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Thomann/Clifton SP-5500 Test

Musikinstrumente müssen nicht unbedingt teuer sein – das zeigt die Firma Thomann mit den Instrumenten der Thomann/Clifton-Serie. Aus der Reihe der hauseigenen Stagepianos liegt für diesen Test das SP-5500 vor, das gewissermaßen eine Kombination aus Stagepiano und Alleinunterhalter-Keyboard ist.

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Das SP-5500 bietet vor allem Anfängern einen Einstieg in die Tastenwelt und eignet sich sowohl für den reinen Piano- als auch für den Keyboardbetrieb mit Begleitautomatik. Das Instrument ist mit einer Hammermechanik-Tastatur und eingebauten Lautsprechern ausgerüstet. Speziell für Pianisten gibt es einen “Piano”-Button, der das Gerät auf Knopfdruck sofort in ein digitales “Grand Piano” verwandelt. Insgesamt bietet das SP-5500 559 Klänge, die im Dual-Modus auch gelayert werden können. Mit der Split-Funktion lässt sich die Tastatur an einem frei wählbaren Splitpunkt in zwei Bereiche unterteilen. Hinzu kommt die Begleitautomatik (Arrangerfunktion), die mit 203 Rhythmen (Styles) aufwartet und aus dem SP-5500 ein vollwertiges Alleinunterhalterkeyboard macht. Damit bietet das SP-5500 eine umfassende Ausstattung zu einem äußerst günstigen Preis.
Ob ein Gerät zu einem solchen Preis qualitätsbewussten Pianisten und Alleinunterhaltern gerecht werden kann, werden wir in diesem Test herausfinden.

DETAILS
Das SP-5500 kommt in einem schlichten silbernen Plastik-Gehäuse daher und macht einen soliden Eindruck. Die Verarbeitung ist für den Preis wirklich ordentlich – nichts rappelt und alles ist gut und sicher verbaut. Mittig auf der Oberseite sitzt ein großes, blau leuchtendes Display. Links und rechts davon befinden sich die Sektionen für die Styles bzw. Voices. Auch ein SD-Kartenslot ist vorhanden, mit dessen Hilfe MIDI-Files, User-Songs und Settings geladen werden können. Eine Reihe von Buttons unterhalb des Displays ermöglichen das Abrufen von abspeicherbaren “One Touch Settings”. So lassen sich Registrierungen für verschiedene Songs anlegen. Für die Lautstärke (Volume) gibt es einen Schieberegler. Der zweite, darüberliegende Fader ist ein “Brilliance”-Regler und betont die Höhen des Ausgangssignals. Die Kombination aus Pitchbend- und Modulationsrad ähnelt beim SP-5500 dem Korg-typischen XY-Joystick. 

Schauen wir auf die Rückseite des Geräts: Hier findet man alle Anschlüsse, die ein Digitalpiano besitzen sollte. Neben zwei Audio-Ausgängen (hier als Aux-Out gekennzeichnet) gibt es auch einen Audio-Eingang (6,3mm Klinkenbuchse “Aux In”), zwei Buchsen für Pedale (Sustainpedal und Assignable), MIDI-In/Out sowie einen USB-Anschluss. An der Vorderseite links unten sind zwei günstig platzierte Kopfhörerbuchsen zu finden. Im Lieferumfang des Geräts ist alles dabei, was man zum Spielen benötigt: Neben dem 12V-Netzteil und einem Sustain-Pedal wird auch eine Notenablage mitgeliefert. 

Die Tastatur mit Hammermechanik macht einen ordentlichen Eindruck und lässt sich gut spielen. Die Gewichtung ist nicht so schwer wie bei den meisten anderen Stagepianos. Dies ist nicht unbedingt von Nachteil, denn wer häufig andere Klänge als Piano benötigt, freut sich unter Umständen über eine leichtgängigere Tastatur. Allen, die hauptsächlich Klaviersounds spielen möchten, rate ich jedoch dazu, das Gerät vor dem Kauf auszuprobieren und selbst zu entscheiden, ob die Gewichtung ausreichend ist.

