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Twisted Electrons Deton8 Test

Was lange währt, wird endlich anders: Schon vor zwei Jahren zeigte Twisted Electrons während der Superbooth19 einem kleinen ausgewählten Personenkreis den ersten Prototypen des deton8, damals noch im Gewand des gerade erschienenen acid8 II. Nun ist das fertige Gerät endlich da, aber kleiner und im eigenständigen Gehäuse. Geblieben ist die Grundidee: Samples auf 8-Bit-Basis mit einem Step-Sequenzer in Bewegung bringen und mit wenigen effektiven Parametern radikal im Klang verändern. Was genau der deton8 kann und was nicht, klären wir hier im Test.

Twisted Electrons Deton8 Test. (Foto: Christine Mangels)
Twisted Electrons Deton8 Test. (Foto: Christine Mangels)

Details

Der Twisted Electrons deton8 ist ein sehr kompakter achtstimmiger Hybrid 8-Bit-Sample-Player und Drum-Synthesizer. Mit seinen Abmessungen von 140 x 40 x 90 mm und einem Gewicht von lediglich 320 Gramm macht er auf dem Tisch einen sehr schmalen Fuß und wirkt auch aufgrund der überschaubaren Anzahl an Bedienelementen eher unscheinbar. Auf der Oberseite des flachen schwarzen Briketts thronen sechs runde geriffelte Metallpotis, die fest am Gehäuse verschraubt sind und sich angenehm präzise drehen lassen. Als Play-, Shift- und Patternschalter dienen drei der mittlerweile typischen Twisted Electrons-Taster, wie sie auch z. B. auf der Sequenzer-Oberfläche des acid8 II oder hapiNES L ihren Dienst tun. Der angenehm haptische Klick und die flache Mulde auf den Tastern sorgen für zweifelsfreie Bedienung. 

Twisted Electrons deton8 ist eine Sample-Drummachine – und mehr. (Foto: Christine Mangels)
Der Twisted Elcetrons deton8 versprüht digitalen 8-Bit Charme.

Blickfang sind aber zwei Reihen mit je acht kleinen quadratischen weiß hintergrundbeleuchteten Buttons á la crazy8 beats. Besonders hell leuchten die allerdings nicht. Das ist angenehm im Club oder im schummrigen Studio, aber kaum sichtbar, wenn die Sonne – oder wie bei uns im Video – mehrere starke Lampen draufscheinen. Die obere Reihe dieser 2 x 8-Matrix ist mit Instrumentennamen beschriftet (Kick, Snare, Metal, Clap, Can, Tom, Nut und Synth), die untere mit Funktionen wie Tempo, Reset, Copy, Paste, Clear, Reverse, Stutter und Record, denn die 16 Leuchtquadrate dienen auch als Anzeige für die Instrumentenanwahl per Drehregler und für Editierfunktionen per Shift. Sie sind nicht anschlagdynamisch. Wer sich mit der Bedienphilosophie anderer Twisted Electrons-Geräte auskennt, wird einige Gemeinsamkeiten vorfinden, aber mancher Move ist auch völlig neu.

Die zuverlässigen und robusten Metallregler des Twisted Electrons deton8 sind kürzer als die des acid8 II aus gleichem Hause. (Foto: Christine Mangels)
Die zuverlässigen und robusten Metallregler des Twisted Electrons deton8 sind kürzer als die des acid8 II aus gleichem Hause. (Foto: Christine Mangels)

Auf dem Rücken finden wir vier Miniklinkenbuchsen für Audio Out, Sync Out, Sync In und MIDI-in sowie eine mittlerweile schon selten gewordene USB-Typ-Mini-B-Buchse, für den Strom und den Anschluss an den Computer. Ein dediziertes Netzteil oder einen Netzschalter gibt es nicht. Der Audioeingang ist in mono. Einen Kopfhörerausgang gibt es nicht. Zwei der nötigen Adapterkabel befinden sich im Lieferumfang, namentlich das USB-Kabel und ein passendes MIDI-Adapterkabel sowie der DIN-A4-Beipackzettel mit den grundlegenden Bedienfunktionen, das auch auf der deton8-Page vorzufindende und dort sogenannte „Cheat-Sheet“. Ausführlicher und auch unmissverständlicher wird deton8 im Download-Manual erklärt.

