Anzeige

Audio-Technica BP40 Test

Freunde des klassischen Broadcast-Sounds sind seit je her auf der Suche nach DEM „fetten Stimmklang“ für ihre Radio-Shows, Podcasts oder Voiceovers.

08_atbp40_schraeg
Das gesamte Äußere des BP40 tritt solide metallen auf.

Wie gut, dass Audio-Technica mit dem BP40 für genau diesen Zweck nun ein dynamisches Großmembran-Mikrofon ins Rennen schicken. Wenn ihr wissen möchtet, wie sich der Newcomer BP40 schlägt, könnt Ihr euch auf einen spannenden Test freuen.
Ob es um eine brauchbare Lösung für die schwebende Aufhängung des Mikrofons geht, um seinen souveränen Umgang mit intensiver Nahbesprechung oder um die schon angesprochene Soundfrage. Die Anforderungen an ein Broadcast-Mikrofon sind nicht gering. Noch dazu ist die Konkurrenz in diesem Bereich wirklich hart, besteht sie doch in diesem Preissegment aus so illustren Kandidaten wie dem Shure SM 7B oder auch dem Rode Broadcaster. Wir dürfen deshalb gespannt sein, ob Audio-Technica mit dem BP40 eine ernstzunehmende Alternative zu diesen Klassikern anbieten kann. Wenn Ihr erfahren möchtet, was das BP40 mit Mad Max, chinesischen Hundewelpen und Stützkorsetts zu tun hat, solltet Ihr unbedingt unseren Test lesen.

Details

Auftritt

Der unscheinbar anmutende Karton des Audio-Technica BP40 sorgt mit seinem angepassten Schaumstoff-Inlay für eine sichere Lagerung und einen eben so sicheren Transport des Mikrofons. Neben der üblichen technischen Dokumentation findet sich unter einer Kartonklappe zusätzlich eine Aufbewahrungstasche für das BP40. Ein Reduziergewinde ergänzt den übersichtlichen Lieferumfang. Bei genauem Hinsehen fällt mir die immense Polsterung der Aufbewahrungstasche ins Auge. Sie ist wirklich außergewöhnlich und macht das schlichte Täschchen zu einem ernstzunehmenden Transportbehältnis.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Verkaufsverpackung des Mikrofons

Technik

Das BP40 setzt auf das dynamische Wandlerprinzip. Die verarbeitete Großmembran-Kapsel kommt mit der Richtcharakteristik einer Hyperniere daher und sollte somit seitlich ankommende Schallwellen weitgehend ausblenden. Der nutzbare Einsprechbereich beträgt hier maximale 100°. Das Mikrofon muss also zwingend von vorne besprochen werden. Der Hersteller sagt dem Mikrofon per Werbeversprechen nach, es klänge ebenso „voll“ und „natürlich“ wie ein Kondensator-Mikrofon. Das wird im Testverlauf zu prüfen sein. Ein Haltering umgibt den Schaft des BP40 und mündet hinter einem feststellbaren Gelenk in einer Stativaufnahme, die das mitgelieferte Reduziergewinde aufnehmen kann. Hinten unten findet sich am BP40 leicht zugänglich ein Schalter für das Trittschallfilter. Dieses Low-Cut-Filter setzt bei typischen 100 Hz ein und sorgt bei Aktivierung mit 6 dB/Oktave für ein sanftes Roll-Off der Bässe. 

Fotostrecke: 4 Bilder Nicht nur der Schutzkorb der Mikrofonkapsel ist aus Metall.

