„Als ich noch ein schwerer Trinker war, kam es häufig vor, dass ich abends ausging und eine Woche lang nicht zurückkam.“ Der U2-Bassist Adam Clayton hat es vor allem während der frühen Jahre seiner Karriere häufig übertrieben. Obwohl er vor seiner Therapie ausgiebig mit Dämonen zu kämpfen hatte, war Adam aufgrund seiner schillernden Persönlichkeit und seiner kraftvollen Basslines maßgeblich am kometenhaften Aufstieg der irischen Band beteiligt. In diesem Artikel beleuchten wir Adam Claytons Leben, seine Karriere, sein Bass-Equipment, und präsentieren dir im Workshopteil die besten Basslines von U2.

- U2 – History
- Adam Clayton – Biografie
- Adam Clayton – Style
- Adam Clayton – Equipment
- U2/Adam Clayton – Bass-Workshop
- ▶ „Sunday Bloody Sunday“ – Bassline
- ▶ „Pride“ – Bassline
- ▶ „Where The Streets Have No Name“ – Bassline
- ▶ „Still Haven’t Found What I’m Looking For“ – Bassline
- ▶ „With Or Without You“ – Bassline
- ▶ „Desire“ – Bassline
- ▶ „One“ – Bassline
- ▶ „Mysterious Ways“ – Bassline
- ▶ „Vertigo“ – Bassline
- ▶ „Beautiful Day“ – Bassline
U2 – History
1976 sollte ein Aushang am schwarzen Brett der „Mount Temple Comprehensive School“ in Irlands Hauptstadt Dublin die Welt verändern: Larry Mullen spielte Schlagzeug und suchte mithilfe dieses Aushangs nach gleichgesinnten Musikern. Es meldeten sich Adam Clayton, Paul David Hewson alias Bono und David Howell Evans alias The Edge mit seinem Bruder Richard. Letzterer stieg aber bereits nach kurzer Zeit wieder aus. Der erste Bandname war Feedback, dann The Hype – und schließlich U2.
Relativ schnell machte das Quartett in Irland auf sich aufmerksam, und nach dem Gewinn eines Talentwettbewerbes folgten der erste Plattenvertrag sowie erste Chart-Platzierungen in Irland. Anfang der 80er-Jahre erschienen dann in relativ kurzen Abständen die drei wegweisenden Alben „October“, „Boy“ und „War“. Die Single „New Year’s Day“ schaffte es in die hart zu knackenden US-Charts.
1984 erschien „The Unfogettable Fire“, und mit der Auskopplung „Pride“ landeten U2 ihren ersten Nummer-1-Hit in ihrer Heimat Irland. Ihr 1987er-Album „The Joshua Tree“ und die erfolgreichen Singles „With or Without You“ und „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“ waren U2s endgültiger Durchbruch. Das Quartett wurde zum global erfolgreichen Phänomen und tourte zum ersten Mal um die Welt – es sollte nicht das letzte Mal sein!