Fotostrecke: 2 Bilder deton8 im Twisted Electrons Karton. (Foto: Christine Mangels)

Parameter und Effekte

Die mittleren vier Potis erfüllen je zwei Funktionen, eine wird mit gehaltener Shift-Taste bedient und beide sind unter den jeweiligen Regler aufs Gehäuse gedruckt. Bei der Primärfunktion sind das: Pitch – verändert die Tonhöhe, Decay – verlängert das Ausklangverhalten und Drive – dient als Volumenregler für die einzelnen Stimmen, fügt aber auch am Ende des Regelweges ein harsches digitales Clipping hinzu. Master regelt die Lautstärke der Summe. „Sound“ ist ein spezieller Parameter, der pro Voice unterschiedliche Klangveränderungen erzeugt: auf der Kick-Voice fügt Sound eine tieffrequente Sinusschwingung hinzu, auf der Snare-Voice weißes Rauschen und auf der Metal-Voice wird das Sample über ein Wavetable resynthetisiert.
Die Sekundärfunktionen der vier mittleren Regler sind: Ring – ein Ringmodulator, Bend – ein Pitchbend, der sich auf alle Voices auswirkt, Delay – erzeugt bei der angewählten Stimme ein kurzes Echo, dass in der Geschwindigkeit einstellbar ist und Pump ist ein angedeuteter Sidechain-Kompressor und dient zum Hervorheben eines Sounds aus dem Gesamtspektrum, während die anderen Klänge weggedrückt werden. So richtig „französisch“ pumpt er aber nicht. Während der ganz linke „Master“-Regler einfach die Gesamtlautstärke bestimmt, dient der ganz rechte Regler zur Anwahl des jeweiligen Parts und sekundär zum Solo-Schalten von Parts.

Parts

Parts sind die obersten acht Pad-Slots, in die jeweils ein Sample geladen werden kann. In der obersten Pad-Reihe sind acht Soundnamen gelistet, aber natürlich muss sich der Anwender nicht an die Serviervorschläge halten. Eine Kick-Drum kann z. B. auch auf der Snare-Voice platziert werden. Die Samplenamen sind nur Platzhalter und es können sieben eigene Samples geladen werden. Der achte Part („Synth“) ist kein Sample, sondern eine NES-inspirierte Dreieck-Wavetable-Welle mit Arpeggiator, die sich zu einem Rechteck formen lässt. hapiNES L lässt schön grüßen. Beim Synth dient der Sound-Parameter zur Erzeugung von Arpeggio-Noten. Mit Hilfe des Pitch-Reglers ist dann auch rudimentär quasi-melodiöses Spiel möglich. Die Bewegungen des Pitch-und auch des Decay-Potis lassen sich dann in Echtzeit aufnehmen, um z. B. Melodien im Pattern festzuhalten.

Fotostrecke: 3 Bilder Rundgang: der deton8 von vorn. (Foto: Christine Mangels)

Als weitere Performance-Effekte stehen Reverse und Stutter zur Verfügung. Während reverse einfach nur das angewählte Sample umdreht wird, erzeugt Stutter – wie zu erwarten – einen Beat-Repeat-Stotter-Effekt mit acht Variatonen, die über die obersten acht Leuchtpads abgerufen und in Echtzeit verschraubt werden können. Selbst einen digitalen Tiefpass-Filter mit Cutoff und Resonanz bietet die kleine Kiste. Für die Cutoff-Frequenz müssen Shift und Pattern vor dem Schrauben gleichzeitig gedrückt werden, für die Resonanz sogar drei Tasten: Play, Shift und Pattern. Natürlich können Patterns in Echtzeit umgeschaltet werden, kopiert und „gechained“ werden, um längere Patterns zu erzeugen. Sie können aber auch in Echtzeit auf bis zu zwei Steps gekürzt und wieder auf 16 verlängert werden. 

