Apple Logic Pro X 10.2 Test

Des einen Leid ist des anderen Freud: Mit der Version 10.2 von Logic Pro X integriert Apple den beliebten Software-Synthesizer Alchemy und bringt damit Licht ins Dunkel, weshalb vor kurzem die Übernahme von Camel Audio stattfand. Während für viele Alchemy-Nutzer anderer DAWs wohl ärgerlich sein dürfte, dass das Plug-In ab sofort exklusiv für Logic weiterentwickelt wird, sollte es hingegen für Logic-User wie Weihnachten und Geburtstag zusammen sein, denn der mächtige Synth wird in Apples DAW kostenlos (!) integriert.   

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Viele andere DAW-Entwickler würden ein solches Update durchaus als Major-Update an den Mann bringen wollen, bei Apple scheint hingegen die Integration des heiß begehrten Alchemy für ein kostenloses Mini-Update à la 10.2 auszureichen. Zudem kommen viele Workflow- und Detailverbesserungen hinzu. Wer hingegen mehr über Logic X an sich erfahren möchte, findet einen ausführlichen Testbericht meines Kollegen Peter Könemann hier

Details

Alchemy – Synthesizer-Sampler-Hybrid

Die wohl größte Neuheit in Apple Logic 10.2 ist die Integration des Software-Synthesizers Alchemy, der ursprünglich von der Software-Schmiede Camel Audio entwickelt wurde. Der Alchemy gehört ganz sicher zu den beliebtesten Software-Synthesizern seiner Zeit. Und das nicht ohne Grund: Er vereint additive, spektrale, Format-, granulare und virtuell-analoge Synthese in einem Klangerzeuger und dient zudem als vollwertiger Sampler. Insgesamt vier Klangquellen können simultan genutzt werden, wobei Alchemy in puncto Wellenformen nicht nur grundlegende, sondern auch Waveforms aus bekannten Hardware-Synthesizern und weitere, komplexere Synthesesorten bereithält. Dazu gesellen sich Pulsbreiten-Modulation, Oszillator-Sync und ein Rauschgenerator.  
In jeder Klangquelle (Sources) können drei verschiedene Filter zugeschaltet werden, die neben High-, Low- und Band-Pass auch durch Nachbildungen von Hardware-Geräten ergänzt werden. Modulationen ermöglicht der Achemy mit insgesamt 16 gleichzeitig aktivierbaren, temposynchronen LFOs. Die ebenfalls 16 ADSR-Hüllkurven können bei Bedarf ähnlich einer Automation in der Krümmung der Linien verändert werden. Hinzu kommt ein sogenannter Multi Segment Envelope Generator, kurz MSEG, ein Hüllkurven-Generator mit beliebig vielen Segmenten. Weiterhin mit an Bord sind ein 128 Step-Sequenzer, Modulation Maps und ein XY-MSEG, der ebenfalls 16-mal zur Verfügung steht und Bewegung in die Klangquellen bringt. 
Die üppig ausgestattete Effektsektion bietet fünf Blöcke, in die jeweils acht Effekte geladen werden können. Von Hall, Faltungshall, diversen Modulationseffekten über EQ, Filter und Kompressor bis hin zu einem Waveshaper stehen hier einige Klangverformer bereit, deren Effektparameter sich innerhalb von Alchemy modulieren lassen. Die Klangquellen lassen sich dabei separat beschicken, die Effekte können hinter den Filtern abgegriffen werden. Diese Ausstattung macht den Alchemy zu einem mächtigen Werkzeug, welches so ziemlich jeder Aufgabe der Klangerzeugung gewappnet zu sein scheint. 

Version 2.0

Alle bisherigen Features von Alchemy innerhalb dieses Logic Pro X Updates aufzuzeigen, würde durch seinen Funktionsumfang den Rahmen dieses Tests sprengen, weshalb ich auf die Neuheiten eingehe, die seit der Weiterentwicklung und Integration in Logic mit dabei sind. Im gesonderten Test zum Alchemy findet ihr alle grundsätzlichen Features, die selbstverständlich noch immer Bestandteil des Alchemy sind.

