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Casio Celviano AP-450 Test

Als mittleres Modell der Celviano-Serie kratzt das Casio Celviano AP-450 an der Tür zur Digitalpiano-Mittelklasse. Den großen Bruder des Celviano AP-250 gibt es für etwa 1000 Euro, was angesichts der recht umfangreichen Ausstattung des Pianos aufhorchen lässt. Preislich tritt das AP-450 direkt gegen Konkurrenten wie das hauseigene Privia PX-A800 und das Yamaha YDP-162 Arius an. Kann das AP-450 in diesem Umfeld qualitativ überzeugen? Dieser Test soll es klären.

Das Casio Celviano AP-450 – hier in Traumschiff-Weiß – gibt's auch in schwarz oder braun
Das Casio Celviano AP-450 kann trotz umfangreicher Ausstattung nicht ganz mit den Besten mithalten

Details

Gehäuse

Wie alle Celvianos ist das AP-450 ein Heimpiano in Klavieroptik mit fest montiertem Unterbau. Die massive Erscheinung wird durch die zusätzlichen Beine unterstrichen, die die Tastatur nach vorne abstützen. Das verleiht dem Instrument ein gediegenes Aussehen. Das AP-450 ist in schwarz, braun oder weiß erhältlich, getestet haben wir die „Traumschiff-Edition“ in strahlendem Weiß. Fertig aufgebaut wiegt das Piano gut 40 kg, was angesichts der Ausmaße erfreulich zivil erscheint, aber auch Fragen aufwirft: Trotz der zusätzlichen Beine bringt das AP-450 nur etwa 1 kg mehr auf die Waage als das AP-250, das diese Stützen nicht hat. Sie müssen also entweder sehr leicht gebaut sein oder das Gewicht wurde an anderer Stelle eingespart – hoffentlich an der richtigen.
Der Tastaturdeckel ist in bekannter Casio-Manier als Schiebemechanismus gestaltet und verschwindet im offenen Zustand im Gehäuse. Das mitgelieferte Notenpult wird oben aufgesteckt. Im Unterbau ist eine Pedaleinheit mit den drei klassischen Flügelpedalen integriert, das Dämpferpedal verfügt über Halbpedalerkennung. Das Material macht einen durchaus ansprechenden Eindruck. Allerdings ist auch beim AP-450 das Bedienfeld aus einem wenig hochwertig wirkenden Kunststoff gefertigt. Immerhin bestehen die Abdeckungen der Schalldurchlässe links und rechts im Gegensatz zu den Plastikgittern des AP-250 aus Stoff. Im geschlossenen Zustand verdeckt der Tastaturdeckel das Bedienfeld.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Celviano AP-450 ist eine gediegene Erscheinung

Bedienfeld

Die schmale Knopfleiste oberhalb der Tastatur beginnt auf der linken Seite mit dem Netzschalter und dem Drehknopf für die Lautstärke. Es folgt ein Function-Taster, der in Verbindung mit bestimmten Tasten der Klaviatur zur Einstellung vieler Parameter dient. Er ist zugleich auch für die Audio-Aufnahmefunktion zuständig. Daneben gibt es zwei Knöpfe für den MIDI-Recorder/Song Player und einen weiteren für das integrierte Metronom. Die letzten drei Taster dienen zur direkten Auswahl der wichtigsten drei Sounds und bieten Zugriff auf einige Details der Klaviersounds, wie die Saitenresonanzen und die Deckelöffnungssimulation.  

Fotostrecke: 4 Bilder Vorne links gibt es zwei Kopfhörerbuchsen und darunter einen Haltebügel für den Hörer

Anschlüsse

Das AP-450 verfügt über zwei Kopfhörerausgänge, die gut zugänglich vorne links am Gehäuse angebracht sind. Ein praktischer Kopfhörerhalter wird mitgeliefert und kann in diesem Bereich unten angeschraubt werden. Die übrigen Anschlüsse befinden sich an der Unterseite des Pianos. Hier gibt es gleich zwei USB-Anschlüsse – einen für die Verbindung zu einem Computer und einen weiteren für einen Speicherstick. Daneben bietet das AP-450 als eines der wenigen Pianos in diesem Testmarathon einen Stereo-Lineausgang, dessen zwei Klinkenbuchsen ebenfalls unten am Gehäuse zu finden sind. Nicht vorhanden ist eine klassische MIDI-Schnittstelle, aber diese ist gerade im Heimbereich zunehmend obsolet und dürfte von den wenigsten vermisst werden.