Fotostrecke: 2 Bilder Vier Miniklinken und ein (vermeintlicher) Todesfall: die USB-Typ-Mini-B-Buchse sieht man auch immer seltener. (Foto: Christine Mangels)

Sampling und Editor

Selber samplen kann deton8 übrigens nicht. Über den kostenlosen deton8-Editor werden WAV, AIF und mp3-Files für das Gerät bearbeitet und transferiert. Diese dürfen 8 oder 16 bit Tiefe haben, sollten aber 32 kHz Samplerate aufweisen, da sie ansonsten im deton8 mit veränderter Tonhöhe abgespielt werden. Auch sollten die Samples sehr kurz geschnitten sein, denn nur ca. 64 kbyte passen in den Speicher. Das klingt für heutige Verhältnisse lächerlich wenig, aber entspricht dem Arbeitsspeicher des Apollo Guidance Computers (AGC) der Apollo 11-Mondlandungsmission von 1969 und zufälligerweise auch dem des Commodore C64 8-Bit-Homecomputers von 1982. Referenzästhetisch ist der deton8 also voll im Soll.
Der Editor reduziert die Bit-Tiefe der geladenen Samples, wenn die maximale Speichergröße überschritten wird. Dadurch können interessante Artefakte entstehen, insbesondere bei überlangen Files. Per USB werden die Samples vom Computer auf den deton8 geschoben. Damit es gleich losgehen kann, bietet Twisted Electrons auf der deton8-Website 26 Kits zum freien Download an. Die Kits liegen in einem eigenen Datenformat mit der Extension ‚.d8‘ vor. Da gibt es unter anderem Kits mit starken Verweisen im Namen wie „Mkart“, „Sfighter“ oder „Amy-Sister“, ein Soundkit mit Bits und Pieces aus dem berühmt-berücktigten „Amen Brother“-Drumbreak.  Anwender können ihre eigenen Samples ebenfalls als d8-Kits sichern.

Sync

Zur Einbindung von zum Beispiel Modularsystemen sendet und empfängt deton8 Triggerclock, sendet einen 5V-Puls auf jedem zweiten Step. Synchronisation geht aber auch über MIDI-Clock-Empfang oder mit dem Computer über USB. Auch Firmware-Updates finden via USB statt. Dazu verwendet Twisted Electrons Web USB, das browserbasiert auf Google Chrome ab Version 61 läuft. Die aktuelle Firmware, die in diesem Test verwendet wurde, ist „R4“.

Samples wie an der Perlenschnur: Per Editor lädt man die mitgelieferten Kits, oder auch eigene Samples in den Twisted Electrons deton8. (Foto: Mijk van Dijk)
Samples wie an der Perlenschnur: Per Editor lädt man die mitgelieferten Kits, oder auch eigene Samples in den Twisted Electrons deton8. (Foto: Mijk van Dijk)
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Praxis

Inbetriebnahme

Da kein Netzteil vorgesehen ist, schließe ich den deton8 einfach per USB-Kabel und einem X-beliebigen USB-Stecker an die Steckdose an und los geht’s. Trotz Mono-Miniklinkenausgang ist das Abhören mit einem Stereokopfhörer möglich, wenn man den Stecker nur bis zur Hälfte einführt. Man muss etwas rumprobieren, aber es ist ja eigentlich auch nicht vorgesehen.

Die Pads leuchten dezent weiß, eine Ausnahme in den heutigen grell-bunten RGB-Pad-Zeiten. (Foto: Mijk van Dijk)
Die Pads leuchten dezent weiß, eine Ausnahme in den heutigen grell-bunten RGB-Pad-Zeiten. (Foto: Mijk van Dijk)