In den 90er-Jahren vollzogen U2 eine stilistische Kehrtwende und experimentierten auf ihren Alben „Achtung Baby“ und „Zooropa“ mehr mit zu dieser Zeit populären elektronischen Dancemusik (EDM), kehrten jedoch 1999 mit „All That You Can’t Leave Behind“ wieder mehr zu ihrem typischen U2-Sound zurück. Dies setzte sich auch auf dem Nachfolger „How to Dismantle an Atomic Bomb“ fort. Bis heute erschienen noch weitere Studioalben und wie erstmals bei „The Joshua Tree“ wurden sämtliche Longplayer mit einer Welttournee begleitet, bei denen U2 immer wieder spektakuläre und innovative Live-Shows boten.
Ein neuer Meilenstein ist fraglos die aktuelle Show in der für Live Events vermutlich wegweisenden „Las Vegas Sphere“. Hier kann ich nur jeden empfehlen, einmal nach ein paar Videos auf YouTube zu suchen – einfach beeindruckend!
Adam Clayton – Biografie
Adam Clayton ist cool, modebewusst – und irgendwie geheimnisvoll! Während Sänger Bono sich aufmachte, um die Welt zu retten und Gitarrist “The Edge” Wände aus Gitarrenverstärkern baute, ließ Adam lieber seinen Bass sprechen. Hinter der Fassade des schweigsamen Bassisten ging es jedoch um so exzessiver zu: Adam führte ein Leben zwischen Glamour, Selbstzerstörung und der langen Suche nach Identität. Während seine Bandkollegen schon früh nach Sinn und Spiritualität suchten, beschritt Clayton einen Weg, der gesäumt war von exzessiven Partynächten, Luxus, Alkohol und zahlreichen Affären.
Adam trug teure Designeranzüge, fuhr schnelle Autos und war Dauergast in den Klatschspalten. Seine Beziehung zur Supermodel-Ikone Naomi Campbell sorgte in den 90er-Jahren für Schlagzeilen, ebenso wie sein zunehmend unkontrollierter Alkoholkonsum. Der Tiefpunkt kam im Jahr 1993, als er eine U2-Show in Sydney verpasste – ein Novum in der Geschichte der Band! Dies war der Moment, ab dem klar wurde, dass sich für Clayton die Dinge ändern mussten. Der Bassist die Reißleine, machte eine Entziehungskur, wurde clean und zog sich aus der exzessiven Partyszene zurück. Der einstige Partykönig wurde zu einem reflektierten und introvertierten Mann, der seine Rolle neu definierte.
Heute ist Adam Clayton mit der Menschenrechtsanwältin Mariana Teixeira de Carvalho verheiratet und Vater einer Tochter. Statt Nachtclub-Exzessen stehen nun Kunstgalerien, soziale Projekte und ein Faible für elegante Maßanzüge auf dem Programm. Darüber hinaus engagiert sich Adam Clayton aktiv in Kampagnen für psychische Gesundheit und Suchtprävention – oft mit dem Hinweis, dass sein eigener Weg alles andere als gradlinig war!

Adam Clayton – Style
Adam Clayton spielt seit der Bandgründung bei U2. Auch, wenn sein Spiel (im positiven Sinne) „unspektakulär“ ist, fällt bei genauerem Hinhören fällt auf, dass er ein entscheidendes Puzzleteil bei U2 ist. Die Kombination aus den Charakteren The Edge, Larry Mullen und Adam Clayton ergibt zusammen eben jenen beeindruckenden U2-Sound. Keines der drei Teile funktioniert ohne das andere oder kann ohne das andere analysiert werden.
Der Gitarrist The Edge ist ein Musiker mit einem ganz und gar eigenen Stil, der sich durch spezielle Sounds, wenige Noten, viele Wiederholungen (gerne durch Delay) sowie einen perkussiven Charakter auszeichnet. Was man von The Edge sicher nicht hört, ist eine klassische Songbegleitung. Doch genau dieser Umstand lässt auch ganz andere Räume und Möglichkeiten für Bass und Schlagzeug. Nach der Analyse von zahlreichen U2-Songs lassen sich unter anderem folgende Stilmerkmale Adam Claytons erkennen:
- Rhythmische Interaktion mit The Edge: Nutzt bzw. füllt „Löcher“ der Gitarre oder macht der Gitarre bei dichteren Parts Platz
- Melodische Interaktion mit The Edge: Mehr Melodie, wenn The Edge perkussiven Part übernimmt (und umgekehrt)
- Gleichbleibende (Ostinato-)Bassfigur über wechselnde Akkorde
- Bass und Drums spielen viele gemeinsame Akzente mit ansonsten eher wenig Interaktion, was tightes und druckvolles Fundament für Sounds und Rhythmik der Gitarre erzeugt
- Sehr repetitives Spiel: Clayton spielt manchmal die gleichen vier Takte über einen kompletten Song (!)
- Häufiger Wechsel in hohe Register, um Spannung und Dynamik zu erzeugen
- Deutliche Punk-Wurzeln mit vielen Downstroke-Achtelnoten
- Rund-fetter Sound mit leichtem bis mittlerem Overdrive. Der Sound legt ein fettes Fundament, behält aber stets Bissigkeit, um sich im Mix zu behaupten
- Die Basslines finden manchmal nur auf der E- oder A-Saite für gleichmäßig fetten Sound statt
- Je nach Kontext und gewünschtem Sound spielt Adam Clayton mit dem Plektrum (aggressiver, bissiger) oder mit den Fingern (wärmer, weicher)

