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AKG C 414 XLII Test

Da soll mal einer sagen, die Österreicher (oder insbesondere die Wiener) seien stur und nicht offen für Neues. Ok, bei manchem trifft das sicher zu, aber nicht auf den Hersteller AKG in Sachen Mikrofone. Das AKG C 414 erblickte 1971 das Licht der Welt und trat seitdem von Wien aus seinen Siegeszug in die ganze Welt an. Dieser Großmembran-Kondenser wurde schnell für seine Vielseitigkeit berühmt – das ursprüngliche 414er war ein echter Allrounder. Man konnte dieses Mikro vor einen Sänger, einen Gitarrenverstärker, eine Akustikgitarre, verschiedenste Blasinstrumente, vor eine Bassdrum, unter eine Snaredrum, als Pärchen über ein Drumset, über einen Flügel oder sonst wo hin stellen, man kam immer zu einem „amtlichen“ Ergebnis. Natürlich gibt es für jeden Einsatzzweck noch einmal dezidierte Spezialisten, aber mit dem C 414 machte man nie etwas falsch. 

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Nun sind wir mit den Modellen XLS und XLII in der siebten (!) Generation dieses Klassikers angekommen. Bislang waren alle C414-Typen konsequente Weiterentwicklungen des Altbewährten. Man adaptierte quasi immer wieder das „Original“ in die jeweilige Neuzeit, passte es an aktuelle Bedürfnisse und Technologien an, ohne dabei die Herkunft oder den Charakter zu verschweigen – und genau das war auch der richtige Weg. Ob man mit der aktuellen Variante auf diesem Pfad geblieben oder vom Weg abgekommen ist, erfahrt ihr im folgenden Test. Wir haben uns für diesen Vergleichstest mit Vocals natürlich das gesangsoptimierte C 414 XLII kommen lassen.

Details

Ein Koffer voller Zubehör

Wie man es von AKG in dieser Klasse nicht anders gewohnt ist, kommt auch das C 414 XLII im handlichen Alukoffer daher. Doch dieses kompakte Köfferchen beherbergt noch einiges mehr als „nur“ das Mikrofon. Hier finden sich nämlich neben der elastischen Spinnenhalterung, auf die ich gleich noch etwas näher eingehen werde, noch ein Windschutz, ein Samtbeutel für das Mikro und ein Popschutz – und nein, nicht irgendeine Light-Variante, sondern ein richtig professioneller AKG-Popschutz mit Schwanenhals und stabiler Stativ-Feststellhalterung. Das nenne ich mal vorbildlich und wirklich mehr als ein nettes „Give away“. Doch schauen wir uns nun das Mikrofon einmal näher an.

