Adam Audio T7V Test

Der 2-Wege-Nahfeldmonitor T7V des Berliner Herstellers Adam Audio ist neben dem T5V die größere Variante der neuen „T-Modelle“, welche das Produktsortiment des Lautsprecher-Spezialisten nach unten abrundet.

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Ein aktiver Studio-Monitor mit 7-Zoll-Tief- und AMT-Hochtöner für knapp unter 200 Euro Straßenpreis ist definitiv eine Kampfansage an andere Hersteller sowie ein krasser Gegenpol zur elitären und vielfach teureren „S-Klasse“, deren Modelle S3H und S3V ich vor wenigen Monaten ebenfalls testen durfte. Ob das neue „Schnäppchen“ auf ähnliche Weise überzeugen kann, welche Kompromisse man gegebenenfalls eingehen muss und für welche Klientel sich der Adam Audio T7V eignet, soll der folgende Testbericht klären. Was haben wir herausgefunden?  

Details

Bauweise

Beim stückweise angebotenen Adam Audio T7V Monitor handelt es sich um einen aktiven 2-Wege-Nahfeldmonitor, welcher mit einem 7-Zoll-Tieftöner aus Polypropylen und einem 1,9-Zoll-U-ART-Hochtöner bestückt ist. Beide Membrane werden jeweils von einem Class-D-Verstärker angetrieben, deren Leistung mit 50 (Tieftöner) und 20 Watt (Hochtöner) angegeben ist. Der neue U-ART-Hochtöner, eine vermutlich etwas kostengünstigere Variante des Adam-typischen AMT-Hochtöners aus Polyimid-Folie, ist im gleichen Waveguide der S-Serie verbaut. Dadurch wird das Abstrahlverhalten oberhalb der Crossover-Frequenz von 2,6 kHz begünstigt. Entgegen allen anderen mir bekannten Modellen des Herstellers befindet sich der Bassreflex-Port auf der Rückseite des Gehäuses, was unter Umständen die Problematik einer wandnahen Positionierung erhöht. Der 7,1 kg schwere Monitor hat die Maße von 347mm (h) * 210mm (b) * 293mm (t), wodurch er in Relation zur Gehäusegröße kein besonderes Schwergewicht ist.

Fotostrecke: 3 Bilder AMT-Hochtöner sind Markenzeichen von Adam Audio.

Verarbeitung

Der in China gefertigte Monitor wirkt äußerlich absolut seriös und präsentiert sich mit seinen abgeschrägten Gehäusekanten im gewohnten Adam-Look. Angaben zum Material des Gehäuses sucht man vergeblich, vermutlich handelt es sich um einen Materialmix aus Holzfaserplatten und Kunststoff, was das moderate Gewicht im Vergleich zu meinen deutlich kompakteren Neumann KH 120 A erklären würde. Konkrete Verarbeitungsmängel lassen sich nicht ausmachen, lediglich der rückseitige Pegelregler sitzt bei beiden Test-Monitoren nicht so bombenfest, wie man es von anderen, teilweise deutlich teureren Modellen des Herstellers gewohnt ist. Preisbezogen erscheint mir dieser Umstand tolerierbar und nicht wirklich problematisch, da rückseitige Bedienelemente nur äußerst sporadisch mechanisch beansprucht werden. 

Fotostrecke: 3 Bilder Der Adam Monitor – Made in China – ist augenscheinlich sauber verarbeitet…

Lieferumfang

Im Lieferumfang des Adam Audio T7V Monitors befindet sich neben einem Kaltgerätekabel der mehr- und auch deutschsprachige Quick Start Guide in Druckform mit einem Hinweis auf die online verfügbare Bedienungsanleitung der T-Serie.

Funktionen

Anschlüsse / Bedienelemente
Auf der Rückseite des T7V Monitors befindet sich der Power-Schalter unmittelbar neben der Kaltgerätebuchse. Die Anpassung an die regionale Stromversorgung erfolgt automatisch über das integrierte Schaltnetzteil, welches zum Betrieb des Monitors Spannungen von 100 bis 240 Volt (AC, 50/60Hz) akzeptiert, wodurch ein manuelles Umschalten nicht erforderlich ist. Eine LED oberhalb des rückseitigen HF-Schalters signalisiert, dass der Monitor eingeschaltet ist, auf der Vorderseite existiert leider keine optische Rückmeldung über den aktuellen Power-Status des T7V. Als Eingang stehen sowohl symmetrische XLR- als auch unsymmetrische RCA-Buchsen zur Auswahl, welche mittels eines korrespondierenden Umschalters (+4 dBu/-10 dBV) aktiviert werden. Der stufenlose Pegelregler dient der Lautstärkenanpassung über einen weiten Bereich von -60 bis +18 dB, was die präzise Anpassung eines Boxenpaares zur filigranen Feinarbeit macht.

