Die neue API 565 Filterkassette bei bonedo im Test – API bringt mit dem neuen 565-Filter ein paar Standardfunktionen ins 500-Format. Wie klingt das neue Modul und für welche Anwendungen empfiehlt es sich?
Das passiert nicht alle Tage: Der Hersteller von der US-Ostküste bringt eine neue 500-Kassette zur Frequenzbearbeitung auf den Markt. Was für einige Leser vielleicht erst einmal nach einer etwas unspannenden Nachricht klingen mag, erhält im rechten Licht betrachtet doch einige Bedeutung. Schließlich war es doch APIs ehrwürdiger 550a-EQ, welcher in den späten 60er-Jahren bereits den 500-Standard begründete und somit eine Erfolgsgeschichte lostrat, über die man sich in jenen Tagen bei der heute in Jessup, Maryland beheimateten Firma nicht im Klaren sein konnte. Denn heute schaut API selbst nicht nur auf ein halbes Jahrhundert Rock&Roll-Legende zurück, mit der Öffnung des 500-Standards für Drittanbieter trat man gewissermaßen eine Revolution los, welche dieses Kassettenformat nach dem 19“-Standard als wohl erfolgreichsten und am meisten verbreiteten Formfaktor der Studiohardwaregeschichte etablierte.
Heute gibt es im 500-Format quer über alle Preisklassen fast nichts, was es nicht gibt, und doch bleiben APIs eigene Module immer noch Fixsterne, an denen sich andere Anbieter messen lassen müssen. Die Produktpalette von API ist jedoch immer noch recht übersichtlich geblieben, nur ganz behutsam werden den alten Recken vom Schlage 550a, 550b oder 525 neue Kassetten zur Seite gestellt. Klar, es gilt einen Ruf zu wahren, und doch gibt es im Fundus des Herstellers noch einige Schaltungen, die in anderen Formaten bereits vorhanden sind, welche sich jedoch noch in den populären Kassettenstandard portieren ließen. Und genau dies ist nun mit dem 565 passiert, dessen Filterschaltungen zumindest zum Teil bereits im weniger verbreiteten 200-Format angeboten wurden – und damit Teil der Signalbearbeitung in den Konsolen-Flaggschiffen von API sind.
Details
Deutlich flexibler als der Urvater
Cut-Filter von API sind so alt wie der 500-Standard selbst. Schon im 550a gab es ein solches, allerdings mit recht einfacher Funktionalität. Wenn es aktiviert wurde, beschnitt es das Signal auf ein festes Band zwischen 50 Hz und 15 kHz – sinnvoll, um eine Klangquelle von akustischem Schrott in seinen Randbereichen zu befreien, aber doch wenig flexibel. Gerade heute, wo beim Signal-Processing eher wenig analoges Gerät zum Einsatz kommt, können flexible Filter jedoch sehr wichtig werden. Die meisten analogen Geräte haben von Haus aus eine beschränkte Bandbreite, während die digitale Verarbeitung erst einmal jeden Signalanteil von annähernd Gleichspannung bis hin zur Nyquistfrequenz passieren lässt. Auf der anderen Seite produzieren viele digitale Synths, Verzerrer und weitere Geräte gerne einmal extreme Pegel an den Randbereichen, auch einige analoge Prozessoren erzeugen durchaus einmal tiefstes Gerumpel oder höchstes Gezische. Wohl dem, der sich dieser Probleme in hoher Qualität und Flexibilität entledigen kann. Genau das leistet der 565. Mit einem Hochpass-, einem Tiefpass- sowie einem Notchfilter bietet er drei Funktionsgruppen, die sich zudem jeweils separat aktivieren oder bypassen und ziemlich flexiblen an den jeweiligen Einsatzzweck anpassen lassen.