Neuer Look

Durch eine neue grafische Oberfläche passt sich der Alchemy der eher matt gehaltenen Logic Pro X Oberfläche an und wirkt deutlich übersichtlicher. Er lässt sich nun in den drei Hauptfenstern Simple, Advanced und Browse darstellen und ist gleichzeitig in die „Smart Controls“ integriert, welche die wichtigsten Parameter des Plug-Ins anzeigen, selbst wenn es nicht geöffnet ist. Somit lässt sich das Plug-In steuern, während freie Sicht für den Rest des Projektes gegeben ist. Durch die Integration in Logic ist das Plug-In, wie alle hauseigenen Effekte und Instrumente, in der Größe skalierbar, wodurch sich je nach Situation ein ergonomischer Vorteil ergibt.

Fotostrecke: 2 Bilder Die alte Oberfläche des Alchemy und im Vergleich …

Soundsuche leicht gemacht

Neben der grafischen Bedienoberfläche sind auch neue interessante Features hinzugekommen. Alchemy ist zur Soundsuche mit einem Tag-basierten Browser ausgestattet, der anhand von Attributen wie Genre, Timbre oder auch Instrument die Suche eingrenzt, was sich bei 3100 Presets als ein wirklich nützliches Feature erweist. Zudem hat der neue Browser auch gleich eine Suchfunktion verpasst bekommen, welche die Suche nach dem passenden Sound noch präziser gestaltet. Ein integriertes Rating-System ermöglicht die Vergabe von Sternen zur eigenen Bewertung. Sogar eigene User-Tags können vergeben werden!

Der Tag-basierte Browser erleichtert die Soundsuche und bietet ein Bewertungssystem.
Der Tag-basierte Browser erleichtert die Soundsuche und bietet ein Bewertungssystem.

Sampler

Alchemy dient darüber hinaus als vollwertiger Sampler, der pro Klangquelle Samples und sogar EXS-Instrumente importieren kann. Wie Logics hauseigener Sampler „EXS 24“, so ermöglicht auch der Sampler in Alchemy das Erstellen von Sample-Gruppen, Velocity-Layers, Key-Mappings, Round-Robin und Random-Round-Robin. Durch die zur Verfügung stehenden Synthesearten können alle geladenen Samples resynthetisiert werden, wodurch ein interessantes Sounddesign möglich wird.

Das Mapping im Editor des Samplers.
Das Mapping im Editor des Samplers.

X-Y-Pad – Touch me!

Dem Alchemy wurde ein X-Y-Pad hinzugefügt, mit dem es möglich ist, acht sogenannte Snapshots fließend zu durchfahren. Dadurch eignet sich dieses Feature hervorragend zur Steuerung einer Live-Performance oder zum Automatisieren eines Songs im Studio. Das X-Y-Pad wird auch in den Smart Controls dargestellt, das sich abgesehen von der Maus auch mit dem Touchscreen eines iPads via kostenloser iPad-App „Logic Remote“ oder aber dem Force-Touch-Pad der MacBooks steuern lässt.

Zur Performance-Steuerung lässt sich das X-Y-Pad per Maus, iPad und Force-Touch-Pad steuern.
Zur Performance-Steuerung lässt sich das X-Y-Pad per Maus, iPad und Force-Touch-Pad steuern.

Apple Loops

Das 10.2-Update beschränkt sich nicht auf die Integration des Alchemy: Für die Genres EDM, Hip Hop, Indie, Disco, Funk und Blues sind rund 1000 neue Apple Loops dazugekommen, die typischerweise in Tonhöhe und Tempo variabel sind. Wie gewohnt stehen die Apple Loops im entsprechenden Browser kategorisiert bereit. 

Export zu Apple Music Connect und Gobbler

Neben den bisherigen Export-Optionen zu Soundcloud, Mail, Airdrop und dergleichen gesellen sich nun auch die Optionen zur Bereitstellung auf dem Artist-Account „Apple Music Connect“ und dem auf Musikproduktion spezialisierten Clouddienst „Gobbler“. Voraussetzung für die Nutzung sind freilich die dafür benötigten User-Accounts.