Fotostrecke: 2 Bilder Rückseitige Anschlüsse

Weiterhin gibt es zwei Schiebeschalter zur Klanganpassung des Monitors, den HF- und den LF-Schalter, welche mit den Einstellmöglichkeiten -2 dB, 0 und +2dB einen begrenzten Zugriff auf die Höhen- und Basswiedergabe erlauben, wobei nirgends eine konkrete Angabe bezüglich der Einsatzfrequenzen zu finden ist.

Praxis

Aufstellung / Testumgebung

Gemäß der Aufstellungsempfehlung in der Bedienungsanleitung (Wandabstand seitlich mindestens 40 cm) habe ich zum Praxistest ein Paar A7V Monitore in meinem Studio freistehend und akustisch entkoppelt auf den Boxendrehtellern meines Studiotisches positioniert. Die Kantenlänge des Stereodreiecks beträgt 1,25 m, was der Nahfeldaufstellung entspricht, in der ich überwiegend arbeite. Als Audiomaterial habe ich einen stilübergreifenden Mix vetrauter Fremd- und Eigenproduktionen verwendet sowie diverse Hörproben mit Rauschgeneratoren, Sweeps und virtuellen Instrumenten durchgeführt. Als D/A-Wandler kam das Universal Audio Apollo 8 Interface zum Einsatz. Zusätzlich zum normalen Betrieb habe ich die Monitore als Satelliten hinter meinem Adam Sub8 Subwoofer, welcher vom Hersteller ausdrücklich als kompatibel empfohlen wird, angeschlossen und getestet. Die Verkabelung erfolgte ausschließlich mit Vovox Kabeln (link direct S XLR).

Der erste Eindruck

Im Vergleich zu meinen kleinen Neumännern fiel meinem Fledermaus-Gehör spontan ein vernehmbares Grundrauschen der Monitore auf, welches sich aber außerhalb dessen bewegt, was man zur Studioarbeit als problematisch bezeichnen kann. Schon sobald ein leises Signal anliegt, fällt es nicht mehr ins Gewicht und hat keinen negativen Einfluss auf kritische Bearbeitungen, wie bei anderen, auch teureren Monitoren schon einmal der Fall sein kann. Um beim Thema „Artefakte“ zu bleiben: Der T7V Monitor verhält sich absolut unsensibel gegenüber Einstreuungen, wie beispielsweise Mobiltelefonen, was in dieser Preisklasse und teilweise auch darüber keine Selbstverständlichkeit und daher positiv anzumerken ist.

Und wie klingen die Monitore?
Und wie klingen die Monitore?

Frequenzgang

Der Übertragungsbereich des T7V wird mit 39 bis 25000 Hz angegeben, wobei die untere Grenzfrequenz in dieser Preisklasse einen mehr als respektablen und in der Musikproduktion äußerst praktikablen Wert darstellt. Hält der Sound, was das Datenblatt verspricht? Vom Grundcharakter der Frequenzwiedergabe sind die Adam Monitore eher gefällig als analytisch, was in erster Linie an einer etwas zurückhaltenden Abbildung des mittleren Frequenzbereichs liegt und in mir spontan Assoziationen zu Kopfhörern der Marke Beyerdynamic als Gegenpol zu Modellen von Audeze mit kräftigeren Mitten weckt. Da ich ein Freund lebendiger Mitten bin, liegt es nahe, die rückseitigen Filter auszuprobieren, welche in diesem Bereich aber keine gravierenden Änderungen bewirken. Somit bleiben Gesangsstimmen stets etwas eingebettet im Mix, was nicht meinen persönlichen Präferenzen entspricht, aber zu einem gewissen Grad auch eine Geschmacksfrage ist. Der Bassbereich wird für einen Nahfeldmonitor äußerst potent abgebildet, allerdings fällt mir ein teilweise ungewöhnliches Ausschwingverhalten im Subbass auf. Bei näherer Betrachtung musste ich feststellen, dass beide Monitore eine etwas unterschiedliche Darstellung tiefer Frequenzen, sowohl im Ausschwingverhalten als auch im Obertongehalt liefern. Durch den Austausch beider Monitore kann ich Raumeinflüsse oder Fehler im Signalweg definitiv ausschließen. Derartige Fertigungstoleranzen wären aus professioneller Sicht nicht tolerierbar, doch angesichts des günstigen Preises, der Zielgruppe und der in der Summe dennoch vorhandenen hohen Wiedergabequalität, möchte ich diesen Umstand auch nicht überdramatisieren. Absolut erwähnenswert in dieser Angelegenheit ist, dass dieses Artefakt bei der Verwendung der T7V Monitore hinter meinem Subwoofer mit aktiviertem Satellite Filter bei 85 Hz nicht mehr zu Tage tritt. Die entlasteten Tieftöner liefern in dieser Konstellation ein homogenes Bild, das frei von Abweichungen ist. Wenig Überraschendes hingegen ist vom Hochtonbereich zu vermelden, der bekanntermaßen zum Spezialgebiet von Adam Audio zählt. Obwohl laut Datenblatt der Übertragungsbereich im Vergleich zu höher positionierten Modellen des Herstellers nicht in unendliche Weiten fernab des menschlichen Hörbereichs abdriftet, liefern die U-ART-Hochtöner ein überzeugendes und präzises Bild. Von unnötiger Schärfe, ein meines Erachtens inzwischen überholtes Vorurteil gegenüber AMT-Hochtönern, ist nichts zu spüren. Trotz der hier protokollierten Abweichungen vom Ideal oder meinen persönlichen Vorlieben übertrifft die Qualität der Frequenzwiedergabe meine Erwartungen an Monitore dieser Preisklasse.

