Behringer CMD LC-1 Test

Mit 32 vierfarbig beleuchteten Trigger-Buttons, 20 Funktionstastern und acht Rotary-Endlos-Encodern besitzt der CMD LC-1 fraglos die höchste Funktionsdichte innerhalb Behringers neuer CMD-Serie. Er verspricht also immer dann gewinnbringend einsetzbar zu sein, wenn es darum geht, eine Vielzahl von Schalt- und Trigger-Signalen an eine empfangsbereite DAW oder DJ-Software zu senden.

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Und da umfassende Interaktion so ziemlich das A und O jeder gelungenen Performance ist, egal ob jetzt Liveact oder DJ-Set (wobei hier die Grenzen in letzter Zeit, auch und gerade durch die vielfältigen Sample-Optionen zunehmend verschwimmen), haben wir uns entsprechend erwartungsfreudig mit dem Signalgeber beschäftigt.

Details

Seine barrenförmigen Abmessungen von 152 x 305 x 57 Millimetern verraten ganz klar, dass es sich beim LC-1 um ein Mitglied der CMD-Serie handelt. Mittels der an der Unterseite angebrachten Metallplatte lässt sich der Proband praktischerweise mit anderen Geräten der Baureihe zu einem Controller-Setup zusammenschrauben. Die an der Vorderseite angebrachte USB-Buchse verbinde ich wahlweise direkt mit dem Rechner, über einen externen Hub oder mit dem Vier-Port-Hub des MM-1 Mixermoduls. Ein Blick auf die technischen Daten verrät mir, dass der LC-1 bei voller Beleuchtung aller Taster satte zwölf Watt Strom vom Spannungsversorger fordert. Das ist stattlich und dürfte den Akku eines Notebooks recht schnell entladen. Der Netzbetrieb ist also bei kritischen Szenarien – sprich wichtigen Auftritten – dringend zu empfehlen.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Behringer LC-1 samt Verpackung und Beifang.

Schauen wir uns die einzelnen Funktionsgruppen des LC-1 einmal im Detail an. Im hohen Norden sind acht durchnummerierte Endlos-Drehgeber montiert, optisch abgesetzt durch ein glänzendes Kunststoff-Inlay. Jeder von ihnen wird von einem LED-Kranz aus 15 Segmenten eingerahmt, der den aktuellen Parameterbereich visualisiert. Direkt darunter folgen acht ebenfalls durchnummerierte Funktionstaster. Zentraler Blickfang ist die „vier-mal-acht“-Matrix, deren Taster im ausgeschalteten Zustand hellgrau abgesetzt sind und im Betrieb wahlweise in den Farben orange, blau, pink und grün leuchten können. Den Abschluss nach unten bilden drei Taster-Reihen, von denen die oberste mit „Mute“, die mittlere mit „Solo“ und die untere mit dem ikonografischen Punkt für „Aufnahme“ beschriftet sind.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Potenziometer- und Funktionstaster-Abteilungen im Detail.

Software: Deckadance 2 OEM

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SK Tech-Delay SK Grungy Pulse SK Flanger Into Phaser Factory Gross Beats Turntablist Gross Beats FX Autopan Low Pass Delay FX Flanger Phaser Trans

Die OEM-Version ist genau genommen eine vollwertige DJ-Lösung. Jedoch ist sie speziell für die Kontrolleinheit gedacht und lässt einige Ausstattungsmerkmale der großen Brüder (V2, DVS) vermissen. So zum Beispiel DVS-Unterstützung, MIDI-Learn oder individuelle Editoren für Smart Knobs und Gross Beat. Stattdessen gibt es eine stattliche Anzahl an festen Presets, was, um auf den Geschmack zu kommen oder zum Ausprobieren, definitiv erst einmal ausreicht. Ferner fehlen auch die VST-Integration und ein Session-Rekorder zum Aufzeichnen der Mixsession. Soviel zu dem, was nicht ist. Kommen wir zu dem, was euch die Light-Variante zu bieten hat. Und das wären zunächst mal vier Softwaredecks mit farbcodierten Wellenformen, die ihr wahlfrei mit Musikalien der Formate MP3, FLAC, M4A, WMA, WAV, AIFF und OGG befüllen dürft. Zur Orientierung im Track dienen eine Wellenformübersicht mit Cuepoint-Anzeige und eine vergrößerte Ausschnittbetrachtung. Bis zu acht Smart-Panels pro Deck stehen für Loops, FX, Cuepoints, Pitch, Key, Grid und DVS bereit. Dazu gesellen sich in der oberen Screen-Hälfte der Mixer und die kreativen Bordmittel. Das Mixer-Panel kann zugunsten der Funktions-Panels aus dem Fokus weichen, sodass ihr stattdessen eine der folgenden Sektionen im Blick habt: Effekte, Sampler, Vertical-Waves, VSTs, Gross Beat. Für tiefer gehende Funktionsbeschreibungen empfehle ich die Lektüre des Testberichtes zur Deckadance Vollversion.