Samplefutter

Zum Glück erhält deton8 vom Laptop genügend Strom, denn befüllt wird deton8 über den Software-Editor. Hier werden einfach Samples per Drag and drop ins Editorfenster gelegt. Diese reihen sich dann munter hintereinander auf und werden dann in einem Rutsch in den deton8 befördert. Wir bestücken also keine individuellen Slots, sondern bereiten einen Dump vor, den wir dann durchführen. Weniger ist hier mehr, denn der Samplespeicher ist gerade mal 64 Kilobyte klein. Die Start-und-Endpunkte der Samples können zwar im Softwareeditor neu festgelegt werden, aber besser ist es, die Samples auf dem Laptop vorzubereiten: präzises Schneiden zum Platzsparen, re-samplen auf 32 kHz für akkurates Tuning und maximal 16 bit sind die Devise, denn 24 bit-Samples werden einfach ignoriert.
Insgesamt ist der Editor ein recht rudimentäres Programm und wirkt noch nicht völlig ausgereift. So hängt er sich auf meinem Computer unter MacOS 10.12.6 Sierra gerne auf, bringt den deton8 nach einer erfolgreichen Sampleübertragung zum Einfrieren und muss dann stets neu gestartet werden. Unter MacOS 10.14 Mojave soll er jedoch stabil laufen. Und da es Software ist, dürfen wir allgemein auf Besserung hoffen. Sind die Samples dann erst mal im Kasten – respektive dem deton8 – kann der Spaß losgehen. Der kleine Sampler behält seine 16 Sequenzen auch nach dem Ausschalten im Speicher, so dass man sofort mit den Beats vom Vortag weitermachen kann. Selbst wenn ein neues Soundset geladen wurde, sind die Patterns noch da und klingen dann aber – je nach den angetriggerten Klängen – zumeist völlig anders. Zum Glück kann man das Pattern schnell initialisieren, aber auch zufallserzeugte Random-Sequenzen sind machbar. 

Per USB erhält der deton8 Strom, Samples, MIDI und Clock. (Foto: Mijk van Dijk)
Per USB erhält der deton8 Strom, Samples, MIDI und Clock. (Foto: Mijk van Dijk)

Instrumentenanwahl

Pattern werden per Step-Sequenzer oder Live per Fingerdrumming programmiert. Was mich am meisten stört, ist die Anwahl der einzelnen Instrumente mit einem nichtgerasterten Drehregler.  Zwar ist es von haptischem Vorteil, dass der erste Slot bei Anschlag auf links ausgewählt wird und der Synth-Slot bei Anschlag auf rechts. Aber bei den sechs Slots dazwischen muss man wie ein Luchs darauf achten, bei welchem Sample-Slot das Statuslämpchen kurz aufleuchtet, bevor das 2×8-Grid wieder andere Werte dauerhaft repräsentiert. Das bremst beim flüssigen Jammen leider sehr aus und ist sehr weit entfernt vom Komfort der direkten Anwahl eines Sample-Slots. Geht man in den Realtime-Recording-Standby-Modus (Shift+Record) ist zwar die direkte Anwahl einer Voice zur Klangediterung möglich, allerdings kann man hier werde die programmierten Steps sehen, noch welche setzen. Das funktioniert als Workaround, ist aber weit entfernt von Optimal.
Einen ausgewogen abgeschmeckten Gesamtsound aller acht Sounds hinzubekommen, ist schon in der Studio-Situation schwierig und wird in der Live-Situation nicht übersichtlicher. Alle Voices können im Volumen wie auch im Decay oder der Tonhöhe per MIDI-CC kontrolliert werden, aber es ist ja nicht Sinn und Zweck eines ultrakompakten Geräts, dass man noch extra einen ausgewachsenen MIDI-Controller mitnehmen muss, um es im Griff zu haben. Es macht also Sinn, sich an ein vorhandenes Pattern mit Mute-und-Soloschaltung heranzutasten. Apropos Solo, auch hier wird per Drehregler das allein klingende Instrument angewählt. Zum Glück ist Mute über die 2x8er-Tastatur intuitiv und schnell zu erreichen, wenn auch nur per Shift-Funtkion.

Die 16 Performancepads bieten viele Doppelfunktionen. (Foto: Mijk van Dijk)
Die 16 Performancepads bieten viele Doppelfunktionen. (Foto: Mijk van Dijk)