Fotostrecke: 4 Bilder Äußerlich erinnert er an einen modernen Schminkkoffer…

Der Klang ist an die legendäre C-12 Kapsel angelehnt

Der Mikro-Body besteht aus einer grundsoliden Metallkonstruktion, ist bestens verarbeitet, misst 50 x 38 x 160 mm und wiegt 300 Gramm. Zieht man den unteren Schaft, in dem der XLR-Anschluss absolut wackelfrei verschraubt ist, einmal ab, teilen sich Elektronik und Kapselkonstruktion den Rest des Platzes gerecht auf. Die Kapselkonstruktion ist an vier Punkten am seitlichen Metallsteg elastisch aufgehängt – eine direkte Verbindung nach unten besteht also nicht, was für die Kompensierung von Körperschall schon einmal gut durchdacht ist. Der Mikrofonkorb aus stabilem Drahtgeflecht präsentiert sich im Bicolor-Look – vorne (0°-Richtung) gold, hinten (180°-Richtung) schwarz. Da es sich beim C 414 XLII ja um ein Doppelgroßmembran-Kondensatormikrofon handelt, kann man logischerweise auch die Richtcharakteristik wechseln – es stehen derer insgesamt neun zur Verfügung (Kugel, Niere, Acht und sämtliche „Zwischen-Nieren“). Doch bei diesem Mikro wechselt man die Richtcharakteristik nicht durch das Betätigen eines mechanischen Schalters oder das Drehen an einem Rädchen, hier findet man eine elektronische Umschaltung mittels Schaltwippe. Dieses Konzept führte man bei AKG mit der letzten 414-Reihe (B-XLII und B-XLS) ein. Diese Schaltwippe befindet sich auf der Vorderseite, mittig unterhalb des Mikrofonkorbs. Ist das Mikro nicht angeschlossen und verfügt über keine anliegende Phantomspeisung, kann man erst mal gar nichts umschalten – man sieht die aktuelle Einstellung auch nicht, da diese durch unterhalb des Schalters versenkte LEDs signalisiert wird (und ohne Strom keine LEDs – logisch, oder?). Liegt der notwendige Phantom-Saft aber erst mal an, kann man sich munter durch die einzelnen Richtcharakteristika steppen – die Zwischenstellungen werden durch das Leuchten benachbarter LEDs angezeigt. Möchte man also etwa die Zwischen-Niere zwischen Kugel und breiter Niere haben, müssen die LEDs von Kugel und breiter Niere gemeinsam leuchten. Betrachtet man sich die Rückseite des Mikrofons, präsentieren sich zwei weitere Schalter – ebenfalls elektronischer Natur und mit entsprechenden LEDs. Ein Schalter ist für die schaltbare Vordämpfung (Pad) zuständig und bietet die Möglichkeiten 0, -6, -12 und -18 dB, der zweite Schalter kümmert sich um das ebenfalls schaltbare LoCut-Filter, welches die Eckfrequenzen 0, 40, 80 und 160 Hz bietet (wobei 0 Hz „Aus“ bedeutet). Das Filter besitzt bei 40 und 80 Hz eine Steilheit von 12 dB/Okt und 6 dB/Okt bei 160 Hz. Das Mikrofon verfügt auch über einen so genannten „Lock-Mode“ – ist dieser aktiviert, haben sämtliche Schalter keine Funktion und man ist gegen versehentliches Umschalten geschützt (sehr sinnvoll besonders im Live-Bereich!). Was das elektronische Schaltkonzept dieses Mikros generell angeht, so gibt es geteilte Meinungen. Die einen mögen es, die anderen nicht. Grundsätzlich ist an dem Konzept nichts wirklich Schlimmes dran, allerdings habe ich mich selber schon mal leicht fluchend erlebt, als ich ein „neuzeitliches“ C 414 unter einer Snaredrum positioniert hatte und mal eben die Einstellungen verändern wollte. In der Regel hat man die Kabel am Drumset ja sauber verlegt und am Boden fixiert, damit keine Stolperfallen entstehen – das heißt dann aber manchmal auch, dass man das Mikro nicht mal eben samt ausreichend Kabel aus seiner Halterung nehmen kann, um etwas umzuschalten. Ein „normales“ Mikro würde man dann kurz vom Kabel lösen, seine Einstellung treffen und dann wieder mit dem Kabel verbinden – damit ist bei dem elektronischen Weg natürlich Essig. Es sei noch erwähnt, dass das Mikro sämtliche Einstellungen speichert – trennt man das C 414 von der Phantomspeisung, sind also die letzten Einstellungen nicht verloren, sondern sind sofort beim nächsten Anschließen wieder aktiv. Ok, halten wir uns damit aber nicht weiter auf, sondern widmen uns ein paar vom Hersteller angegebenen Daten.

Die Kapsel wurde von AKG so designt, dass sie sich an die legendäre C12-Kapsel anlehnt, die dafür bekannt ist, eine starke, eigene Präsenz in den Höhen zu besitzen, die besonders Vocals sehr gut tut und „schmeichelt“ – wir können also gespannt sein. Der Übertragungsbereich beträgt 20 Hz – 20 kHz, der Leerlauf-Übertragungsfaktor 23 mV/Pa, der äquivalente Eigengeräuschpegel 6 dB(A), der Grenzschalldruck (k=0,5%) 140 dB(SPL) und der Dynamikbereich 134 dB.

Fotostrecke: 3 Bilder Die elastische Halterung aus Kunststoff hat sich bewährt…

Die elastische Halterung ist stabiler und robuster als man erwarten würde

Kommen wir nun noch kurz wie versprochen zur elastischen Halterung. Die Spinne besteht komplett aus Kunststoff, was vielleicht zunächst nicht so toll klingt. Doch ich kann euch beruhigen. Am Konzept der Halterung wurde schon sehr lange nichts mehr geändert und ich habe schon oft mit dem C 414 samt Halterung gearbeitet, auch schon unter widrigen Live-Bedingungen, wo das Equipment nicht unbedingt immer mit Samthandschuhen angefasst wird. Was soll ich sagen… Mir ist nur einmal eine Spinnenhalterung dieser Art kaputt gegangen, allerdings lag diese am Boden und ein ca. 100 kg schweres Kabel-Case ist von der ungefähr zwei Meter hohen Bühnenkante auf die arme Spinne gescheppert – da hätte auch kein metallener Kollege überlebt. Die elastische Mikro-Halterung ist also definitiv stabiler und robuster als sie beim ersten Eindruck erahnen lässt. Besonders gut gelungen finde ich die Art und Weise, wie das Mikro aufgenommen und arretiert wird. Im inneren, unteren Ring befinden sich nämlich drei gummierte Stege, die beim Drehen des äußeren, unteren Rings nach innen rausfahren und somit das Mikrofon fest umschließen. Alle Mikrofone zwischen 19 und 26 mm Durchmesser finden hier sicheren Halt, und man ist mit dem Drehen dieses Rings immer um ein Vielfaches schneller als bei vergleichbaren Gewindekonzepten und dergleichen.

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