Lautsprecher

Einer der wichtigsten Unterschiede gegenüber dem günstigeren Celviano AP-250 sind die Lautsprecher des AP-450. Das Piano verfügt über je zwei 12 cm und 5 cm große Speaker und eine Verstärkerleistung von 2 x 20 Watt. Die Lautsprecher strahlen nach unten ab, aber der Schall erreicht das Ohr auch durch die beiden stoffbespannten Durchlässe neben dem Bedienfeld. Zusätzlich kann man wie zum Beispiel auch beim Privia PX-A800 den Deckel aufklappen, um mehr Schall direkt ans Ohr zu lassen. Das ist zwar nicht annähernd so wirkungsvoll wie das Öffnen eines echten Klaviers, aber durchaus spürbar. Die zusätzlichen Lautsprecher und die größere Ausgangsleistung machen sich im Vergleich zum AP-250 bemerkbar: Das AP-450 klingt deutlich ausgewogener, voller und satter und die Speaker machen auch bei hoher Lautstärke noch einen guten Job.   

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Praxis

Tastatur

Beim Schreiben von gleich vier Testberichten zu den aktuellen Casio-Pianos gehen dem Redakteur so langsam die Worte aus: Die Tastatur ist bei allen Modellen identisch, von den Einsteigerpianos bis in die Mittelklasse. Auch im Celviano AP-450 kommt die „Tri-Sensor skalierte Hammermechanik II“ zum Einsatz. Die Klaviatur ist wie bei einem Flügel im Bassbereich etwas schwerer gewichtet und mit drei Sensoren pro Taste ausgestattet, was die Anschlagserkennung genauer machen soll. Die Anschlagdynamik kann in drei Stufen eingestellt oder auch deaktiviert werden. Mit dem Parameter Hammer Response kann eine minimale Verzögerung zwischen Anschlag und Ton eingestellt werden, was zu einem authentischeren Spielgefühl führen soll. In der Praxis fanden wir diesen Effekt aber kaum spürbar und wenig effektiv.
Die Tasten sind mit einer Beschichtung versehen, die die optischen und haptischen Eigenschaften von Elfenbein und Ebenholz nachbilden soll. Casios Version dieser Oberfläche ist etwas rauer und stärker gemasert als die der anderen Hersteller. Wie überhaupt die gesamte Tastatur ist das eine Geschmacksfrage – letztlich muss jeder für sich ausprobieren, ob die Klaviatur den eigenen Ansprüchen genügt. Wir finden sie gut spielbar, müssen allerdings auch sagen, dass in diesem Preisbereich die Konkurrenz sehr stark wird. Während die Casio-Tastatur bei den günstigeren Modellen noch gut mithalten kann, reicht es im Umfeld des AP-450 nicht mehr für eine Top-Platzierung.

Klänge

Von den insgesamt 18 Sounds des AP-450 spielen die fünf Flügelklänge natürlich die Hauptrolle. Neben dem Grand Piano Concert gibt es die üblichen Abwandlungen wie Grand Piano Modern und Grand Piano Classic, die allesamt etwas heller bzw. gedeckter abgestimmte Variationen des gleichen Grundsounds sind. Die den Flügelklängen aller aktuellen Casio Pianos zugrunde liegende Technologie nennt sich AiR (Acoustic and intelligent Resonator) und besteht aus einer Kombination aus Sampling und Physical Modeling, um zum Beispiel für nahtlose Übergänge zwischen Samples und für einen authentischeren Ausklang zu sorgen. Im Gegensatz zum AP-250 verfügt das AP-450 über regelbare Saitenresonanzen, die das Mitschwingen der unbenutzten Saiten simulieren, und über einen Key-Off-Simulator für ein natürlicheres Abdämpfen der Noten. Außerdem gibt es zusätzlich zum aufklappbaren Deckel noch eine elektronische Deckelöffnungssimulation (Lid Simulator).
Vor allem wegen der Saitenresonanzen klingt das Grand Piano Concert beim AP-450 dann auch noch etwas besser und hat mehr Tiefe als beim AP-250, obwohl es der gleiche Grundsound ist. Interessanterweise schlägt das AP-450 beim Klaviersound für unser Empfinden auch das noch etwas teurere Privia PX-A800, was aber auch an den Lautsprechern und anderen Einflüssen liegen könnte. Von allen getesteten Casio-Pianos wirkt der Sound beim AP-450 jedenfalls für unsere Ohren am natürlichsten. Der Flügelklang hat eine große dynamische Bandbreite und lässt sich stilistisch vielseitig einsetzen. Dennoch offenbart auch das AP-450 eine leichte Künstlichkeit im Ausklang, wo trotz AiR-Technik Sample-Loops zu hören sind und der Klang etwas statisch wird. Für einen Spitzenplatz in dieser Preisregion reicht es deshalb nicht ganz.
Für die Klangbeispiele haben wir wieder abwechselnd den Kopfhörerausgang und Mikrofone benutzt, um den Klang der Lautsprecher abzubilden.