Fotostrecke: 2 Bilder Der HPS-Waveguide optimiert das Abstrahlverhalten des Hochtöners.

Impulsverhalten
Der U-ART-Hochtöner nach dem Air-Motion-Prinzip ist der Garant für eine knackig-präzise Wiedergabe von Transienten, wobei tieffrequente Impulse vermutlich aufgrund von Fertigungstolerenzen ein leicht indifferentes Bild abliefern können, das kritischen Beurteilungen nicht gerecht wird und ich in dieser Preisklasse auch nicht zwingend erwartet habe. Für einfaches Homerecording bewerte ich diese Einschränkung aber als eher unproblematisch.
Räumliche Abbildung
Hier vermag der günstige Neuling von Adam Audio zu punkten. Bei breitem Sweetspot liefert der A7V eine weitgehend präzise Ortung einzelner Mixelemente, die auch in der Tiefe des Raumes sehr gut greif- und separierbar dastehen, was Eingriffe im Mix begünstigend ermöglicht.

Fazit

Der neue T7V Monitor von Adam Audio ist eine Zäsur im Preisgefüge des Herstellers. Er ist spürbar günstiger als der „kleine“ A3X mit 4,5-Zoll-Tieftöner und deutlich günstiger als der in seinen Grundparametern (2-Wege, 7-Zoll-Tieftöner) vergleichbare A7X Monitor aus gleichem Hause. Dieser kostet mehr als das Doppelte. Es ist logisch, dass man bei einem derart günstigen Angebot den ein oder anderen Kompromiss in Kauf nehmen muss, aber in der Summe erhält man für unter 200 Euro einen für Einsteiger attraktiven und gut klingenden Studio-Monitor, der besonders in Kombination mit einem Subwoofer eine souveräne Performance abliefert. Wer einen günstigen Studio-Monitor sucht, sollte den T7V von Adam Audio unbedingt ausprobieren!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • preisbezogen sehr gute Wiedergabeeigenschaften
  • präzise Transienten- und Höhenabbildung
  • Klangregelung
  • ansprechendes Erscheinungsbild
  • potente Basswiedergabe
Contra
  • klangliche Abweichungen beider Tieftöner im Lautsprecherpaar
  • Mitten etwas unterrepräsentiert
Artikelbild
Adam Audio T7V Test
Für 199,00€ bei
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Features und Spezifikationen
  • aktiver 2-Wege-Nahfeldmonitor
  • Basstreiber (Polypropylen): 7 Zoll
  • U-ART Hochtöner: 1,9 Zoll
  • HPS-Waveguide
  • DSP-gesteuerte Frequenzweiche
  • Bass Reflex System
  • Raumanpassung: High-Shelf-Filter, Low-Shelf-Filter
  • Analog-Eingang: XLR und RCA
  • Eingangs Impedanz: 10/20 kOhm
  • Eingangsempfindlichkeit: +4 dBu, -10dBV
  • Verstärker: Class-D 50Watt RMS (Basstreiber), Class-D 20Watt RMS (Hochtöner), Summierte Verstärkerleistung RMS 70Watt
  • Maximalpegel (Paar, bei 1 m Abstand): 110 dB SPL
  • Frequenzgang: 39 – 25000 Hz
  • THD: 0,5% (> 80Hz)
  • Crossover-Frequenz: 2,6 kHz
  • integriertes Schaltnetzteil 100-240V, 50/60Hz, 132W max
  • Maße: 347mm (h)
210mm (b)
    293mm (t)
    • Gewicht: 7,1 kg
    • 2 Jahre Garantie (5 Jahre bei Produktregistrierung)
    • Preis (Stück): € 199,– (Straßenpreis am 24.03.2018)
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