Am unteren Ende des Mikrofons ist sein XLR-Anschluss untergebracht, der ein symmetrisches LowZ-Signal in Mono ausgibt. Auch eine Kerbe für die Rückhaltesicherungsfunktion eines XLR-Steckers wurde nicht vergessen. Um den XLR-Anschluss herum findet sich eine öminöse Gummierung. Ihr Sinn erschließt sich mir allerdings nicht ganz. Gut, stelle ich das Mikrofon hochkant auf einer empfindlichen Tischfläche ab, verursacht es keine Kratzer und wird auch selbst nicht beschädigt. Aber wer stellt schon sein Broadcast-Mikrofon auf eine empfindliche Tischfläche? Wie auch immer… konkreter wird es bei den technischen Werten des Mikrofons, die uns der Hersteller mit auf den Weg gibt. Der Frequenzbereich von 50 Hz bis 16 kHz ist für ein Vocal-Mikrofon passend gewählt. Der angegebene Wert für die Empfindlichkeit des BP40 sieht mit  48 dB re 1V @ 1Pa gut aus. Die Impedanz von 450 Ohm ist deutlich höher als die der Konkurrenten, die somit mit deutlich längeren Leitungen ohne den Verlust von Höhen eingesetzt werden können. Deshalb eignet sich das BP40 eher für Homerecording und Projektstudios als für große High-End-Studios. Die stolzen 633 g des Mikrofons rühren selbstverständlich von dessen schwerer Metallausführung her und lassen es ebenso massiv wirken wie seine Abmessungen von 16,4 cm Länge und 5,6 cm Durchmesser an der breitesten Stelle.

Anzeige

Praxis

Optik & Haptik

Das Audio-Technica BP40 ist nicht nur schwarz, schwer und schön, sondern vermittelt zu jeder Zeit des Handlings den Eindruck, seinen Kaufpreis wert zu sein. Es ist schon beinahe schade, dass man bei seiner Frontalbesprechung nur den kreisrunden Anblick seines Schutzkorbs zu Gesicht bekommt. Aufgrund des hohen Gewichts sollte ein ebenso solide verarbeitetes Galgenstativ verwendet werden, welches das BP40 hängend lagert. Auf diese Weise ist der Bereich unter dem Mikrofon frei für Sprechtexte und Anmerkungen. Entgegen des ersten Eindrucks überrascht mich das Mikrofon in Sachen Fingerabdrücke. Trotz seines matt-schwarzen Finish bleiben keine sichtbaren Fettspuren zurück. Der solide Auftritt des BP40 macht mich auf seinen Klang gespannt…

Fotostrecke: 4 Bilder Die Mikrofonkapsel des BP40 liegt sicher verpackt …

Sound

Und damit befinden wir uns auch schon mitten im klanglichen Auftritt der schwarzen Schönheit. Auch wenn die Bauweise des Mikrofons einen gehörigen Abstand des Sprechers zur Mikrofonkapsel erzwingt, so ist der Nahbesprechungseffekt des BP40 doch immens. Und nicht nur das. Das Signal klingt für mich „boomy“ und unausgewogen basslastig, weshalb ich mit Freude das Low-Cut-Filter aktiviere. Dabei fällt mir auf, dass der zugehörige Schalter nur mit Hilfe eines Fingernagels zu bedienen ist. Denn der Schalter ist doch arg sicher in einer der Rillen des Mikrofon-Bodies untergebracht. Andererseits wird so die Funktion garantiert nicht unbeabsichtigt aktiviert oder deaktiviert.
Einmal eingeschaltet, zeigt sich dass Trittschallfilter von seiner besten Seite. Es kann wunderbar für mehr Transparenz im Bassbereich sorgen. Allerdings ist das Signal noch immer wenig höhenreich und betont zudem deutlich die Mitten des Stimmsignals, die dessen Präsenzbereich ausmachen. Dadurch sollte das ausgegebene Signal bei Voiceovers ausreichend durchsetzungsstark sein. Rauschanteile lassen sich nicht ausmachen. Das verwundert nicht. Enthält das Frequenzbild doch ohnehin insgesamt wenig Höhenanteile. Zischlaute stellen auch keinerlei Gefahr dar, die unteren Mitten sind dagegen satt vorhanden. Die Abbildung von Transienten lässt diese äußerst weich klingen.

Audio Samples
0:00
1 cm 1 cm, Low-Cut 1 cm, 45 Grad 1 cm, 90 Grad 30 cm 30 cm, 90 Grad