Fotostrecke: 7 Bilder Hier im Bild zu sehen: Ein klassisches Mixerpanel mit Kombifilter.

Der Browser nimmt in gewohnter Manier die untere Bildschirmhälfte ein und ist mit gängigen Tools zum Anlegen von Playlisten oder zum Filtern der Musikbibliothek ausgestattet. Besonders nützlich bei umfangreichen Musiksammlungen sind die Smart-Playlists, denn sie filtern den Datenbestand anhand flexibler Kenngrößen, wobei sich das Ergebnis sortieren und in der Menge beschränken lässt. Ein Beispiel: Suche bitte nach allen House-Titeln von David Morales, die bis zum Jahr 1999 veröffentlicht wurden, sortiere diese nach meiner höchsten Bewertung und beschränke das Ergebnis auf 10 Tracks. Was die globale Musikverwaltung angeht (Rechtsklick auf Library), bietet DD die Möglichkeit zum Import von Ordnern (Einzeltitel aktuell nur über Drag & Drop), ein Backup der Library anzulegen und diese zurückzusetzen. Ich vermisse hier einen manuellen Integritäts-Check mit Update-Funktion für verwaiste oder verschobene Musikstücke

Fotostrecke: 5 Bilder DVS-Popup

Praxis

Die taktile Ersterkundung liefert, wenn ich mir noch einmal den Verkaufspreis vor das geistige Auge rufe, ein erstaunlich positives Bild. Die Encoder lassen sich sanft und angenehm „ölig“ drehen, die Taster geben einen eindeutigen Schalt-Klick von sich und die bulligen Gummi-Füße an der Unterseite verhindern wirkungsvoll das Wegrutschen.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Potis drehen sich angenehm leichtgängig – eine Riffelung der Poti-Köpfe wäre aber für die Bediensicherheit sicherlich nicht verkehrt.

Wie auch bei den anderen Modellen der Baureihe verlangen die Taster danach, verbindlich gedrückt zu werden, was auf der einen Seite Fehlauslösungen vorbeugt, andererseits aber dazu führt, dass man beim lockeren „Überwischen“ von kompletten Zeilen und Spalten nicht immer alle Taster betätigt. Um mal einen (höchst ungenauen) Vergleichswert zu schaffen, greife ich zu einem unkonventionellen Testaufbau: Ich baue das Testgerät zusammen mit einem Allen&Heath Xone:K2 und dem NI Kontrol F1 nebeneinander auf und lege (ohne Druck auszuüben) ein 200 Gramm Tetrapack (Sahne) mit der Ecke der Packung in der Mitte eines Tasters ab. Platz eins in Bezug auf leichtes Auslösen belegt mit deutlichem Abstand der F1, der förmlich schon beim Hauch des Auflegens ein hörbares Klacken von sich gibt. Der K2 schaltet ebenfalls bei 200 Gramm Auflagegewicht – bei ihm muss ich aber das volle Gewicht der Packung auf dem Taster „absetzen“ damit er tätig wird. Der LC-1 zeigt sich von diesem Gewicht unbeirrt. Erst als ich ihn mit einer 370-Gramm-Packung Nudelsoße belade, löst er den Schaltvorgang aus.