Eingengen und Kerben schlagen
Mit einem (wie übrigens alle Parameter des 565 stufenlos durchstimmbaren) Frequenzbereich von 20 Hz bis 400 Hz reicht der Hochpass von der menschlichen Hörschwelle bis weit in den Tiefmittenbereich hinauf. Damit bekämpft er nicht nur Trittschall, sondern er lässt sich beispielsweise auch zum Fett-Feintuning bei E-Pianos, Synth-Pads oder Drumloops einsetzen. Dabei stehen zwei Flankensteilheiten zur Wahl: 12 oder 18 dB pro Oktave. Mit dieser Abstimmung macht API gleich klar, worum es hier geht. Nämlich steht eine effektive Problembekämpfung im Vordergrund, ohne dass man sich jedoch den Phase-Shift einhandelt, der bei Filtern höherer Ordnung unvermeidlich wäre. Damit sollen die typischen API-Qualitäten gewahrt bleiben, nämlich ein punchiger, sehr trockener Ton, der doch auf seine eigene Weise smooth bleibt und nicht harsch wird. In dieselbe Kerbe schlägt das Tiefpassfilter mit einem Bereich von 500 Hz bis 20 kHz. Wer ganz buchstäblich eine Kerbe ins Audiosignal schlagen möchte, der kann dieses mit dem Notchfilter tun. Dieses lässt sich durch den gesamten hörbaren Bereich von 20 Hz bis 20 kHz sweepen, arbeitet aber anders als ein gängiges parametrisches Filter. Neben der Einstellmöglichkeit für die Frequenz gibt es noch eine solche für die Filtergüte. Diese überstreicht den für Hardware-Verhältnisse ziemlich weiten Bereich von ca. 0,95 bis 15,3, mithin also von einem eher gemächlichen Cut bis hin zu einem ausgesprochen steilen, schmalen Filter. Die Stärke der Absenkung lässt sich nicht von Hand einstellen, sie wird bedingt durch die Filtergüte und rangiert zwischen ca. -16 dB bei einem schmalen, sowie über -50 dB bei einem breiten Filter. Das geht über den Hub einer gängigen Parametrik weit hinaus und sorgt dafür, dass bei nervigen Resonanzen dann auch tatsächlich Ruhe im Karton herrscht.
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SMD- und Thru-the-Hole
Status-LEDs oder sonstige visuelle Einstellhilfen bietet der 565 aber nicht. Als gänzlich „unbeleuchtetes“ Modul spielt es bei seiner Helferlein-Funktionalität nicht die optische Diva, beispielsweise beim Betriebsstatus muss man sich auf die Power-LED der Lunchbox verlassen. Dafür geht API bei der technischen Ausstattung der Schaltkreise in die Vollen: Sämtliche Funktionsgruppen sind mit den klassischen Bauteilen des Herstellers zur Signalveredelung ausgestattet. Der Eingang des Moduls kommt wie viele API-Kassetten ohne Übertrager aus und ist mit einem diskreten 2510-Opamp ausgestattet. Die Filter werden mit Operationsverstärkern des gleichen Typs gebuffert, und die Ausgangsstufe schließlich besteht aus dem gesockelten 2520-OpAmp und einem Ausgangsübertrager und geht erst bei satten +28 dBu in die Knie. Damit vereint die Schaltung APIs klassische Qualitäten mit moderner SMD-Fertigungstechnik. Auch dank der aus massivem Aluminium gefrästen Potiknöpfe sieht das Modul gut aus und fühlt sich hevorragend an – und ganz nebenbei erfüllen die so speziell und unverwechselbar geformten Metallstückchen noch eine ganz praktische Funktion – ihre Position lässt sich auch ohne hinzugucken „erfühlen“. Im Großen und Ganzen fühlt sich die Kassette also so hochwertig und edel an, wie sich das für ein Produkt dieses Herstellers gehört. Weniger als dieser Eindruck wäre schlichtweg eine Enttäuschung, und vielleicht gerade deswegen lässt sich API generell viel Zeit mit dem Launch neuer Produkte.