Bitwig Studio 4.3 ist frisch auf dem Markt und bringt neue Effekte und Module für The Grid sowie Workflow-Verbesserungen mit. Dazu ist die DAW eine der ersten, die das kürzlich von U-He und Bitwig vorgestellte Plugin-Format CLAP unterstützen. Im Test schauen wir uns auch an, was bei den anderen beiden Updates seit Bitwig 4 dabei ist.
Der Fokus der beiden Updates 4.1 und 4.2 lag auf der Verarbeitung von MIDI-Signalen. Mit 4.1 kamen sieben neue Note FX und Bitwigs Module für MIDI-Effekte dazu – drei wurden verbessert. Dem setzte man in 4.2 noch eins obendrauf: Mit Note Grid ist der Modulationsspielplatz The Grid nun endlich MIDI-fähig. Außerdem kamen drei Modulationsaudioeffekte dazu: Chorus+, Flanger+ und Phaser+.
Diese Richtung hat man mit dem gerade erschienenen Update zu Version 4.3 weiterverfolgt. So sind mit Delay+ und Convolution zwei Raumeffekte mit vielen Modulationsmöglichkeiten dabei. Und Bitwig 4.3 ist die erste große DAW, die das erst kürzlich von U-He und Bitwig vorgestellte neue Plugin-Format CLAP unterstützt.
Details
Mehr MIDI: Note FX und Note Grid
Im Update zu Version 4.1 kamen acht neue Note FX dazu, während drei bestehende verbessert wurden. Ein Highlight ist der Ricochet. Der Note FX schickt die Noten eines Akkordes in ein virtuelles Fünfeck, wo jede einzelne, basierend auf ihrer Velocity, zwischen den Grenzen hin- und hergefeuert wird (engl. „ricochet“).
Auch Note FX wie Strum, das einen sanft verzögert gespielten Akkord simuliert, sowie die Randomisierer Humanize und Random hauchen starr programmierten MIDI-Noten in der Piano Roll Leben und Musikalität ein.
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Note Grid baut wiederum den Modulationsbaukasten aus, The Grid auf die MIDI-Ebene sozusagen. Von der Fangemeinde seit langem sehnlichst gewünscht, zog das Feature nun im Update zu 4.2 in Bitwig ein. Nun kann man nicht mehr nur Instrumente und Effekte in The Grid selbst entwerfen, sondern auch alle Arten von Sequencern, Arpeggiatoren und andere MIDI-Effekte. Zum Einstieg lohnt es sich, in den gut 40 Presets für Note Grid zu stöbern. Vom Bassline-Generator über Microtuning-Arps bis hin zu unendlichen Zufälligkeitsmaschinen gibt es hier vor allem für Fans der generativen Musik einige Highlights.
Neues bei Sampler und Polymer
Auch ein neues Feature im Sampler richtet sich an die Generative-Music-Fraktion: die Release-Chain. Packt man in diese Kette ein zweites Instrument triggert Bitwig es automatisch nach dem Ende einer MIDI-Note. Wie Bitwig-Guru Polarity in seinem Video zu Update zu 4.1 schon gezeigt hat, bastelt man so endlose Release-Chains. Ist das erste Sample fertig gespielt, kommt automatisch das zweite. Anschließend folgt in dessen Release-Chain das dritte und so weiter. Mehr Musik kann man mit einer einzigen MIDI-Note kaum erzeugen.
Mehr Analog-Synth-Feeling wird im Synth-Baukasten Polymer durch die neuen Module Union und Low-pass MG möglich. Der Union-Oszillator mischt Pulse-, Saw- und Triangle-Wellen stufenlos. Der Wellenerzeuger verfügt über einen integrierten DC-Drift, der dafür sorgt, dass jede Note leicht anders klingt – wie bei einem Analog-Synthesizer. Und worauf das MG in Low-pass MG hinweist, dürfte den meisten klar sein: Moog. Kaum ein Synthesizer-Hersteller wird so für den Sound seiner Filter verehrt. Bitwig hat diesen Sound emuliert und ihn als Modul in Polymer und The Grid integriert.
Drei kleinere Verbesserungen sind in Bitwig Studio 4.3 dabei, die das Leben vieler Producer leichter machen (können): Zum kann man nun FLAC-Dateien direkt in Bitwig laden, ohne dass sie umgewandelt werden müssen. Zum anderen haben die Effektspuren, Bitwigs Version von Send-Kanälen, nun ebenfalls Send-Regler. Für Feedback-Spielereien kann man sie jetzt auch in sich selbst schicken. Und den Stereo-Split-Container, der die Kanäle links und rechts separat mit Effekten belegt, stellt ein Rechtsklick nun auch in einen Mid-Side-Container um.
Die neuen Effekte: Delay+ und Convolution in 4.3, Phaser+, Flanger+ und Chorus+ in 4.2
Die fünf neuen Audioeffekte aus den letzten beiden Updates treiben das voran, was Bitwig mit EQ+ losgetreten hatte: einen auf besseren Sound und modernen Workflow hin getrimmten Effekt, der vieles besser macht als der bisherige Effekt in der DAW. Die drei Modulationseffekte Phaser+, Flanger+ und Chorus+ ersetzen die bisherigen Phaser, Flanger und Chorus aber nicht. Sie kommen als analog emulierende Alternativen dazu.
Jeder der drei Plus-Varianten hat je vier Emulationen legendärer Studioeffekte mit dabei. Und diese klingen, im Vergleich zu den bisherigen Effekten, oft um einiges weicher, wärmer und musikalischer. Teilweise kommen die neuen Emulationen ihren berühmten Studiovorbildern erstaunlich nah.
Delay+ emuliert wiederum kein Studiovorbild, bringt aber einige Klangvarianten mit, die den Effekt auch so um einiges besser für das Sounddesign im Modular Jam machen als die bisher in Bitwig verfügbaren Delay-Effekte Delay-1, Delay-2 und Delay-4. Neben einer Vielzahl an Geschwindigkeitsvarianten und einem Shuffle/Swing-Parameter, der an Soundtoys Echoboy erinnert, erzeugen vor allem die fünf Algorithmen des „Blur“-Parameters (Soft, Wide, Still, Space, Reverse) aus jedem Echo eine ganz eigene Klangwelt.
Dazu senkt man die Echos durch den Ducking-Parameter vom Einfangssignal ab, sobald dieses spielt. Der Feedbackregler reicht dabei über 100 Prozent, die im Dub so beliebten Delay-Spielereien erzeug man mit Delay+ also mühelos.
Mit „Convolution“ zieht nun endlich auch ein waschechter Faltungshall mit 337 Impulsantworten in Bitwig ein. Der Halleffekt funktioniert getreu dem Motto: viel Effekt, wenig Regler. Links verändert „Tune“ die Tonhöhe und damit auch die Hallzeit der Impulsantwort (Tipp: moduliert diesen Parameter für einen abgefahrenen Tremolo-Effekt).
Von den restlichen fünf Reglern dürfte für Mixing-Zwecke vor allem der „Width“-Regler interessant sein. Gerade Reverb-Effekte klingen ja oft so breit, dass sie das Stereopanorama mehr ausfüllen, als es für den Mix gut ist. Mit diesem Regler zähmt man „Convolution“ etwas.