – ein Instrument, das in mancher Hinsicht weitaus Performance-tauglicher ist als der Reface DX. Wer nun schon einen Reface DX besitzt und falls ein iPad im Haus vorhanden ist, lohnt auch der Blick in den App-Store. Denn dort findet sich mit dem in MIDI-Designer erstellten „MDDX2“, eine simple Steueroberfläche, die die wichtigsten Klangparameter im Schnellzugriff präsentiert.

Fotostrecke: 2 Bilder Schon 18 Jahre alt und aufgrund seiner Konzeption immer noch eine gute Möglichkeit, FM-Sounds live zu performen: Der Yamaha DX-200. (Foto: Numinos)
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Fazit

Der Dtronics DT-RDX tut, was er soll: Er stellt eine Vielzahl von Parametern in Form von Potenziometern in ziemlich schicker externer Form zur Verfügung und ermöglicht damit den direkten Zugriff auf sie, ohne dass man sich durch die Menüs des Reface DX arbeiten muss. Die Hardware ist hochwertig und optisch ansprechend. Als Defizite werte ich lediglich den Umstand, dass die Poti-Drehrichtung bei den Hüllkurven ungewohnt ist (nach links: länger, nach rechts: kürzere Zeit) und dass leider kein bidirektionales Parameter-Feedback erfolgt (falls man nicht gerade im entsprechenden Menüpunkt ist).
Wesentlich gravierender ist etwas Anderes: Dass nämlich die FM-Synthese des Reface DX (und anderer FM-Synths auch) an sich nicht unbedingt eine Klangerzeugung ist, die sich zwingend zum „Schrauben“ anbietet. Das extrem berechenbare Prinzip der Subtraktiven Synthese: Filter zu/auf, Resonanz rein/raus, hat nämlich den entscheidenden Vorteil, dass man – egal an welchem Gerät und mit welchem Sound man arbeitet – weiß, was passieren wird, bevor man den entsprechenden Regler dreht. Das ist beim DT-RDX (und damit beim Reface DX) nicht so. Denn ändert man beispielsweise Parameter im Bereich der Hüllkurven, deren Potis allein die Hälfte des DT-RDX ausmachen, sind Klangänderungen sehr subtil (mal abgesehen davon, dass es zunächst gilt, herauszufinden, welcher Operator was macht), greift man dagegen beherzt zum Algorithmus-Poti, sind die Änderungen zwar dramatisch aber auch unberechenbar.
Ich möchte es also so formulieren: Mit dem DT-RDX wird der Reface DX zwar besser programmierbar, aber nicht zwingend besser spielbar. Und was die Programmierung angeht, haben Yamaha schon mit dem Gerät selbst eine Lösung gefunden, die für das gelegentliche Programmieren und Modifizieren von Klängen weitaus komfortabler ist, als es die Vorgänger ja waren (von rechnerbasierten Lösungen, wie dem FM8 von Native Instruments, Flow Motion von Waves oder dem Operator in Ableton Live mal ganz abgesehen).
Ich würde den DT-RDX also wirklich nur Anwendern empfehlen, die genau wissen, was sie wollen: Nämlich tief in die Synthese des Yamaha Reface DX einsteigen und dabei ein Maximum an Eingriffsmöglichkeiten zur Verfügung zu haben.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Solide Verarbeitung
  • Guter Arbeitswinkel
  • Einfacher Aufbau
Contra
  • Konzeptioneller Nutzwert überschaubar
  • Hüllkurven Parameter (Rate) invertiert
  • Kommunikation nur unidirektional
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Dtronics DT-RDX Test
Für 339,00€ bei
Mit dem DT-RDX wird der Yamaha Reface DX besser programmierbar, (Foto: Numinos)
Mit dem DT-RDX wird der Yamaha Reface DX besser programmierbar, (Foto: Numinos)

Weitere Informationen zu diesem Produkt gibt es auf der Webseite des Herstellers.

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