Audio Samples
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Remix-Set in Aktion mit LC-1: Numinos Take Seven (POC #1 Dub)

Zum Zeitpunkt des Tests waren auf der Behringer-Seite weder die vollständige Dokumentation noch irgendwelche Mappings zu finden, weshalb sich der Autor mit dem Adressieren von Standard-Funktionen an das empfangsbereite NI Traktor und Ableton Live behelfen musste. Mein erster Halt ist folglich der Controller-Manager von Traktor. Dort belege ich die ersten beiden Potenziometer-Reihen mit den insgesamt sechs Knöpfen plus Dry/Wet-Regler der beiden Effekteinheiten. Allein den Encoder-Modus muss man softwareseitig vom Standard-Wert „7Fh/01h“ auf „3Fh/41h“ umstellen. Dann gilt es, den schicken LED-Kranz rund um das Poti entsprechend dem aktuellen Parameterwert leuchten zu lassen. Ich definiere dazu eine Ausgangsquelle (im Beispiel Knob1/FX Unit 1) und setze den Typ des zu kontrollierenden Elements auf „LED“. Zunächst „springt“ der kleine Leuchtpunkt bei Poti-Bewegungen wild im Kreis, doch als ich die MIDI-Range auf ein Minimum von eins und ein Maximum von 15 setze, folgt das LED-Licht exakt meiner Drehbewegung, was bedeutet: Null ist aus, eins ist Linksanschlag und fünfzehn der Rechtsanschlag.
Ich mappe weiter und entschließe mich dazu, den Zahlentastern die ersten vier Cue-Punkte von Deck A und B und den Trigger-Pads die Kontrolle der oberen vier Slots der Remix Decks C und D zu überantworten. Als visuellen Gag sage ich Traktor zusätzlich, dass es den Pegel des aktuellen Sample-Slots als Rückgabewert an die LED des Tasters senden soll und die Lightshow beginnt. Tatsächlich läuft am Ende alles so, wie es soll. Sogar ein böswilliges Ausstöpseln im laufenden Betrieb wird vom Controller und von Traktor ohne Murren hingenommen.

Fotostrecke: 3 Bilder Wichtig, damit sich Encoder und Traktor verstehen: Der richtige Encoder-Modus.

Mein nächster Stopp ist Ableton Live. Da ich es in meinem bisherigen Leben versäumt habe, mich mit der Skriptsprache Python zu beschäftigen, um damit ein „richtiges“ Bedienoberflächen-Template für Live zu programmieren, versuche ich mich an dieser Stelle an der direkten MIDI-Zuweisung über den MIDI-Learn-Taster. Das klappt da, wo es um Tastvorgänge geht, sprich dem Adressieren von Clip-Triggern, Mute-, Solo- und Record-Funktionen einwandfrei. Prinzip bedingt allerdings ohne visuelles Feedback, da der LC-1 über kein internes LED-Leuchtschema verfügt, sondern nur auf externe Kommandos hört (und Ableton Live ohne dediziertes Kontrolloberflächen-Skript keine MIDI-Rückgabewerte sendet). Nicht so geschmeidig zeigt sich dagegen die Kommunikation der Potenziometer mit Drehelementen von Live: Sie lassen sich zwar zuweisen, eine Drehung nach rechts bewirkt allerdings nur eine extrem langsame Parameter-Zunahme, dreht man das Poti dagegen nach links, springt der Wert urplötzlich auf null.
Das mit dem Controller gebündelte Deckadance 2 LE ist meine letzte Station für heute. Hier ist – wie bei den anderen Modellen der CMD-Serie – alles bereits fix und fertig vorgemappt, und zwar für den Vier-Deck-Einsatz.
Die oberen Encoder wirken hier auf die Smart Knobs (zwei pro Deck) und die Trigger-Pads feuern jeweils acht Grossbeat-Effekte pro Deck ab. Das funktioniert auf Anhieb blendend und ich gewinne einen guten Eindruck, wie geschmeidig und übersichtlich sich mit dem LC-1 auch aufwendige Setups im Griff halten lassen. Nicht zuletzt wegen der bunten LEDs und dem LED-Kranz um die Potenziometer. Wenn, ja wenn, ein entsprechendes Mapping im Hintergrund werkelt.
Aktuell ist das Bild, das sich hierzu auf der Download-Seite von Behringer bietet, noch vergleichbar mit einer verlassenen Kleinstadt in Süd-Nevada – nach Goldrausch, Dürre und Atomtest: Leer gefegt. Das muss man fairerweise natürlich auch vor dem Hintergrund sehen, dass wir einige der ersten Geräte, die auf deutschem Boden angelandet sind, testen durften. Sobald die vollständige MIDI-Implementierung verfügbar sein wird, rechne ich fest damit, dass sich die netzweite Schwarmintelligenz in Windeseile aufmacht (falls Behringer selbst nicht zeitnah entsprechende Mappings veröffentlichen), um die Möglichkeiten dieses ebenso leistungsfähigen wie preisgünstigen Controllers auszuloten.