Audio Samples
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Grand Piano Concert (Kopfhörerausgang) Grand Piano Concert (Mikrofone) Grand Piano Concert (Mikrofone, Pianodeckel geöffnet) Piano 2 (Kopfhörerausgang) Piano 2 (Mikrofone) Piano 3 (Kopfhörerausgang)

Die übrigen Klänge umfassen das Standardprogramm aus E-Pianos, Orgeln, Streichern, Cembalo und Vibraphon und sind eher schmückendes Beiwerk, wirklich überzeugen kann keiner dieser Sounds. Hier noch zwei Beispiele für ein E-Piano:

Audio Samples
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E-Piano (Kopfhörerausgang) E-Piano (Mikrofone)

Weitere Funktionen

Das Celviano AP-450 verfügt über ein integriertes Metronom, das das Tempo in verschiedenen Taktarten vorgeben kann und in der Lautstärke regelbar ist. Die Musikbibliothek wartet mit 60 internen Songs auf, darunter sind viele Klassiker der Klavierliteratur. Diese Songs kann man natürlich einfach anhören, man kann sie aber auch im Tempo regeln und die rechte und linke Hand getrennt an- und abschalten, um dazu zu üben. Per USB-Datentransfer oder über einen USB-Stick kann man weitere zehn MIDI-Files in den Speicher des Pianos übertragen.
Leider stehen diese Speicherplätze nicht für den MIDI-Recorder zur Verfügung, der nur Platz für einen selbst aufgenommenen Song bietet. Schade, dass die Speicherarchitektur des Pianos hier nicht flexibler ist. Zwar kann man auch den einen aufgenommenen Song per USB auf dem Computer archivieren, aber etwas mehr Flexibilität wäre hier schön gewesen. Abgesehen davon ist der MIDI-Recorder aber mit zwei getrennt bespielbaren Spuren recht gut ausgestattet.
Neben der MIDI-Aufnahmefunktion gibt es noch einen Audio-Recorder, den das AP-450 seinem kleinen Bruder voraus hat. Man kann das eigene Spiel direkt als WAV-Datei auf einem USB-Stick aufnehmen, um es dann zum Beispiel auf CD zu brennen. Sehr praktisch! Außerdem kann das Piano WAV-Files vom USB-Stick abspielen.

Bedienung

Die wichtigsten Funktionen des Pianos sind leicht zu bedienen: Für die prominentesten Sounds, den Recorder und das Metronom gibt es jeweils eigene Knöpfe. Alle weiteren Einstellungen erreicht man über die Kombination aus Function-Taster und bestimmten Tasten der Klaviatur, deren Belegung zum Glück auf dem Gehäuse aufgedruckt ist. Da es kein Display gibt, werden die ausgewählten Einstellungen über Pieptöne signalisiert – eine gute Idee! Im Großen und Ganzen funktioniert dieses Bedienkonzept deshalb recht gut. An seine Grenzen stößt es allerdings bei der Handhabung von Daten auf dem USB-Stick. Das Speichern, Laden und Löschen von Songs ist ohne Display leider ziemlich hakelig und es passieren schnell Fehler.

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Fazit

Das Casio Celviano AP-450 ist ein solides Digitalpiano der 1000-Euro-Klasse. Mit Saitenresonanzen, Key-Off-Simulator und Deckelöffnungssimulator weisen die Klaviersounds einige Extras auf, die es auch in dieser Preisklasse nicht bei jedem Digitalpiano gibt. Auch deshalb ist der Grundklang durchaus ansprechend, wenngleich die Flügelklänge im Ausklang ein wenig unnatürlich wirken und deshalb keinen absoluten Spitzenplatz belegen. Die Tastatur punktet mit drei Sensoren pro Taste und einer griffigen Beschichtung, kann aber in Sachen Realismus mit der starken Konkurrenz in dieser Klasse nicht ganz mithalten. Die Lautsprecher sind eine deutliche Verbesserung gegenüber den günstigeren Casio Modellen, aber zu einer Spitzenplatzierung reicht es auch in diesem Bereich nicht ganz. Hervorzuheben ist der praktische Audio-Recorder, mit dem man das eigene Spiel direkt als Audiodatei auf einem USB-Stick aufnehmen kann. Von den getesteten Casio Pianos hat uns das AP-450 am besten gefallen. Aber die Konkurrenz ist in dieser Preisklasse stark und so reicht es am Ende nur für eine Platzierung im Mittelfeld.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Tastatur mit drei Sensoren pro Taste und Ivory-Beschichtung
  • Saitenresonanzen, Deckelöffnungssimulation, Key-Off-Simulator
  • direkte Audio-Aufnahme auf USB-Stick
  • Line-Ausgang
Contra
  • Pianosounds mit leicht künstlichem Ausklang
  • Zusatzsounds nicht überzeugend
  • Bedienfeld aus wenig attraktivem Kunststoff
Artikelbild
Casio Celviano AP-450 Test
Für 798,00€ bei
Das Casio Celviano AP-450 kann trotz umfangreicher Ausstattung nicht ganz mit den Besten mithalten
Das Casio Celviano AP-450 kann trotz umfangreicher Ausstattung nicht ganz mit den Besten mithalten
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