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Buchla LEM218 v3 Test

Der Buchla LEM218 v3 läutet die dritte Generation des berühmten Touch-Controllers ein, die wir uns in diesem Test einmal genau anschauen. Schon länger genießt Buchla als Hersteller im Synthesizer-Universum einen exklusiven Ruf. Und das nicht nur wegen chronisch hoher Preise, sondern auch aufgrund der Fokussierung auf das modulare 4U-Format. Mit der Eurorack-Welt oder Software-Synthesizern hatte die Firma lange kaum etwas am Hut, das allerdings ändert sich derzeit, wie der neue LEM218 v3 Touch-Controller deutlich macht.

Buchla LEM218 v3 Test
Buchla LEM218 v3 Touch-Controller: “The Electric Music Box”. (Quelle: Buchla)

In der dritten Version ist der Controller nach wie vor sehr teuer, jedoch wesentlich flexibler als seine Vorgänger. Denn neben neuen analogen Steueroptionen für Buchla-Synthesizer versteht sich der kapazitive Controller jetzt mit Eurorack und MIDI-Synths. Aber macht ihn das zu einer besonderen Master-Steuereinheit für elektronische Musikstudios? Finden wir es heraus.

Buchla LEM 218 v3: Das Wichtigste in Kürze

  • Kapazitiver Keyboard-Controller mit 29 Tasten
  • Integrierter Arpeggiator, Touchstrip und vier Preset-Spannungen
  • CV-Outputs für Buchla-Synths und Eurorack
  • MIDI-In, -Out und USB-MIDI
  • Mit eigenem Gehäuse, kann in Buchla-Cases montiert werden

Details

Buchla LEM 218 v3 – erster Eindruck

Die Verpackung des Controllers begrüßt bereits freundlich beim Unboxing mit „Welcome to Buchla. This is your LEM218.“ Diese Ansage ist klar: Willkommen in der Buchla-Welt. Ein Controller ist das also, der nicht nur Eurorack steuern soll, sondern einen dazu verführt, in das 4U-Universum der Exklusiv-Synths einzusteigen. Dennoch bin ich direkt auf der Hut, hebe das Teil aus Verpackung, lege es vor mich hin und die Haptik begeistert sofort. Das hier ist Premium-Hardware, weil Alu-Korpus, gutsitzende Anschlüsse und ein Metallpanel mit bunten Farben und dem klassischen Schriftzug des Music Easel: „Electric Music Box“. Da muss man sich einfach schockverlieben.

Aufsicht
Fotostrecke: 3 Bilder Buchla LEM218 v3: Top-Ansicht.

Buchla LEM 218 v3 Test – Vielseitige Steuerungsoptionen für Eurorack

Dann die Qual der Wahl: Was soll dieser Edel-Controller als Erstes ansteuern? Die Wahl fällt auf die Eurorack-Module von Buchla und Tiptop Audio. Dafür ist der Buchla LEM 218 v3 doch sicher entwickelt worden – und es klappt im Test auch alles auf Anhieb. Deshalb geht es über den 1V/Okt.-Output („Pitch“) in den 258t Oszillator und mit dem Gate in den 281t Funktionsgenerator. Die Druckintensität der Tasten steuert dann parallel noch den Waveshaper, der Touchstrip über das Decay der Hüllkurve. Ein simpler, aber effektiver Patch, der direkt alle Optionen ausnutzt.

Eurorack-Anschlüsse
Die Eurorack-Anschlüsse des Buchla LEM218 v3 sind an der Seite des Geräts angeordnet. (Quelle:: Lukas Hermann)

Auf zur zweiten großen Neuerung, den MIDI-Fähigkeiten. Die kann man entweder über USB-C oder 3,5-Zoll-MIDI-Ports nutzen. Ferner legt Buchla einen Adapter auf den klassischen 5-Pol-Anschluss bei. Ich finde: Es hätten ruhig zwei sein können, aber zumindest ist noch ein Erdungskabel für den Arm dabei, das via Bananenstecker ans Gerät andockt. Das brauchte ich während des Tests nicht, aber bei der Nutzung mit einem nicht über den Strom geerdeten Buchla-Case könnte es hin und wieder nützlich sein. Allerdings kann man bei MIDI-Synths darauf verzichten, logisch.