Erweiterte MIDI-Clock-Optionen 

Für die Synchronisation per MIDI-Clock gibt es nun erweiterte Einstellungen. Manche Hardware-Geräte arbeiten mit Step-Sequenzern, welche den bisherigen SPP (Song Position Pointer) von Logic nicht verarbeiten können. So wurden solche Geräte bisher nicht richtig synchronisiert, wenn man den Song mitten im Projekt abspielte anstatt genau von Takt 1. Spielte man in älteren Logic-Versionen also ein Projekt nicht ab Anfang des Projektes, bekamen Step-Sequenzer externer Hardware keine patternbasierte Clock und liefen daher nicht synchron zum Song. Neue Sync-Modi wie etwa der Modus „Pattern“, schaffen genau hier Abhilfe, da eine quantitative Clock anhand der Musterlänge beginnt. Demnach wird in diesem Modus eine patternbasierte MIDI-Clock gesendet, wodurch auch Step-Sequenzer synchron zum Song laufen.
Zudem ist der Song Position Pointer um drei Modis erweitert worden. Wie in der Abbildung zu sehen, wird dieser je nach Auswahl entweder bei „Wiedergabestart“, „Wiedergabestart und Stop und Cycle-Sprung“ oder aber „Wiedergabestart und Stop, Fortfahren bei Cycle-Sprung“, gesendet.

Fotostrecke: 2 Bilder Neue Sync-Modi erweitern die bisherigen MIDI-Clock-Funktionen.

Fades 

Bislang wurden Fade-In, Fade-Out und Crossfades in Fade-Dateien gespeichert, die zu Beginn eines Projektes geladen werden mussten. Da konnte es je nach Menge der Fades schon mal ein Weilchen dauern, bis das Projekt endlich abspielbereit war. Ab Logic 10.2 werden Fades in Echtzeit verarbeitet, wodurch keine Fade-Dateien mehr ausgelagert werden und die Projektladezeiten beschleunigt werden. Diese Echtzeitverarbeitung bewirkt zudem, dass Audio-Regionen, in denen Logics Tonhöhenkorrektur „Flex Pitch“ aktiviert ist, mit Fades versehen werden können.

Kommentieren
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Krypto sagt:

#1 - 08.10.2015 um 10:01 Uhr

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Der Test hört sich nach Apple und Logic fan.
Doch wie eben erwähnt, ärgern sich die anderen, was es auch tut.
Nicht das Apple damals Logic übernommen hatte, nein, es muss auch auch Alchemy übernehmen um nur auf ihren Kisten und DAW zum laufen zu bringen.
Ich kenne keine andere Firma die sowas tut. Und dann wundert man sich warum es Apple-hater gibt.
2 mal hat Apple mir gute Software weg genommen und nein ich gebe nicht soviel Geld für diese Kisten aus damit ich weiter arbeiten kann.

    Profilbild von Henry

    Henry sagt:

    #1.1 - 11.10.2015 um 22:48 Uhr

    0

    Immer wieder schön zu lesen, solche Kommentare. Wo steht denn bitte, dass du mit deiner gegenwärtigen Software nicht weiter arbeiten kannst, nur weil es neue Versionen gibt?
    Und ja, andere Softwarefirmen machen sowas auch, und zwar dauernd. Adobe, Facebook, Google, Microsoft, Oracle usw. kaufen ständig andere kleine Firmen auf, um ihr Portfolio zu erweitern. So funktioniert die Welt.

    +1
    Profilbild von Henry

    Henry sagt:

    #1.2 - 12.10.2015 um 10:50 Uhr

    0

    Ich sag's mal so: Wenn Sie Software kaufen, kaufen Sie nicht die Software selbst, sondern das Recht, die Software zu benutzen. In der Regel sind die Lizenzvereinbarungen so formuliert, dass die Software "as-is" (Deutsch: so wie sie ist) benutzt werden darf. Damit ist gemeint: Die Software-Version, die Sie gerade gekauft haben. Mit anderen Worten: zukünftige Versionen nicht eingeschlossen.Dass es davon Ausnahmen gibt (oder Varianten, wenn zum Beispiel "kleinere" Aktualisierungen in den Vertrag eingeschlossen werden), ist klar. Aber nur weil Sie irgendwann vor fast 15 Jahren eine Logic 5 Lizenz gekauft haben (von einer Firma, die es heute gar nicht mehr gibt), verstehe ich nicht, wie Sie daraus ein "Recht" ableiten, dass Apple Ihnen heute irgendwelche Softwareversionen von irgendwas zur Verfügung stellen sollte?Diese Sorte Lizenzverträge gibt es so oder ähnlich seit es kommerzielle, proprietäre Software gibt. Wenn Ihnen dieses Geschäftsmodell nicht passt, schlage ich vor, dass Sie sich entweder in der Open Source Gemeinschaft umsehen (https://de.wikipedia.org/wi... oder einfach Ihre Software selbst programmieren. Apple ist daran jedenfalls nicht schuld.

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