Im Display werden eine Menge Informationen angezeigt. An oberster Stelle stehen Nummer und Name der eingestellten Voice bzw. des eingestellten Styles. Leider wird immer nur die Voice oder der Style angezeigt – beides zugleich geht nicht. Die entsprechende Information kann aber durch Drücken des Voice- bzw. Style-Buttons eingeholt werden. Die Auswahl der Voices bzw. Styles wird per Wählrad, mittels der +/- Tasten oder durch das Drücken eines der zahlreichen Kategorie-Buttons vorgenommen. Instrumente und Styles sind, wie bei den meisten Keyboards, auch hier in entsprechende Gruppen unterteilt. Die dazugehörigen Kategorieknöpfe haben eine Doppelbelegung und schalten z.B. zwischen Orgeln (Voices 121-124) und Varianten des Akkordions (Voices 125 ff.) hin- und her.
Im Display werden auch alle Informationen zum Rhythmus angezeigt, darunter Tempo, Takte und Zählzeiten. Wem das nicht reicht, der erhält sogar eine Info über den aktuell gedrückten Akkord und eine Darstellung aller momentan gespielten Noten in einem Notensystem inkl. Violin- und Bassschlüssel. Abschließend erwähnt sei noch die Statusanzeige der Dual-, Split-, DSP- und Anschlagdynamik-Modi am rechten Rand des Displays.

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PRAXIS
Full-Range Piano
Beginnen wir mit dem SP-5500 als Digitalpiano. Nach dem Anschalten ist das Piano (Voice 001: “Stereo Grand Piano 1”) standardmäßig angewählt. Auch der DSP ist normalerweise eingeschaltet und versieht das Piano mit einem Hall. Über das Funktion-Menü kann man mit wenigen Schritten die beiden DSP-Effekte Hall und Chorus einstellen (beide Effekte sind gleichzeitig verfügbar und getrennt regelbar). Für das Klangbeispiel habe ich den DSP allerdings ausgeschaltet und den Audioausgang “Aux Out” benutzt.

Audio Samples
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Grand Piano (Aux Out)

Erster Eindruck: Über die Lautsprecher klingt das Piano recht ausgewogen. Hört man sich jedoch das Klangbeispiel aus den Aux-Buchsen an, so klingt es hier ziemlich “dünn”. Es fehlt vor allem der Druck im Bassbereich. Hören wir uns deshalb das Piano nochmals an, diesmal allerdings über den Kopfhörerausgang.

Audio Samples
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Grand Piano (Kopfhörerausgang)

Interessanterweise klingt der Kopfhörer-Ausgang viel besser und ausgewogener. Allen zukünftigen Benutzern sei deshalb ans Herz gelegt, lieber auf den Aux-Out zu verzichten und mit einem entsprechenden Kabel den Kopfhörerausgang zu benutzen. Für alle weiteren Klangbeispiele in diesem Test habe ich deshalb den Kopfhörerausgang benutzt.
Während der Aufnahmen habe ich feststellen müssen, dass die integrierten Lautsprecher des SP-5500 nur beim Einstecken eines Kopfhörers in die rechte Kopfhörerbuchse abgeschaltet werden. Benutzt man den Aux-Out oder die linke Kopfhörerbuchse, so bleiben die Lautsprecher aktiv. Der Pegel des Aux-Out und der Kopfhörerausgänge wird aber vom Volume-Regler kontrolliert. In der Praxis bedeutet dies, dass man für einen vernünftigen Ausgangspegel auch eine entsprechende Lautstärke aus den Lautsprechern in Kauf nehmen muss. Eine Möglichkeit zur Abschaltung der Lautsprecher wäre daher schön gewesen. Der “Brilliance”-Regler hingegen wirkt sich nur auf die Lautsprecher und die Kopfhörerbuchsen aus; das über den “Aux-Out” ausgegebene Signal bleibt hiervon unberührt.
Wir halten also fest: Über die Lautsprecher klingt das Piano des SP-5500 durchaus brauchbar. Für Beschallungszwecke sollte man lieber den Kopfhörerausgang benutzen, denn der Aux-Out klingt ziemlich dürftig.
Dual- und Split-Funktion
Durch das Drücken der Dual-Taste (rechts neben der Voices-Sektion) lässt sich eine zweite Voice aktivieren. Diese kann man aus den 559 Sounds auswählen und so z.B. ein Piano mit einem zusätzlichen Streicherklang kombinieren. Das klingt dann so:

Audio Samples
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Grand Piano + Strings (Dual Modus)

Der Split-Modus unterteilt die Tastatur in zwei Bereiche und lässt sich auch in Kombination mit dem Dual-Modus benutzen. Im folgenden Beispiel ist ein Kontrabass (linke Hand) und ein Grand Piano (rechte Hand) zu hören. 