Buchla LEM 218 v3 Test: MIDI-Funktionen

Für die MIDI-Steuerung hat das Buchla LEM218 v3 Test-Gerät alles an Bord. 16 MIDI-Channels, globaler Aftertouch pro Kanal und MIDI-CC-Übertragung. Alle MIDI-Einstellungen sind bequem am Gerät konfigurierbar, wobei ein beigelegtes „Cheat Sheet“ hilft. Übrigens wird der LEM 218 v3 in Ableton Live am Mac direkt registriert und kann als Controller verwendet werden. Auch das Mapping funktioniert problemlos, allerdings kann das ein Arturia Keystep ebenfalls und für deutlich weniger Geld. Aber ein LEM konnte es eben bislang nicht. Weiterhin bietet der LEM218 v3 noch Anschlüsse zur Steuerung von Buchla-Synthesizern, über die erwähnten Bananenstecker-Kabel. Sieben Outputs stehen dafür bereit: Zu den vier genannten Parametern, die ebenso fürs Eurorack erzeugt werden, kommen noch die CV-Presetwerte der vier Regler rechts oben sowie zwei Gates hinzu. Letztere werden durch Tippen der Preset-Pads und den Touchstrip erzeugt und bieten somit weitere Optionen zum Triggern anderer Buchla-Module. Abschließend hat der integrierte Arpeggiator noch einen Gate-Input für Buchla-Trigger.

Buchla LEM218 v3 Test: Preset-Spannungen
Mit den Preset-Pads können Oktaven gewechselt und MIDI-CC-Werte über USB-C ausgegeben werden (Quelle: Lukas Hermann)
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Praxis

Damit hätten wir alle technischen Details abgegrast – auf in den Praxisteil. Der soll „hands-on“ sein und zwei grundständige Patch-Beispiele mit dem Buchla LEM 218 v3 im Eurorack- bzw. Modularkontext liefern. Denn was ein MIDI-Controller ist und kann, weiß vermutlich jeder, der das hier liest – und in diesem Bereich hat das Gerät nichts Spektakuläres zu bieten.

Patchbeispiel 1: Arpeggios über Sequenzen legen

Eine spannende Funktion für die Nutzung im Eurorack ist der Arpeggiator. Er macht Spaß beim Sounddesign, weil er sehr kreativ genutzt wird. Umso mehr holt man aus ihm heraus, wenn im Case noch ein weiterer Sequenzer verbaut ist, den die Gate-Signale des Arpeggiators antreiben und so gezielt Melodien spielen. Bei zwei Oszillatoren ist der Arp natürlich in der Lage, parallel melodischen Kontext bzw. CV-Informationen für die Transponierung zu erzeugen. Und, das Pitch-Signal des Buchla LEM218 v3 sollte man immer mit einem Mult vervielfachen. Denn nutzt man es parallel zur Sequenzierung noch zur Filtermodulation, entsteht beispielsweise Keytracking. Oder aber man öffnet und schließt mit dem Signal VCAs, durch welche Modulationssignale laufen. Also unbedingt diese und weitere Patch-Ideen entwickeln und ausprobieren, denn sie machen den LEM218 nochmal expressiver, als er von Haus aus mit seinen sehr sensiblen Tasten bereits ist. Das hört man dann auch gut in den folgenden drei Soundbeispielen.

Patchbeispiel 2: MIDI in CV konvertieren

Ich will außerdem noch auf eine zweite geniale Fähigkeit des Keyboards hinweisen. Man braucht sie zwar selten, aber wenn es mal so weit ist, werden die meisten Besitzer des LEM 218 v3 dankbar sein, dass es sie gibt. Kurz gesagt, der Controller kann eingehende MIDI-Signale in CV umwandeln. Das funktioniert sowohl über den „MIDI IN“ als auch via USB. Heißt: Man kann den favorisierten Hardware- oder Software-Sequenzer über den Buchla-Controller auch mit dem Eurorack koppeln. Das ist ein kleines, aber feines Detail.

Buchla LEM218 Test: Buchla LEM218 mit Shared System
In Kombination mit Eurorack Synthesizern wie diesem Make Noise Shared System macht sich das LEM218 Touch-Keyboard hervorragend. (Quelle: Lukas Hermann)

Buchla LEM 218 v3 Test: Es geht noch mehr!

Von solchen Details ist der Buchla LEM218 v3 übrigens ziemlich vollgepackt. Beispielsweise kann über das Einstellungsmenü mit einem Tastendruck zwischen mono- und polyphonem MIDI gewechselt werden. Für Letzteres ist rechts auf dem Panel eine kleine LED angebracht. Zudem bietet der LEM218 v3 zwei unterschiedliche Transpositions-Modi, die man ebenfalls über die Einstellungen aktivieren kann: Entweder sind alle vier „Preset“-Regler für eine Spannweite von vier Oktaven dafür zuständig oder der Rechte allein, dann mit satten zehn Oktaven. Mit diesen und einigen anderen Optionen kann der LEM218 extrem vielseitig personalisiert werden.