Sound

Kommen wir zum Wichtigsten:  Der deton8 klingt klasse – wenn man digitales ‚Lo-Fi-Bitcrush-Mayhem‘ mag. Er rotzt und schabt und bolzt und grained, dass es eine Freude ist. Man hört es den Audiobeispielen wahrscheinlich an: Ich hatte einen Heidenspaß beim erstellen. Einfach den deton8 im Sync mit der DAW laufen lassen, drauflos programmieren und hören, was passiert. Wenn sich die einzelnen Sounds aneinander reiben und gegenseitig wegdrücken, entstehen intuitiv wunderbar kaputte Loops, die auch einer Hochglanzproduktion gut zu Gesicht stehen.
Das Jammen mit dem deton8 ist auch immer ein Forschen: Man weiß selten, was als nächstes rauskommt. Wer jedoch aus der Unvorhersehbarkeit eine Methode macht, wird mit erstaunlichen Ergebnissen belohnt. Ihr solltet für die ersten Klangexperimente unbedingt die verfügbaren Kits runterladen und in den deton8 transferieren. Soundsets mit Namen wie „Mkart“ oder „Sfighter“ lassen schon erahnen, welche Videospiele hier als Inspiration dienten. Aber es gibt auch „normale“ Drumsounds wie „Zek09“ mit klassischen 909-Samples, die trotzdem einmal durch den deton8 geschleust völlig anders und eigenständig klingen.

Audiobesipiele zu Twisted Electrons deton8

Audio Samples
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Bassdrum im deton8 Snare im deton8 Rim im deton8 Clap im deton8 Shaker im deton8 Closed HH im deton8 Open HH im deton8 Synth-Part im deton8 Komplettes Drum-Kit Jam mit dem Drum-Kit. Amen Break Kit Live Programmierung. Future Vocal Live Programmierung. Mkart Preset–Kit Live Programmierung. Sfighter Preset–Kit Live Programmierung. Die einzelnen Stutter-Presets, vorsichtig: LAUT!!!

Modulation

Viele Variationen gibt es auf der obersten Ebene nicht, aber das feine Zusammenspiel zwischen den Reglern „Sound“, „Decay“ und „Drive“ macht je nach Sound schon sehr viel Spaß. Auf die schrägen Dissonanzen und metallischen Reibungen stößt man beim Schrauben und inszeniert sie entsprechend. Das klingt mal bratzig-fett, mal rotzig-schräg und mal trashig-kaputt, so wie man es niemals so spontan und hands-on, mit einem Bitcrusher-Plugin hinbekommen würde. Wenn man auch nur ein wenig Herz für ‚8-bit-weirdness‘ hat, muss man die Sounds lieben. Und sie sind immer eine gute Alternative zu den cleanen und perfekten Samples aus der DAW.

Die soliden Potis sind fest mit dem Gehäuse verschraubt und fühlen sich gut an. (Foto: Mijk van Dijk)
Die soliden Potis sind fest mit dem Gehäuse verschraubt und fühlen sich gut an. (Foto: Mijk van Dijk)

Stutter

Insgesamt acht editierbare Variationen können per Tastendruck abgerufen werden, wodurch der Effekt sich sehr niederschwellig für die Performance anbietet.  Die erste Variation ist ein klassischer Sechszehntel-Beat-Repeat, den wir mit dem Pitch und Decay-Regler noch spektakulär inszenieren können. Variation 7 ist ein Tape-Pitchdown-Effekt, sehr schön zum Beenden eines Taktes. Variation 8 ist ein kleiner Rise-up-Effekt. Die übrigen Stutter-Variationen empfand ich als weniger ergiebig, weil sie außer digitalem Noise kaum rhythmische Komponenten zu bieten haben. Aber das ist sicher auch Geschmackssache. Im Übrigen ist Treffsicherheit beim Auslösen des Stutter-Effekts zu beachten. Bei einem minimalistischeren Pattern kann es auch sein, das einfach nur Stille herrscht, weil der deton8 auf einer Pause rumstottert.

Der Twisted Electrons deton8 ist ein kleiner Sampler mit sehr kleinem Speicher und großem Spaßfaktor, wenn man Bitcrush-Mayhem mag. (Foto: Mijk van Dijk)
Der Twisted Electrons deton8 ist ein kleiner Sampler mit sehr kleinem Speicher und großem Spaßfaktor, wenn man Bitcrush-Mayhem mag. (Foto: Mijk van Dijk)

Für wen ist das?