Audio Samples
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Kontrabass / Grand Piano (Split Modus)

Hören wir uns nun noch ein paar weitere Grundsounds an. Im nächsten Beispiel sind der Reihe nach folgende Instrumente im Einsatz: E-Piano, Hammond-Orgel, Akkordeon, Akustik-Gitarre, Kontrabass, Streicher, Trompete, Bläser-Sektion und Saxofon.

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Diverse Voices

Die Qualität der einzelnen Sounds hält sich – meiner persönlichen Meinung nach – sehr in Grenzen. Viele Sounds verfügen über zu wenige Velocity-Stufen und bewegen sich klanglich eher auf dem Niveau der 90er-Jahre. Auch ähneln sich die einzelnen Voices einer Gruppe stark. Bei den E-Pianos gibt es z.B. hauptsächlich DX7-ähnliche Sounds, aber kaum abwechslungsreiche Rhodes- oder Wurlitzer-Klänge. Der sehr günstige Preis macht sich also leider auch bei der Soundqualität etwas bemerkbar. Nebenbei bemerkt: die 64-stimmige Polyphonie reicht zwar für die meisten Sounds aus, zeigt aber im Piano-Betrieb einige Schwächen. Während des Spielens mit gehaltenem Pedal bin ich immer wieder an ihre Grenzen gestoßen. Dieser Effekt zeigt sich noch deutlicher, wenn eine Dual-Stimme aktiviert ist – jetzt ist mir auch klar, warum die meisten aktuellen Keyboards mindestens 128-stimmig sind.  

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Begleitautomatik
Was wäre ein Arranger-Keyboard ohne die Möglichkeit, Rhythmen verschiedener Stilistiken abzurufen? Das SP-5500 bietet 200 Preset-Styles. Drei weitere Styles können vom Benutzer selbst erstellt werden. Die Bandbreite entspricht dem gängigen Angebot von Achtel-Beat-Rhythmen über Bossa Nova bis Swing. Ähnlich wie bei den Voices gibt es auch hier Kategorie-Buttons mit Doppelbelegung.
Das Arranger-Bedienfeld bietet die üblichen Taster für Start, Stop, Sync, Variation A und B, Ending und Fade. Mit dem “Chord Mode”-Knopf lässt sich einstellen, wie die Arrangerfunktion die gedrückten Akkorde in Rhythmus-, Bass- und Harmonie-Patterns umsetzt. Mit dem Intro-Button aktiviert man ein zwei- bis achttaktiges Vorspiel der Begleitautomatik. Da die Länge der Intros je nach Style variiert, empfiehlt es sich, den gewünschten Style vorher anzuhören. Sobald das Intro beendet ist, beginnt der Rhythmus in der Variation A und man kann mit dem Spielen beginnen. Die Taster für die Variationen A und B dienen neben dem Wechsel der Variationen auch dem Auslösen von Fill-Ins. Am Ende des Songs kann ein Ending zum Einsatz kommen. Alternativ lässt sich der Rhythmus mit dem “Fade”-Taster langsam ausblenden.
Die Bedienung der Arrangerfunktion ist einfach und arbeitet tadellos. Auch recht spät gedrückte Fills und Endings funktionieren ohne Probleme. Während meines Tests ist es nur selten passiert, dass ein Akkord nicht richtig erkannt wurde oder ein Fill-In zu spät kam.
Das folgende Klangbeispiel zeigt die Begleitautomatik in Aktion. Nach dem Intro (in diesem Fall 8 Takte) ist die Variation A, ein Fill-in nach Variation B, ein Fill-in zurück nach Variation A sowie ein Ending zu hören. Die Melodie-Instrumente habe ich beim Spielen mehrfach gewechselt. Das zweite Beispiel zeigt einige weitere Rhythmen.