Adam Clayton – Equipment
In der nahezu 50-jährigen Geschichte von U2 ist es zu erwarten, dass sämtliche Mitglieder durch eine Vielzahl an Equipment gegangen sind. Dies gilt vor allem auch für Adam, den man auffällig häufig mit unterschiedlichen Instrumenten sieht. Daher erwähne ich hier nur, was sich als roter Faden erkennen lässt.
Aufgrund der enormen Popularität von U2 ist es kaum ein Wunder, dass Adam ein Objekt der Begierde zahlreicher Bassbauer und anderer Companies ist. Daher gibt es einen „Adam Clayton Signature Bass“ von Warwick ebenso wie einen „Adam Clayton Jazz Bass“ von Fender. Adam besitzt darüber hinaus eine veritable Sammlung an Vintage-Fender, -Gibson und anderen Bässen. Anfang der 2000er-Jahre sah man Adam Clayton häufig mit Instrumenten der Edelschmiede Lakland.
Britische Musiker greifen typischerweise gerne auf britische Verstärker zurück: So ist es kein Wunder, dass Adam Clayton schon lange mit der Company Ashdown zusammenarbeitet. Hier sah man ihn zumeist mit einer oder mehreren EVO 8x10er-Boxen und leistungsstarken Topteilen wie zum Beispiel dem ABM-1200 EVO. Vor Kurzem hat ihm Fender einen 50 Watt starken Vollröhren-Combo auf den Leib geschneidert, den Adam vor allem für Recording-Zwecke einsetzt.





U2/Adam Clayton – Bass-Workshop
▶ „Sunday Bloody Sunday“ – Bassline
▶ „Pride“ – Bassline

In unserer Bassworkshop-Serie „Das Bassriff der Woche“ entschlüsseln wir die Geheimnisse der besten Basslines der Musikgeschichte und liefern euch Tipps für authentische Grooves und Basssounds.
▶ „Where The Streets Have No Name“ – Bassline
▶ „Still Haven’t Found What I’m Looking For“ – Bassline

Wie man die richtigen Einstellungen am Sound seines E-Basses vornimmt und was man dabei beachten muss, verrät euch dieser Bass-Workshop!
▶ „With Or Without You“ – Bassline
▶ „Desire“ – Bassline

Effekte sind eine tolle Sache und versprechen eine Menge Spielspaß. Aber: In welcher Reihenfolge verschalte ich meine geliebten Treter auf dem Board idealerweise? Wir bringen Licht ins Dunkel!
▶ „One“ – Bassline
▶ „Mysterious Ways“ – Bassline

In dieser Workshop-Serie für E-Bass bekommen Anfänger wichtige Tipps für die ersten Schritte am Instrument. Aber auch Fortgeschrittene können bisher Erlerntes noch einmal kontrollieren!
▶ „Vertigo“ – Bassline
▶ „Beautiful Day“ – Bassline
Viel Spaß mit den Basslines von U2 bzw. Adam Clayton und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt

Mario sagt:
#1 - 22.04.2025 um 12:21 Uhr
Vielen Dank für den tollen Artikel zu einem Rock-Bassisten der sehr oft vergessen wird. Ich habe mich mit Adam Clayton und seinen etwas repetitiven, aber stets songdienlichen Basslinien erst beschäftigt nachdem ich aufgrund des äußerst positiven Bonedo-Tests sein Signature Jazz Bass Modell im schicken Sherwood Green Metallic gekauft habe. Übrigens ein super Jazz Bass und genau so gut wie das Geddy Lee oder ein vergleichbares Custom Shop Modell. ;-) Sicher hat man ihn als virtuosen oder sonderlich herausragenden Bassisten nicht gleich auf dem Schirm... Der U2 Sound kommt wie schon im Artikel geschrieben wurde aber vor allem durch das Zusammenspiel von The Edge und Clayton zu Stande. Ich finde seine teilweise minimalistischen Basslinien dazu stets passend und auch genau "richtig" um der recht speziellen Gitarre und den Effekten den nötigen Freiraum zu geben. Den Bass-Workshop Teil könnte man noch um die Basslinie von New Year's Day erweitern, das Live Video dazu ist immer noch herausragend gut inkl. einem fetten Precision Bass Sound mit Chorus - https://www.youtube.com/watch?v=N7Skv3QmRM4