Fotostrecke: 3 Bilder Ableton Live im MIDI-Learn-Modus. Dem LC-1 Schaltvorgänge zuzuweisen ist kein Problem, allerdings ohne visuelles Feedback.
Audio Samples
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Deckadance 2 Grossbeat und Filter in Aktion 1 Deckadance 2 Grossbeat und Filter in Aktion 2

Fazit

Mit dem CMD LC-1 setzt Behringer fraglos eine neue Rekordmarke in Bezug auf das Kontrollmacht-pro-Euro-Verhältnis. Und das sogar gut, denn sowohl in Bezug auf das visuelle Feedback in Form der vierfarbigen Trigger-Pads als auch in Hinblick auf die geschmeidig drehenden Potis inklusive LED-Kranz gibt der Controller keinen Anlass zur Kritik. Allein die Andruckstärke, mit der die Taster bedient werden wollen, ist sicher Geschmackssache: Für den einen dürften sie goldrichtig „stramm“ auslösen, für den anderen könnten sie vielleicht etwas zu widerspenstig sein – hier hilft letztlich nur der persönliche Fingerkontakt bei der Kaufentscheidung. Zum Zeitpunkt des Tests zeigt sich aber auch, dass ein Controller für sich genommen nur eine „dumme“ Zusammenstellung von Bedienelementen ist, die erst durch kluge und an die zu steuernde Software und den persönliche Arbeitspraxis angepasste Mappings zum Leben erweckt wird. Behringer tut also gut daran, möglichst schnell die komplette MIDI-Implementation zu veröffentlichen, damit sich die Anwender an die Arbeit machen können, das ganze Potenzial dieses Controllers auszuschöpfen. Damit der CMD LC-1 zu einem echten Allround-Werkzeug wird, wünsche ich mir ferner die Möglichkeit, alternative Firmware aufzuspielen und einen Editor zum Modifizieren des internen Beleuchtungsschemas. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Günstiger Preis
  • Gute Haptik der Potenziometer
  • USB-Kabel austauschbar
  • Großzügiges Platzangebot
  • Integrierte Verbindungslasche zur Kaskadierung mehrerer Module
  • Vierfarbige LEDs
  • Standard-Taster (Solo, Mute, Record)
  • Hohe Standsicherheit
Contra
  • (Noch) dürftige Dokumentation und Mappings
  • Taster mit etwas zu hohem Druckwiderstand
Artikelbild
Behringer CMD LC-1 Test
Für 39,00€ bei
Behringer_CMD_LC-1_6
Features
  • 32 Trigger-Tasten mit 4-Farb-LED-Hintergrundbeleuchtung
  • 8 Drehregler mit LED-Rückmeldung
  • Kompatibel mit gängiger Produktions-Software einschließlich Avid Pro, Ableton Live, Bitwig Studio und alle anderen MIDI-kompatiblen Programmen
  • Deckadance LE DJ-Software von Image Line enthalten
  • Kompatibel mit gängigen DJ-Apps Native Instruments Traktor, Serato Scratch Live, Ableton Live und anderen MIDI-fähigen Programmen
  • Klassenkompatibles MIDI-Protokoll ermöglicht Plug-and-play mit jeder MIDI-Software
  • Durch integrierte Verbindungslasche mit anderen Geräten der CMD-Serie kaskadierbar
  • Preis: 129,- EUR (UVP)
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Jeff sagt:

#1 - 22.07.2013 um 13:29 Uhr

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Ein sehr ausfühlicher Test. Sind die Buttons eigentlich anschlagsdynamisch oder ist das die Domäne von DC-1?

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