Buchla LEM218 v3: Das sind die Alternativen im Eurorack

Der Markt ist umfangreich bestückt, weshalb der Buchla LEM218 v3 auch einige Konkurrenten hat, von denen wir mal zwei erwähnen möchten: das Verbos Touchplate Keyboard und der Make Noise O-Cntrl.

FeaturesBuchla LEM218 v3Verbose Touchplate KeyboardMake Noise O-CTRL
Keyboard-LayoutJaJaNein
CV-Eingänge für ModulationJaJa Nein
Mehrere CV-Signale pro TouchplateJa (nur Bananenstecker)NeinJa
MIDIJa, dreiJa, dreiJa, zwei
ArpeggiatorJaNeinNein
Sequenzer-FunktionenJaNeinNein
Preis1.538 €869 €449 €
Preis/Leistung4.5/54/54/5
Produkt bei ThomannVerbose Touchplate Keyboard kaufen (Affiliate)Make Noise O-CTRL kaufen (Affiliate)
Buchla LEM218 v3 Alternativen

Allerdings, ein Verbos Touchplate Keyboard oder ein Make Noise 0-CTRL tun es als Touch-Controller ebenfalls und kosten nur die Hälfte bzw. rund ein Viertel des LEM218. Alternativ kann man sich auch einen vom LEM218 inspirierten Arturia MicroFreak zulegen. Der kann auch Modularsysteme steuern und hat noch eine mächtige Klangerzeugung an Bord.

Was ist beim Test des Buchla LEM218 v3 aufgefallen?

Den hohen Anschaffungspreis des Buchla LEM218 v3 mal nicht in die Waagschale gelegt, möchte ich kurz meine Eindrücke während des Tests schildern. Nach der ersten Testrunde mit den Tiptop-Audio-Modulen habe ich den Controller noch mit einem Make Noise Shared System kombiniert, was sich als Glücksgriff entpuppte. Diese Kombi brachte mich immer wieder auf neue Patch-Ideen, die ich vorher mit dem System nicht umsetzen konnte. Das Interface, der Arpeggiator und die schiere Sensibilität der Touchplates haben immer wieder dazu eingeladen, zu spielen und nicht „bloß“ an Knöpfen zu drehen. Kurz gesagt: Man kommt mit dem Buchla LEM218 v3 im Handumdrehen weg davon, seinen modularen Synthesizer zu programmieren, denn man interagiert mit ihm auf einer neuen Ebene.

Buchla LEM218 Sound Demo (no talking)

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Fazit

Der Buchla LEM218 v3 ist ein vielseitiger und sehr gut verarbeiteter Controller, der nicht nur mit Buchla-Synthesizern toll interagiert, sondern auch mit dem Eurorack. Dazu bietet er die passende Konnektivität und obendrein MIDI. Die MIDI-Fähigkeiten sind einerseits ein tolles Plus, in meinen Augen allerdings das schwächste aller Argumente für den Controller. Eine komplett haptische Interaktion mit Software-Synthesizern ist selbst für richtig gute Controller eine Herausforderung. Zudem wäre in Sachen MIDI auch noch mehr drin gewesen, beispielsweise „Poly-Aftertouch“. Diese fehlende Option und der absolut irrwitzige Preis sorgen beim finalen Urteilen für einen Punktabzug, das Gerät an sich ist dennoch großartig. Daher gibt es 4 von 5 Sternen.

Buchla LEM218 v3 Test
Buchla LEM218 v3. (Quelle: Buchla)

Features

  • Keyboard-Controller für Buchla, Eurorack und MIDI-Synths
  • 29 Tasten, vier Preset-Buttons und ein Touchstrip zur Steuerung
  • 4 CV-Ausgänge für Eurorack (Pitch, Gate, Pressure, Strip)
  • Sieben CV-Ausgänge für Buchla (Pitch, Gate, Pressure, Strip-CV/-Gate, Preset-CV/-Gate)
  • Integrierter Arpeggiator und Portamento
  • MIDI-CC und Support für polyphones MIDI
  • Inkl. Netzteil, Erdungskabel und 3,5mm-auf-5-Pin MIDI Adapter

Preis

Buchla LEM218 v3: Ca. 1.538 € (Straßenpreis am 21.02.2023)

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