Der Trend geht wieder klar zum Zweitsampler: Einer in der DAW für alles, was „in the box“ und in großen Datenmengen verwaltet werden will. Und einer als Hardware im Groovebox-Format, für kreative Loops mit direktem Echtzeitzugriff, immer auf der Suche nach dem günstigen Moment, den man nicht immer programmieren kann, sondern der kommt, erkannt und weiter verwertet werden will. In dieser Gattung ist der deton8 ein richtiger Exot, denn er liefert One-Shot-Samples mit 8-Bit-Charme und einen Sequenzer, um diese in Bewegung zu bringen. Am ehesten ist er wohl noch mit dem Korg Volca Sample vergleichen, der jedoch eindeutig braver klingt. Mit seiner Lo-Fi-Ruppigkeit sichert sich der neueste Streich vom französischen Boutique-Hersteller Twisted Electrons einen Logenplatz in diesem kleinen Nischensegment, wenn auch zum deutlich teureren Preis als der Volca Sampler aus der Großproduktion. 

Der Twisted Electrons deton8 ist ein schöner Zweitsampler, wenn man authentisches Lo-Fi-Geschraube schätzt. (Foto: Mijk van Dijk)
Der Twisted Electrons deton8 ist ein schöner Zweitsampler, wenn man authentisches Lo-Fi-Geschraube schätzt. (Foto: Mijk van Dijk)

Twisted Electrons Deton8 Sound Demo (no talking)

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Fazit

Der Twisted Electrons deton8 ist ein simpler Sampler mit 8-Bit-Tiefgang. Er ist kein Ersatz und auch keine Konkurrenz für komplette Drummachines á la Arturia Drumbrute Impact und MFB Tanzmaus oder Loopsampler wie den Korg Volca Sample. Er kann auch nicht brav oder wuchtig klingen.  Was den deton8 einzigartig macht, ist seine schräge 8-Bit-Ästhetik. Hier klingt sofort jedes Sample digital böse und bekommt unweigerlich den deton8-Stempel aufgedrückt. Wer brachiales Industrial á la Aphex Twin oder Lo-Fi Funk mag, findet mit dem deton8 einen kongenialen Partner für schräge organische Beats, die im Rechner nie so entstehen würden. Und genau für solche Inspirationen holen sich Laptop-Musiker schließlich externes Equipment. Der Rest entsteht dann in der DAW.

PRO
  • Distinktiver 8-Bit-Lo-Fi Sound
  • Hands-On-Echtzeit-Editierung
  • Eigene Samples möglich
  • Software-Editor
  • USB-Anbindung
  • Gute Verarbeitung
  • Viel Inspiration für LoFi-Fans
CONTRA
  • Kein Kopfhörerausgang
  • Komplizierte Instrumentenanwahl
  • Sehr kleiner Sample-Speicher
Der Twisted Elcetrons deton8 versprüht digitalen 8-Bit Charme.
Der Twisted Elcetrons deton8 versprüht digitalen 8-Bit Charme.
Features:
  • 8-stimmiger Hybrid Sampler/Drum Synthesizer
  • 8 Bit Samples
  • 8 Stimmen: Kick, Snare, Metal, Clap, Can, Tom, Nut, Synth
  • Synth-Stimme basierend auf NES-Klangerzeugung
  • Stepsequencer inklusive 16 Steps
  • Ringmodulator
  • Distortion/Drive mit authentischer Bit-Reduktion
  • 16 Speicherslots für Pattern
  • Patternchaining von bis zu 16 Pattern
  • Tap-Tempo
  • Swing
  • 8 verschiedene Stutter/Roll-Effekte
  • Delay inkl. variabler Delay-Time & Decay
  • Mute- & Solo-Funktion
  • Sidechain-Funktion
  • Sample-Editor zum Erstellen eigener Drumkits
  • MIDI & Stromversorgung via USB
  • MIDI-Eingang: 3,5 mm Miniklinke
  • Sync In/Out: 3,5 mm Miniklinke
  • USB MIDI
  • Stromverbrauch: ca. 130 mA
  • Abmessungen: 140 x 40 x 90 mm
  • Gewicht: 0,6 kg
Preis
  • Twisted Electrons deton8: Ca. 299 € (Straßenpreis, Stand: 11.12.2019)

Weitere Informationen zu diesem Produkt gibt es auf der Webseite des Herstellers.

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