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Arranger (8-Beat) Arranger (diverse Styles)

Auch hier hält sich das klangliche Resultat qualitativ eher in Grenzen. Wie die Voices weckt auch der Sound des Arrangers Assoziationen an Keyboards der 90er-Jahre. Standard-Rhythmen sind im SP-5500 gut abgedeckt, aber es fehlt stellenweise an zeitgemäßeren Grooves. Mit den heutigen Flaggschiffen unter den Arranger-Keyboards kann das SP-5500 klanglich nicht mithalten. Allerdings muss man sich fairerweise vor Augen halten, dass das SP auch nur einen Bruchteil dessen kostet, was für nahezu alle Mitbewerber am Markt bezahlt werden müsste.
Mixer
Für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Voices und Styles steht der Mixer zur Verfügung. Mit dem so gekennzeichneten Taster kann man durch die verschiedenen Sektionen des Keyboards „steppen“ und die Lautstärke der einzelnen Elemente anpassen (Voice R1, Voice R2, Voice L, Rhythm, Bass, Chord1, Chord 2, Phrase 1, Phrase 2, etc.). Die Gesamtlautstärke der Begleitautomatik lässt sich alternativ auch mit den Tasten für “Accomp -/+” einstellen.
Songs
Im SP-5500 befinden sich über 100 Songs, die sowohl die vielseitigen Möglichkeiten des Geräts demonstrieren, als auch für den so genannten Lesson-Modus benutzt werden können. Ist der Song-Modus angewählt, so werden alle Songs der Reihe nach abgespielt. Natürlich kann man aber auch einen beliebigen Song auswählen und anhören.
Wer den Song erlernen möchte, kann den Lesson-Modus aktivieren. Dieser ist in drei Stufen unterteilt und ermöglicht das Mitspielen der jeweiligen Parts (linke bzw. rechte Hand) nach den Kriterien Tonhöhe, Tonalität und schließlich beides zusammen. Zusätzlich ist auch ein Akkord-Verzeichnis eingebaut, das den gedrückten Akkord-Typ anzeigt. oder aber einen Test aktiviert, bei dem man innerhalb einer vorgegebenen Zeit einen vorgegebenen Akkord nachspielen muss.
Darüber hinaus bietet das SP-5500 die Möglichkeit, drei eigene Songs aufzunehmen. Neben einer „Accomp“-Spur für den Style können fünf weitere „Melody“-Spuren aufgezeichnet werden. Recording bedeutet hier natürlich, dass MIDI-Befehle aufgezeichnet werden. 

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FAZIT
Das Thomann/Clifton SP-5500 ist ein Einsteiger-Keyboard bzw. -Stagepiano zu einem unschlagbaren Preis. In diesem Segment wird man nach Alternativen vergebens suchen, denn ein solches Preis-/Leistungsverhältnis gibt es anderswo nicht. Allerdings können die Klangqualität und Features nicht ganz mit modernen Keyboards mithalten – wer wirklich hochwertige Sounds und aktuelle Styles sucht, sollte sich in höheren Preisklassen umschauen. Mit einem Grundstock an Sounds und Styles ist man als Einsteiger aber gut versorgt und kann sogar von der integrierten Lesson-Funktion profitieren. Die Bedienung des Geräts ist erfreulich einfach und erfordert nur selten einen Blick in die Anleitung. Die eingebauten Lautsprecher sind klanglich nicht überragend, aber für den Heimgebrauch oder als Beschallung in kleineren Räumlichkeiten durchaus brauchbar.  

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TECHNISCHE DATEN
  • 88 Tasten mit Hammermechanik
  • 559 Voices
  • 203 Styles (3 User Styles)
  • 100 interne Songs
  • 64-stimmig polyphon
  • eingebaute Lautsprecher (2x 15 Watt)
  • 2 Kopfhörerausgänge
  • Stereo Aux In/Out
  • MIDI In/Out
  • USB Port
  • Maße (LxTxH): 1360 mm x 370 mm x 143 mm
  • Gewicht: 19,6 kg
  • Lieferumfang: Netzteil, Notenablage, Sustainpedal, Bedienungsanleitung
PREIS
  • 365,00 €
Kommentieren
Profilbild von KLaus

KLaus sagt:

#1 - 30.04.2013 um 17:01 Uhr

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Ich bin mit dem Gerät durchaus zufrieden. Sehr beachtlich ist das Preis/Leistungsverhältnis.

Profilbild von Guido

Guido sagt:

#2 - 23.12.2022 um 07:21 Uhr

0

Muss noch ausprobiert werden. scheint ein gutes Einsteigerm oder zu sein!

Profilbild von Eva Kubalek

Eva Kubalek sagt:

#3 - 22.11.2023 um 16:17 Uhr

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Diverse Kopfhörer konnten weder auf dem einen noch auf dem anderen Stecker für Phones die Lautsprecher deaktivieren, um den Ton nur in die Kopfhörer zu übertragen. Was tun? (Type SP5500)

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