Jenseits der Haupteinsprechachse ist der Nahbesprechungseffekt wie zu erwarten deutlich weniger stark ausgeprägt. Das Signal ist dann noch immer brauchbar, aber schon deutlich leiser als bei der Frontalbesprechung. Das Schöne ist, dass sich das Frequenzbild des BP40 (bis auf den Bassbereich) dabei nicht wesentlich verändert. Es ist in der Praxis deshalb durchaus möglich, sich bei Nahbesprechung des BP40 auch mal ein wenig aus dem Sweet Spot der Mikrofonkapsel herauszubewegen. Der dabei entstehende Pegelverlust kann dann problemlos durch den Einsatz eines Kompressors ausgeglichen werden.
Wie es um die Empfindlichkeit des BP40 steht, wird bei der Besprechung aus mittlerer Entfernung deutlich. Hier muss der Nutzer keine Sorge haben, dass Signale in Stimmlautstärke die Aufnahme gravierend stören, wenn diese aus einem Dunstkreis von mehr als einem Meter stammen. Das gilt insbesondere für seitlich einfallenden Schall. Denn die Hyperniere leistet ganze Arbeit, so dass Nebengeräusche aufgrund Tiefpassfilter, Richtcharakteristik und Empfindlichkeit des BP40 keine Rolle bei dessen Einsatz spielen sollten.

Anzeige

Fazit

Auch wenn ich persönlich ein Fan der Studiomikrofone Audio-Technica bin, kann mich das BP40 nicht vollends überzeugen. Zwar legt es einen grundsoliden Auftritt hin, der sich sowohl auf dem Papier als auch dem Augenschein nach breitschultrig neben die Konkurrenz der Broadcast-Mikrofone dieser Preisklasse stellt. Allerdings kann das BP40 seinen Konkurrenten klanglich nicht das Fürchten lehren. Einen vergleichbaren Klang wie er „typischerweise“ von Kondensator-Mikrofonen geliefert wird kann ich an dieser Stelle nicht bestätigen. Dafür ist der Klang des BP40 für meinen Geschmack einfach allzu dunkel und enthält deutlich zu geringe Höhenanteile. Daran ändern auch die tolle Hyperniere und das starke Low-Cut-Filter nichts, das der Anwender dieses Mikrofons beim Close Miking wohl bestenfalls dauerhaft eingeschaltet lassen sollte, sofern die Wände des trauten Heims nicht durch die Bassanteile im Sprachsignal zum Erzittern gebracht werden sollen. Und so bleiben für mich unter dem Strich zu wenige Pluspunkte, als dass eine Sternebewertung jenseits der 3,5 möglich wäre.
Für ein oder zwei rot-braune Euro-Scheinchen weniger hätte ich dem BP40 aufgrund seiner tollen Verarbeitung und seiner schweren Ausführung noch ein Preis/Leistungsverhältnis attestiert, das es zum Pflichtgerät für angehende Podcaster macht. So aber ist es für den Einstiegsbereich schon recht kostspielig, für den professionellen Einsatz aber klanglich nicht stark gerüstet. Die Einsatzmöglichkeit des BP40 sehe ich deshalb vor allem bei Sprecherstimmen, deren Präsenzanteile, Transienten und Zischlaute mit anderen Mikrofonen einfach nicht in den Griff zu bekommen sind. Hier kann der weiche Charakter des Audio-Technica BP40 sicher Wunder wirken.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Hypernieren-Charakteristik
  • solide Fertigung
  • unempfindlich gegen Nebengeräusche
  • Schutztasche und Stativhalterung
Contra
  • wenig brillant
Artikelbild
Audio-Technica BP40 Test
Für 339,00€ bei
01_atbp40_Teaser

Features & Spezifikationen

  • Typ: Dynamisch
  • Richtcharakteristik: Hyperniere
  • Frequenzbereich: 50 Hz bis 16 kHz
  • LowCut (Trittschallfilter): 100 Hz (6 dB/Okt)
  • Empfindlichkeit: –48 dB (3.9 mV) re 1V at 1 Pa
  • Impedanz: 450 Ohm
  • Gewicht: 633 g
  • Abmessungen: 164,0 mm lang, 56,0 mm (Durchmesser, max.)
  • Anschluss: XLR
  • Zubehör:
  • AT8483 Klemme für 5/8”-27 Gewinde
  • 5/8”-27 bis 3/8”-16 Drehadapter
  • Schutzhülle
  • Preis: € 390,– (UVP)
Hot or Not
?
Das gesamte Äußere des BP40 tritt solide metallen auf.

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)
  • LD Systems ICOA Pro Series - All you need to know!
  • Watch THIS if you use analog gear! Everything you need to know about the Freqport FreqInOut FO1